Tschechien ist reich an Schlössern und inzwischen erstrahlen fast alle – so wie Schloss Ploskovice – im renovierten Glanz.
Die Geschichte des Schlosses
Bereits früh, im Jahr 1188, waren das Gebiet im Besitz des Johanniterordens. 1278 wird erstmals von einer Kommende die Rede. Die befestigte Festung stand an der Stelle des heutigen Ostpavillons. Bis 1545 waren die Johanniter im Besitz von Ploskovice, allerdings mussten sie das Gut ständig aus Geldmangel verpfänden.

Darunter befand sich auch Adam Ploskovský aus Drahonice, dessen Herrschaft 1496 zu einem Aufstand der Untertanen, die sich gegen die Erhöhung des Fronzolles wandten. Sie eroberten die Festung, zwangen ihren Herrn sie aus der Knechtschaft zu entlassen und unterwarfen sich freiwillig Dalibor von Kozojedi. Dieser wurde allerdings verhaftet, in den Turm der Prager Burg, dem heutigen „Daliborc“ eingesperrt und 1498 hingerichtet.

1545 verkauften die Johanniter das Schloss, die ehemalige Festung wurde aufgegeben und verfiel und gegenüber, an der Stelle des heutigen Westpavillons wurde ein einfaches einflügeliges Schloss errichtet.

Ende des 17. Jahrhunderts erbte Anna Maria Franziska von Sachsen-Lauenburg Ploskovice. Sie heiratete nach dem Tod ihres ersten Gattens noch einmal den toskanischen Herzog Gaston, den letzten Sprössling der Medici-Familie und erhielt durch diese Heirat den Titel einer Prinzessin. Doch ihre Ehe war unglücklich: Gaston lebte dauerhaft in Italien, sie hier in Böhmen.

Doch sie war es, die entschied hier im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts ein neues Schloss als Sommerresidenz erbauen zu lassen. Über den genauen Zeitpunkt des Baus und den Namen des Architekten kann nur gemutmaßt werden, da die Großherzogin alle Rechnungen verbrannte und daher auch wichtige Dokumente fehlen.

1805 kommt der toskanische Zweig der Habsburger in den Besitz von Ploskovice, das nach der Abdankung von Kaiser Ferdinand V. zu Gunsten Franz Josephs I. in der Mitte des 19. Jahrhunderts zur privaten Sommerresidenz des Ex-Kaisers ausgebaut wird. Das Schloss wird um ein Stockwerk erhöht und grundlegend renoviert. Josef Navrátil, einer der besten Maler und Dekorateure der damaligen Zeit wird für die Renovierung engagiert.

Ploskovice wird neben der Prager Burg und dem Schloss Zákupy sein Familiensitz, damit war eine Erweiterung des Schlosses notwendig, die unter der Leitung des Pragers Baumeisters Jan Bělský und der Unterstützung des Architekten Josef Pokorný durchgeführt. Im Frühjahr 1854 war man fertig.

Nach dem Tod Ferdinands V. übernahm Kaiser Franz Joseph I. das Schloss, das er allerdings nur einmal in Begleitung von seiner Frau Sisi und seinem Bruder Maximilian besuchte.

Nach dem Ersten Weltkrieg diente es dem Außenministerium des neuen Tschechoslowakischen Staates als Sommerresidenz. Während des Zweiten Weltkrieges war hier eine Kaderschule der Nationalsozialisten untergebracht.

Seit 1952 stehen der Park und das Schloss unter staatlichem Denkmalschutz und sind der Öffentlichkeit zugänglich.

In den letzten Jahren wurde das Schloss renoviert und nach alten Vorlagen auf den Stand zur Zeit Friedrichs V. gebracht, auch die Grotte unter dem Schloss wurde bereits teilweise renoviert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Unser Rundgang
Von unserem Parkplatz ist das Schloss noch nicht zu sehen. Ein Tor führt in den vorderen Teil des Schlossparks und bald zeigt sich der erste Seitenflügel des Schlosses, in dem auch ein Café untergebracht ist. Hier werden wir uns später vom Rundgang durch das Schloss bei einem ausgezeichneten Kaffee und Torten erholen.

Ein Pfau stakst neugierig, aber im gebotenen Abstand durch die Gegend.

Wir warten vor dem Eingang des Schlosses auf die Führerin und gehen schließlich schon hinein. Schon die „Eingangshalle“ beeindruckt: 8 Statuen aus dem 18. Jahrhundert stellen die 4 Elemente und die 4 Jahreszeiten dar. Sie standen ursprünglich am Dach. Um sie aber vor der Verwitterung zu schützen, wurden sie dort durch Kopien ersetzt und begrüßen nun hier die Besucher. Hier in der Halle erfahren wir auch mehr über die Geschichte des Schlosses und über Kaiser Ferdinand V.

Der Rundgang führt uns dann durch 11 Räume, die im Stil seiner Zeit gestaltet wurden. Auch wenn man die Tapeten und Vorhänge etc. ersetzen musste, ist man sehr stolz, dass man sie nach Fotos und Gemälden so nacharbeiten konnte wie sie zu seiner Zeit ausgesehen haben. Vielleicht stimmt nicht jeder Farbton, aber das Bemühen es wie „anno dazumal“ wieder zu gestalten, ist auf jeden Fall vorhanden.

Wir erfahren auch einiges über den Kaiser und seine Frau. Obwohl sie keine Kinder hatten, scheinen sie sich nahe gestanden zu sein. Ferdinand war von Kindes Beinen an krank und schwächlich. Daher wurde auch seine Ausbildung vernachlässigt, immerhin lernte er aber trotzdem fünf Sprachen und konnte angeblich auch ein wenig tschechisch.

