Brünn, die Metropole Mährens mit Flughafen, Opernhäusern, Messe und ihren Sehenswürdigkeiten wird nicht nur von den Wienern immer wieder gerne besucht...
Geschichte
Die Besiedlung des Gebiets um Brünn begann sehr früh: auf der Stránska skála finden sich Spuren des Homo erectus, auch der Cromagnon-Mensch war hier anzutreffen. Ab 500 n.Chr. gibt es erste Belege einer slawischen Besiedlung, um 1000 n. Chr., entstand an einer Furt des Flusses Svratka das heutige Staré Brno (Altbrünn).
1021-1034 wird auf der Petrov-Anhöhe die Burg Brünn und die Kirche des Hl. Michaels erbaut. Die Burg gibt der Stadt, die 1091 erstmals schriftlich erwähnt wird, auch Ihren Namen. Fürst Břeticlav, aus dem Geschlecht der Přemysliden gilt als Erbauer. Um die Marktplätze unterhalb der Burg entwickeln sich tschechische Dörfer – sowohl in Altbrünn als auch um den Oberen Markt, dem Krautmarkt.
1243 erteilt Wenzel I. der Stadt königliche Privilegien, Deutsche Flamen und Wallonen siedeln sich um den Unteren Markt (heute namesti Svobody-Platz) an, im unteren Teil der heutigen Masaryk-Straße bilden die Juden ihre Gemeinde.
Zum Schutz der Stadt wird in mehreren Schritten eine Stadtmauer mit fünf Toren (Meninska, Zidovska, Starobrnenska, Vesela und Behounska) gebaut. Neben den zwei Pfarrkirchen – St. Peter und St. Jakob – entstehen mehrere Klöster: die Benediktiner in Komarov, die Prämonstratenser in Zabrdovice, Dominikaner, Minoriten, das Herburger Kloster, die Kommende der Johanniter und die Zisterzienserinnen in Altbrünn, gegründet von Königin Eliška Rejčka. Sie war die Witwe der böhmischen Könige Wenzel II. und Rudolf von Habsburg und lebte nach 1318 ständig in Brünn. 1348 wird die Stadt zum ständigen Sitz der mährischen Markgrafen, ein Jahr vorher wurde von Markgraf Johann festgelegt, dass alle Kaufleute aus Österreich, Ungarn, Polen, etc mit ihren Waren durch Brünn fahren müssen. Die Stadt blüht während dieser Zeit auf: sie besteht aus etwa 1000 Häuser und hat 11.000 Einwohner und durch das Jahrmarktsrecht wächst der internationale Handel. 1355 erstellt der Rathausschreiber Johann ein Buch mit den Sprüchen der Brünner Ratsherren, das zum juristischen Vorbild vieler Städte wird. 1376 erhält die Stadt das Recht, den Schultheiß frei zu wählen und Gerichte abzuhalten.
Während der Hussitenkriege wird die Stadt zweimal belagert, kann jedoch nicht eingenommen werden. 1454 siedelten sich die Juden in der Umgebung der heutigen Křenova-Straße an, nachdem sie König Ladislav Pohrobek aus der Stadt verbannt hatte. Zur Regierungszeit von Jiři z Podebrad schließt sich Brünn seinem Gegner Matyas Korvin an. 1641 wird Brünn Hauptstadt von Mähren.
1643 und 1645 wird Brünn von der schwedischen Armee belagert, wird aber als einzige Stadt in Mähren nicht eingenommen. Dadurch ist es dem österreichischen Reich möglich, eine neue Armee aufzustellen und so die Schweden zurück zu schlagen. Danach wird die Festung erneuert, die Stadtmauern erweitert, Brünn wird zu einer uneinnehmbaren Barockfestung.
Im 18. Jahrhundert beginnt die Industrieentwicklung – in Brünn konzentriert sich vor allem die Textil- und Maschinenbauindustrie. 1763 wird die erste Textilmanufaktur gegründet. 1839 wird die Eisenbahnlinie Wien-Brünn fertig gestellt und der erste Zug erreicht die Stadt. Brünn verliert zunehmend den Festungscharakter, die Stadtmauer wird nach Wiener Vorbild geschliffen, Gebäude und Grünflächen werden am neuen Stadtgürtel errichtet. Die Burg wird zu einem berüchtigten Gefängnis der Habsburger-Monarchie. Hier werden neben Kriminellen auch politische Gegner des österreichischen Reiches eingesperrt, - so erhält es seinen Namen: „Gefängnis der Nationen“.
1847 wird die Gasbeleuchtung in Brünn eingeführt, 1869 fährt die erste Pferdestraßenbahn. Und es wird geforscht: 1865 formuliert der Brünner Augustiner J.G. Mendel im Altbrünner Kloster seine Vererbungslehre.
1881 wirkt Leoš Janáček als Direktor an der Orgelschule und als Professor am Konservatorium. Das neu gebaute, deutsche Stadttheater wird als das Erste in Europa mit edisonschen Glühbirnen beleuchtet. Edison reist 1911 persönlich an, um die Installation zu inspizieren.
1897 wird das städtische Elektrizitätswerk gebaut und 1900 wird die Straßenbahn elektrifiziert. Brünn bleibt die Stadt der Erfinder und Forscher: 1914 fertigt Viktor Kaplan seine erste Turbine in Brünn. Aber auch die Architektur prägt die Stadt: neben vielen anderen Gebäuden des Funktionalismus entsteht 1930 die Villa Tugendhat von Mies van der Rohe, die heute zum UNESCO Weltkulturerbe zählt.
Durch den 2. Weltkrieg werden nicht nur Gebäude beschädigt – während der nationalsozialistischen Okkupation sterben viele tschechische Bürger auf der Richtstätte im Kounic-Studentenheim. 1945 wird dann die deutsche Bevölkerung aus der Stadt ausgewiesen (Brünner Todesmarsch). Die anschließende kommunistisch geführte Periode bringt Brünn wirtschaftliche und politische Stagnation, die jetzt langsam überwunden wird.
Sehenswürdigkeiten
Das Mahen Theater
602 00 Brno, Dvořakova 589/11
1881 von den Wiener Architekten Ferdinand Fellner und Hermann Hellner entworfen und 1882 vollendet. Es steht an der Stelle der ehemaligen Stadtmauer. Das Mahen Theater war das erste, voll elektrifizierte Theater in Europa. Francis Jehl, ein Assistent von Thomas Alva Edison, kam 1882 nach Brünn um die Elektroanlage zu designen und zu installieren. In der Vlhká Strasse wurde ein Dampfkraftwerk gebaut, das den Strom nur für das Theater lieferte. Eine der Edison-Glühbirnen wurde 1882 in ein dekoratives Etui aus Kupfer gelegt und in den Abschlussstein des Theaters hineingelegt. Heute befindet sich eine Kopie in einer Nische unter der Hauptstiege. Edison selbst kam 1911 nach Brünn.
Der Grundriss des Theaters ist als Rechteck gestaltet, das mit seiner kurzen Seite der Hauptfront zum Malinovsky-Platz gerichtet ist. Die Segmentarme der Zufahrtsrampe münden in einem dreiachsigen Portikus in der Mitte, dessen toskanische Säulen und Pfeiler den Balkon im Geschoss tragen. Darauf ruht eine Loggia mit korinthischen Säulen und einem dreifachen Säulengebälk. In der Mitte der Dekoration befindet sich der griechische Gott Dionysos, der auf einem von Löwen und Panthern gezogenen Wagen steht. Das Vierergespann ist von beflügelten Gestalten der Genien mit flammenden Fackeln begleitet. Das Gebäude ist mit einer kegelartigen Balustrade abgeschlossen, die das ganze Gebäude peripherisch umläuft. An den Ecken der Front hält ein Paar von Amoretten Schilder mit der Aufschrift: „Dem Schönen eine Stätte – den Musen ein Heim.“ Der Dachbogen – mit dem Stadtwappen versehen – betont die Frontmitte. Hier sieht man eine auf einem Schwan sitzende Thalia-Gruppe, deren Ruhm zwei Posaunenspieler verkünden. Die skulpturale Innen- und Außendekoration stammt vom Wiener Theodor Friedl, die figuralen Allegorien zwischen den oberen Fenstern hat im Sgrafitto der Wiener Maler Adolf Roth geschaffen.
Das Äußere des Theatergebäudes repräsentiert die historisierende Architektur aus der Schlussperiode des sogenannten strengen Historismus. Mit der Innenausstattung wollten die Erbauer vor allem emotionale Wirkung erzielen. Hinter der Eingangsfront erstreckt sich in voller Gebäudebreite ein dreiteiliges Vestibül, im oberen Geschoss befindet sich ein dreiteiliges Foyer. Hinter dem Vestibül ist ein monumentales, dreiarmiges Treppenhaus eingebaut, dessen Hauptstiege zu den Logen im Parterre führt, während die beiden restlichen Arme zum Korridor im Geschoss führen, der das Foyer mit dem Zuschauerraum verbindet. Die ringförmige Decke des hufeisenförmigen Zuschauerraums zeigt sechs Lünetten mit Temperagemälden der Allegorien von Tragödie, Tanz, Lyrik, Komödie, Gesang und Musik von Julius Schmidt. Alle Teile des Innenbereiches, die vom Publikum betreten werden, sind kontinuierlich mit Ornamentendekorationen aus einander durchdringenden plastischen und gemalten, stark vergoldeten Elementen, die von Johann Schönthaler aus Wien geschaffen wurden, versehen. 1971-78 wurde das Theater generalsaniert – wurde es doch beinahe 90 Jahre lang im Wesentlichen in der Originalform mit den ursprünglichen technischen Mitteln betrieben.
Die Namensgebung des Gebäudes war wechselhaft: Ursprünglich eröffnet als Deutsches Stadttheater (bis 1918 und während des Protektorates), hieß es von 1918 – 1945 Theater auf den Schanzen, 1945 – 1946 Janáček-Oper, 1946 – 1965 Janáček-Theater – seit damals wird es Mahen-Theater genannt.
Die Geschichte des Theaters ist wie vieles in Brünn in einen deutschen und einen tschechischen Abschnitt zweigeteilt: Als Deutsches Stadttheater war es von 1882 – 1918 Hauptstätte des deutschen Theaters. Nach dem Untergang der Österreich-Ungarischen Monarchie 1918 übernahmen die Tschechen und es wurde zu ihrem wichtigsten Theaterhaus. Die Übergabe des Theaters war von starken Emotionen begleitet: So drang z.B. 1920 eine Gruppe tschechischer Nationalisten während einer deutschen Aufführung von Carmen ein, um zu protestieren dass ein Slawe (der Russe Jurij Baklanoff) in einem deutschen Theater gastiert. Mit lautem Lärm wurde versucht, die Veranstaltung unmöglich zu machen.
