Nun ist es also leider wieder vorbei. Mit dem „Schlauen Füchslein“ ging gestern das Janáček-Festival 2024 zu Ende.
Im Jahr der Tschechischen Musik und zum 170. Geburtstag Janáceks habe ich es sogar geschafft zwei seiner Opern in Brünn anzusehen. Jetzt heißt es auf das nächste Festival Janáček Brno zu warten und dieses wird ein Jubiläum. 2026 wird man vom 15.10.-17.11.2026 bereits die 10. Ausgabe feiern. Termin ist schon notiert und die Vorfreude groß.
Aber nun noch schnell zur Aufführung des schlauen Füchsleins. Eigentlich ist es eine Parabel über den Kreislauf des Lebens und die Zeit. Und obwohl keine „Gassenhauer-Arien“ in der Oper stecken, gibt es wunderschöne Melodien in dieser Oper, die vom Orchester der Janáček Oper unter der Leitung von Makro Ivanović auch vollendet zur Geltung gebracht wurden.
Eigentlich hatte ich viel Wald und die Tiere darin erwartet, ganz so ist es in der Inszenierung von Jiří Heřman nicht gekommen. Er verlegte den Beginn der Handlung in ein Kinderheim, warum auch immer. Allein es ist der einzige „Schachzug“ der sich mir nicht ganz erschlossen hat, denn Förster und seine Gattin, wie auch ihr Sohn treten dann mit den Kindern des Heimes (?) auf, aber das ist der einzige Kritikpunkt den ich äußern kann.
Jedenfalls fängt der Förster einen kleinen Fuchs (das Füchslein Schlaukopf) und nimmt ihn zur Freude seines Sohnes mit nach Hause. Der kleine Fuchs wird großer und sehnt sich mehr und mehr nach Freiheit, auch weil ihm der Hund des Försters wie auch der Sohn zunehmend auf die Nerven gehen.
Als sein (eigentlich ihr) Plan, die Hühner (herrlich die Hühner in ihrem Hühnerstall) gegen den Hahn aufzuhetzen fehl schlägt, wird der Hahn kurzerhand totgebissen. Die Försterin fordert den Tod der Füchsin, die nur Ungeziefer und Chaos ins Haus gebracht hat, doch der Förster bringt es nicht übers Herz sie umzubringen und bindet sie stattdessen an. Als die Füchsin dann auch noch den Sohn in die Wade beißt bricht Chaos aus und es gelingt ihr schließlich die Flucht.
Im Wald gelingt es ihr den Dachs aus seinem Bau zu vertreiben. Endlich kann sie ihre Freiheit genießen. Da taucht Fuchs Goldstück auf, umwirbt sie ganz gentlementlike und gewinnt augenblicklich ihr Herz. Damit der Tratsch im Wald nicht zu sehr überhandnimmt, wird die Hochzeit beschlossen und bald darauf stellt sich der Nachwuchs ein.
Der Förster hat inzwischen genug von den Füchsen und stellt Fallen auf, doch das schlaue Füchslein zeigt sie ihren Jungen und ermahnt sie vorsichtig zu sein.
Kurze Zeit später jedoch trifft sie auf den Landstreicher Harašta, der noch ein Hochzeitsgeschenk für seine Verlobte sucht – ein Fuchsmuff wäre natürlich ideal. Während das schlaue Füchslein noch ihrem Geliebten rät sich schnell zu verstecken ist es für sie zu spät. Harašta erschießt sie.
Als später der Förster im Wald herumstreicht, entdeckt er wieder einen kleinen Fuchs. Der Kreislauf des Lebens beginnt aufs Neue …
Janáčeks Oper ist aber mehr als nur eine Tierparabel. In der Geschichte werden auch die Leben der Menschen mit jenen der Tiere verquickt. So könnte die Füchsin auch ein Synonym für die Geliebte des Försters sein, die nur „Ungeziefer“ und Chaos ins Haus bringt. In dieselbe Frau wie der Förster sind allerdings auch ein Lehrer und ein Pfarrer verliebt, der Pfarrer lässt sich in eine andere Pfarre versetzen, wie der Dachs, den die Füchsin aus seinem Bau vertreibt. Egal, ob man sich nun auf diese Zweideutigkeiten einlässt oder nur die vordergründige Geschichte sieht, es ist eine Oper voll stimmungsvoller Musik und wunderschönen Klängen.
Kateřina Kněžíková ist ein hervorragendes schlaues Füchslein, sowohl stimmlich wie spielerisch und ihr Gefährte (Václava krejčí Housková) steht ihr nichts nach. Herrlich wie der Fuchs elegant um sie herumtänzelt und sie betört. Adélka Plachetková als kleiner Fuchs ist, ebenso wie die vielen anderen Kinder, die diese Produktion bereichern, ein Fuchs zum Verlieben. Adam Plachetka gibt einen stimmgewaltigen Förster, Daniela Straková-Šedrlová, die des Öfteren empörte Ehefrau, die schon mal Mann und Fuchs mit der Pfanne nicht nur droht. An ihrem Stricken merkt man wie die Zeit vergeht …
Martina Mádlova sorgt als Henne für manchen Lacher und Andrea Široká versucht als Hahn mehr Disziplin in die Hühnermannschaft zu bekommen. Doch leider kostet das dem Hahn das Leben.
Lehrer (Petr Levíček) und Pfarrer (Jan Šťáva) sind ausgezeichnet bei Stimme und sorgen als Betrunkene für den einen oder anderen Heiterkeitserfolg. Jitka Zerhauová (als Specht und Gastwirtin) und Petr Karas (Gastwirt) sorgen dafür, dass immer noch ein Glas Schnaps am Tisch steht und es wird in der Gasthausszene reichlich getrunken. Tadeáš Hoza bekommt als Landstreicher, die von allen umschwärmte Terynka. Jitka Klečanská spielt einen wunderbaren, leicht anzüglichen Dackel Lapák.
Jiří Heřman weiß mit seiner Inszenierung die teilweise langen Musikpassagen wunderbar zu nutzen, um die Geschichte weiterzuerzählen und sie kurzweilig zu halten. Großen Anteil daran hat auch das große Kinderensemble, das diese Aufgabe bravourös erledigt.
Alles in allem ein würdiger Abschluss eines tollen Festivals, das Freude auf mehr macht. Mehr Oper, mehr Janáček und mehr Brünn….
Übrigens: Wer sich nun ärgert, nicht dabei gewesen zu sein: Am 3. und 4.12.2024 gibt es noch eine Festival-Nachlese mit zwei Aufführungen von Leoš Janáčeks Die Ausflüge des Herrn Brouček. Aber auch hier heißt es schnell sein, es gibt nicht mehr viele Karten!