Mit der viertgrößten Stadt Tschechiens verbindet man zuallererst das Pilsner Bier, Namensgeber und Urahn aller „Pils“, die rund um den Erdball getrunken werden.
Manche verbinden mit der Stadt Industrie und Skoda – auch nicht ganz falsch. Aber kennt ihr die wunderschöne Innenstadt, das Puppenmuseum, die böhmischen Madonna und wie ein Kamel ins Wappen der Stadt kam? Nein? Dann will ich euch hier einiges über Pilsen erzählen, aber gleich zu Beginn der Tipp: Am besten ihr schaut euch das alles selbst an ….
Die Geschichte der Stadt Pilsen
Pilsen wurde 1295 im Auftrag des böhmischen Königs Wenzel II. gegründet. Zwar existierte bereits ungefähr fünfzehn Kilometer vom heutigen Pilsen entfernt eine Stadt „Altpilsen“, diese war jedoch durch die natürliche Umgebung in ihrem Wachstum begrenzt. Pilsen wurde an einem strategisch wichtigen Platz gegründet: einerseits war die Stadt durch den Zusammenfluss von vier Flüssen (Mies, Radbusa, Úhlava und Úslava) gut geschützt, auf der anderen Seite lag sie an drei wichtigen Handelswegen, die von Prag nach Regensburg, Nürnberg und Sachsen führten. Durch die Zolleinnahmen war auch bereits ein wirtschaftlicher Grundstein gelegt, der die Stadt bereits im Mittelalter zur drittgrößten Stadt in Böhmen - hinter Prag und Kuttenberg (Kutna Hora) - heran wachsen ließ. Bald nach der Gründung hatte die Stadt bereits 3.000 Einwohner und obwohl sie die jüngste königliche Stadt in Westböhmen war, entwickelte sie sich schnell zum politischen und wirtschaftlichen Zentrum der ganzen Region.
Wie man sehr schön am Modell im Rathaus sehen kann, wurde die Stadt sehr großzügig angelegt – rechtwinkelige gerade Straßen zeichnen die Stadt von Anfang an aus. In der Mitte ein riesiger Marktplatz mit 136 x 193 Meter, der zu den größten mittelalterlichen Marktplätzen in Europa gehört. 1300 wird die Stadt erstmals urkundlich erwähnt, nach 1400 werden in Pilsen bereits 46 verschiedene Handwerke aufgezählt. 1417 übernahmen die Hussiten eine kurze Zeit alle wichtigen Positionen der Stadt, kurze Zeit (1419) später war sie sogar das Zentrum der Bewegung. Der berühmte Heerführer Žižka gehörte zu den bedeutenden Persönlichkeiten der Stadt – er erzielte 1419 seinen ersten Sieg in der Schlacht bei Nekmíř; und obwohl er schließlich beide Augen verlor, wurde er nie in einer Schlacht besiegt.
Pilsen wurde vom westböhmischen katholischen Adel während dieser Zeit blockiert, die Lage der Hussiten wurde immer schwieriger, sodass sie 1420 die Stadt verließen. Pilsen wechselte sofort zur Seite der königlichen Macht und des Katholizismus. Fünf Mal versuchten die Hussiten in den kommenden Jahren die Stadt einzunehmen, scheiterten aber jedes Mal. Bei der Belagerung der Stadt 1433 hatten die Hussiten ein Kamel, ein Geschenk des polnischen Königs, mit dabei. Die Pilsner waren so fasziniert von dem unbekannten Tier, dass sie es unbedingt in ihren Besitz bringen wollten. So wurde ein Ausfall versucht und es gelang ihnen wirklich das Tier zu erbeuten und in die Stadt zu bringen. Das Kamel lebte angeblich sehr lange in der Stadt und wurde möglicherweise später an Nürnberg verschenkt. Nach den Hussitenkriegen wurden alle Städte die König Sigismund geholfen hatten, reich beschenkt – so auch Pilsen: Steuern, Maut und sonstige Gebühren wurden erlassen und er stimmte zu das Kamel ins Stadtwappen aufzunehmen.
1468 fand ebenfalls ein wichtiges Ereignis in der Geschichte der Stadt statt. Zum ersten Mal wurde hier die Technologie des Buchdrucks angewandt.
1599 brach eine Pestepidemie in Prag aus, worauf Rudolf II. mit seinem Hofstaat nach Pilsen übersiedelte und das Reich von hier aus regierte. Er lebte im „Weißen Haus“ links neben dem Rathaus (heute Sitz des Informationszentrums), das bis heute „Kaiserhaus“ genannt wird. Rudolf kaufte es und ließ es zur Residenz ausbauen, allerdings kehrte er nie mehr zurück. Sein einjähriger Aufenthalt war allerdings ein positiver Impuls für die Stadtentwicklung.
Der Dreißigjährige Krieg brachte Pilsen Armut und große Schulden, allerdings blieb die Stadt immer dem Kaiser treu. 1618 wurde sie nach kurzer Belagerung von einem Heer der Stände unter Ernst von Mansfeld eingenommen und blieb bis 1621 besetzt.
Ab 1631 war Pilsen Basis eines kaiserlichen Heeres, das zum Schutz der Stadt vor einer sächsischen Armee aus Bayern abkommandiert war. Die Unterbringung und Verpflegung der Soldaten belastete die Stadt jedoch wirtschaftlich schwer und führte zu hohen Schulden.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg war die Wirtschaft der Stadt ruiniert, die Vorstädte abgebrannt, die Stadtbevölkerung dezimiert und ein Drittel der Bürgerhäuser in der Innenstadt verwüstet und die Stadt konnte sich nur sehr langsam von dieser Situation erholen. Erst am Ende des 18. Jahrhunderts erreichte die Einwohnerzahl wieder den Stand vor dem Krieg, Pilsen blieb aber dennoch bis ins 19. Jahrhundert eine Provinzstadt ohne größere Bedeutung.
Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erreichte Pilsen wieder Größe und Bedeutung: 1869 entstand hier das Maschinenbauunternehmen Škoda. 1898 hatte das Eisenbahnwerk der Staatsbahnen, das auch in der Stadt beheimatet war, etwa 2.000 Angestellte. Zwischen 1861 und 1877 wurde der Pilsner Eisenbahnknoten fertiggestellt, 1899 verkehrte die erste Straßenbahnlinie.
Škoda wurde zu einer der größten Waffenschmiede in Österreich-Ungarn, 1917 arbeiteten 32.000 Arbeiter in der Fabrik, auch in der Zeit des Protektorats wurden hier Waffen für das Deutsche Reich hergestellt, dadurch wurden die Škoda-Werke das Ziel schwerer Luftangriffe durch die Alliierten.
Doch im Werk wurden nicht nur Waffen hergestellt: in der Zwischenkriegszeit baute Škoda Lokomotiven, Zuckerfabriken, Mühlen, Brauereien, Kraftwerke, etc. 1925 wurde der Automobilhersteller Laurin & Klement – heute Škoda Auto – übernommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden anfangs Dampf- und später E-Lokomotiven hergestellt, aber auch Turbinen und Kraftwerksanlagen, ab den fünfziger Jahren begann man ein ziviles Nuklearprogramm. Nach der Wende1989 wurde der Konzern privatisiert und in einzelne Bereiche aufgeteilt.
Ab 1945 setzte auch in Pilsen die Vertreibung der deutschen Bevölkerung ein.
Heute ist die Stadt vor allem durch ihr Pilsner Urquell bekannt, die „Mutter“ aller Pils-Biere, besitzt eine wunderschöne Altstadt mit großem Kulturangebot für Alt und Jung und ist Universitäts- und Bistumsstadt. Pilsen wurde auch zur Kulturhauptstadt 2015 ernannt.
Die Sehenswürdigkeiten der Stadt Pilsen
Die Bartholomäuskirche
Die Kirche ist das dominanteste Bauwerk der Stadt, das den großen Marktplatz beherrscht. Ihre Existenz kann bereits kurz nach der Stadtgründung belegt werden. Die dreischiffige Kirche ist 58 Meter lang, 30 Meter breit, alle drei Schiffe haben die gleiche Höhe von 25 Meter. Durch die lange Bauzeit kann man alle gotischen Stile an der Kathedrale sehen.
Ursprünglich war die Kirche kleiner projektiert – man begann mit dem Presbyterium, entschied jedoch während des Baus, dass man doch eine größere Kirche benötigte und begann ein großes Schiff zu bauen. Doch als beide Teile fertig waren, verlor man die Lust und verband einfach das Hauptschiff mit dem Presbyterium. Noch heute kann man am besten von außen feststellen, dass die Proportionen von Hauptschiff und Presbyterium sehr ungewöhnlich sind.
Die Kirche hatte früher einen 2. Turm, der jedoch bei einem Brand 1525 beschädigt wurde. Da die Stadt lange Zeit kein Geld hatte, um die Kirche zu reparieren, war der Architekturstil bereits von der Gotik in die Renaissance gewechselt und niemand wollte mehr einen zweiten Turm, wie er in der Gotik üblich gewesen wäre, die Kirche wurde daher einfach nur überdacht. 1835 wurde jedoch auch der andere Turm von einem Blitz getroffen, worauf man auch ihm ein neues Dach bauen musste. Heute ist der Turm 102,6 Meter hoch, in 60 Meter Höhe befindet sich ein Rundgang, der ganzjährig für Besucher geöffnet ist und von dem man bei schönem Wetter bis zum 70 km entfernten Böhmerwald sehen kann.
Im Inneren der Kirche befindet sich das wertvollste Kunstwerk: die Pilsner Madonna. Sie wurde 1390 aus Tonschiefer geschaffen und gehört zu den sog. „schönen gotischen böhmischen Madonnen.“ Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie das Jesuskind im Arm halten und es nicht auf ihrem Schoß sitzt. Madonna und Jesuskind bilden den Buchstaben „S“. Die Pilsner Madonna ist angeblich die erste ihrer Art, alle anderen wurden nach ihrem Vorbild gestaltet. Interessant ist, dass das Kind in der Kirche einen Apfel, den Symbol für das Leben, in der Hand hält, das Jesuskind der Mariensäule oder Pestsäule vor der Kirche (eine Kopie der Madonna) hält jedoch einen Schädel, das Zeichen für den Tod.
Die Madonna ist eingebunden in den Hauptaltar der Kirche. In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts führte der Architekt Josef Mocker ausführliche Restaurierungsarbeiten in der Bartholomäus Kirche durch. Er regotisierte die Kirche und entfernte alle Elemente, die nicht dem gotischen Stil entsprachen, darunter viele Barockaltäre. Er entwarf auch den pseudogotischen Hauptaltar, in dessen Mitte die Pilsner Madonna installiert wurde. Links und rechts von ihr stehen Heiligenstatuen, sie sind Überreste der älteren Altäre, der Rest stammt aus dem Restaurierungszeitraum. Unter der Madonna sind die Evangelisten zu sehen, oben in der Mitte steht der Hl. Bartholomäus, ganz oben findet sich der Erzengel Michael.
In einem kleinen Altar links vom Hauptaltar wird in einer Vitrine die Reliquie des Hl. Bartholomäus aufbewahrt.
Die Kreuzigungsszene am Balken stammt aus der Spätgotik, Mitte des 16. Jahrhunderts. Links sieht man Maria, rechts Johannes, in der Mitte kniet Maria Magdalena. Angeblich war noch eine Statue in die Szene eingebunden, die allerdings verloren ging.