Nach schwierigen und langwierigen Verhandlungen einigte man sich auf zwei Spieltage (Montag und Dienstag) für die Deutschen, an den übrigen Tagen wurde tschechisch gespielt. Trotz dieser Auseinandersetzungen beruhigten sich beide Teile und es folgte sogar eine Periode bedeutsamer gemeinsamer Zusammenarbeit. Diese wurde allerdings durch die Besetzung der Tschechoslowakei 1939 durch die Nationalsozialisten wieder beendet: jetzt wurde im Theater wieder überwiegend Deutsch gespielt und den Tschechen nur zwei Spieltage in der Woche zugewiesen. Nach Beendigung des 2. Weltkrieges ist wieder das tschechische Theater zurückgekehrt.
Das Mahen-Theater war der Ausgangspunkt manch großer Künstlerkarriere: Maria Jeritza und Leo Slezak sangen in Brünn bevor sie ihre Engagements an der Wiener Staatsoper erhielten, auch „die“ Wessely stand hier auf der Bühne, um nur einige Beispiele zu nennen. Zu den wichtigsten Ereignissen zählen auch die Uraufführungen vieler Janáček-Opern, wie z.B. Katja Kabanowa (1922), Das schlaue Füchslein (1924), Der Ausflug von Herrn Broucek zum Mond (1926) oder Das Schicksal (1958).
Das Reduta Theater
602 00 Brno, Zelný trh 4 (Kraut- oder Kohlmarkt)
Das Reduta Theater ist eine der ältesten Spielstätten in ganz Mitteleuropa: bereits im frühen 17.Jahrhundert wurden hier regelmäßige Aufführungen zum Besten gegeben. 1605 wurde die städtische Renaissancetaverne, die aus dem Umbau des Liechtensteinhauses entstanden war, von der Stadt aufgekauft.
Neben der Schank hatte die Taverne auch Repräsentationsräume für den Empfang bedeutender Gäste der Stadt und für feierliche Angelegenheiten. 1634 wurde das Gebäude um das östliche Nachbarhaus, die sogenannte Kleine Taverne, erweitert. In den 30er Jahren des 18. Jhts wurde das Objekt umgebaut und für die Theateraufführungen und Tanzveranstaltungen erweitert. Man spielte vor allem Deutsch und Italienisch.
1767 konzertierte hier der elfjährige Mozart. Brände zerstörten das Theater immer wieder und sorgten so für Umbauten: 1767 und 1768 baute man im klassizistischen Stil wieder auf, außerdem wurde der Redoutensaal über zwei obere Etagen aufgebaut. Deutsch dominierte in dem neuen Gebäude bei Aufführungen, Tschechisch hörte man nur sporadisch. 1870 brach ein verheerender Brand aus, die Stadt erneuerte das Gebäude nicht mehr für Theaterzwecke.
Um 1880 wurde das ehemalige Theater zu einer städtischen Markthalle umgestaltet und blieb bei dieser Bestimmung bis 1918. Danach kehrte wieder das Theater in die Reduta zurück und es wurden wieder deutsche und tschechische Aufführungen gezeigt. Im 2. Weltkrieg zerstört, wurde das Gebäude in den 50er Jahren des 20. Jhts. nach Plänen der Architekten B. und K. Fuchs für die tschechische Operettenszene rekonstruiert, die bis in die 90er Jahre hier ihre Aufführungsstätte hatte.
2002 wurde das Gebäude unter dem Gesichtspunkt der Denkmalpflege wieder aufgebaut, der Entwurf stammte vom Autorenkollektiv M. Melena und wurde von den Architekten P. Valenta, A. Novák und R. Smekal verwirklicht. Heute verbindet sich moderne Architektur stilvoll mit historisch wertvollen Teilen wie dem Stiegenhaus und dem Keller.
Im Reduta wird eine Art „Stagione“-Theater mit eigenem Repertoire geboten. Die Aufführungen finden sowohl im Hauptraum, wie auch in den Kellerräumen, der Eintrittshalle oder der Mozarthalle statt. An die Verbindung mit Mozart erinnert der Mozartball, der an seinem Geburtstag in historischen Kostümen gefeiert wird, aber auch die Statue vor dem Eingang des Theaters.
Das Janáček-Theater
602 00 Brno, Rooseveltova 7
Es ist das Jüngste aller Theaterbauten in Brünn und man kann wohl sagen, die Vorbereitungen und Überlegungen zum Bau waren wohlüberlegt, dauerte doch die Vorbereitungszeit fast ein halbes Jahrhundert. Viele Wettbewerbe wurden um die Gestaltung des Theaters ausgeschrieben, wichtige und anerkannte Architekten reichten ihre Projekte ein, es gab Sieger und Prämierte, doch richtig konkret wurden die Arbeiten erst 1958.
Das neu gegründete Atelier des Unternehmens Stavoprojekt Brno unter Leitung des Architekten Otakar Oplatek wurde mit den Projektarbeiten beauftragt, Vilem Zavrel wurde zum leitenden Ingenieur ernannt. Jan Visek, der lange Jahre Vorarbeiten geleistet hatte und auch Sieger eines der vielen Wettbewerbe war, arbeitete zuerst als externer Experte mit. Kurze Zeit später aber trennte er sich mit seinen Mitarbeitern von dem Projekt und die Architekten Ivan Roller und Boleslav Pisarik wurden ins Atelier gerufen, bei dem auch Lubuse Zackova-Prokorova inzwischen mitarbeitete.
Dieses Kollektiv arbeitete bis Ende 1963 an der architektonischen und baulichen Lösung. V. Zavrel und L. Zackova-Pokorova entwarfen den Theatersaal und die Bühne, I. Ruller die gesellschaftlichen Räume und B. Pisarik den betrieblichen Teil. Im Jänner 1960 begannen die Bauplatzvorbereitungen, im Juli 1965 war das Theater endlich fertig gestellt und am 2. Oktober 1965 wurde es mit der Oper „Das schlaue Füchslein“ von Leos Janáček feierlich eröffnet. Fast einhundert Millionen kostete die Realisierung dieses Bauwerks.
Die Achse des Bühnenteils bilden die Spielbühne, die mit einer Drehbühne ausgestattet ist, an die eine hintere und zwei Seitenbühnen anschließen. Proberäume für Orchester, Solisten, Chor und Ballet befinden sich hier neben Garderoben, Malerwerkstätten, Werkstätten und dem Lager. Der Zuschauerraum, in dem 1383 Besucher Platz finden, ist wie ein abgestuftes Amphitheater mit Logenkranz gestaltet. Dieser Zentralteil wird von den über drei Stockwerke gehenden gesellschaftlichen Räumen umgeben, die untereinander durchgängig sind. Im ersten Souterrain befinden sich das Restaurant, ein Café und der Künstlerklub.
Ein mit Mauerwerk ausgefülltes Stahlbetonskelett stellt die Haupttragekonstruktion des Gebäudes dar. Zuschauerraum, Spiel- und Probebühne sind mit Stahlfachwerk- oder Vollwandbindern überdeckt. Innen wie außen dominieren natürliche und technische Materialien: Stein, Holz, Stahl, Glas und Aluminium. Verkleidungen und Fußboden sind aus Granit aus Liberec, schwarzen Syenit aus Sluknov, Muschelkalkstein aus Bulgarien, polierte iranische Ulme und türkischer Nussbaum dominiert bei den Edelhölzern. Die Fensterwände bestehen aus einer tragenden Stahlkonstruktion und Aluminiumrahmen. Im Laufe der Ausarbeitung des Projektes wurden einige sehr vorteilhafte Korrekturen am ursprünglichen Plan gemacht, wie z.B. die Entlastung der schweren Massen durch Glaswände.
Zu den gelungensten Bereichen gehören der Eingangs- und der Gesellschaftsbereich. Plastische Schmuckelemente vollenden die Architektur des Theaters. Vincenc Makovskz schuf das Modell der Statuengruppe der Schriftstellerbrüder Alois und Vilem Mrstik. Links von der Hauptfassade wurde 1975 das Bronzedenkmal Leos Janáček von Stanislav Hanzl aufgestellt. Die Balkons der Hauptfassade zeigen Brüstungen aus getriebenem Kupferblech von Eva Zoubkova-Kmentova und Olbram Zoubek. Dieser zeichnet auch für die Steinskulptur des mährischen Adlers am Treppenaufgang verantwortlich. Im Inneren des Theaters ist der Goblin mit dem Motiv des Schlauen Füchsleins von Alois Fisarek im Vestibül interessant. Auf der Achse der Eingangshalle findet sich die von Milos Axman geschaffene Büste Janáčeks und der Künstlerklub wurde mit einem Keramikrelief von Ida und Vladislav Vaculka dekoriert.
Obwohl jung an Jahren, kann das Janáček-Theater schon mit einer ereignisreichen Geschichte aufwarten. Rund zwanzig Uraufführungen von Opern und Balletten, und ebenso viele tschechische Erstaufführungen fanden in diesem Theater statt. Das Theater wurde am 2.Oktober 1965 mit dem „Schlauen Füchslein“ von Janáček eröffnet: einstudiert von Regisseur Milos Wasserbauer und dirigiert von Frantisek Jilek.
Er prägte mit seiner Persönlichkeit und seinen Arbeiten die neuzeitliche Geschichte des Brünner Operntheaters stark, unterstützte als Operndirektor die vom Dramaturgen Vaclav Nosek angestrebte Linie und entwickelte als Dirigent einen bis heute aktuellen Interpretationsstil von Janáčeks Werken. In den achtziger Jahren – nach dem Ausscheiden von Jilek und Nosek zeigte sich ein deutlicher Trend zu den traditionellen Opernwerken des 19. Jahrhunderts. Vor allem Verdis Nabucco scheint die Lieblingsoper der Brünner Opernliebhaber zu sein, aber auch Ballettaufführungen erfreuen sich großer Beliebtheit und konnten bereits schöne Erfolge – auch Uraufführungen – vorweisen. Ebenso werden die neuen technischen Möglichkeiten auch für Operetten und Musicalaufführungen genutzt.
Altes Rathaus
602 00 Brno, Radnická 8
Das alte Rathaus ist der älteste weltliche Bau in Brünn: der historische Gebäudekern mit dem Turm entstand um 1240. Sehenswert ist das spätgotische Portal, das Antonin Pilgram (der später teilweise den Bau des Doms zu St. Stephan in Wien leitete) um das Jahr 1510 schuf. Auf der linken und rechten Portalseite befinden sich Statuen der Edelknechte, deren Schilder Brünner Wappen tragen. Etwas höher sind die Figuren der Stadträte angebracht, die ganze Komposition ist mit einer Frauenfigur gekrönt, die eine Allegorie der Gerechtigkeit darstellt.
Diese Statue ist jedoch wahrscheinlich späteren Ursprungs. Davor wurde im Turm ein Eingang in den Hof durchgebrochen. Um 1660 wurde die ursprüngliche Allegorie der Gerechtigkeit durch die jetzige Statue ersetzt. Damals wurden auch die Schilde mit dem neuen Stadtwappen, das Brünn 1646 erhalten hatte, in das Portal eingesetzt. Die höfischen Arkaden haben Pietro und Antonio Gabrio in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts geschaffen. In dieser Zeit entstand auch die Helmkuppel des Turmes.
