Pilsen zu besuchen, ohne die Brauerei zu besuchen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Auch wenn man kein ausgesprochener Bierfan ist.
Eigentlich hält sich mein Bierkonsum in Grenzen, mir ist – außer zu Gulasch und Schweinsbraten – eigentlich ein Glas Wein immer lieber. Außer, wenn ich in Tschechien bin. Fragt mich bitte nicht, wieso – irgendwie scheint das Bier in Tschechien eben besser zu schmecken.
Daher ist ganz klar, wenn man Pilsen besucht, steht auch ein Besuch von Pilsner Urquell am Programm. Zwischen meinen ersten Besuch und dem Zweiten liegen etliche Jahre und ich musste feststellen, es hat sich einiges geändert. Manches zum Guten, aber nicht alles.
Ich bin ja noch immer entsetzt, dass auch die Tschechen nach der Samtenen Revolution begannen, ihr Familiensilber zu verkaufen. Wie kann man nur Pilsner Urquell an einen ausländischen Konzern verkaufen!
So gehörte die Brauerei zwischen 1999 und 2016 zum Konzern der South African Beweries (seit 2002: SABMIller), die die Brauerei dann 2016 an den japanischen Brauereikonzern Asahi Beer verkaufte. Somit ist die Brauerei auch heute noch in japanischer Hand.
Schon bei meiner ersten Führung durch die Brauerei war ich mehr als beeindruckt. Es ist einfach ein Riesengelände, das man im Rahmen einer Besichtigung durchschreitet. Gut, dass es daher am Gelänge auch gleich ein Restaurant gibt.
Während des Rundgangs sieht man nicht nur die riesigen Abfüllanlagen, sondern erfährt einiges über die Entstehung der Brauerei und ihrer Geschichte. Natürlich lernt man auch – zumindest theoretisch – wie Bier hergestellt ist, was ein gutes Bier ausmacht und warum gerade das Pilsner das Beste der Welt ist 😊.
Zum Abschluss der Tour gibt es dann zur Freude aller Teilnehmer noch eine Verkostung, die hat man sich auch verdient – schließlich ist man fast zwei Stunden von einer Halle zur nächsten gelaufen. Unseren damaligen Guide sah man richtig an, wie stolz er auf sein Unternehmen war.
Dieses Jahr war ich dann nochmals bei der Führung. Einiges ist noch professioneller geworden, aber trotzdem hat es für mich an Flair verloren. Es ist aber auch kein Wunder, wenn man die Menschenmassen am Gelände und bei den einzelnen Führungen sieht.
Unser Guide sprach ein ausgezeichnetes Englisch, hat eigentlich alles toll erklärt, aber irgendwie ging die Atmosphäre durch die Professionalität verloren. Alles Wissenswerte wird irgendwie seelenlos abgespult. Ja, es gibt jetzt im Besucherzentrum schon einiges an Geschichte zu sehen (z.B. der Bleikristall“becher“, der zu Ehren des Besuches von Kaiser Franz Joseph II. hergestellt wurde.
Man muss nicht mehr alle Wege durch das Gelände per pedes machen, Minibusse bringen die Teilnehmer von einer Station zur nächsten. Die Abfüllanlage macht noch immer sprachlos und auch die Zahlen über die hergestellte Menge an Bier ist schier unglaublich.
Auch die wunderbaren Kupferkessel können noch besichtigt werden, in einer sehr schönen Ausstellung lernt man die Hauptzutaten der Bierherstellung kennen und auch die Ahnengalerie der Braumeister ist interessant. Vielleicht hatte ich nur einen schlechten Tag, aber irgendwie war alles für mich zu perfekt, obwohl wir auch einige Zeit auf einen der Minibusse warten mussten.
Die Guides bemühen sich ihre Truppe so schnell von einem Ort zum nächsten zu bringen – denn die nächste Führung ist der Vorgruppe ständig auf den Fersen. Fragen werden in Windeseile beantwortet. Die Ausschank des Bieres zur Verkostung übernimmt jetzt ein eigener Angestellter, der nun im Akkord die Gläser füllt – auch nicht der Job, den man sich gerade wünscht.
Klar, wahrscheinlich geht es gar nicht anders, wenn man im Jahr hunderttausende Touristen durch die Brauerei führen möchte und muss. Mir kam kurz der Gedanke auf, dass hier bald die Führungen ein größerer Umsatzträger als der Verkauf des Bieres sein könnten (was natürlich Blödsinn ist) und die Touren durch die Brauerei haben einen Award für die beste Brauerei-Führung in Europa 2024 bekommen.
Eines ist klar: Wer nach Pilsen kommt, muss die Brauerei einfach besichtigen. Dennoch: Mir war die alte, gemütlichere Tour doch noch ein bisschen lieber. Interessant ist es aber allemal.
Mehr über die Tour erfahrt ihr auf dieser Website, wo ihr auch gleich die Tickets kaufen könnt. Die Führungen werden zu fixen Zeiten in Deutsch, Englisch und Tschechisch angeboten. Außerdem gibt es verschiedene Kombitickets mit dem Brauereimuseum oder dem Pilsner Untergrund.
Echte Bier- und Pilsener Fans werden sich dann auch noch über den Fanshop freuen.
Wer mag kann auch noch Führungen durch die Gambrinus, Kozel oder Radegast Brauerei buchen, beziehungsweise eigene Zapfkurse belegen. Achtung: Diese Führungen gibt es nicht immer in Deutsch und die Brauereien sind nicht alle in Pilsen.
Führungen in der Pilsner Brauerei finden Montag bis Freitag von 9:00 bis 17:00 Uhr statt.
Tipp: Wenn ihr von der Führung erschöpft seid, noch durstig oder hungrig, dann kann man gleich ins Na Splice am Gelände der Brauerei einkehren.
Pilsner Urquell Brauerei (Brauerei Plzeňský Prazdroj
Rezeption des Besucherzentrums
301 00 Pilsen, U Prazdroje 64/7
Tel: +420 377 062 888
Email:
www.prazdrojvisit.cz
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Die Besuche erfolgten auf Einladung von Pilsen Tourismus in Kooperation mit Czech Tourismus und privat