Wunderschön sind auch die zwei großen Seitenaltäre, die aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts nach dem 30 jährigen Krieg stammen und die Hl. Familie zeigen.
Sehenswert auch die Kanzel, deren unterer Teil aus Stein im 14. Jahrhundert, der obere Teil im 19. Jahrhundert aus Holz gefertigt wurde.
Die spätgotische Sternberk-Kapelle ist mit Renaissance-Wandgemälden, die die Geschichte Böhmens darstellen, geschmückt. Die Familie der Sternberks hatte in der Nähe von Pilsen zahlreiche Besitztümer, allerdings ist hier niemand aus der Familie begraben. An der Wand steht der Zinnsarg von Bohunka von Lobkovice (1609) – allerdings wurde die Leiche exhumiert und weggebracht.
In der Kapelle steht der böhmische Altar: Er wurde von Prof. Kastner im Jugendstil geschaffen, 1900 auf der Weltausstellung wurde dieser einzigartige Altar mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Auch hier ist die Darstellung der Maria mit dem Kind einzigartig – das Kind sitzt nicht auf ihren Schoss oder wird im Arm gehalten, sondern steht seitlich, von ihr nur unterstützt. Rechts kann man den Hl. Wenzel sehen, den Patron der böhmischen Länder, auf der anderen Seite seine Großmutter, die Hl. Ludmilla.
In einer Ecke der Kapelle kann man auch heute noch eine steinerne Teufelsfratze sehen. Sie diente als eine Art „Sicherheitssystem“, um den Teufel am Betreten der Kirche zu hindern. Da der Teufel sich nicht in den Spiegel schauen kann, nahm man an, dass sein Schreck beim Anblick seiner eigenen Fratze so groß sei, dass er die Kirche sofort verlassen würde.
Die wunderschönen Kirchenfenster ersetzten an der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert die ursprünglichen Bleifenster und wurden alle durch Spenden der Pilsner Bewohner finanziert. Vergesst nicht den Außenaltar der Kathedrale zu besuchen: die hölzernen Statuen stammen aus dem 14. Jahrhundert – bemerkenswert ist jedoch das Barockgitter mit den Engelsköpfen.
Darunter befindet sich ein silbernen Kopf, der schon ziemlich mitgenommen aussieht, er ist der Glücksbringer von Pilsen und erfüllt – wenn er angegriffen wird – die Wünsche der Gläubigen. Eine Legende erzählt den Hintergrund: Einst wollte der Pilsner Henker heiraten. Da sein Handwerk geächtet war, durfte er die Kirche nicht betreten und ein Freund zog mit seiner Braut vor den Altar in die Kirche an Seines statt.
Der Henker aber blieb außerhalb der Kirche und kniete vor dem Außenaltar. Ganz Pilsen war damals auf den Beinen, um die Hochzeit des Henkers mit zu verfolgen. Als die Trauung zu Ende war und der Henker aufstand, hielt er sich an eben diesen Engelskopf fest. Das sahen die Bewohner von Pilsen und dachten, dass es Glück bringen müsste, diesen Kopf nach ihm anzufassen. Seit dieser Zeit kommen Besucher und Bewohner zu diesem Altar um den Engelskopf zu berühren und um die Erfüllung der Wünsche zu bitten.
Die Deutschritter, die gleich nach der Gründung der Stadt in Pilsen eintrafen, hatten von Anfang an – fast 200 Jahre – das Patronat über die Kirche, danach fiel es an die Stadt. Heute ist Pilsen ein Bischofssitz, wodurch die Kirche zur Kathedrale erhoben wurde.
Die Sehenswürdigkeiten am Hauptplatz
Der Hauptplatz (nám Republik)
Pilsens Straßen wurden bereits bei seiner Gründung schön rechtwinkelig und übersichtlich entworfen – in der Mitte der riesige Marktplatz, 136 x 193 Meter groß, der zu den größten mittelalterlichen Marktplätzen in Europa gehört.
Neben der Bartholomäus-Kathedrale steht die Pest- oder Mariensäule, die aus dem Jahre 1683 stammt. Wie viele andere Städte wurde Pilsen mehrere Male von der Pest heimgesucht. Die Madonna ist – wie bereits erwähnt – eine Replik auf die Pilsner Madonna, deren Original sich am Hauptaltar in der Kirche befindet.
Zwei Unterschiede gibt es zwischen beiden Statuen: die Madonna der Mariensäule ist vergoldet und das Jesuskind hält hier einen Schädel als Zeichen des Todes in der Hand.
Seit August 2010 stehen drei Brunnenplastiken auf dem Platz, die mit echtem Gold vergoldet sind und drei Zeichen des Pilsner Stadtwappens symbolisieren, nämlich den Engel, das Kamel und den Hund. Der Hund steht seit dem 15. Jahrhundert für die Treue zur katholischen Kirche und dem böhmischen König.
Das Kamel im Wappen bezieht sich auf eine Schenkung von Kaiser Sigismund von Luxemburg an die Stadt: Es soll an die erfolglose Belagerung der Stadt durch die Hussiten erinnern. Die Windhündin steht bereits seit dem 15. Jahrhundert für die Treue zur katholischen Kirche und dem böhmischen König. Zur Erweiterung kam es nachdem der römische Kaiser Sigismund von Luxemburg 1433 den Pilsner Bürgern ein Kamel schenkte. Es soll an die (erfolglose) Belagerung der Stadt durch die Hussiten erinnern.
Rund um den Hautplatz befinden sich viele schöne und interessante Häuser.
Das Rathaus (nám. Republiky 1)
Es ist gut, die Besichtigungstour von Pilsen im Rathaus zu beginnen, steht doch ein wunderschönes Modell der Stadt im hinteren Ausstellungsraum.
In der Halle davor gibt es unterschiedliche thematische Ausstellungen zu sehen. An der Decke der Halle könnt ihr noch verschiedene Hacken sehen, die in früheren Zeiten dazu dienten, Löschgeräte zu befestigen. Da die Städte oft von Bränden heimgesucht wurden, war es notwendig, dass die Bürger schnell auf diese im Falle eines Falles zugreifen konnten.
Das Rathaus ist ein Renaissancegebäude, das 1554 bis 1559 von Giovanni de Statia erbaut wurde. Ursprünglich war es mit biblischen Szenen in Sgraffito-Stil geschmückt, die allerdings nicht erhalten geblieben sind. 1907 bis 1912 wurde das Haus renoviert und die Fassaden neu gestaltet.
Im dritten Stock befindet sich der Festsaal, der auch heute noch für Hochzeiten und verschiedene Veranstaltungen benutzt wird und mit wunderschönen Wandmalereien geschmückt ist. Die Bilder zwischen den Fenstern zeigen Wenzel II., den böhmischen König und Gründer der Stadt, Rudolf II. von Habsburg, der das Reich ein Jahr lang von Pilsen aus regierte und Johann von Luxemburg, den ersten Luxemburger auf dem böhmischen Thron. In der Mitte befindet sich das Stadtwappen.
Die mechanische Uhr, die wir heute sehen, ersetzt die Sonnenuhr, die früher das Rathaus zierte. Durch die große Kathedrale war die Sonnenuhr jedoch so stark verdeckt, dass sie den ganzen Tag nur im Schatten lag und daher auch die Zeit nicht richtig anzeigen konnte. So entschloss man sich schließlich für den Austausch. Schön ist auch das kleine Barocktürmchen am Dach anzusehen. Mit der kleinen Glocke, die sich vor dem Rathaus befindet, wurden früher die Ratsmitglieder zu ihren Sitzungen gerufen. Man kann sich kaum vorstellen, wie ruhig es damals gewesen sein musste, dass alle dem Ton dieser kleinen Glocke folgen konnten.
Heute finden am Hauptplatz viele Veranstaltungen statt: Kunsthandwerksmärkte ebenso wie Weihnachts- und Ostermärkte oder Konzerte und Festivals. Am Wochenende startet hier ein kleiner Touristenzug, der Interessierte bis zum Zoo bringt.
Weitere sehenswerte Häuser am Hauptplatz
Das Kaiserhaus (nám. Republiky 41)
Wie viele Häuser im Zentrum von Pilsen, geht der Kern des Gebäudes auf das Mittelalter zurück und durchlief später einige Umbauten. 1565 wurde es von Giovanni de Statia, dem Architekten des Rathauses verändert. Hier hat sich Rudolf II. mehrfach aufgehalten – zuletzt im Jahre 1600.
An seiner Fassade ist eine Roland Statue (Žumbera) angebracht, ein mittelalterliches Symbol der Zünfte und des Handels, die ursprünglich einen Brunnen auf dem Hauptplatz schmückte. Das Haus gehört heute zum Rathaus und in ihm befindet sich das städtische Informationszentrum.
Pechovský-Haus (nám.Republiky 40)
Eckhaus im Renaissance-Stil, welches durch Verbindung von zwei älteren Häusern entstanden ist. Ein bedeutender Besitzer war Sebastian Pechovský, der Lehrer des späteren Kaisers Rudolf II.
Haus „Zum Roten Herzen“ (nám. Republiky 36)
Ursprünglich stammt das Haus aus der Renaissancezeit. Das Original-Portal wurde ins Westböhmische Museum übertragen. 1894 erfolgte ein Umbau nach Plänen von R. Štech, die Entwürfe der Sgraffiti stamme von M. Aleš.
Er malte immer Motive aus der böhmischen Geschichte, die sich auf einigen Häusern in Pilsen finden. Hier erinnern die Ritter in Montur auf ihren Pferden an ein berühmtes Tournier, das in Pilsen 1555 durchgeführt wurde.
Das Erzbischöfliche Dekanat (nám. Republiky 35)
Das Haus war ursprünglich Besitz des Deutschen Ritterordens, im Jahr 1710 wurde es durch J. Auguston umgebaut und erhielt seine heutige Gestalt. Es ist eines der schönsten und wertvollsten Barockbauten Pilsens und ist heute Sitz des Bischofs. Pilsen wurde 1993 von Papst Johannes Paul II. zum Bistum erhoben. Über dem Portal befindet sich das Wappen des Prager Erzbistums.
Haus mit der Apotheke „Zum Weißen Einhorn“ (nám. Republiky 27)
Der bekannte Pilsner Bauherr M. Stelzer schuf den Bau 1859. Die Fassade in Neorenaissancestil ist wieder mit Sgraffito Malerei nach Zeichnungen von M. Aleš aus dem Jahr 1896 verziert. Die Bilder stellen das „Sammeln von Heilkräutern“ dar. Sehenswert ist auch der Einhornkopf, der auf den Namen der Apotheke hinweist.
Bezděkovský – Haus (nám. Republiky 7)
Erbaut in den Jahren 1906 – 1907 vom Architekten K. Hilbert. Die Skulpturen – Symbole des Bürgertums mit Braurechten – mit einem Relief des ursprünglichen gotischen Hauses sind von S. Sucharda erschaffen worden. Die Figuren über dem Parterre zeigen Allegorien zur Sicherung der Zukunft der Kinder: ein Mann mit einer Kiste, die die Ersparnisse symbolisiert, eine Frau mit einer Kanne, die für die Brauberechtigung steht, während ein junger Mann und eine junge Frau gemeinsam Weintrauben pflücken.
Haus „Zum Auge Gottes“ (nám. Republiky 12)
Der Gebäudekern gehört zu den ältesten Bauten der Stadt. Innen ist das restaurierte Deckenfresko mit der Darstellung der Dreifaltigkeit sehenswert.