Wie jeder Habsburger musste er einen Beruf erlernen und wählte den Beruf des Gärtners. Daher war der Schlosspark für ihn auch sehr wichtig, in dem auch Dahlien gepflanzt wurden – seine Lieblingsblumen.

Anscheinend wurde auch gerne in der kaiserlichen Familie Musik gemacht und Klavier gespielt. Sie half dem Kaiser auch bei seinen epileptischen Anfällen und es wird erzählt, dass er auch gerne mit der Kammerfrau seiner Gattin vierhändig Klavier spielte.

Natürlich führt auch dieser Rundgang – wie bei Schlössern üblich – durch die verschiedenen Räume des Kaisers: von den Empfangsräumen, über Ankleideräume, Schlafstätten, Eßzimmer und den Dienstbotenzimmern bis zu den Räumen der Kaiserin, wo sich die Reihenfolge wiederholt.

Aber es sind auch interessante Details zu beobachten: ein Bett, das sich in ein „Bügelbrett“ verwandeln konnte, die Hopfendolden und Blätter auf den Tapeten, die die Wichtigkeit dieser Pflanze für die Region unterstreichen, oder der kleine versteckte Aufzug.

Die Besucher erfahren auch einiges über den Tagesablauf des ehemaligen Kaisers, der angeblich immer der gleiche blieb: Aufstehen, Frühstück, Gottesdienst, ein Besuch im Park, Mittagessen, Audienzen und nach dem Abendessen spielte man Billard oder Schach.
Die Grotten
Keinesfalls verpassen dürft ihr einen Besuch der Grotten. Besonders während eines heißen Sommers muss es hier fantastisch sein. Die Höhlen wurden künstlich im frühen 18. Jahrhundert angelegt und sorgten auch im Erdgeschoss im Sommer durch eigene Durchbrüche für ein angenehmes Klima.

Im Winter wurde das Schloss sowieso nicht bewohnt, es konnte nicht beheizt werden und auch Strom und Wasser wurden hier erst sehr spät eingeleitet. Selbst die Dienerschaft, die das Schloss im Winter betreuen musste, lebte in einem Pavillon am Gelände und nicht direkt im Schloss.

Mich haben diese künstlichen Höhlen mit ihren Brunnen und Geplätscher, mit den Statuen und der Stuckdekoration sehr beeindruckt. Lasst euch diesen Teil des Schlosses keinesfalls entgehen.

Schlosspark
Wenn euch noch etwas Zeit bleibt, solltet ihr auch auf jeden Fall einen Spaziergang durch den Park machen. Wir waren leider wie üblich spät dran und haben dadurch nur einen kleinen Abstecher machen können. Aber gerade im Frühling oder Sommerende muss es hier wunderschön sein. Die Grundkonzeption des Parks entstand nach 1720, es gibt einen Teich und eine Pappelallee bis zu einer Marienskulpturengruppe in der Nähe des heutigen Bahnhofs.

Wer möchte kann auch an Führungen durch den Park mit einem Botaniker teilnehmen, der über die Geschichte des Parks einiges erzählen kann und der auch erklärt, welche ursprüngliche Flora bis heute erhalten geblieben ist.

Filme
Wer hätte gedacht, dass das Schloss auch ein Filmstar ist? So wurden viele Filme, Serien und Dokumentationen hier gedreht. Unter vielen anderen Amadeus von Miloš Forman, Spring Waters mit Nastasia Kinski, The Young Indiana Jones Stories, Maigret und die Prinzessin, Die Musketiere, der Videoclip zu Céline Dions „It’s All Coming Back To Me Now oder zu Him „The Sacrament“.
Das Schlosscafé
Im Inneren des Schlosscafés sitzt man im klassizistischen Gebäude des Beamtenhauses oder unter den Arkaden des Schlossparks.

Es gibt hervorragenden Kaffee und auch die Torten haben allseits gemundet. Hier kann man sich vom Schloss- oder Parkrundgang erholen und noch einmal die Aussicht in den Park oder auf das Schloss genießen, wenn man so wie wir unter den Arkaden Platz nimmt.

Auch der Pfau war bei unserem Abschluss wieder dabei und kam nun – schließlich waren wir ja fast schon alte Bekannte – zutraulicher in unsere Nähe, ließ sich bereitwillig fotografieren und nahm auch huldvoll eine kleine Belohnung dafür entgegen.

Staatliches Schloss Ploskovice
411 42 Ploskovice, Ploskovice 1
Tel: +420 416 749 092 oder +420 777 462 542 (Kassa)
Email:
https://www.zamek-ploskovice.cz/cs
Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung von Czech Tourism mit freundlicher Unterstützung der Tourismuszentrale der Aussiger Region
Ein Tourvorschlag durch die Aussiger Region:
Hier findet weitere Ideen für Besichtigungen und Wanderungen durch die Aussiger Region. Dazu noch Tipps zum Übernachten und Restaurants, die wir auf der Reise ausprobieren durften.
Litoměřice – Bischofsbrauerei U sv. Štěpána
Litoměřice – Restaurant Dobrá Bašta
Tisá - Hotel und Restaurant Ostrov
Jetřichovice – Hotel / Restaurant Kortus
Hotel Restaurant Pivovar Monopol Teplice
In den Berg und auf den Berg in der Aussiger Region …
Restaurant Komáří Vížka (Mückentürmchen)