Der Turm hat frühgotische Gründe, deren Überdachung ist eine Kopie des ursprünglichen Renaissance-Daches. Während der schwedischen Kriege wurde das Rathaus schwer beschädigt, die Renovierung, die 1660 beendet war, führte der Brünner Baumeister Jan Křtitel Erna durch. Das Rathaus ist von 9.00 – 17.00 Uhr geöffnet. In der Sommerzeit sind auch die historischen Säle für Besucher geöffnet: Erns’ Saal, Kristallsaal, der Saal mit den Fresken und die Schatzkammer.
Vom 63m hohen Turm kann man auch die Aussicht auf das historische Zentrum von Brünn, sowie auf Petrov und Spilberk genießen. Um das Rathaus ranken sich einige Legenden: Wenn Sie auf das monumentale Portal hochblicken, werden Sie bemerken, dass die Spitze des mittleren Türmchens verbogen ist. Das kam so: Die Ratsherren von Brünn versprachen Meister Pilgram eine hohe Belohnung für seine Arbeit am steinernen Portal. Als es aber zur Bezahlung kam, wurde dem Meister das ihm zustehende Geld für sein Werk verweigert. Das erzürnte Pilgram so sehr, dass er das mittlere Türmchen verbog, damit dadurch für alle Zeiten an die „verbogene“ Moral der Ratsherren erinnert wird.
Wer durch das Tor eintritt und nach oben blickt, braucht nicht zu erschrecken. Hoch über den Köpfen baumelt der Brünner Drachen, der in früheren Zeiten lange die Stadt plagte. Erst ein Fleischergeselle konnte ihn mit einem Trick besiegen: er lockte das Untier mit einem, mit ungelöschtem Kalk gefüllten Köder an, der Drache stürzte sich gierig auf den Köder und zerplatzte.
Eigentlich ist es aber ein Krokodil, das hier oben an der Decke hängt und dieses Krokodil ist das eigentliche Maskottchen der Stadt. Angeblich ist es ein Geschenk des ungarischen Königs Matthias Corvinus, der die mährischen Städte in seinem Kampf gegen den Habsburger Friedrich III. auf seine Seite ziehen wollte und dafür auch außergewöhnliche Geschenke - wie eben das Krokodil - machte.
In der Durchfahrt hängt auch das hölzerne Rad von dem eine andere Geschichte erzählt: Um 1636 lebte im nahen Lednice ein Wagner, der eines Tages mit einem Freund bei einem Glas Bier wettete, dass er in 12 Stunden einen Baum fällen, aus diesem ein Rad machen und nach Brno wälzen kann. Am nächsten Tag fluchte er fürchterlich über diese Wette, aber da er nicht verlieren wollte, machte er sich an die Arbeit. Mit größtem Einsatz schaffte er es schließlich die Aufgabe zu erfüllen – das Rad blieb im Rathaus zu Brünn.
Noch ein gruseliger Tipp: wer durch das Rathaus Richtung Mečová Strasse geht und auf die linke Wand schaut,sieht in ungefähr vier Meter Höhe das geschrumpfte Gesicht eines eingemauerten Ratsherren erblicken, der die Stadt an die Feinde verraten wollte und dafür so bestraft wurde.
Der Kraut- oder Kohlmarkt (Zelný trh) mit dem Parnas-Brunnen
602 00 Brno, Zelný trh
Unter dem Petrov, auf abfallendem Gelände, wurde bei der Gründung von Brünn im 13.Jht, ein Platz ausgemessen: zuerst Oberer Markt, später dann Kohl- bzw. Krautmarkt genannt. Bürgerhäuser wurden rund um den Platz gebaut, dessen Angebot ursprünglich Fleisch und Brot war, heute bekommt man hier allerdings frisches Gemüse und Blumen. In der Vergangenheit befanden sich unter dem Markt viele Keller, in denen das Gemüse und auch andere Waren aufbewahrt wurden, Rohre, um den Brunnen mit Wasser zu versorgen, aber auch Entwässerungsrinnen, um den Markt zu reinigen. Große Keller fungierten als Bierhäuser, Gasthäuser oder Pubs.
In der Mitte des Platzes befindet sich der Brunnen Parnas, der 1690-1695 nach Plänen des Wiener Architekten Jan Bernhard Fischer von Erlach an Stelle eines Renaissance-Brunnens aus 1597 erbaut wurde. Der Brunnen symbolisiert die Höhle, in der der griechische Held Herkules den besiegten Hund Kerber fesselt. Diese Grotte baute Adam Tobias Kracker aus Wien. Außen befinden sich die allegorischen Statuen der drei vorzeitlichen Reiche Babylonien, Griechenland und Persien mit der gekrönten Europa auf einem Drachen, das Zepter in ihrer Hand. Sie stammen von A. Rigi, A.T. Kracker und unbekannten, italienischen Bildhauern.
Auf der nordöstlichen Seite sitzt nahe dem Gipfel eine allegorische Figur, die sich an einem Köcher mit Pfeilen stützt. Unter ihr sieht man einen geflügelten Lindwurm. Die Statue Babylons sitzt auf der nordwestlichen Klippe, Persien mit dem Füllhorn findet man auf der Südkippe. Kleine Lebewesen und Drachen bevölkern den Brunnen, aus dem ein dreiseitiger Felsen wächst. Es ist die wertvollste Barockplastik in Brünn. Das Wasser des Brunnens kommt durch die älteste städtische Wasserleitung aus dem Fluss Svratka.
Im unteren Teil des Platzes liegt das Reduta-Theater mit der Mozartstatue. Wer in Richtung Kathedrale blickt, sieht das monumentale Dietrichstein-Palais, das von 1614 bis 1620 nach Plänen des italienischen Architekten G. G. Tencalla für die Bedürfnisse des Olmützer Bischofs errichtet wurde. Heute beherbergt es einen Teil des Mährischen Museums, das umfangreiche naturwissenschaftliche und archäologische Sammlungen zeigt, wie z.B. die Venus von Westonitz – eine Statuette, die bei Grabungen in den Palauer Bergen gefunden wurde.
Am oberen Teil befindet sich ein Block mit vier Häusern, die ihren Ursprung in der Gotik und Renaissance haben (Malý Špalíček), daneben zwei barocke Palais - das Haus des Abtes Žd’ár und das Feuerwehrhaus, das heute das „Husa na provázku“-Theater beherbergt. Davor befindet sich die barocke Säule der Hl. Dreifaltigkeit von A.Schweigl 1729 geschaffen.
Das Labyrinth unter Zelný trh (Das Labyrinth unter dem Krautmarkt)
Am Kraut- oder Kohlmarkt in Brünn wurde bereits im 13. Jahrhundert mit Lebensmittel gehandelt, seit damals ist der Platz seiner ursprünglichen Bestimmung treu geblieben und hat seinen spezifischen Charakter beibehalten. Nun gibt es die Möglichkeit den Platz auch unterirdisch zu erforschen und einiges über das frühere Leben in Brünn zu erfahren. Machen wir uns auf in die Kellergeschosse…
212 Treppenstufen müssen während der Führung, die ungefähr 45 Minuten dauert, bewältigt werden. Die Stiegen führen in eine Tiefe von 6-8 Meter. In 13 Stationen tauchen die Besucher in die Vergangenheit ein. Fotografgieren ist mit Zusatzkarte erlaubt, Personen über 1.65 wird empfohlen auf die Deckenhöhe der Gewölbe zu achten.
In den Kellerräumen erwarten den Besucher die unterschiedlichsten Ausstellungsthemen, die jedoch alle mit der Geschichte von Brünne und ihrer Bewohner zu tun haben. Man lernt die verschiedenen Rebsorten der mährischen Anbaugebiete kennen, sieht die verschiedenen Weinheber, -Flaschen und Fässer. Ein anderer Kellerraum gibt Aufschluss über die früheren Beleuchtungs-möglichkeiten: Fackeln, Kienspäne und Schalenlampen, aber auch Dochtscheren kann man hier sehen. Eine weitere Station zeigt eine Alchemistenwerkstatt und erinnert an berühmte Brünner Ärzte, die tatsächlich in Brünn gelebt und gewirkt haben.
Gruselig wird es in der Straf- und Folterkammer, in der man – neben grausamen Folterwerkzeugen – auch die Replik eines Prangers sehen kann und wer möchte, kann – natürlich auf eigene Gefahr – die Folterwerkzeuge am eigenen Leib ausprobieren. Nach einer mittelalterlichen Schenke kommt man schließlich in den letzten Raum, der neben dem Erwerb von Souvenirs noch eine Besonderheit aufweist, die vor allem die weiblichen Besucher keinesfalls ignorieren sollten: An der Wand in der linken Ecke sieht man eine männliche Hinterbacke. Wird diese von einer Dame berührt, so soll ihr in der nahen Zukunft große Freude zu Teil werden (also nicht vergessen!!!), allerdings warnen wir die Männer davor den Hintern zu berühren – sollten sie dieses nämlich tun, dann wird ihnen Unangenehmes zustoßen – und das wollen wir doch nicht!
Labyrinth Zelný trh
602 00 Brno, Zelný trh 21
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag: 9.00 bis 18.00 Uhr
Der Brünner Münzmeisterkeller
Brünn hat eine Attraktion im Untergrund mehr: den Münzmeisterkeller unter dem Dominikánské náměstí, dem früheren Fischmarkt. Hier wohnte früher eine Reihe von angesehenen Bürgern von Brünn. In einem dieser Häuser wohnte auch der königliche Münzmeister, eine sehr angesehene Persönlichkeit in der damaligen Zeit. Sein Haus stand am oberen Teil des Platzes. Die Kellerräume seines Hauses dienten als Lager für die Münzprägung.
Heute bilden diese Räume einen Teil des Kellers des Neuen Rathauses, das als Sitz der Stadtverwaltung und des Bürgermeisters dient. Die Geschichte dieses Hauses reicht bis in das 13. Jahrhundert zurück und war Teil des Dominikanerklosters, zu dem auch die anliegende Kirche des Hl. Michael gehörte. Beide Gebäude wurden im 17. Jahrhundert im Barockstil umgebaut. Nach den Josephinischen Reformern wurde das Kloster aufgehoben, später entstanden dort Kasernen, es war Sitz der Land- und später der Stadtverwaltung.
Durch einen neu gebohrten Gang zwischen den neuzeitlichen Bauwerken und dem mittelalterlichen Mauerwerk des – heute nicht mehr vorhandenen – Dominikanerklosters entstand, der nun der Öffentlichkeit zugänglichen Münzmeisterkeller. Hier kann man die Geschichte der Münzprägung kennen lernen. Die Besucher machen auch Bekanntschaft mit dem ersten, schriftlich belegten, königlichen Münzmeister von Brünn: Bruno – ein Italiener. Eine Legende erzählt, dass er in dem Keller seines Hauses eine große Menge von Goldmünzen versteckt hatte. Lasst euch überraschen, vielleicht erfahrt ihr während einer Führung ja noch mehr über den Schatz und wie man das Glück dazu verführen kann, um auch zu einem solchen zu kommen.
Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Geschichte der Münzprägung und geht auch auf die historischen Begebenheiten der damaligen Zeit ein. Münzen und das Münzprägehandwerk stehen im Mittelpunkt, aber auch Faksimiles von wertvollen Urkunden sind ausgestellt. In der Station „königlichen Kapelle“ sehen Sie ein dreidimensionales Modell und alte Fotos der gotischen Kapelle des hl. Wenzels, die bis 1908 im unteren Teil des Dominikanerplatzes stand. Im „Fischmarkt“ zeigt man das Modell des mittelalterlichen Platzes und im Rahmen des Besichtigungsweges kann man auch einen mittelalterlichen Brunnen aus dem 13. Jahrhundert sehen, der in alten Zeiten den damaligen Fischmarkt mit Wasser versorgte. Vielleicht könnt ihr ja den Münzmeister noch überreden eine Münze als Andenken zu prägen.
Münzmeisterkeller
602 00 Brno, Dominikánské náměstí (Eingang in der Panenská Strasse)
Weitere Informationen auf www.ticbrno.cz, www.brno.cz (Englisch, Tschechisch)
Die Kathedrale St. Peter und Paul
602 00 Brno, Petrov 9
Die Kathedrale St. Peter und Paul befindet sich wahrscheinlich auf dem Platz der ursprünglichen Brünner Burg und einer romanischen Basilika aus dem 11. und 12. Jahrhundert auf einem steinernen Ausläufer, der Petrov genannt wird. Die Basilika wurde im 13. Jahrhundert zu einem gotischen Dom umgebaut, der im 15. und 16. Jhts nochmals verändert und dann im 18. Jht. barockisiert wurde: 1738 – 48 dauerte der Umbau, den Moric Grimm durchführte. Der Kircheninnenraum ist reich dekoriert – beachtenswert sind vor allem die Plastiken von Ondřej Schweigl.
Wunderschön sind auch die sieben, großen Glasfenster im Presbyterium, die Szenen aus dem Leben der Heiligen Peter und Paul zeigen. Zu sehen sind insgesamt 171 Figuren, manche davon sind überlebensgroß ausgeführt. Seit 1777 ist St. Peter und Paul Sitz des Brünner Bischofs und damit zur Kathedrale erhoben.
Das derzeitige neugotische Aussehen des Doms stammt erst aus der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jh. Verantwortlich für diesen Umbau zeichnete A. Kirstein, dessen Projekt als siegreich unter 42 Einreichungen hervorging. Kaum ein Brünner kann sich den Dom ohne seine dünnen, 81m hohen Turmspitzen vorstellen und trotzdem überragen sie die Stadt erst seit 1904-1905, also kaum mehr als 100 Jahre. Gleichzeitig gelten sie aber als Meisterstück der Neugotik in der Tschechischen Republik. Unter der Kathedrale befindet sich der größte Teil der ursprünglichen Stadtbefestigung.
Der Eintritt in die Kirche ist frei, der Besuch des Turms, der Schatzkammer und der Gruft ist kostenpflichtig. Macht auch einen Spaziergang außen um die Kathedrale herum: An der Ecke der nördlichen Kirchenvorhalle werdet ihr eine kleine Kanzel, die Kapistránka, finden. Sie erinnert an den Franziskanermönch Jan Kapistrán, der hier gepredigt hat und der auch angeblich viele Wunder gewirkt hat. Der Dom ist von vielen malerischen barocken Häusern umgeben, die hauptsächlich von der Diözese genutzt werden. Viele von ihnen haben einen mittelalterlichen Kern.
In einem davon ist auch das Diözesan-Museum untergebracht. Hier findet man eine Ausstellung über das Leben Christi, die viele Bilder und Skulpturen aus Kirchen und Pfarrhäusern der Brünner Diözese zeigt.
Eine Eigenheit besitzt der Brünner Dom immer noch: hier wird Mittag um 11.00 Uhr anstatt um 12.00 Uhr geläutet. Das hat nichts mit der Europäischen Sommer- oder Winterzeit zu tun oder dass die Technik nicht funktionieren würde. Diese Besonderheit erinnert an das Jahr 1645: Brünn wurde von den Schweden im 30jährigen Krieg belagert. Die Legende erzählt, dass nach 3 Monaten Belagerungszustand der General der Schweden – Torstenson - ankündigte, die Belagerung aufzugeben und abzuziehen, wenn es ihm nicht gelänge die Stadt vor Mittag einzunehmen. Louis Radouit de Souches, der Kommandant der Verteidiger, gab daraufhin den Befehl das Mittagsläuten eine Stunde früher zu beginnen. Die schwedischen Belagerer zogen ab.
Der Denis Park, 1814 – 1818 vom mährischen Markgrafen Mitrovský in Auftrag gegeben, liegt unter dem Petrov (Petersberg). Hier trifft man sich um in Ruhe zu plaudern, das schöne Wetter zu genießen oder einfach die Aussicht auf Brünn zu genießen, die der Park bietet. Zwischen Mai und Juni ist findet hier ein Teil der großen Feuerwerksshow Ignis Brunensis statt. Im Park gibt es einen Säulengang, einige Aussichtstürme, und zwei beeindruckende Skulpturen, die früher zu einem Denkmal Kaiser Franz Josephs II am Moravské náměstí gehörten und Teile der mittelalterlichen Stadtmauer.
Dominant im Park ist der Marmorobelisk mit seinen 4 vergoldeten Löwen. Aus dem Stein des Šumberova Felsen bei Hády gebaut, soll er an das Ende der Napoleonischen Kriege erinnern. Am 17. Mai 1887 wurde der Obelisk von einem Blitz getroffen, der von der Spitze entlang der westlichen Seite abwärts fuhr und einige Steinblöcke zersplitterte. Obwohl die beschädigten Steine ersetzt wurden, kann man noch immer winzige Risse an der Oberfläche mancher Blöcke erkennen.
Der Hauptbahnhof
602 00 Brno, Nádražní 1
Die Terrassen unter dem Petrov bieten in südöstlicher Richtung einen Ausblick auf den großen Bahnhof und die Hauptpost. Brünn war nach Wien und Budapest die dritte Stadt in der Österreich-Ungarischen Monarchie und die erste in Böhmen und Mähren mit dem frühesten Beginn des öffentlichen Verkehrs. 1869 bereits startete die erste Pferde-Straßenbahn ihren Betrieb mit sechs Wägen, die alle fünfzehn Minuten von Moravské náměstí nach Králova Pole fuhren.
Mai 1884 war Beginn der Dampfbahn in den Straßen Brünns, die 1900 durch die „Elektrische“ ersetzt wurde. Heute ist das Staßenbahnnetz 140km lang und 315 Straßenbahnen starten jeden Morgen von den zwei Bahnhöfen.
Die erste Dampfbahnstrecke der Monarchie würde am 7. Juli 1839 eröffnet und führte von Wien nach Brünn. Zu diesem Anlass wurde der erste Bahnhof von Brünn gebaut: das 637 Meter lange Steingebäude mit 72 Gewölben war zu dieser Zeit eine technische Meisterleistung und symbolisiert den Beginn der modernen industriellen Entwicklung von Brünn. Einige Jahre später wurde die Strecke nach Ceská Třebová eröffnet und Brünn wurde nicht nur eine wichtige Bahnverbindung nach Prag, sondern bekam noch ein zusätzliches Bahnhofsgebäude. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden beide Gebäude von Architekt Nebehosteny im Jugendstil umgebaut: in der Hauptabfahrtshalle kann man sein Werk heute noch bewundern.
Die Burg Spielberg
662 24 Brno, Špilberk 1
Der kürzeste Fußweg zur Burg beginnt in der Husova Strasse: Hinter dem Haupttor kann man entweder nach links durch ein gedecktes Treppenhaus nach oben zur Burg gehen, oder Sie entscheiden sich für den Weg nach rechts um zum Eingang in die Kasematten zu kommen. Wer so wie ich im Hotel International übernachtet - ebenfalls in der Husova Straße gelegen - kann gleich einen Abendspaziergang zur Burg hinauf machen.
Die Burg Spielberg ist seit Jahrhunderten ein Wahrzeichen der Stadt Brünn. Bereits Mitte des 13. Jahrhunderts auf einem ziemlich niedrigen, aber steil ansteigenden Felshügel durch den böhmischen König Přemysl Ottokar II gegründet, wurde sie nicht nur als festes Bollwerk gegen Feinde, sondern auch als würdiger Sitz konzipiert. In den ältesten schriftlichen Quellen aus 1277 bis 1279 werden die Burgkapellen erwähnt, vom Januar 1278 wird berichtet, dass in den Burgräumen der Landtag abgehalten wurde.
Die Brünner Stadtmauern sind heuristisch seit 1243 – 1247 belegt – ihr Entstehen ist in das erste Drittel des 13. Jahrhunderts zu datieren, schon das Große Stadtprivileg Brünns von Wenzel I. aus dem Jänner 1243 und um 1260 die Urkunden von Přemysl Ottokar II. erwähnen sie. Damals waren die Stadtmauern mit einem System von Türmen und Basteien gefestigt.
Dennoch dauert es bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts das die Burg Spielberg zum wirklichen Sitz der mährischen Markgrafen wird: Johann Heinrich (1350 – 1375) und sein Sohn Jošt (1375 – 1411) ist das bedeutendste und prächtigste, aber wenig bekannte Kapitel in der Geschichte der Burg. Bereits nach dem Tod Jošts (er ist der Neffe Karls IV.) verliert die Burg als Residenz an Bedeutung. Die militärische Nutzung tritt ab jetzt immer mehr in den Vordergrund.
Das Brünner Befestigungssystem wird jetzt durch eine Stadtmauer mit vorgeschobener Burggrabenmauer und einem Graben gebildet. Die Türme festigten die Burggrabenmauer und wurden durch fast 50 Basteien unterstützt, die in Abständen von 40 Metern erbaut waren. Eine Fläche von fast 36 ha wurde in die Befestigung einbezogen.
1486 wurden die Stadtmauern in der Nähe des Augustinerklosters erweitert. Während des 30jährigen Krieges bedroht die schwedische Armee zweimal (1643 und 1645) die Stadt. Die Befestigung wird daher schnellsten repariert und modernisiert: alle Tore werden schrittweise mit Barbakanen verfestigt. Die Innenbefestigung wird mit 43 Türmen, die Burggrabmauer mit 11 Türmen geschützt. Die Burg hält den Belagerungen statt und kann nicht eingenommen werden.
Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts wird sie die bedeutendste barocke Festung in Mähren, die auch 1742 für den preußischen König Friedrich II. zur einen unüberwindbaren Hindernis wird. Die Pläne für den Umbau stammen von Giovanni Tansini aus den 60er Jahren des 17. Jahrhunderts. Um 1730 kam ein System von Außenbasteien dazu, dass Pierre Philipe de Rochepin entworfen hatte.
Zur Spielberger Festung gehörte auch das Festungsgefängnis: führende Mitglieder des Ständeaufstandes von 1620 wurden hier festgehalten, aber auch der berühmte Pandurenoberst Franz Trenck, der hier 1749 verstarb. 1783 wurde es auf Geheiß Kaiser Franz Josefs II. in ein ziviles, für Schwerverbrecher bestimmtes Gefängnis umgewandelt.