Chotěšover Haus (nám. Republiky 13)
Ursprünglich als gotisches Haus erbaut, gehörte es zum wohlhabenden Kloster von Chotěšov bis dieses 1784 von Joseph II. aufgelöst wurde. Es besitzt die einzige Renaissance-Hofloggia in Pilsen. Heute gehört es zum Museum für Völkerkunde der Region Pilsen.
Hier kann man Ausstellungen über Wohnungseinrichtungen, Möbel des Pilsner Bürgertums von 1500 bis ins erste Drittel des 20. Jahrhunderts sehen, außerdem eine Schwarzküche vom Anfang des 19. Jahrhunderts, Bauerstuben aus der Region und ein Barockapotheke. Ein Teil der Ausstellung ist auch im Gerlach-Haus untergebracht, das ihr hinter dem Wallenstein-Haus findet. Das Haus hat – wie fast alle Häuser am Platz – einen wunderschönen Innenhof. Dieser zeichnet sich durch eine italienische Loggia aus.
Das Wallenstein-Haus
Das rosa Eckhaus beherbergte den berühmten Heerführer 1633 – eine Statue ist an der Ecke zu sehen. Wallenstein, der schon sehr krank war, wurde während seiner Pilsner Zeit ständig von Vertrauten des Kaisers überwacht.
Er verließ Pilsen und zog nach Eger, wo er dann auf Befehl des Kaisers getötet wurde. Eine Legende besagt, dass Wallenstein in diesem Haus einen großen Schatz vor seiner Abreise versteckt hat – dieser wurde allerdings noch nicht gefunden.
Das Hotel Central – Gespenstermuseum (nám. Republiky 33)
Das Hotel ist einer der wenigen „modernen“ Bauten auf dem Hauptplatz. Es wurde 1973 anstelle eines wunderschönen alten Gasthauses gebaut, in dem sogar früher Könige abgestiegen sind. Erwähnenswert ist vielleicht der mittelalterliche Keller des Hotels – hier ist auch das Gespenstermuseum untergebracht.
Tipp: Wer bei einem Kaffee die Aussicht über die Stadt und den Platz genießen möchte, hier braucht man nicht die Stiegen hochklettern wie im Turm der Kirche - ins Café im obersten Stock des Hotels kommt man ganz bequem mit dem Lift. Und die Aussicht ist atemberaubend.
Das Puppenmuseum (nám. Republiky 23)
Das Haus, in dem sich nun das Puppenmuseum Pilsen befindet, gehörte schon im Mittelalter zu den bedeutendsten Patrizierhäusern der Stadt. Es besteht aus einem Vorderhaus, dessen Kern noch aus vorhussitischer Zeit stammt und einem Hintergebäude im Hof, die beide durch einen schmalen Flügel an der Ostseite des Innenhofs miteinander verbunden sind.
1507 wurde das Haus nach einem Brand im Stile der Spätgotik umgebaut, 1580 bis 1590 erfolgte ein großzügiger Renaissance-Umbau. Aus dieser Zeit stammen auch die schönen Renaissance-Fassaden. 1726 wurde die Holzbalkendecke im Erdgeschoss des Vorderhauses zu einem Gewölbe umgebaut und der zweistöckige Flügel im Hof errichtet. Aus der Barockzeit stammt auch der einzigartige Dachstuhl, der gegen Ende des 18. Jahrhunderts gebaut wurde. Die Spitze des Giebels zieren Löwen-, Greifen- und Adlerplastiken.
Das Puppenspiel hat in ganz Tschechien eine lange Tradition. Es diente nicht nur zur Unterhaltung und Erbauung von Kindern, sondern setzte und setzt sich auch mit ernsteren Problemen auseinander. Zusätzlich war das Spiel in Zeiten der Zensur eine Möglichkeit durch die „Blume“ oder eben mit den Puppen die Zustände zu kritisieren.
Das Museum erzählt die Geschichte der Puppen, die bereits Anfang des 19. Jahrhunderts beginnt, als die Pilsner Vorstellungen der Wanderbühnen besuchten. Ein Teil der Ausstellung ist der Entwicklung des Pilsner Puppenspiels am Ende des 19. Jahrhunderts gewidmet, als das erste ständige Puppentheater entstand – das Škoda-Theater. In der Exposition gibt es auch ein einmaliges, „belebtes“ Modell, das nach einem erhaltenen Modell hergestellt wurde. Im zweiten Stockwerk wird die Geschichte der unterschiedlichen kleinen Familientheater präsentiert, deren Spiel sich mit der Welt der Kinder, aber auch der Erwachsenen auseinandersetzt.
Hier findet man auch die Puppentheater der Feriensiedlungen (Loutkové divadlo feriálních osad), in dem die Künstler Karel Novák, Josef Skupa und Jiří Trnka wirkten und die vielleicht bekanntesten tschechischen Puppen Spejbl und Hurvínek. Sie entstanden durch die Zusammenarbeit von Gustav Nosek, Josef Skupa und Jiří Trnka. 1937 führte Skupa mit Franz Wenig das Stück „Hurvinek lernt zaubern“ auf, das als das beste original tschechische Stück für Kinder bezeichnet wurde.
Spejbl und Hurvínek war aber nicht nur reines Kindertheater: Das Stück „Ringelspiel in drei Etagen“ (Kolotoč o třech poschodích), das vom Skupa-Theater aufgeführt wurde, war eine eindeutige Satire auf den Zustand nach dem Münchner Abkommen in Tschechien und der Beweis für den Mut von Josef Skrupa und aller Theatermitglieder. Auch während des Krieges führte Skupa allegorische Stücke auf – 1343/44 endete die letzte Saison mit der Verhaftung von Josef Skupa und seiner Verurteilung wegen deutschfeindlicher Tätigkeit mit fünf Jahre Gefängnis. Nach dem Krieg wurde das Theater nach Prag in die Königlichen Weinberge verlegt. Josef Skupa starb am 8.Jänner 1957 in Prag. Das gemeinsame Grab mit seiner Frau Jiřina befindet sich auf dem Pilsner Friedhof.
Ein weiterer berühmter Darsteller ist der „revolutionäre“ Kasper von František Nosek, ursprünglich als einer von einer Gruppe von Zwergen geschnitzt. Später dann wurde er, bereits im Kasperkostüm, zu einem Teil des Theaters „Jeslí“ und anschließend des Puppentheaters der Ferienkolonien. Der Kasper wurde gegen Ende des Ersten Weltkrieges berühmt, als Josef Skupa mit ihm eine Kabarettserie spielte, die sich über das damalige politische Geschehen lustig machte. Eine der berühmtesten Szenen war das Zu-Grabe-Tragen des österreich-ungarischen Adlers, der die gehasste Monarchie symbolisierte. Der Kašpárek sang bei der „Beerdigung“: „Gute Nacht, Österreich, schlaf süß, lass dir was träumen von k.u.k. Schlaf süß, gute Nacht ohne deine Hilfe wird jetzt weitergemacht".
Das Theater von Karel Novák wurde rekonstruiert und mechanisiert, so können die Besucher die Atmosphäre des Theaters in der Zeit des größten Erfolges der Puppentheater miterleben. Im dritten Stockwerk stellt das Theater Alfa seine Puppen aus ihren vielen, erfolgreichen Aufführungen vor. Hier gibt es außerdem einen multifunktionalen Saal, in dem man die unterschiedlichsten Puppen anfassen und die verschiedensten Techniken ausprobieren kann. Man glaubt gar nicht wie viele unterschiedliche Möglichkeiten es gibt, von der Handpuppe über Marionetten und und …
Auch die Besucher können hier ihr kleines Puppentheater aufführen und entwickeln. Lasst euchüberraschen – der Besuch lohnt sich für Groß und Klein. Wer sich dann erholen möchte, kann dies im Cafe Skupa machen, das durch die erhaltene Wohnung der Familie Skupa inspiriert ist, die hier noch in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wohnte.
Muzeum Loutek Plzeň
301 00 Plzeň, Náměstí Republiky 23
Tel: +420 378 370 801
E-Mail:
Website: www.muzeumloutek.cz (Deutsch, Englisch, Tschechisch)
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr
Marionettentheater und Alfa-Theater
Hier kann man Marionetten- und Puppenspiel live erleben. Seit 1966 wird hier wieder professionelles Marionettentheater gespielt. Dieses trug erst nur im Volksmund, später auch offiziell den Namen des Gebäudes „Alfa“. Seit 1967 ist das Theater Mitveranstalter des Festivals Skupova Plzeň. Im heutigen Alfa-Theater sind die Vorstellungen für alle Generationen und das umfangreiche Programm reicht von klassischen Märchen bis zur Poesie von Jacques Prévert. Daher bevorzugt das Ensemble eher den Begriff des Komödientheaters. Schaut euch das einfach mal an …
ALFA Theater
3120 00 Plzeň, Rokycanská 7
Tel: +420 378 038 451
E-Mail:
Website: www.divadloalfa.cz (Englisch, Tschechisch)
Josef-Kajetán-Tyl-Theater
Das Tyl-Theater wurde nach den Plänen von Antonín Balšánek errichtet, die Dekoration der prachtvollen Fassade stammt von bedeutenden Künstlern. Gebaut im Stil der Neorenaissance zählt es mit seiner prunkvollen Einrichtung zu den architektonischen Kleinoden der Stadt.
Die Hauptfassade dominiert die Statuengruppe Oper und Drama von Ladislav Šaloun, weitere Ausschmückungen stammen von Stanislav Sucharda, Vilém Amort und Antonín Procházka. An der Südseite begrüßt die Statue von Josef Kajetán Tyl von Alois Soper die Gäste. Die Bilder im Foyer stammen von Josef Mandl, die Deckenmalerei von František Urban. Der monumentale Vorhang wurde von Augustin Němec nach dem Sujet „Pilsen begrüßt die Göttinnen der Kunst auf der Schwelle des neuen Theaters“ gestaltet.
Der Namensgeber des Theaters Josef Kajetán Tyl ist ein bedeutender tschechischer Dramatiker, der auch den Text zur Tschechischen Nationalhymne geschrieben hat. Er starb am 11. Juli 1856 in Pilsen und liegt auf dem Nikolausfriedhof begraben. Am 27. September 1902 wurde das Haus mit der Vorstellung von „Libuše“ von Smetana feierlich eröffnet. Das Josef Kajetán Tyl-Theater knüpft an die langjährige Theatertradition der Stadt an, die ersten Aufführungen in Pilsen gehen auf das Jahr 1759 zurück. Vier Theaterensembles haben Oper, Drama, Ballett, Operetten, aber auch Musicals in ihrem Repertoire. Das Tyl-Theater verfügt über zwei Spielstätten – das Große Theater und das Kammertheater, in dem vorwiegend das Drama beheimatet ist. Seit seiner Renovierung im Jahre 1982 erstrahlt es wieder in seinem ganzen Glanz. Jedes ungerade Jahr ist eine Besichtigung des Großen Theaters möglich.
Josef-Kajetán-Tyl-Theater
301 00 Plzeň, Smetanovy sady 16
Abendkasse: tel.: +420 378 038 128
E-Mail:
https://www.djkt.eu/
Weitere sehenswerte Häuser in der Umgebung des Hauptplatzes
Kurze Zeit nach der Gründung 1295 zählte die Stadt bereits ungefähr 300 Häuser. Natürlich wurden sie im Laufe der Zeit öfter umgebaut und an die jeweiligen Anfordernisse angepasst, bei einem Großteil ist jedoch der historische Wert erhalten geblieben und so sind sie noch heute Zeugen interessanter Geschichtsereignisse.