Ein bis dato wenig genutzter Teil des Befestigungssystems – die Kasematten – wurden dafür hergerichtet. Sie dienten als Unterbringung für mehr als 200 Häftlinge, die meist schwere Arbeit an den Festungswerken oder außerhalb verrichten mussten. Mitte der 90er Jahre des 18. Jahrhunderts findet man allerdings auch „politische“ Gefangene in der Burg Spielberg wie einige französische Revolutionäre oder die sog. ungarischen Jakobiner. Ab 1822 füllte sich der Nordflügel mehr und mehr mit Staatsgefangenen und damit wurde Spielberg zum „Gefängnis der Nationen“. 1855 löst Kaiser Franz Josef I. das Spielberger Gefängnis auf und nach der Freilassung der letzten Insassen drei Jahre später wird Spielberg zu einer Militärkaserne umgebaut – diese Bestimmung bleibt die nächsten hundert Jahre bestehen.
Waren während des Ersten Weltkrieges außer straffälligen Soldaten auch zivile Gegner der österreichischen Monarchie auf Spielberg gefangen, litten während des erste Jahres der nationalsozialistischen Okkupation einige Tausend tschechische Patrioten in den Mauern. Manche starben auf der Burg, für viele war es allerdings eine Zwischenstation in die Konzentrationslager oder in deutsche Gefängnisse. 1939-1941 wollte die Deutsche Wehrmacht aus Spielberg eine Musterkaserne im romantisch-historisierendem Geist der großdeutschen Ideologie schaffen und führte daher umfangreiche Veränderungen durch. 1959 endet die militärische Nutzung von Spielberg – ein Jahr später wird die Burg Sitz des Museums der Stadt Brünn.
Von der ursprünglich gotischen Burg ist nur mehr im Ostflügel ein kleiner Teil erhalten geblieben: einige Räume im Erdgeschoß samt der Durchfahrt mit den Sedilien (Priestersitze im Altarraum), in zwei Räumen sind noch die ursprünglichen Rippengewölbe vorhanden. Sehenswert ist auch das kleine, zweistöckige Portal, das früher in den Raum der königlichen Kapelle führte. Das heutige „gotische“ Aussehen des Ostflügels stammt von einer Rekonstruktion, die nach umfangreichen Untersuchungen nach einem Entwurf von Zdeněk Chudárek 1995 – 2000 durchgeführt wurde.
Im Erdgeschoß des Westflügels kam bei einer archäologischen Untersuchung ein Teil der Fundamente eines mächtigen zylindrischen Turms zum Vorschein, der nun auch von Besuchern besichtigt werden kann. An den barocken Festungsumbau erinnert das größtenteils erhaltene Fortifikationssystem: die Wälle mit Bastionen und Kurtinen, gemauerte Gräben mit eingebauten Kasematten von 1742, eingeschossige Kasernen und andere Gebäude, die Mitte des 18. Jahrhunderts entlang des Burggrabens bis zur äußeren Mauer der Mittelalterlichen Burg errichtet wurden.
Der Süd-, West- und Nordflügel, sowie der mittlere Trakt, der den ehemaligen Burghof in zwei Hälften teilt, entstanden erst mit dem ausgedehnten Umbau der Festung in ein Gefängnis in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts. Dadurch wurde leider alles, mit Ausnahme des Ostflügels, was noch von der mittelalterlichen Burg und ihren späteren Anbauten bestanden hat, beseitigt.
Sehenswert ist auch die barocke Kapelle. 1693 unter dem damaligen Befehlshaber des Festung Generalfeldmarschall Graf von Zinzendorf und Pottendorf errichtet, entstand sie durch den Umbau der älteren, ehemals gotischen Räumlichkeiten. 60 Jahre später wurde an der Südseite der Mauer ein Altaranbau, die sogenannte Tencksche Kapelle errichtet. Dies geschah auf Anweisung des verdienstvollen Pandurenoberst Franz von der Trenck, der im Spielberger Gefängnis am 4. Oktober 1749 starb und in seinem Nachlass 3000 Goldtaler zur Errichtung der Festungskapelle bestimmte.
Die ursprünglichen Malereien symbolisieren die Vergänglichkeit der weltlichen Macht. Während der Deutschen Besetzung wurde die Kapelle in eine Armeegedenkstätte umgebaut, das gesamte Interieur verschwand spurlos. Heute ist in der Kapelle eine Ausstellung eingerichtet, die dem Widerstandskampf gegen die Nazis gewidmet ist. Unter anderem werden hier auch drei Galgen von der Hinrichtungsstätte ausgestellt, die die Nazis im Kounicer Studentenwohnheim errichtet hatten. In den Sommermonaten gibt es im Burghof und weiteren Räumlichkeiten zahlreiche kulturelle Veranstaltungen.
Das Messegelände Brünn
647 00 Brno, Výstaviště 1
Empfehlungen zum Besuch eines Messegeländes – und nicht zum Besuch einer bestimmten Ausstellung – abzugeben, sind sicher rar zu finden und fordern eine Erklärung. Sicher sind die Bauten am Brünner Gelände auch nicht das erste Ziel eines Besuches, wenn man aber Zeit hat oder vielleicht auch noch eine Veranstaltung am Messegelände besuchen, sollte man sich auch am Gelände ein wenig umsehen. Es lohnt sich. Es begann 1928 mit einer Ausstellung der zeitgenössischen Kultur der Tschechoslowakei, die zum 10. Geburtstag der Unabhängigkeit des Landes veranstaltet wurde.
Zwei Achsen teilen den Komplex, dazwischen liegt der Hauptpavillon A, der 1924 – 1928 nach Plänen von J. Kalous und J. Valenta erbaut wurde. Die anderen Pavillons wurden entlang dieser Achsen gebaut. Keine Ausstellungs- oder Veranstaltungshalle gleicht der anderen – auch hier stand und steht der Funktionalismus im Vordergrund – es zeigt sich aber, dass Architektur abwechslungsreich und funktionalistisch sein kann und nicht in den üblichen Einheitsbrei der 0815-Hallen ausarten muss. Aus der Beginnzeit der Messe stammen der Pavillon A, der 45m hohe Aussichtsturm des Pavillon G, das Kino und das Café in der Kongresshalle von E. Králík errichtet, der Pavillon der Stadt Brünn von B. Fuchs, der Mährische Pavillon (V. Chroust).
Bemerkenswert ist auch der Pavillon Z aus 1959: ein rundes Gebäude mit einem Durchmesser von 122 Meter, zwei Galerien und einer 46 Meter hohen Stahlkuppel. Im Jahr werden hier nicht nur über 50 verschiedene Messen abgehalten, auch Kunst und Kultur sind in den Räumen immer wieder zu Gast: die Rolling Stones ebenso wie die Brünner Symphonie oder ein Teil von Muchas Slawischen Epos.
Ein Blick auf die Veranstaltungen lohnt sich: www.bvv.cz, egal ob es sich um den Brünner Autosalon, eine Mineralienausstellung oder die Interkamera handelt.
Die Kapuzinerkirche des Heiligen Kreuzes und die Gruft
602 00 Brno, Kapucínské náměstí 5
Bevor man sich der Kapuziner Kirche zuwendet, kann man noch die wunderschöne Aussicht auf den Petrov und die Kathedrale genießen. Das Kapuzinerkloster mit der Kirche baute Ondřej Erna Mitte des 17. Jahrhunderts. Barockstatuen von Johann Adam Nessmann schmücken die strenge Vorderfassade. Für Ihren Bau mussten damals zehn Bürgerhäuser abgerissen werden. Die Keller der Häuser wurden dazu genutzt, eine ausgedehnte Krypta unter der Kirche anzulegen.
Diese barocke Gruft des Klosters, erbaut von Moritz Grimm, hat als Besonderheit ein außergewöhnliches System von Lüftungskanälen. Es gibt hier immer einen leichten Luftzug, der dazu führte das die Leichname der hier Begrabenen mumifiziert wurden. Hier fanden nicht nur Ordensbrüder ihre letzte Ruhestätte, sondern auch die Baumeister Ondřej und Jan Křtitel Erna sowie der Pandurenoberst Franz von Trenck und die Grafen von Sinzendorf. Auch Grimm ist mit seiner Familie in der Kapuzinergruft begraben. Nicht alle Leichen blieben allerdings erhalten. Von den 150 beigesetzten Kapuzinermönchen sind heute noch 24 zu sehen. Insgesamt haben sich rund 50 Mumien in der Gruft erhalten, die aus den Jahren 1658 bis 1784 stammen.
U tří kohoutů (Zu den drei Hähnen)
Am Dach des Eckgebäudes Masaryk Strasse und Kapuzinerplatz kann man drei Hähne sehen. Sie erinnern daran, dass hier im späten 18. Jahrhundert das berühmte Gasthaus „U tří kohoutů“ stand, das nach dem Bau des Bahnhofs sehr populär wurde. Die Gaststätte war nicht weit von der Station entfernt und hatte jeden Tag bis nach der Ankunft des letzten Zuges geöffnet. Außerdem wurden die Gäste mittels Trompeten oder Trommeln auf die Abfahrten der Züge hingewiesen. Leider wurde der Gasthof 1896 beim Ausbau von Brünn zerstört. Das heutige Haus im Stil des Art Nouveau und Neobarock wurde nach den Plänen des Wiener Architekten J. Gartner errichtet.
Die St. Jakobskirche
602 00 Brno, Jakubské náměstí
Die Jakobskirche ist die künstlerisch wertvollste Kirche in Brünn. Ende des 14. Jahrhunderts wurde mit ihrem Bau begonnen. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1228. Die Anfang des 13. Jahrhunderts gebaute romanische Kirche, die vor allem Kolonisten aus Deutschland und Flandern diente, wurde etwas später durch eine gotische Kirche ersetzt, die heute zu den wertvollsten Denkmälern der Spätgotik in der Tschechischen Republik zählt.
Ihr Bau dauerte bis zur kompletten Fertigstellung dauerte fast 100 Jahre. Der Bau des Dreischiffes in dieser Kirche, an dem auch der berühmte Architekt A. Pilgram (Stephansdom Wien, Altes Rathaus Brno) mitgewirkt hat, musste im April 1515 wegen eines Brandes unterbrochen werden. Ähnlich wie bei dem verbogenen Türmchen beim Rathaus, hat sich Pilgram auch hier eine kleine Spielerei erlaubt: am südlichen Fenster des Turmes kann man ein Männchen sehen, das den Vorübergehenden sein Hinterteil entgegenstreckt. Die Rekonstruktion und der Ausbau der Kirche wurden dann im Jahre 1592 mit dem Turmausbau durch Antonio Gabri vollendet, seitdem gehört der 92m hohe Turm mit seiner typischen, pyramidischen Dachform zum Stadtbild von Brno.