Haus „U Salzmannů“ (Praažská 8)
Das heutige Haus steht anstelle eines Renaissancehauses, das Jan Merlian 1583 für sich selbst gebaut hat. Das Gebäude mit dem bossierten Renaissanceportal ist heute wie früher mit der Geschichte des Pilsner Biers verbunden. 1842 brauchte der Fuhrmann Salzmann das erste Fass der neuen Bürgerlichen Brauerei zu seinen Freunden nach Prag.
1858 eröffnete hier ein bekanntes Gasthaus und auch heute ist es ein Restaurant, das für seine tschechischen Spezialitäten bekannt ist. Am Portal findet sich die Inschrift: „Wenn Gott mit uns ist, wer soll dann gegen uns sein – liebe Gott und betrüge nicht, tue Gutes und halte nichts auf Gerüchte.“
Perner-Haus (Pražská 12)
Einst mittelalterliches Haus, grundlegender Barockumbau in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts, als es der Familie Perner gehörte.
Haus Nr. 83 - Galerie „13“ (Pražská 13)
Einst mittelalterliches Haus mit drei bossierten Renaissanceportalen und einer einzigartigen bemalten Holzdecke im Renaissancestil. Heute Sitz der Westböhmischen Galerie.
Haus „Zum Weißen Löwen“ (Pražská 15)
Im 16. Jahrhundert eines der größten und teuersten Renaissancehäuser in Pilsen. Gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde es im Spätbarockstil mit klassizistischen Elementen umgebaut. Hier war früher das Gasthaus „Zum Weißen Löwen“ (U Bílého Iva)
Der Fleischmarkt (Pražská 16)
Dieses einzigartige historische Gebäude aus dem Jahr 1392 diente bis in die Fünfzigerjahre des 20. Jahrhunderts als Fleischmarkt. Es ist ein schönes Beispiel für einen mittelalterlichen Markt: 50 Meter lang und fast 12 Meter breit. Das Haus ähnelt einer Basilika mit einem Haupt- und zwei Seitenschiffen.
In den Jahren 1964-1971 wurde es umfassend renoviert, danach entstand ein besonderer Ausstellungsraum, der durch die Westböhmische Galerie genutzt wird. Hier finden immer wieder unterschiedliche Ausstellungen statt, wie zum Beispiel "Ach! Italia, cara mia", die die Beziehung zwischen tschechischen Künstlern und Italien herstellte.
Doch allein die Ausstellungsräume sind sehenswert - schaut auf jeden Fall zumindest kurz vorbei!
Haus mit dem Wasserturm (Pražská 19)
Der spätgotische Wasserturm wird erstmals 1532 erwähnt und gehörte zur Stadtbefestigung. Jetzt befindet sich dort eine Galerie.
Wie es im Wasserturm aussieht, kann man bei einer Führung durch den Historischen Untergrund erfahren.
Haus in der Straße „Perlová“ (Perlová 4)
Das pittoreske Haus ist das Gegenstück zu den Patrizierhäusern. Es wurde auf alten Grundmauern nach 1575 als Wohnhaus für die Leute des einfachen Handwerks, wie z. B. Büttner, Schneider etc., erbaut. Heute ist es der Eingang zum Besichtigungsrundgang durch die historischen Kellerräume Pilsens.
Gerlach-Haus (Dřevěná 4)
Das Gerlach-Haus besteht aus zwei älteren Häusern, welche das namhafte Mitglied der Künstlerkolonie J. Merlian im Jahr 1575 für seine Zwecke im Barockstil umbaute. Sein Name stammt von einem seiner früheren Besitzer, Josef Gerlach, der Musik und Tanz unterrichtete. Einer seiner Schüler war der junge Bedřich Smetana. Heute gehört es zum Museum für Völkerkunde.
Stadtpalais „Zur Goldenen Sonne“ (Prešovská 7)
Das Stadtpalais entstand aus zwei mittelalterlichen Häusern, die schon vor 1530 miteinander verbunden waren. Sehr schön sind die Rokokofassade mit Hauszeichen und der Balkon. Die Keller mit ihren Steinportalen und die Küchen im ersten Stock konnten erhalten werden. Heute ist das Gebäude Sitz des Nationalinstituts für Denkmalpflege.
Die Große Synagoge
Die Große Synagoge in Pilsen ist mit 2.500 Plätzen die drittgrößte Synagoge in Europa und eine der fünf größten in der Welt.
Der ursprüngliche Entwurf stammte vom Wiener Architekten Fleischer, der einen gotischen Ziegelturm mit zwei 65 Meter hohen Türmen an der Frontseite vorsah. Fleischer wollte die Synagoge wie eine gotische Kirche errichten. Dieser Plan und die Höhe der Türme sorgten in Pilsen allerdings für großen Aufruhr, sie wurden vom Magistrat der Stadt abgelehnt und die Pläne mussten verändert werden. Eine andere Erklärung meint allerdings, dass für die ursprünglichen ehrgeizigen Pläne schlicht und einfach das Geld fehlte.
Der neue Entwurf sah nur mehr 45 Meter hohe Türme vor und die gotische Umsetzung war einem maurischen Stil gewichen. 1880 wurde das Grundstück gekauft, das sich auf einem Platz der früheren mittelalterlichen Stadtmauern befand. Die jüdische Gemeinde in Pilsen war damals sehr reich und hatte fast 2.000 Mitglieder.
Da jedes Mitglied einen eigenen Platz in der Synagoge haben wollte, war eine Synagoge in dieser Größe auch notwendig geworden. 1893 war der Bau fertig. Die Disposition im Ganzen blieb gewahrt, das äußere Erscheinungsbild unterschied sich aber grundlegend von den ursprünglichen Plänen. Die niedrigeren Türme wurden durch zwiebelförmige Dächer abgeschlossen, auf der Spitze waren Krone, Turmknauf und Davidstern.
Die Innenausstattung wurde in orientalischen Stil gestaltet, die Nebenschiffe und Eingänge von der monumentalen Neorenaissance inspiriert. Der Bau an der Hauptverkehrsader betonte die Bedeutung der jüdischen Gemeinde in Pilsen. Die Synagoge war ihr Eigentum und wurde dank freiwilliger Geldspenden der Pilsner Juden und durch Anleihen jüdischer Vereine finanziert – die Baukosten betrugen 141.092 Gulden.
Der Grundriss ist 56 x 30 Meter und das Gebäude besteht vorwiegend aus Ziegelstein in Kombination mit Steinquadern. Durch drei Türen kann man in das Gotteshaus eintreten. Über dem Gesims sind drei Fenster durch farbige Vitragen verziert, ein Satteldach liegt über dem Hauptschiff, das rot und weiß gedeckt ist.
Im Vestibül findet sich eine reiche, meist vergoldete Stuckverzierung, bei der Tür sind Sammelbüchsen der jüdischen Vereine angebracht.
Das Erdgeschoss der Synagoge bildet ein dreischiffiger Raum, der dem Schrein mit der Thora zugewandt ist. An den Seiten befinden sich die verzierten Eingänge in die Vorbereitungsräume, die auch Teil des Ehrenraumes für Gäste sind. Wunderschön das hölzerne Podium vor dem heiligen Schrein, das von großem handwerklichen Können zeigt. Zur Bima, jenem Platz von dem während des Gottesdienstes aus der Thora verlesen wird, führen gerade Treppen mit vergoldeten Geländern. Zum Aron ha-Kodesch, dem Thoraschrein führen Wendeltreppen. Der ganze Raum zeigt herrliche Schnitzarbeiten.
Die Synagoge diente der Gemeinde bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Sie überlebte die Kriegszeit als Lagerraum aller Gegenstände, die von den jüdischen Mitbürgern konfisziert wurden. Viele flüchteten oder wurden deportiert.
Nach dem Krieg bestand die ehemals große Gemeinde nur mehr aus kaum 60 Mitgliedern. Sie erhielten zwar die Synagoge zurück, konnten aber deren Instandhaltung und Restaurierung nicht finanzieren und das Gebäude verfiel zusehends. 1973 wurde der letzte Gottesdienst in der Synagoge abgehalten, danach musste das Haus auf Grund des desolaten Zustandes geschlossen werden. Obwohl die Gemeindemitglieder versuchten, in aller Welt Geld für die Renovierung aufzutreiben, misslang das Vorhaben aus finanziellen Gründen, bis 1995 der Staat für die Kosten der Renovierung der Fassade und des Daches einsprang. Der wunderschöne, stimmungsvolle Innenraum wird gerade renoviert, kann aber bereits besucht werden. Eine Rarität ist auch die Heißluft- Fußbodenheizung.
Heute wird der Hauptsaal der Synagoge als Konzertsaal genutzt und beeindruckt nicht nur mit seiner Atmosphäre, sondern auch mit seiner hervorragenden Akustik.
Die Gottesdienste der jüdischen Gemeinde werden nun im kleinen Wintergebetssaal abgehalten, der Hauptraum ist für alle Besucher vom Passah-Fest (etwa Ende April) bis Mitte Oktober täglich außer Samstag von 10.00 bis 17.00 Uhr zugänglich.
In einem Umgang um das Hauptschiff zeigen Bilder das Leben der jüdischen Gemeinde, aber auch Meilensteine der Geschichte der tschechischen Juden.
Die Große Synagoge
301 24 Plzeň, sady Pětatřicátníků 11
Website: www.zoplzen.cz (Tschechisch) und https://www.visitpilsen.eu/de/location/grosse-synagoge/
Staatliche wissenschaftliche Bibliothek (Smetanovy sady 2)
Der erste Teil des Komplexes (das Dominikanerkloster) wurde 1712 bis 1714 von Jaub Auguston erbaut, der durch die Kirche der Hl. Anna dominiert wurde. Das zerstörte Kloster der Hl. Anna wurde von 1804 bis 1809 durch Šimon Michal Schell in das Philosophische Institut im klassizistischen Stil umgebaut. Er verstärkte auch die Ecken mit den zwei Türmen, die den Park davor dominieren. Der östliche Turm enthält noch Teile des früheren Lititzer Tores.
Die Bibliothek wurde 1876 gegründet und besitzt heute ca. 400.000 Bände und einen Gesamtbestand von fast 2 Millionen Medien. Vorher war im Gebäude der wissenschaftlichen Bibliothek ein Gymnasium untergebracht, in dem im 19. Jahrhundert der bekannte tschechische Komponist Bedřich Smetana studierte.
Er wohnte hier 3 Jahre bei seinem Onkel, František Smetana, der am Gymnasium unterrichtete. Neben seiner Tätigkeit am Gymnasium war sein Onkel Schriftsteller und gehörte zur sogenannten Gruppe der „Tschechischen Erwecker“, darunter verstand man Menschen, die sich für die tschechische Kultur, Sprache und Musik einsetzten und die Gelichberechtigung von Tschechisch mit Deutsch forderten.
Im Smetana Park – vor der Bibliothek – steht auch sein Denkmal. Eine andere Statue des Parks ehrt einen ehemaligen Oberbürgermeister der Stadt: Martin Kopetzky.
Das Bürgervereinshaus - Měšťanska Beseda (Kopeckého sady 13)
Das Bürgervereinshaus in Pilsen sollte – ebenso wie das Gemeindehaus in Prag – dem tschechischen Teil der Pilsner Bürger als ein Veranstaltungs- und Versammlungszentrum dienen, das sich auf die tschechische Kultur und tschechische Sprache konzentrierte. Das Haus wurde um 1900 fertiggestellt und der dominierende Jugendstil mit seinen Blumenblättern, Bildern, Frauen und Menschenköpfen sorgte für große Diskussionen in der Bevölkerung und war nicht unumstritten. Architekt Francis Kotek zeichnet für den Bau des dreistöckigen Gebäudes auf rechteckigen Grundriss verantwortlich, dass nach einem Entwurf von Alois Čenský, der den öffentlichen Wettbewerb 1898 gewann, errichtet wurde.
In der sozialistischen Zeit nutzte die Firma Škoda das Haus für ihre Mitarbeiter. Damals mussten alle „bourgeoisen“ Elemente überdeckt oder überstrichen werden. Einiges davon ist verschwunden, vieles aber erhalten geblieben.
1994 wurde die Hausfassade restauriert und die Bilder rekonstruiert. Das linke Bild zeigt ein Konzert und steht für die Musikaufführungen, die in der Beseda dargeboten werden, das rechte Bild zeigt einen Vortrag. In der Zeit von 1954 bis 1998 war auch das älteste Pilsner Puppentheater hier untergebracht. Während der zweiten Phase der Restaurierung wurde auch das Restaurant wieder in Stand gesetzt. 2005 wurde es in alter Pracht wieder eingeweiht.
Neben den Wandbildern stammen auch die vier allegorischen Gemälde im letzten Stock von Lada Novak. Im Zentrum der Fassade befindet sich ein Schild mit dem tschechischen Löwen von Antonín Popp. Über den Fenstern im dritten Stock befinden sich die Namen berühmter tschechischer Persönlichkeiten wie Smetana, Palacky, oder Naruda.
Wunderschön ist auch das Innere des Gemeindehauses. Wer Jugendstil liebt, sollte sich unbedingt in das Café begeben oder zumindest den Großen Saal besuchen. In diesem finden auch Konzerte der Pilsner Philharmonie statt, die wir nur empfehlen können. Der Saal ist wunderbar ausgestaltet und beeindruckt auch mit einer ausgezeichneten Akustik. Das große Deckengemälde stammt von Viktor Oliva, vier Bilder nehmen Bezug auf Tanz, Musik, Gesang und Vortrag. Die Figuren und Stuckverzierungen erarbeiteten Antoní Popp und Walter Otokar. Interessant ist auch die kunstvolle Beleuchtung links und rechts der Bühne, die wie Sonnenblumen in einer Vase wirken. Kunstvoll auch die Glasfenster im ersten Stock und die vier Original-Spiegel an den Wänden. Heute ist der Saal mit modernster Sound- und Lichttechnik ausgestattet und bietet 430 Besuchern je nach Ausstattung Platz.
Im Foyer befindet sich eine 93 cm große Bronzestatue die den Tänzer Alois Holub zeigt. Die Malerei im Foyer und auf der Haupttreppe stammen von Franz Fröhlich, die Glasarbeiten von Thomas Hecht und Francis Rehwalda.
Von den Fenstern kann man in den Hof blicken, in dem es eine kleine Freiluftbühne gibt. Das luxuriöse Café im Erdgeschoß hat eine Höhe von fast 6 Metern, die Decke ist reich verziert und vergoldet, die Wände sind mit Holz ausgekleidet – es ist einfach eine einzigartige Atmosphäre, die man hier zu Kaffee und Kuchen serviert bekommt.
Das Gebäude besitzt zusätzlich viele kleine und große Zimmer und mehrere Lounges, einen Tanzsaal, ein Restaurant, eine Bar, eine Bowlingbar, einen Musikpavillon und ein kleines Theater.
Das Westböhmische Museum (Křižíkovy Sady 2)
Das Westböhmische Museum ist eines der wichtigsten Einrichtungen der Region und besitzt auch eine große Forschungs-abteilung. Es ist eines der größten Museen der Tschechischen Republik: Zwei Millionen Gegenstände dokumentieren die Entwicklung der Natur und der Gesellschaft im breiten Kontext Mitteleuropas. Zehn Fachabteilungen widmen sich unterschiedlichen Gebieten: Volkskunde, Neuere Geschichte, Urgeschichte, Mittelalter, Paläontologie, Botanik, Zoologie, Restaurierung, Abteilung für Archäologische Rettungsgrabungen und das Museum für Kunsthandwerk.
Zu den Weltunikaten gehören die Sammlungen des Pilsner Stadtzeughauses, die eine in Europa einzigartige Sammlung von Schusswaffen vom Ende des 14. bis ins 17.Jahrhundert enthalten. Das Haus wurde auf einem Platz der früheren Verteidigungsmauer nach einem Entwurf von Josef Škorpil von 1898 bis 1913 gebaut. Die Jugendstildekoration des Neorenaissancegebäudes stammt von Celda Klouček.
Franziskanerkloster mit Mariä Himmelfahrtskirche
Die Franziskaner kamen bald nach der Gründung der Stadt nach Pilsen. 1618 wurde die Stadt zu Beginn des 30 jährigen Krieges das erste Mal erobert, der Durchbruch der Stadtmauer gelang hier beim Franziskanerkloster, das dabei zerstört wurde. Man fand hier fast 1300 Kanonenkugeln.
Das Gebäude gehört zu den ältesten der Stadt. Die Kirche wurde um 1350 fertig gestellt, ihr Turm in der Mitte des 16. Jahrhunderts. Im Inneren ist der frühgotische Stil erhalten geblieben, durch die Zerstörungen bei der Eroberung der Stadt wurde sie allerdings im 17. Jahrhundert wieder aufgebaut und ist daher bereits im Barockstil. Die barocke Westfront der Kirche stammt von Jakub Auguston. Die Kirche weist eine Besonderheit in ihren Maßen auf: so ist das Hauptschiff 22 Meter, das Presbyterium aber 24 Meter lang, da früher der Altar weiter nach vorne geschoben wurde, damit die Mönche hinter dem Altar Platz nehmen konnten , um in ihrer Andacht nicht von der Öffentlichkeit gestört zu werden.
Heute steht vorne der Barockaltar mit dem Bild der Maria Himmelfahrt in der Mitte, das wahrscheinlich von einem Schüler Rubens gemalt wurde.
In der Kapelle der Hl. Barbara sind Fresken aus der Zeit um 1460 erhalten, diese Kapelle stand angeblich hier bereits vor der Gründung der Stadt.
Im Kreuzgang des Klosters ist eine ständige Ausstellung von gotischen und barocken Plastiken des Diözese-Museum in Pilsen zu sehen.
Der historische Untergrund
Die historischen Keller im Pilsner Untergrund sind ein weitreichender Komplex aus unterirdischen Räumen und Kellern, der zu den größten in Europa gehört. Er entstand allmählich nach der Gründung der Stadt und wurde laufend erweitert. Ursprünglich wurden die Keller als Lagerräume für Lebensmittel genutzt, doch bald wurden sie auch Teil des Stadtbefestigungssystems. Hier zogen sich die Bürger bei Belagerungen zurück, hier versteckten sie ihre „Schätze“ wenn Überfälle drohten, hier sicherten viele Brunnen mit ihrem Wasser das Überleben.
Der Eingang in das historische Kellersystem befindet sich beim Biermuseum und man tut gut daran beide Sehenswürdigkeiten im Rahmen einer Führung zu besichtigen.
Dabei erfährt man nicht nur einiges über die Bauweise der Keller, sondern taucht auch in die Geschichte von Pilsen ein, die an Hand von vielen interessanten Funden interessant und kurzweilig präsentiert wird. So wird erklärt, wie die Lebensmittel in die Keller kamen, wie die Keller auf Grund des unterschiedlichen Materials des Bodens gearbeitet wurden, man sieht mehrere Brunnen (die zum Teil 18 Meter tief sind!), lernt das System der mittelalterlichen Abfallgruben kennen und erfährt warum diese so „wertvoll“ für die heutigen Archäologen sind.
Die Führung beginnt im Eiskeller, indem in früheren Zeiten Eis für das Kühlen des Bieres während des Sommers gelagert wurde. Schuhe und Werkzeuge der „Eismänner“ lassen die schwere Arbeit auch heute noch erahnen. Die Gänge sind fast 15 km lang, gehen bis zu drei Stockwerke tief, wobei das unterste Stockwerk mit Wasser gefüllt ist. Die Verbindungsgänge entstanden erst im Rahmen der Sanierungsarbeiten Ende der 1960er Jahre. Es wird erzählt, welche Bedeutung der Hund und das Kamel im Stadtwappen haben und dass es auf den Einfluss der islamischen Kultur zurück zu führen ist, dass man im Mittelalter mit Löffel und Messer zu essen begann. Die Gabel wurde nicht verwendet, sie galt als Teufelswerkzeug.
In den Vitrinen finden sich schöne Exponate von verschiedensten „Tischgerät“ – Keramik, Holz und später Glas, wobei die Herstellung von Glas in Böhmen früher als in Deutschland begann. Interessant auch die „Warzengläser“: sie hatten aufgeschmorte kleine Glasstückchen, die wie Warzen aussehen, auf der Oberfläche, die einen wichtigen Zweck erfüllten: griff man während des Essens zum Glas mit fettiger Hand, konnte es einem nicht so schnell aus derselben entgleiten.
Auch dem Buchdruck widmet sich die Ausstellung im historischen Untergrund und das zu Recht: wurde doch in Pilsen 1468 das erste Buch in tschechischer Sprache gedruckt und stand bis 1533 die einzige tschechische Druckerei hier in Pilsen.
Viel kann man über das Handwerk und die Zünfte erfahren, aber auch über das Kriegshandwerk: immerhin lagern im Keller Kanonenkugeln aus der Hussitenzeit: die kleineren 30 bis 40 kg schwer, die Größte um die 200 kg und diese konnte noch 100 Meter katapultiert werden.
Sehr beeindruckend ist auch der Wasserturm, der erstmals 1522 erwähnt wurde und später ein Wasserwerk beheimatete. 6 Stockwerke und ein Halbgeschoss unter dem Dach groß. In diesem war ein Wasserbehälter, zuerst aus Blei, dann aus Kupfer untergebracht, der 58 Kübel (ungefähr 2,7 Kubikmeter) fasste. Zu sehen ist auch ein Nachbau des Wasserrades von 1875, das zum Antrieb der Pumpen diente. Das Wasser wurde durch das Etagenpumpensystem in den Behälter gepumpt, aus dem das Wasser dann wiederum über Holzleitungsrohre in die Brunnen auf dem Stadtplatz geleitet wurde.
Das Brauereimuseum
Das Museum, das Älteste seiner Art in der Welt, hat seinen Sitz in einem mittelalterlichen Haus, das die Brauereiberechtigung besaß. Während der Besichtigung wird viel über die Geschichte des Bieres gesprochen, das man schon 9.000 v.Chr. in Ägypten und Mesopotamien braute und dessen Herstellung wahrscheinlich durch Zufall entdeckt wurde und über die Herstellung des Gerstensaftes. Man kann die gotische Mälzerei besuchen, die 1607 erstmals erwähnt wird, wahrscheinlich aber schon früher existierte und die verschiedenen Werkzeuge der Mälzer und Bierbrauer kennen lernen.