In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das Innere der Kirche barockisiert, bei Arbeiten während der Jahre 1871 und 1879 wurde dem Interieur jedoch der ursprüngliche gotische Stil zurückgegeben. Diese Bauarbeiten wurden nach Plänen des Wiener Architekten H. Ferstel durchgeführt und in dieser Zeit entstand auch die heutige Form des Hauptaltars. Der majestätische Säulengang und die wunderschöne Gewölbe gewähren einen Blick auf die Renaissance- und Barockgrabsteine der Brünner Stadtbürger. Hier verdient vor allem der Grabstein von Marschall Louis Raduit de Souches Beachtung. Er war es, der Brünn während des Dreißigjährigen Krieges gegen eine schwedische Übermacht erfolgreich verteidigen konnte. Sein Grabstein mit reicher plastischer Verzierung befindet sich am Ende der Presbyteriumsgalerie.
Bis zur josephinischen Reformen 1784, die die Schließung aller Friedhöfe im Stadtgebiet aus hygienischen Gründen befahl, befand sich um die Kirche herum ein Friedhof; erst danach entstand der heutige Platz. Bei Ausgrabungen wurde der sogenannte Goldene Brunnen, der bereits 1358 erwähnt wurde, entdeckt. Zwischen der Kirchenmauer und der Rašínova Straße befindet sich ein unterirdisches Beinhaus aus der Wende des 17. Zum 18. Jahrhunderts.
Kostel sv. Jakuba (Jakobskirche)
Jakubské náměstí
Tel: +420 542 212 039
Email:
Website: www.svatyjakubbrno.wz.cz (Tschechisch)
Das Beinhaus unter der Jakobskirche
Das Beinhaus unter der Jakobskirche in Brünn gilt als das zweitgrößte in Europa. Bereits im frühen 13. Jahrhundert gab es einen Friedhof bei der Kirche. Da er aber – wie damals üblich – innerhalb der Stadtmauern lag, war seine Kapazität bald erschöpft. Aus diesem Grund wurde ein „Tausch-System“ bei Beerdigungen eingeführt: Nach einer Frist von 10-12 Jahren nach der Bestattung wurde das Grab geöffnet, die Gebeine des Begrabenen wurden herausgeholt, ins Beinhaus gebracht und an derselben Stelle wurde ein „Neu“-Verstorbener bestattet.
Die Dreikammergruft unter dem Pflaster der St. Jakobs-Kirche wurde wahrscheinlich im 17. Jahrhundert errichtet. In der Mitte des 18. Jahrhunderts sorgten oftmalige Pest- und Choleraepidemien dazu, dass sich die Beinhäuser nicht nur in Brünn rasch füllten. 1741 wurde das Beinhaus von Brünn daher auch erweitert. Man erweiterte es unter dem Friedhof und sorgte für eine Verbindung zur Kirchengruft. Doch bereits nach sechs Jahren hatte auch das neue Beinhaus seine Kapazitätsgrenze erreicht und die Stadtführung musste nun über eine weitere Erweiterung nachdenken. Geplant war die Anknüpfung an die Totenkapelle, die unweit der Kirche ihren Platz hat. Allerdings wurde der Verbindungskorridor in der Hälfte vorzeitig beendet und der Plan so nie ganz vollendet.
Schließlich wurden die Eingangstreppe zu Gruft und Beinhaus unter dem Friedhof mit einer Steinplatte mit lateinischer Inschrift geschlossen. Durch die Josephinischen Reformen wurde der Kirchenfriedhof 1784 aus hygienischen Gründen aufgehoben. Die Gebeine aus den Gräbern kamen in die Gruft, die Friedhofmauern wurden niedergerissen und der Raum um die Kirche herum wurde mit nicht mehr benötigten Grabsteinen gepflastert. Das Beinhaus geriet in Vergessenheit.
Bei Bauarbeiten zeigte eine Untersuchung im Jahr 2001 in einer Tiefe von vier Metern einen umfangreichen Bestattungskomplex. Einzelne Räume waren bis zur Decke mit riesigen Mengen an Knochen gefüllt. Man schätzt die Anzahl der hier Bestatteten auf mehr als 50.000 Gebeinen. Forschungen zeigen, dass es sich hier um Opfer dreier mittelalterlichen Pest- und Choleraepidemien, sowie Kriegsopfer aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges und der schwedischen Belagerung handelt.
Um das Knochenmaterial vor dem Verfall zu schützen und um einen Einsturz von Gewölberäumen zu verhindern, wurde ein Plan zur Revitalisierung des Beinhauses ausgearbeitet. Dabei wurden alle Gebeine herausgehoben, gesäubert und wieder an die Stelle ihrer letzten Ruhe gelegt.
Eine Ausstellung zeigt weitere archäologische Funde, sowie die Bestattungmodalitäten des größten Stadtfriedhofs in Brünn in früheren Zeiten.
Das Beinhaus ist Dienstag bis Sonntag von 9:30 bis 18:00 Uhr geöffnet.
Beinhaus bei der Kirche St. Jakob
602 00 Brno, Jakubské náměstí
Tel: +420 515 919 793
Email:
www.ticbrno.cz
Das Minoritenkloster und die Kirche St. Johannen
602 00 Brno, Minoritská 1
Der Minoritenorden spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte Brünns. Nach der Klosterchronik war Jan Velen von Boskowitz der Gründer des Klosters, der Olmützer Bischof Bruno soll es 1257 geweiht haben. Während der Hussitenkriege kommen viele Minoriten aus Böhmen und die Prämonstratenser aus Zabrdowitze ins Kloster nach Brünn. Kvardian Johannes Hufnagl rief nach Abschluss der Kämpfe italienische Ordensbrüder nach Brünn, dadurch kam es auch zum Austausch verschiedener Geistes- und Kulturströmungen. Während des Ständeaufstandes waren die Minoriten- und die Dominikanerkirche, die einzigen beiden Kirchen, in denen katholische Gottesdienste abgehalten wurden. 1733 beendete Moritz Grimm die Barockisierung des ganzen Objektes, während dieser Umbauten entstand die Loretokapelle und die Heiligen Treppen.
Mitte des 18. Jahrhunderts erreichte der Konvent seinen Höhepunkt. 1784 kommt es zur Umwandlung des Klostertempels in eine Pfarrkirche, deren geistliche Verwaltung den Minoriten übertragen wird, ansonsten bleiben sie von den Reformen Josefs II., der viele Klöster aufgelöst hat, verschont. Ende des Zweiten Weltkriegs wird das Kloster beschädigt, 1950 durch das kommunistische Regime annektiert. Nach der Samtenen Revolution zogen die Brüder wieder in ihr Kloster ein und somit sind die Minoriten der einzige Orden der Stadt, der seit 800 Jahren am gleichen Platz zu finden ist.
Die Kirche zeichnet sich heute durch einen einschiffigen Raum und ein gestrecktes Presbyterium aus, eine seit dem Mittelalter für Bettelorden typische Bauweise, und bildet den Kern des Geländes des Minoritenklosters, an seiner Nordwand befindet sich die Loretakapelle, an der Südseite der Klostergarten mit dem Paradiesgarten.
Das westliche Portal der Kirche (Minoritská-Strasse) ist mit einer Reihe von Barockskulpturen verziert die von den Bildhauern J.K. Pröbstl und J.J. Schauberger stammen. Im Inneren der Kirche harmonieren Barockarchitektur mit Malereien und dem Skulpturenschmuck. Bemerkenswert sind außer dem Hauptaltar mit dem Bild von J. Stern und den Seitenaltären in den Nischen, die Emporenbühne und die Orgel, die mit Engelstatuen und Musikinstrumenten verziert ist.
Die Wandgemälde im Klostergang stammen vom Anfang des 18. Jahrhunderts und stellen Szenen der Passion Christi dar: Christus Krönung, Ecce homo, das Tragen des Kreuzes und der Leidenweg Christi. Das wertvolle Werk weist sowohl Gotische als auch Renaissanceelemente auf. Das Portal in den Kapitelsaal ist ein Säulenportal aus den 70er Jahren des 13. Jahrhunderts. Es ist das älteste überlieferte Klosterdenkmal. An seinem Stein sind die Reste roter und grüner Polychromie (farbige Gestaltung) zu entdecken. Die Spitze des Portals ist mit der Skulptur eines Engels mit Weintrauben verziert.
Die Steinskulptur der Madonna, heute im ehemaligen Kapitelsaal, früher stand sie in Loreta, wurde um 1400 geschaffen. Die Jungfrau Maria mit dem Christuskind erreicht Lebensgröße. Bemerkenswert die Bearbeitung und der Faltenwurf an Marias Kleid.Die Loreta-Kapelle imitiert das Heilige Haus in Loreto. Diese Sakramentshäuser wurden in ganz Europa vor allem vom 16. bis ins 18. Jahrhundert gebaut. Das Portal der Loreta-Kapelle schuf J. Kristián Pröbstl vor dem Jahre 1726. Die Engel tragen einen Pfeilersims mit den sich an die Jungfrau Maria wendenden Bittstellern. Das Relief erfasst auch ein Modell des Heiligen Hauses. Im Glockenturm befindet sich neben der größeren, spätgotischen Glocke mit Abbildung der Kleinen Kalvaria und Symbolen der vier Evangelisten auch eine Barockglocke, die von J. Krecker gegossen wurde.
Náměstí Svobody (Freiheitsplatz)
Der Untere Markt – wie der Freiheitsplatz früher hieß – ist der größte und wahrscheinlich älteste Platz in Brünn. Neben vielen schönen Häusern aus den unterschiedlichen Epochen wird er von einer frühbarocken Pestsäule aus dem Jahr 1689 dominiert, aber auch der im Jahre 2010 errichtete Chronometer zieht die Blicke auf sich. Der schwarze Obelisk erinnert an die Belagerung von Brünn durch die schwedische Armee.
Obwohl die Schweden mit 30.000 Mann den Brünnern zahlenmäßig weit überlegen waren, konnte die Stadt 112 Tagen den Angriffen der Schweden statthalten. Schließlich beschlossen die schwedischen Belagerer abzuziehen, wenn es nicht gelänge die Stadt bis Mittag zu erobern. Die Verteidiger – Louis Raduit de Souches, Georg Jacob Ogilvy und Bruder Martin Středa – hatten nun die Idee, die Kirchenglocken bereits eine Stunde früher (um 11.00 Uhr) läuten zu lassen. Die Schweden hörten die Glocken und zogen ab. Die Stadt war dank ihrer hervorragenden Verteidiger und dem Einsatz der Brünner Bevölkerung gerettet.
Die Legende besagte, dass der Anführer der Schweden, General Torstenson, unsterblich war. Die einzige Möglichkeit ihn zu töten wäre eine Glaskugel, die um Mitternacht mit einem besonderen magischen Ritual herzustellen sei. Eine große Zahl an Glasmurmeln im Obelisken erinnert heute an diese Legende, die regelmäßig wie ein Glockenspiel klingen.