Ebenso überraschen die früheren Statuten für Gasthausbesitzer - so wurden sie für Betrunkene verantwortlich gemacht und mit teils drastischen Strafen bedroht, wenn sie diese beherbergten: der Kopf wurde kahl rasiert, das ganze Geschirr zur Strafe zerbrochen oder sie wurden an den Pranger gestellt – ob damit vielleicht auch manchen heutigen „Saufgelagen“ Einhalt geboten werden könnte?
Ein Film gibt Auskunft über die Fassbinderei, die auch heute noch von 9 Fassbindern in der Brauerei betrieben wird.
Sehr interessant ist das Modell eines Sudhauses, das ein Brauereimitarbeiter in 18 Jahre anfertigte und auf der Weltausstellung Expo 1958 vorgeführt wurde. Es war voll funktionsfähig und konnte bis zu 30 Liter gehopfte Würze pro Tag produzieren.
Weitere Räume bieten Einblick in die Ausstattung eines Labors mit den Eingangsrohstoffen, Mikroskop, diversen chemischen Gefäßen und Laborgeräten, sowie einen Schreibtisch mit einer AEG Schreibmaschine aus der 2.Hälfte des 19.Jahrhunderts und einer mechanischen Rechenmaschine.
Außerdem sieht man eine nachgebaute Gaststube aus den 30er Jahren: mit Musik, Billardtisch, Bier und natürlich auch dazu passendem Essen: Käse, eingelegter Käse, Wurst und Soleier….
Natürlich findet sich im Museum eine große Sammlung der unterschiedlichsten Bierkrüge und Gläser: aus Keramik, Holz, Humpen mit Deckel, Steingut, Glas, aber auch der größte und der kleinste Krug der Welt, sowie ein gläsernes Fass mit dem angeblich das Bier im 19. Jahrhundert zum Papst in den Vatikan geliefert wurde.
Auch die kleine Barockglocke im Hof des Hauses ist interessant: sie wurde geläutet, wenn der Sud fertig war, so wussten die Bürger der Stadt früher, dass es neues Bier zum Verkosten gab.
Und noch vieles mehr – hinfahren und anschauen zahlt sich wirklich aus.
Pilsner historischer Untergrund und Biermuseum
301 14 Pilsen, Veleslavínova 6
Tel: +420 377 235 574
Email:
www.prazdrojvisit.cz/de/besichtigungen
Öffnungszeiten für beide
April bis Dezember: 10.00 bis 18.00 Uhr, Februar bis März: 10.00 bis 17.00 Uhr – das Biermuseum hat auch im Jänner von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Bitte checkt die Öffnungszeiten aber noch einmal vor euren Besuch auf der Website.
Die Pilsner Brauerei - Plzeňský Prazdroj
Bei einem Pilsen Besuch ist eine Führung durch die Brauerei fast schon Pflicht. Diese ist jedoch so interessant gestaltet, dass die Pflicht ganz schnell zur Kür wird. Im Rahmen einer Führung lernt man die Geschichte der Brauerei, des Pilsner Urquell, die neue Abfüllanlage, das neue und das alte Brauhaus kennen und kann sogar einige der Rohstoffe, ebenso wie ein traditionell gebrautes Pilsner verkosten.
Hier ein paar Highlights:
Bier gebraut wird in Pilsen schon gleich nach der Stadtgründung, die Geschichte der Brauerei beginnt im Jahre 1839: zu diesem Datum entschied sich die brauberechtigte Bürgerschaft von Pilsen ein gemeinsames Brauhaus zu gründen. Pilsen war schon immer die Stadt des Bieres. 260 Bürger hatten bereits seit Wenzel II. das Recht Bier herzustellen, fast jeder hatte seine eigenen Rezeptur und Zutaten und die Qualität war sehr schwankend. Frisch gebrautes Bier musste damals zum Rathaus gebracht werden, wo die Ratsherren mit einem „Test“ entschieden, ob das Bier verkauft werden durfte. Angeblich erschienen die „Prüfer“ in Lederhosen, das Bier wurde auf die Sitzbänke gegossen und wenn die Herren mit ihren Lederhosen dort „kleben“ blieben, war das Bier in Ordnung und durfte verkauft werden. Ich nehme aber trotzdem an, dass die Prüfer auch einen Geschmackstest vornahmen.
Im Februar 1838 war es wieder einmal so weit: 36 Fässer mit Bier mussten ausgegossen werden, weil der Gerstensaft einfach nicht zu trinken war. Auch der gute Ruf des Pilsner Bier war in Frage gestellt. Dieser Eklat war die Initialzündung zum Bau einer modernen Brauerei, um die Produktion von Pilsner Bier in gleichbleibender hoher Qualität zu gewährleisten. Die Bürgerschaft beauftragte Martin Stelzer mit dem Bau, dieser hatte während seiner Reisen in Bayern den Braumeister Josef Groll kennengelernt. Stelzer überzeugte ihn, nach Böhmen zu kommen und in der neuen Brauerei Bier nach der neuen Methode der Untergärung zu brauen. So wurde am 5. Oktober 1842 das erste untergärige helle Lagerbier, das zum Urtyp aller anderen hellen Biere wurde „aus der Taufe gehoben“ – zum ersten Mal gebraut. Damit war der Ruf des Pilsner begründet und verbreitete sich schnell.
Viele Wettbewerber versuchten das Bier nachzumachen oder übernahmen einfach nur den Namen, obwohl die Qualität des Produktes nicht stimmte. Um das Pilsner Bier und den Namen zu schützen, wurde 1898 das Warenzeichen „Pilsner Urquell“ erfunden. Ab 1874 exportierte die Brauerei ihr Bier in die Vereinigten Staaten. 1912 besaß sie 336 eigene Eisenbahnwagons, im Jahr 1913/1914 überschritt die Jahresproduktion erstmals 1 Million Hektoliter. Auch gekrönten Häuptern wurde gerne das Pilsner serviert: so ist von Kaiser Franz Josef bekannt, dass er die Brauerei öfter besuchte und immer wieder auf ein Gläschen Pilsner bestand.
Das Jubliäumstor führt in die Brauerei, das 1892 aus Sandstein auf einem Granitsockel erbaut wurde. Auf der anderen Seite erhebt sich gut sichtbar der 47 Meter hohe Wasserturm aus dem Jahr 1888, der angeblich nach dem Vorbild eines holländischen Leuchtturms errichtet wurde. Allerdings hat sich bis jetzt das „Vorbild“ noch nicht finden lassen. Zwei Wassertanks waren im Wasserturm untergebracht – einer mit Flusswasser zum Kühlen des Biers und einer mit Quellwasser zum Brauen. Der Wasserturm steht auf einem ehemaligen Hinrichtungsplatz: hier wurde 1695 Jan Sladký Kozina, Führer chodischer Rebellen in Pilsen hingerichtet, seine Leiche hing auf dem Galgen mehr als ein Jahr.
Links neben dem Turm im Hintergrund sieht man riesige Metalltanks – die modernen Gär- und Lagertanks der Brauerei. 4.800 Hektoliter Bier passen in so einen Tank, 130 davon gibt es am Gelände der Brauerei. Die Abfüllanlage ist eine der modernsten in ganz Europa und wurde 2006 in Betrieb genommen. 3 Abfüllstraßen, zwei für Flaschen, eine für Dosen, sorgen dafür dass Flaschen gewaschen und kontrolliert werden, das Bier pasteurisiert, abgefüllt, Flasche und Dose verschlossen, etikettiert und mit Ablaufdatum versehen in die Kiste oder die gewünschte Verpackungsart kommt und fertig für die Lieferung an den Handel bereitgestellt wird. 168 Abfüllventile haben beide Flaschenstraßen, eine Kapazität von 120.000 Flaschen pro Stunde, wenn der Betrieb vollläuft und beide Straßen in Betrieb sind. Und es sieht aus wie von Zauberhand – gerade 20 Angestellte sind notwendig um die komplette Abfüllanlage bei Vollbetrieb am Laufen zu halten.
Im drehbaren Kinosaal wartet dann ein kurzer Film auf die Besucher, der eine Einführung in das Bierbrauen gibt. Kurz wird erklärt wie man Bier braut und woraus es besteht.
Wichtig zu wissen ist, dass das Pilsner Urquell nur hier gebraut wird und auch komplett aus tschechischen Rohstoffen besteht. Das Wasser kommt aus eigenen Brunnen, aber auch das Malz und die Germ werden selbst hergestellt – so ist gewährleistet, dass der einzigartige Geschmack des Originals zustande kommt.
Danach geht es in eine ganz tolle Exposition, die sich mit den Rohstoffen des Bieres beschäftigt. Hier gibt es die ersten Kostproben: Man kann Gerste (hart, eher neutral im Geschmack), Malz (weicher und süßer) und Hopfen (sehr bitter) verkosten. Unter dem Mikroskop kann man die Bierhefe sehen und eine Wasserinstallation weist auf die Wichtigkeit dieses Rohstoffes hin.
Im alten und neuen Sudhaus mit seinen Sudpfannen und Bottichen wird dann nochmals der Vorgang des Brauens erklärt und auf eine Besonderheit aufmerksam gemacht: Pilsner Bier unterliegt einem äußerst komplexen Brauvorgang – wichtig ist dafür das dreifache Aufkochen und Maischen. Aber lasst euch das am besten vor Ort erklären. Im alten Brauhaus wurde 75 Jahre lang produziert, ehe 2004 das neue Brauhaus in Betrieb genommen wurde.
Die Ausstellung in der „Schatzkammer“ zeigt sehenswerte Gegenstände aus der Geschichte der Brauerei. Unter anderem eine große offene Kupferpfanne, in der Josef Groll 1842 das erste Pilsner gebraut hat oder einen Tresor, in dem früher die Gehälter der Arbeiter aufbewahrt wurden, sowie zahlreiche Pokale und Fotos.
Der Brauereikeller bildet den Abschluss der Führung. Auch im Sommer sollte man ihn nicht zu leicht bekleidet betreten. Das gilt auch für’s Schuhwerk. Der Brauereikeller hat keine Verbindung zum historischen Untergrund der Stadt Pilsen. Es wurde per Hand gebaut und nach und nach bis zu einer Fläche von 32.000m2 erweitert. Heute ist nur mehr ein kleiner Teil des Kellers in Betrieb, der den Besuchern offensteht und einige Fässer „traditionell“ gebrauten Bieres lagern hier nach alter Methode und warten dann auf die Verkostung durch die Besucher. Früher lagerten hier allerdings bis zu 6.300 Fässer und Bottiche. Die Keller sind 9 bis 22 Meter unter der Erde und bis zu 9 km lang.
Staunen kann man nur über die Größe des Eiskellers, der im Winter voll mit Eis – von den umliegenden Teichen - angefüllt werden musste und dann über ein ausgeklügeltes Kanalsystem die anderen Keller zu kühlen hatte. Auch beim Transport mit der Eisenbahn musste man früher dafür Sorge tragen, dass das Bier im Winter nicht einfriert und im Sommer nicht zu warm wurde. Zum Abschluss gibt es dann für die Besucher ein traditionell gebrautes, ungefiltertes und nicht pasteurisiertes Glas Pilsner.
Wichtig ist auch noch zu sagen, dass auch Kinder Spaß an einer Führung in der Brauerei haben können, ohne dass man sie zum Trinken verleitet. In der Pilsner Brauerei gibt es speziell gestaltete Führungen für Kinder: sie erfahren viel über die Geschichte der Brauerei und des damaligen Lebens in Pilsen, besichtigen den Wasserturm, besuchen die Fassbinder und können auch probieren ein Fass selbst zu bauen. Um Bier probieren zu dürfen, muss man 18 Jahre alt sein!