Man kann die Murmeln auf ihren Weg durch den Obelisken sehen. Sie erscheinen zuerst an einem Punkt hoch oben, der nach dem General Torstenson genannt ist, um dann ihren Weg in den unteren Teil zu finden, der für die Brünner Bürger steht. Genau um 11.00 Uhr – dem Brünner Mittag – erscheinen die Murmeln in einem der vier unteren Höhlen, wo sie herausgenommen und als Souvenir mitgenommen werden können. Und – kaum zu glauben – kann man am Chronometer auch noch die Zeit ablesen….
Die historischen Häuser auf diesem Platz wurden laufend umgebaut und viele haben ihre eigene Geschichte, die natürlich auch der Entwicklung der Stadt Rechnung trägt.
Das Haus der Herrschaft von Lipé
Das Gebäude beeindruckt durch die reich verzierte Fassade und den Arkadeninnenhof ließ Ende des 16. Jahrhunderts der Weinhändler Kryštof Schwanz aus Retz erbauen. Am Bau beteiligt war auch der italienische Baumeister A. Gabri, ein weiterer Italiener G. Gialdi sorgte für den Skulpturenschmuck.
Das Haus beherbergte auch eine weitere wichtige Persönlichkeit: Louis Raduit des Souches, den erfolgreichen Verteidiger Brünns, der das Haus 1646 kaufte und bis zu seinem Tod im Jahre 1683 nutzte. Das Gebäude wurde mehrfach umgebaut und verändert, 2005 wurde es saniert und dient nun als Geschäftsgalerie.
Der Klein-Palast
Die Kleins waren eine berühmte Unternehmerfamilie, die Eisenwerke, Gießereien, Maschinenbauwerke besaß und eine große Rolle bei der Errichtung der ersten Eisenbahnstrecken in der Österreich-Ungarischen Monarchie spielte. Der Palast wurde 1848 nach dem Plan der Architekten T. Hansen und L. Förster gebaut. Er war luxuriöses Wohnhaus, aber auch Handelshaus und Büro, außerdem war er der erste Bau in den böhmischen Ländern, der Gusseisenelemente in die Architektur mit einbezog. Das Haus hatte damals viele Neuheiten – unterirdische Ställe, ein Spülklosett, ein von oben beleuchtetes Stiegenhaus, Belüftung und eine Heizung.
Interessant sind noch folgende Häuser am Platz:
Das Gebäude der Komerční banka von B. Fuchs von 1930, aber auch der Omega Palast aus dem Jahre 2005. Das Haus U čtyř mamlasů, das 1902 von A. Prastorfer und G. Wanderleye gebaut wurde. A. Dressler und J. Tomola zeichnen für den Skulpturenschmuck mit den vier Riesen verantwortlich. Diese sollen Atlanten darstellen, die auf ihren Schultern eine Balustrade tragen. Die Brünner haben sie jedoch von „atlasi“ später auf „mamlasy“ (bezeichnet einen ausgestorbenen Vogel-Dronte) umgetauft.
Das Měníner Tor
An der Kreuzung der Orlí und der Měnínská Straße befindet sich das einzig erhaltenen Tor des mittelalterlichen Schanzmauersystems von den ursprünglich fünf Toren, die in die Stadt führten. Es stammt ursprünglich aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde es umgebaut und das heutige Aussehen erhielt es in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts.
Früher war es ein Waffendepot, neben dem der Brünner Henker wohnte. Heute dient es als Ausstellungsraum des Museums der Stadt Brünn.
Der jüdische Friedhof in Brünn
Erwähnungen einer jüdischen Gemeinde liegen bereits seit dem 13. Jahrhundert vor. Unter dem Schutz König Přemysl Ottokar II, entwickelt sich eine prosperierende Gemeinde, die allerdings hohe Steuern an den König abführen muss. Die Lage der Juden ändert sich 1454, als Ladislaus Posthumus alle Juden aus den königlichen Städten ausweist. Die Synagoge wird nieder gerissen, am gleichen Ort entsteht später die St. Magdalenakirche. Es dauert fast vierhundert Jahre bis sich Juden in Brünn wieder niederlassen. Das Toleranzpatent von Joseph II. sorgt für Niederlassungsfreiheit und freie Religionsausübung. Die neu entstehende Gemeinde beeinflusst das Leben der Stadt im Laufe des 19. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: sie hat großen Anteil an der Entwicklung der Textilindustrie und auch auf dem Gebiet der Kultur und Gesellschaft findet sie ihren Platz. Zahlreiche Bauten von jüdischen Architekten oder für jüdische Familien prägen noch heute die Stadt (Villa Tugendhat und viele andere).
Der Zweite Weltkrieg und der Nationalsozialismus beenden diese Entwicklung jedoch abrupt. Über 10.000 jüdische Bewohner werden in Konzentrationslager deportiert, nur 700 kehren nach Brünn zurück. Von den ursprünglich vier Synagogen der Stadt bleibt nur eine, die im funktionalistischen Stil erbaute Synagoge in der Skořepka Straße erhalten – diese ist die einzige Synagoge in Mähren und Schlesien, in der auch heute noch Gottesdienste abgehalten werden. Die Große Synagoge aus dem Jahre 1855 brannten die Nazis 1939 nieder, die Neue Synagoge von 1906 wurde in den Jahren 1985-1986 niedergerissen, auch der ehemalige Polnische Tempel wurde beseitigt.
Der Jüdische Friedhof befindet sich im Stadtteil Židenice. Er wurde bereits 1852 angelegt, einige Male erweitert und gliedert sich heute in 40 Abteilungen. An die 9.000 neuzeitliche Grabsteine verschiedenartigen Typs – von der schlichten Stele bis hin zur prunkvollen Familiengrabstätte - stehen auf einer Fläche von drei Hektar. Auf dem Brünner Friedhof liegt auch eine Reihe bedeutender Persönlichkeiten aus Politik, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft begraben: Die Rabbiner Baruch Placzek und Richard Feder, der Journalist und Erfinder der Tastalphabets für Taubblinde Heinrich Landesmann alias Hieronymus Lorm, der Schauspieler Hugo Haas und der Mäzen Heinrich Gomperz, um nur einige zu nennen.
Die neuromanische Trauerzeremonienhalle, erbaut 1900, steht am Friedhofseingang. In ihrer Vorhalle sind Bruchstücke mittelalterlicher jüdischer Grabsteine eingelassen. Der Zeremoniensaal hat eine einzigartige ornamentale Ausmalung mit hebräischen Gebeten an der Wand, beleuchtet wird sie durch einen interessanten Holzkronleuchter. In den Nebenräumen ist eine Ausstellung des Judaismus untergebracht und in der Eingangsvorhalle befindet sich eine große Klinkersäulenschatzkammer der heiligen Gemeinschaft Chevra kadisha. Hinter der Trauerzeremonienhalle befindet sich ein 1950 enthülltes Denkmal für die Holocaustopfer.
Am Jüdischen Friedhof befindet sich auch das touristische Informationszentrum der jüdischen Gemeinde. Dort erhält man Informationsbroschüren in verschiedenen Sprachen, kann geführte Besichtigungen beim TIV Brünn bestellen, es gibt einen Dokumentarfilm und eine Ausstellungsexposition über das jüdische Brünn zu sehen und man hat freien Zugang zum Internet.
Jüdischer Friedhof
615 00 Brno, Nezamyslova 27
Tel: +420 544 526 737
Email:
Website: www.jewishbrno.eu (Tschechisch)
Die Sternwarte und das Planetarium
„Sterne schauen“ kann man jetzt in der neuen Sternwarte in Brünn und nicht nur das! Im neuen Exploratorium erfahren Besucher in einer interaktiven Ausstellung viel Interessantes über unser Sonnensystem, die Planeten und können auch Exponate von Mondgestein oder einen echten Meteoriten anfassen und vieles andere bestaunen.
Die Geschichte der Sternwarte
Am 16. Oktober 1954 wurde die Brünner Sternwarte feierlich eröffnet und obwohl nur ein kleines Team zur Organisation zur Verfügung stand, die eine einzige Kuppel mit einem kleinen Fernrohr betreute, strömten bereits damals tausende Interessierte auf den Kraví hora um den Himmel und die Sterne zu beobachten.
1959 wurde der Vortragssaal und das Projektionsplanetarium der Firma Carl Zeiss Jena fertiggestellt: ein Gewölbe mit einem Durchmesser von acht Metern auf dem der Sternenhimmel abgebildet werden konnte. Durch die Verbindung der Sternwarte mit dem Planetarium wurde die Sternwarte zum Zentrum der astronomischen Amateurforschung in der ehemaligen Tschechoslowakei. Mit dem zunehmenden Interesse an der Himmelsbeobachtung kam es bereits in den 1960er Jahren zu einer besonderen Kombination von fachspezifischen Aktivitäten um die Astronomie, die aber immer schon auch populär präsentiert wurde. Zu Beginn der 1980er wurde eine Erweiterung des Gebäudes beschlossen, dessen Hauptbestandteils der Saal des großen Planetarium (mit einem Spacemaster der Firma Carl Zeiss Jena) wurde. Obwohl das Projektionsgerät schon 1978 erworben wurde, begann der eigentlich Bau erst im Jahre 1986 und erst im Oktober 1991 konnte das große Planetarium eröffnet werden.
Ab 2005 wurde begonnen die Sternwarte und das Planetarium in ein multivisuelles Zentrum umzuwandeln, das der Verbindung von Wissenschaft, Kunst und Bildung gerecht werden sollte. Dieser Wandel betraf nicht nur das Gebäude, sondern auch die Ausrichtung des Programms, die Ausbildung der Mitarbeiter, ja sogar der ganze Arbeitsstil wurde einer Prüfung unterzogen. Der Startschuss zu diesem Projekt erfolgte am 7. Oktober 2009: 16 Astronauten aus Bulgarien, Südkorea, Polen, der Russischen Föderation, der Slowakei und der USA waren anwesend.
Vladimír Remek, der erste tschechoslowakische Astronaut übernahm die Patronanz des Projektes. Im August 2011 wurde die komplette Rekonstruktion abgeschlossen, der Betrieb der neuen Sternwarte und des Planetarium wurde im November 2011 aufgenommen. Heute findet man hier ein Zentrum der verschiedensten Wissenschaften mit Schwerpunkt auf den Bereich der unbelebten Natur: Astronomie, aber auch Geologie, Chemie, Physik, Mathematik und Geografie sind hier vereint.
Das Gebäude
Das Gebäude der Sternwarte wurde nach einem Entwurf des Architekten Marin Rudiš im funktionalistischen Stil von 2010 bis 2011 renoviert. Einige Highlights: 47 km Kabel stellen die Datenübertragung sicher, 25 km sind die elektrischen Leitungen lang, der Mantel des gesamten Objekts wird von 8.576.389 kleinen Löchern verziert.
Das große Planetarium
Die Kuppel des Planetariums hat einen Durchmesser von 18 Meter und darauf können um die tausend Sterne, zwanzig Nebelfelder und Sternhaufen sowie einer ganze Reihe von Körpern des Sonnensystems projiziert werden. Ergänzt wird die Projektionsanlage durch spezielle Projektoren, große Polster lassen den Besucher gemütlich die Sterne in der Kuppel betrachten.
Das Exploratorium
Ein Muss für jeden Besucher: interaktive Exponate, Muster außerirdischer Gesteine, Reproduktionen von Weltraumobjekten, und vieles mehr. Hier kann man testen, wie schwer man an einem Liter Saft auf den verschiedenen Planeten tragen müsste oder man kann sich auf eine Waage stellen, um sein „Erdgewicht“ auf anderen Planeten anzeigen zu lassen. Im Untergeschoss erlebt man die Geschichte des Sonnensystems und die faszinierenden Stellen des Universums zum Angreifen.
Die Astronomische Beobachtungsstelle macht uns Sonnenflecken, Mondkrater, Saturnringe, Jupiterstürme, strahlende Sternhaufen und vieles mehr mit der Hilfe von modernen automatischen Teleskopen zugänglich. Im kleinen Planetarium mit dem Gewölbe von 8 Metern Durchmesser wird eine Illusion des Sternenhimmels gezaubert und die Beobachtungsterrasse bietet einen magischen Blick auf Brünn bei Tag und Nacht - natürlich nur wenn es die Wetterbedingungen zulassen.
Für Besucher aus dem Ausland ist anzumerken, dass alle Beschreibungen (vor allem im Explaratorium) auch in Deutsch und in Englisch ausgeführt sind, weitere Sprachversionen befinden sich in Vorbereitung. Für größere Gruppen können nach vorheriger Absprache auch Führungen in Deutsch oder Englisch organisiert werden.
Sternwarte und Planetarium Brünn (Hvězdárna a planetárium Brno)
616 00 Brno, Kraví hora 2
Tel: +420 541 321 287
Email:
Website: www.hvezdarna.cz
Villa Tugendhat
Das Bauwerk gehört zu jeden Brünnbesuch unbedingt dazu – es wurde aufwendig renoviert und ist ab 3.3.2012 wieder für Besucher geöffnet. Die Villa Tugendhat ist einer der bedeutendsten Bauwerke von Ludwig Mies van der Rohe. Seine Bedeutung zeigt sich auch daran, dass es 2001 in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes eingetragen wurde.
Hier hat in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen das junge, sehr wohlhabende Ehepaar Tugendhat gelebt. Für den Architekten van der Rohe war der Auftrag zu dieser Villa ein "Eldorado": finanziell gab es keine Einschränkungen, er könnte also die modernsten Technologien seiner Zeit voll ausnutzen. Van der Mies entschloss sich ein Stahlskelett zu benutzen, um auf diese Weise das Konzept eines offenen, mit der Natur verbundenen Wohnraums zu schaffen. Der Architekt hat die Villa in drei Etagen entworfen: die mittlere Ebene diente als Wohn- und Repräsentationsraum.
Den Freiraum hat er nur andeutungsweise aufgeteilt. Eine Halbkreisholzwand begrenzt den Speiseraum, eine Onyxwandden teilt den Raum in Wohn- und Arbeitszimmer. Diese Wand bietet auch noch einen zusätzlichen sehenswerten Effekt: Onyx, eine Art Chalcedon, beginnt bei Sonnenschein zu "glühen", sodass dadurch der Raum und das Interieur mit warmen Farben beleuchtet wird. Aus dem Wohnraum kann man durch die riesigen Fenster in den Garten blicken. Hier ließ sich Van der Rohe eine andere technische Raffinesse einfallen: zwei der Fenster können in das untere Stockwerk versenkt werden, sodass der Garten vom Wohnzimmer aus betreten werden kann.
Auch bei der Beheizung der Villa ging der Architekt einen fortschrittlichen Weg: Die heiße Luft wird durch Luftlöcher im Fußboden und in den Wänden des Heizraumes im Erdgeschoß der Villa getrieben. Im Erdgeschoss waren auch noch ein Lager, ein Waschraum und ein Fotolabor untergebracht. Im Oberstock befanden sich Schlafzimmer, Kinderzimmer und ein Zimmer für das Kindermädchen.
Mies van der Rohe hat auch die komplette Innenausstattung inklusive Türbeschläge, Beleuchtungskörper und Lichtschalter entworfen, einige Möbelstücke hat er nur für diese Villa erdacht, wie die z.B. bis heute erzeugten Brno-Stühle und -Sessel. 1938 emigrierte die Familie Tugendhat nach St. Gallen in die Schweiz. Während des Krieges war hier die Gestapo untergebracht, das Haus wurde bei der Befreiung der Stadt stark beschädigt, glücklicherweise haben anschließende unpassende Restaurierungen die architektonische Substanz nicht berührt.
Nun - nach langjährigen Renovierungsarbeiten - ist die architektonische Perle des Funktionalismus wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr, unbedingt einen Rundgang mit Führung buchen. Wer öffentlich anreist nimmt die Straßenbahnlinien 3, 5, 11 von der Haltestelle Česká bis zur Haltestelle Dětská nemocnice (Kinderkrankenhaus). Die Fahrzeit beträgt ungefähr 5 Minuten.
Villa Tugendhat
613 00 Brno, Černopolní 45
Tel: +420 545 212 118
Email:
Website: www.tugendhat-villa.cz (Englisch, Tschechisch)
Anthropos Pavillon
Die Tradition des Museums reicht bereits in die Zeit zwischen den Weltkriegen zurück. Professor Karl Absolon gestaltete 1928 auf dem, damals gerade neu erbauten, Brünner Messegelände eine Ausstellung zum Thema „Anthropos“ für die er eine Unzahl an Funden und Belegen aus der ältesten Periode der Menschheitsgeschichte zusammengetragen hatte und die im Sonderpavillon „Der Mensch und sein Geschlecht“ untergebracht war.
Die archäologischen Funde von Absolon waren so bedeutend, dass sie ein Bestandteil des tschechoslowakischen kulturellen Lebens wurden. Allerdings beendete der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges die Ausstellung.
Ende der 1950er, Anfang der 1960 knüpfte der Anthropologe von Weltruf, Prof. Dr. Jan Jelínek, an diese Tradition an und so wurde 1962 nach den Plänen des Architekten František Šteflíček der neue Anthropos-Pavillon gebaut. 2003 wurde das Haus komplett saniert und nach wesentlichen Erweiterungen wurde das Museum 2006 wieder eröffnet.
Neben zwei Wechselausstellungen widmet sich die Hauptausstellung auf drei Geschossen der Entwicklung der Menschheit. Sie zeigt die älteste Periode des menschlichen Geschlechts und die Anfänge der menschlichen Kultur. In der Ausrichtung und Aufbereitung der Themen ist das Museum einzigartig in Europa.
In Mähren, vor allem Südmähren, und in Niederösterreich liegen bedeutende Fundorte aus der Zeit des Paläolithikums, der Altsteinzeit. Funde lassen darauf schließen, dass diese Region in der Steinzeit sehr bedeutend für die menschliche Entwicklung und Kultur war. Sie ist eine der ältesten Regionen von ganz Europa, Experten gehen davon aus, dass die Gegend bereits vor 650.000 Jahren besiedelt war.
Die ständige Ausstellung gliedert sich in folgende Unterteilungen
• Geschichte des Menschengeschlechts
• Jäger und Sammler in Mähren
• Die älteste Kunst Europas
• Genetik und Entwicklung des Menschen
• Primaten – unsere Verwandten
• Technologien der älteren und mittleren Steinzeit
Ein Kennzeichen des Anthropos Pavillon ist das beliebteste Ausstellungsstück bei alten wie bei den jüngsten Besuchern: die Mammutfamilie. Die Rekonstruktion der Tiere wurde mit Originalknochen aus einem Mammutfriedhof der Region nach einem sowjetischen Vorbild in den 1930er Jahren geschaffen. Damals war es die einzige Rekonstruktion in ganz Europa, heute existieren bereits mehrere.
Das ist aber nicht die einzige Sehenswürdigkeit im Anthropos Pavillon. Interessierte Besucher können sich die Entwicklung der Köpfe von den Primaten über den Neandertaler bis zum heutigen Menschen ansehen und so die Unterschiede, aber auch die Gemeinsamkeiten studieren. Außerdem gibt es verschiedenen Szenen aus dem Leben der Steinzeitmenschen zu sehen. Skelette früherer Tierarten können bestaunt werden und Rückschlüsse auf ihre heutigen Verwandten gezogen werden. Frühe Rituale – wie ein Begräbnis – wird gezeigt, aber auch ein Schamane in seinem „Berufsgewand“. Schmuckstücke, Messer und Haushaltsgegenstände sind ebenso ausgestellt wie Schmuckstücke und Skulpturen, wie auch eine Nachbildung der Venus von Willendorf neben ihrer „Freundin“, der Venus von Dolní Věstonice, deren Alter auf 25.000 bis 29.000 Jahre geschätzt wird.
Ebenso gibt es Replika der berühmtesten Höhlenmalereien. Strohhütten und Zelte zeigen, wie die frühen Menschen damals gehaust und gelebt haben. Die Figur eines Mannes wird auf ein Alter von 30.000 Jahren geschätzt – unvorstellbar, wenn man davor steht. Es gibt aber auch noch andere sehenswerte Figuren aus Elfenbein und auch etwas ganz bemerkenswertes: So fand man in dieser Region auch Figuren aus gebrannten Ton, die als älteste Keramik weltweit gelten! Geschirr aus diesem Material wurde zum Beispiel erst 15.000 Jahre später hergestellt.
Obwohl alle Exponate nur mit Text in tschechischer Sprache beschriftet sind, lohnt es sich durchaus auch für nur Deutsch sprechende Brünn-Besucher die Ausstellung zu besuchen. Nicht nur die Ausstellungsgegenstände und der Aufbau der Exposition ist es wert: Mit einem Audioguide in deutscher Sprache ist man immer im Bilde und können so viel Wissenswertes über diese frühe Zeit der menschlichen Entwicklung allgemein und speziell in dieser Region mitnehmen.
Die Ausstellung ist großartig und doch bleibt ein kleiner Wermutstropfen in der Erinnerung, was alles an dieser Sammlung verloren ging: Während des Zweiten Weltkrieges – als das mährische Museum von den deutschen Besatzern verwaltet wurde, entschied man 1944 – aus Angst vor einer Bombardierung – die wertvollsten Gegenstände ins Schloss Mikulov zu übersiedeln. An die 10.000 Ausstellungsstücke des mährischen Museums, aber auch wertvolle Kostüme der Wiener Staatsoper wurden nach Nikolsburg gebracht. Leider erwies sich diese Entscheidung als sehr verhängnisvoll: Während Brünn kaum unter einem Bombardement zu leiden hatte, wurde im Schloss Mikulov im Mai 1945 vorsätzlich ein Brand gelegt und all die unwiederbringlichen Stücke vernichtet.
Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag von 9:00 bis 18:00 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertag von 10:00 bis 18:00 Uhr.
Pavillon Anthropos
602 00 Brno, Pisárecká 5
Tel: +420 515 919 760
Website: http://www.mzm.cz/de/anthropos-pavillon/ (Deutsch, Englisch, Tschechisch)
Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung von Czech Tourism