Plzeňský Prazdroj
304 97 Plzeň, U Prazdroje 7
Tel: +420 377 062 888 oder +420 222 710 159
Email:
Website: www.prazdroj.cz
Besichtigungen finden täglich, auch ohne Voranmeldung, statt – mehr auf der oben genannten Website. Es finden auch täglich Führungen in Deutsch und in vielen anderen Sprachen statt, hier ist eine Anmeldung empfohlen. Zumindest sollte Kontakt mit der Brauerei aufgenommen werden, um sicher zu gehen, die Führung nicht zu verpassen.
Zoologischer und Botanischer Garten mit Japanischen Garten und Dinopark
Hier kommen alle auf ihre Kosten: die Tierfreunde, Pflanzenkundler und die Dinofans. Der Zoologische Garten wurde 1926 gegründet und der zweitälteste Zoo in der Tschechischen Republik. Auf einer Fläche von insgesamt 21 Hektar gibt es zahlreiche Wasserflächen, ein Arboretum, Felsen und das größte Bärenfreigehege in Europa. Der Pilsner Zoo ist auf bedrohte und ungewöhnliche Tierarten spezialisiert.
70% der 1.150 gezüchteten Arten findet man in keinem anderen tschechischen Zoo. Der Pilsner Zoo ist in verschiedene Gebiete gegliedert, in denen immer mehrere Tierarten wie in der freien Natur zusammen leben, die aber auch mit den jeweiligen Gewächsen dieses Gebiets bepflanzt sind. Sehenswert die einzigartige Inselexposition von Berber-Löwen, das Sukkulententreibhaus, oder das „Haus der afrikanischen Tiere“, in dem Zebras, Antilopen, Sträuße und Pelikane großen Auslauf haben. Eigentlich ist es aber unfair eine Gruppe extra vorzustellen - hier findet jeder seine Lieblingstiere und kann sie so lange er möchte beobachten: Schimpansen, Eisvögel, Spornschildkröten, Kängurus, Nasenbären, Amur Tiger, Schneeleoparden, Hirsche, Gemsen, Luchse und natürlich auch das Wappentier der Stadt – das Kamel.
Ein weiterer Bestandteil ist der dörfliche Bauernhof Lüftnerka mit einer Mustersammlung von Haustieren und landwirtschaftlichen Exponaten. Hier leben aber auch Pferde, Ziegen, Schweine, Tauben und Eulen und eine Schmiedewerkstatt kann man ebenfalls besuchen und den Schmied bei seiner Arbeit beobachten.
Der botanische Garten ist mit dem Zoogarten verschmolzen. Highlight ist sicher die nacktsamige Pflanze aus der namibischen Wüste „Welvitschia mirabilis“, aber auch das Arboretum mit Rosarium, die Heide, eine neuseeländische Ausstellung oder die Pflanzen aus Tundra und Taiga werden Botaniker begeistern.
Der japanische Garten Showa-en liegt im oberen Teil des Areals. Die Steine wurden direkt aus Japan geliefert und wurden vom japanischen Meister Eishin Harada geschaffen, der auch einen ähnlichen Garten im Schloss Schönbrunn in Wien gestaltet hat. Eine über vierhundert Jahre alte Kömereiche, die sich über den Hauptteil des Gartens wölbt trägt viel zu seiner ganz besonderen Atmosphäre bei.
Wer mit Kindern den Zoo besucht, sollte gleich ein Kombiticket kaufen, das den Dinopark inkludiert. Kleine wie große Dinofans kommen hier auf ihre Kosten. Auf einer Fläche von 3 Hektar befinden sich an die 30 Modelle der prähistorischen Tiere in Lebensgröße, einige davon sind beweglich und je näher man dem Park kommt, umso lauter vernimmt man auch das Sauriergebrüll. Auf dem Gelände befinden sich auch ein 3D-Kino, ein Paläontologischer Kinderspielplatz und ein Naturlehrpfad. Einzigartig ist auch die Exposition der Wollemia nobilis, einer erst unlängst in Australien entdeckten, 100 Mio. Jahre alten Pflanze.
Eines ist sicher: nehmt euch für den Besuch des Zoos auf jeden Fall Zeit. Auch wenn man ohne Kinder unterwegs sein sollten – um alles Sehenswerte entdecken und genießen zu können, braucht man einen vollen Tag.
Übrigens: Im Juni, Juli und August fährt ein kleiner Zug von der Stadtmitte (Platz der Republik) zum Zoo, zu Fuß ist es doch ein ziemlicher Marsch vom Stadtmittelpunkt.
Zoo Pilsen
301 16 Plzeň, Pod Vinicemi 9
Tel: +420 378 038 325
Email:
Website: https://www.zooplzen.cz/
Öffnungszeiten:
April bis Oktober: 8.00 bis 19.00 Uhr, November bis März: 9.00 bis 17.00 Uhr. Bitte aber immer aktuell auf der Website checken.
Dinopark
Tel: +420 377 223 575
Email:
Website: www.dinopark.cz
Öffnungszeiten:
April bis Oktober: 8.00 bis 18.00 Uhr
Der Meditationsgarten (Denkmal für die Opfer des Bösen)
Der Garten oder besser gesagt die Gartenanlage ist das Lebenswerk von Luboš Hruška. Hruška wurde 1927 in Pilsen geboren. Im Frühling 1948, kurz nach der Übernahme der politischen Macht durch die Kommunisten, wollte er in den Westen fliehen. Der Versuch misslang, er wurde gefasst und zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Während seiner 10 ½ jährigen Gefangenschaft lernte er nicht nur viele Grausamkeiten kennen, sondern auch die Crème de la Crème der inhaftierten tschechischen Opposition: waren doch in den 1950er und 60er Jahren über 270.000 politische Gefangene in mehr als 400 Gefängnissen und Arbeitslagern inhaftiert.
Während seiner Gefangenschaft fand Hruška zur Religiosität und hoffte wie viele andere auf eine „höhere Gerechtigkeit“ und er schwor den Obstgarten seines Vaters in eine Gedenkstätte für die Opfer der kommunistischen Gefängnisse zu verwandeln, so er überleben sollte.
Luboš Hruška überlebte und machte sich an die Verwirklichung seines Traums. Über einen Zeitraum von 40 Jahren entstand ein einzigartiges Areal mit Hunderten von seltenen Nadelbäumen und einem monumentalen Kreuzgang, den der Bildhauer R. Podrázský schuf – eine Landschaft von außergewöhnlichen historischen und botanischen Wert, die heute zu den meistbesuchtesten Plätzen in Pilsen zählt. Schon bald nach seiner Öffnung für Öffentlichkeit fanden die Besucher einen neuen Namen für diesen außergewöhnlichen Ort: „Der Meditationsgarten des Herrn Hruška“ und wirklich – auch ihr werdet den Garten nach einem Besuch voll neuer Energie verlassen, bereit alle Probleme zu lösen. Es ist egal, ob man religiös ist oder nicht – die Atmosphäre des Gartens beeindruckt und verändert einem irgendwie.
1995 – nach der Fertigstellung der Kapelle des Hl. Maximilian Kolbes – übertrug Hruška den Garten an den Bischof von Pilsen, mit der Auflage für seine Pflege auch weiterhin zu sorgen und ihn für die Öffentlichkeit zugänglich zu erhalten.
Památník Obětem zla (Meditačni zahrada)
Na Kramlíku, Plzeň-Doudlevce
301 00 Plzeň (u Tyršova mostu)
Tel: +420 603 809 798, 377 223 112
Email:
Website: www.bip.cz/pamatnik.php
Öffnungszeiten:
April bis Oktober - immer Mittwoch bis Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr, in der Nebensaison nur nach Anmeldung. Es gibt Besichtigungstouren des Gartens mit Erklärungen über seine Entstehung und Ausführungen zu den einzelnen Skulpturen des Kreuzganges. Bitte immer die Website bezüglich der Öffnungszeiten zusätzlich checken.
Techmania (Škoda Werke, Eingang 5 Borská Straße)
Das ist die Ausstellung für große und kleine Technik- und Physikfans, sowie für alle Kriminalkommissare. Und ich bin mir sicher, dass auch alle, die mit diesen Bereichen normalerweise nichts am Hut haben, begeistert durch dieses Museum ziehen und alles Mögliche ausprobieren werden. Wobei der Begriff Museum stimmt auch nicht ganz…
Die Ausstellung überrascht. In einem schmucklosen Bau (es ist leichter das Ausstellungsgebäude zu finden, als den Weg danach aus dem Werk) tritt man in eine ehemalige Fabrikhalle, die recht schmucklos aufgemacht ist. Die einzelnen Stationen allerdings sind wirklich klasse und machen viel Spaß.
Die gesamte Exposition gliedert sich in unterschiedliche Teile. Gleich nach dem Eintreten beginnt es mit einem Flughafen-Scanner der der Beginn zum Ausstellungsmodul „Top Secret“ ist. „Top Secret“ ist eine der neuesten Wanderausstellungen Europas und gibt einen Einblick in die Welt der Kriminalistik und der Spione. Man kann Reifenspuren und Fingerabdrücke vergleichen, einen Lauschangriff auf feindliche Agenten starten oder die Enigma, die mysteriöse Defrichiermaschine bedienen.
Im Abschnitt „Edutorium“ stehen Mechanik, Optik, Akustik, der Magnetismus, die Thermik und noch viele andere physikalische Themen im Mittelpunkt. 60 interaktive Exponate zeigen Anwendungen der Naturgesetze, die den Besucher ins Staunen versetzen. Wissenschaft wird spannend dargestellt und man lernt auch noch spielerisch dabei, wie etwas funktioniert.
In der „Rätselhaften Exposition“ erfordern die Denkaufgaben einiges Kopfzerbrechen, obwohl die einzelnen Stationen fast nur wie Holzspielzeuge für die Jüngsten aussehen. Hier kann man aber auch seiner Fantasie und der künstlerischen Begabung für Architektur freien Lauf lassen und Türme und andere Bauten aus Jenga-Steinen bauen.
Die Ausstellung über Škoda rundet das Programm ab. Kurzfilme, historische Exponate und Informationstafeln zeigen die Entwicklung der Škodawerke, informieren über ihre Geschichte, die Gegenwart und die Zukunft des Werkes. Im Moment gibt es auch noch zusätzliche Informationen über die Atomkraft, die hier – wenig überraschend – von der positiven Seite dargestellt werden.
Entropa
Das von David Černý, einem der bekanntesten zeitgenössischen, aber auch umstrittenen tschechischen Künstler, zum Beginn der EU-Ratspräsidentschaft Tschechiens geschaffene Werk, zeigt die Sicht der europäischen Länder von außen in künstlerischer Weise. Vorurteile mischen sich in dieser Umsetzung aber immer mit einem Körnchen Wahrheit, auch wenn es am ersten Blick für das jeweilige Land nicht schmeichelhaft erscheint und auch aktuelle Konflikte wiederspiegelt.
Da das Forschen hungrig und durstig macht, gibt es auch einen kleinen Shop, bei dem man sich mit Kaffee, Tee, heißer Schokolade, kalten Getränken und kleinen Snacks erholen kann.
Lasst euch diese Ausstellung nicht entgehen, wenn ihrin Pilsen sind, schon gar nicht, wenn ihr mit jugendlichen Technikfreaks unterwegs seid. Erfreulich ist auch dass die Ausstellungsstationen nicht nur in Tschechisch, sondern auch in Deutsch und Englisch ausgezeichnet erklärt werden.
Techmania science center
Gelände der Škoda Holding, Zugang durch Tor V., Borská Straße (eigener Parkplatz am Gelände)
Tel: +420 737 247 585
Email:
Website: www.techmania.cz
Adolf Loos in Pilsen
Adolf Loos gilt als eine der bedeutendsten mitteleuropäischen Architekten und wird oft als Wiener gesehen. Dabei ist das nicht ganz richtig …
Loos wurde 1870 in Brünn geboren. Sein Vater besaß eine Steinmetzfirma, Loos studierte zuerst Architektur, brach das Studium aber ab, ging für drei Jahre nach Amerika und wurde vor allem durch den Besuch einer internationalen Ausstellung in Chicago in seiner weiteren Haltung zur Architektur beeinflusst.
Nach Europa zurückgekehrt, ließ er sich in Wien nieder, wo er ein eigenes Atelier einrichtete und auch regelmäßig publizierte. Loos lehnte vor allem den damaligen Dekorativismus ab, - er lehnte alles ab, das der vollen funktionalen Ausnutzung des Werkes entgegenstand. Für seine Arbeit war das sogenannte Raumplan-Prinzip wichtig.
Es dauerte einige Zeit bis sich Loos in Wien durchsetzen konnte, erst 1899 wurde eines seiner wichtigsten architektonischen Werke gebaut: das Kaffeehaus Café Museum in Wien, das aufgrund seines nüchternen Aussehens von den Wienern Café Nihilismus genannt wurde. Auch das Geschäftsgebäude für Goldman & Salatsch aus dem Jahr 1910 am Michaelerplatz, das als ein Höhepunkt seiner Bauten gilt, wurde gleich mit einem Spitznamen „Haus ohne Augenbrauen“ versehen.
In Tschechien plante er einige Einfamilienhäuser in der Umgebung von Brünn, in Prag die Winternitz und die Müller Villa.
Pilsen stellt sicher eine besondere Zeit im Leben von Adolf Loos dar, neben zahlreichen interessanten Interieure lernte er hier auch seine 3. Ehefrau, Klara Beck, die Tochter eines seiner Brünner Auftraggeber kennen.
Pilsen war damals eine der bedeutendsten Industriezentren der österreichischen Monarchie, so waren hier unter anderem auch die Fabriken von Emil Škoda beheimatet, die zu den Industriegiganten der damaligen Zeit gehörten. Auch die Familie Hirsch gehörte der wohlhabenden Unterschicht an, die sich damals in Pilsen entwickelt hatte. 1907 lernte Loos die Familie kennen, die ihn beauftragte die Innenräume ihrer Pilsner Wohnung in der Plachého 6 zu entwerfen. Loos freundete sich mit mehreren Familien aus der hiesigen jüdischen Gemeinde an, die alle miteinander durch unternehmerische und familiäre Verbindungen verflochten waren. Mindestens 13 Objekte wurden von Loos damals realisiert, allerdings sind bis heute nur 8 erhalten geblieben und zwei davon wurden nach seinem Konzept von seinen Nachfolgern gestaltet.
Dennoch gerieten gerade diese Interieurs lange Zeit in Vergessenheit, das Wirken von Loos in Pilsen war bis vor kurzem der kulturellen Öffentlichkeit unbekannt, da die ursprünglichen Eigentümer jüdischer Abstammung waren, flohen einige vor den Nazis, einige kamen in den Konzentrationslagern ums Leben. Ihre Häuser wurden konfisziert und nach dem 2. Weltkrieg nach dem Jahr 1945 vom kommunistischen Regime übernommen, zu Büros umgebaut oder in kleinere Wohneinheiten aufgeteilt. Dabei wurde die Inneneinrichtung oftmals erheblich beschädigt oder komplett zerstört.
Die ursprünglichen Besitzer kehrten – mit einer einzigen Ausnahme – nie mehr nach Pilsen zurück und so verlor sich auch das Wissen über das Schaffen von Loos in der Stadt.
Erst Ende der 1960 gelang es der Historikerin Věra Běhalová die Mehrheit der Pilsner Loos-Interieure unter der Denkmalschutz zu stellen, doch der erste Schritt zur Rettung der Innenausstattung wurde erst im Jahr 2004 unternommen, als der Salon mit Esszimmer in der Klatovská Straße 12 teilweise rekonstruiert wurde, seitdem begann man auch die Wiederherstellung der anderen Objekte, sodass es heute drei Besichtigungsstrecken gibt, um das Wirken von Adolf Loos in Pilsen kennen zu lernen.
Besichtigungsstrecke 1
Diese Führung führt in die Bendova 10 und in die Klatovská 12 zu den Wohnungen der Familien Kraus und Vogl
Das Interieur im 2. Stock des Mietshauses in der Bendova 10, das nach dem Wünschen des Chemiefachmanns Vilém Kraus und seiner Frau Gertrude in den Jahren 1930-31 entstand, gilt als eines der schönsten in Pilsen. Die Naziverfolgung überlebte nur Vilém Kraus, seine Frau und die beiden Kinder kamen im Konzentrationslager ums Leben. Kraus emigrierte nach Großbritannien, nachdem das kommunistische Regime die Wohnung enteignete und die ursprüngliche Wohnung in drei Einheiten aufteilte und damit auch einen Teil der Ausstattung unwiderruflich zerstörte. Heutzutage befindet sich die Wohnung im Eigentum der Stadt Pilsen.
Das Esszimmer und der damit verbundene Wohnsaal sind der wertvollste Teil dieser Wohnung. Beeindruckend sind die Spiegelwände die einen Enfilade genannten Effekt erzeugen (eine unendliche Vervielfältigung des Spiegelbildes). Ein Kamin schmückt die Hauptwand des Wohnzimmers, die Decken bilden Platten aus dunklem Mahagoni, das Zimmer ist mit weiß-grünem Marmor getäfelt. Auch das Schlafzimmer mit Einbau-Schminktisch und einer Reihe von Details in den Einbauschränken, wie z.B. Huthacken, Schubfachzusammenstellungen oder durchdacht gelöster Stauraum.
2014 wurde die Wohnung rekonstruiert, das Mobiliar, das nicht erhalten geblieben ist, wurde nicht durch Repliken ersetzt, sondern durch substanziell entsprechende moderne Designerelemente.
In der Klatovská 12 blieb das Ess- und Wohnzimmer der damaligen Wohnung des Ehepaars Vogel im 2. Stock des Mietshauses erhalten. Adolf Loos musste hier zwei räumliche Funktionen in Einklang bringen: die ärztliche Praxis des Kinderarztes Dr. Josef Vogl mit Warteraum, Behandlungszimmer und Röntgen, die von den privaten Räumlichkeiten abgetrennt sein sollte. Von der Arztpraxis ist leider nichts erhalten geblieben, auch nicht vom Schlaf- und Kinderzimmer des Appartements. Auch hier ließ Adolf Loos an der Stirnseite des Wohnzimmers einen Kamin aus roten, gepressten Ziegeln errichten. Täfelungen aus Kirschbaumholz zierten den Salon, wobei nur mehr die Rahmen der ursprünglichen japanischen Holzstiche erhalten blieben. Vom Esszimmer blickt man auf die mit Travertin verkleideten Wände mit Spiegeln in den Nischen über dem Buffet. Da die Räume später als Sitzungssaal dienten blieb die Einrichtung erhalten und 2014 wurde alles aufwendig restauriert.
Besichtigungsstrecke 2 – Brummel Haus
Adolf Loos projektierte den Umbau des mehrgeschossigen Gebäudes und plante das Interieur für Jan und Jana Brummel in der Husova 58. Loos arbeitete bei diesem Projekt mit seinem Pilsner Kollegen Karel Lhota zusammen, die Pläne entstanden 1927, 1929 waren die Bauarbeiten abgeschlossen. Loos änderte das äußere Aussehen des Hauses völlig und ließ alle Schmuckelemente der Fassade entfernen.
Die luxuriöse Wohnung von Jan und Jana Brummel und die Privaträume von Hedvika Liebstein, der Mutter von Jana, verband Loos räumlich mit einem gemeinsamen Esszimmer. Vom geräumigen Flur kommt man ins Schlafzimmer, das sich neben einem luxuriösen Badezimmer befindet. Auch hier dominiert das Wohnzimmer, das mit gebeizten Eichenplatten getäfelt ist, einer Replik eines provenzalischen Kamins. Das Esszimmer ziert eine Wurzelwerk-Täfelung aus kanadischem Pappel-Holz, eine Freske des jungen österreichischen Malers Robert Aigner, die die Aussicht aus dem Fenster auf eine italienische Landschaft imitiert dominiert den Raum. Hinter dem Esszimmer befindet sich das gelbe Zimmer, das Frau Liebstein als Arbeitszimmer diente. Daran schließt sich ein Schlafzimmer mit Badezimmer und Toilette an. Das Haus wurde ebenfalls durch das kommunistische Regime konfisziert, der Neffe Brummels bekam es bei der Restitution zurück und öffnete es nach der anspruchsvollen Rekonstruktion für die Öffentlichkeit.
Besichtigungsstrecke 3 – Die Semler-Residenz
Der sogenannte Raumplan, das wohl berühmteste Element von Loos, ist in Pilsen nur in der Innenausstattung des Hauses von Oskar und Jana Semler zu erkennen. Er stellt die unterschiedliche Verteilung der einzelnen Zimmer im Haus sicher, die dann nicht wie gewöhnlich über die einzelnen Stockwerke auf die Grundfläche des Hauses aufgeteilt sind. Die großzügige Wohnung wurde auf mehreren Niveaus geschichtet, mit großer Wohn- und Eingangshalle im Erdgeschoss, ausgestattet mit Kamin, Schlafzimmer für den Herrn und die Dame des Hauses, Kinderzimmern im 1. Geschoss sowie Badezimmern und Wintergarten und Bibliothek. Orientalische Einflüsse zeigen sich an der Decke der Bibliothek, die rot gestrichenen Balken sind mit vergoldeten, quadratischen Feldern versehen. Zwischen den einzelnen Niveaus gibt es einen kleinen Aufzug, der die Speisen aus der Küche transportiert. Die Haupthalle ist mit großen Fenstern ausgestattet und der Raum dazwischen diente auch als kleiner Wintergarten.
Wer sich nun in Pilsen auf die Spuren von Adolf Loos machen möchte, dem stehen diese 3 kommentierte Besichtigungsstrecken von April bis Oktober jeden Donnerstag, Samstag und Sonntag, in den Monaten November bis März immer Donnerstag und Samstag zur Verfügung.
Reservierung und Ticketverkauf ist online unter www.adolfloospilsen.cz, im Touristeninformationszentrum in Pilsen oder telefonisch unter +420 378 035 330 möglich.
Weitere Informationen über Pilsen findet ihr auch auf der Website: www.visitpilsen.eu
Weitere Informationen über Pilsen:
Eine Führung durch die Pilsner Brauerei
Adolf Loos in Pilsen – das Brummel-Haus
Pilsen Hotel Courtyard by Marriott
Pilsen - Vienna House Easy by Wyndham
Pilsen - Schenke und Restaurant Lékárna
Die Besuche in Pilsen erfolgten teils privat, teils auf Einladung des Tourismusverbandes Pilsen mit Unterstützung von Vienna House Easy Pilsen und auf Einladung der Stadt Pilsen