Habt ihr schon einmal von den Stramberger Ohren gehört? Nein? Die kleine Stadt hat allerdings noch einiges mehr als diese Spezialität zu bieten. Probieren müsst ihr sie aber auf jeden Fall.
Štramberk ist ein kleines Örtchen mit durchaus reicher Geschichte. Man nimmt an, dass die Gegend schon zu prähistorischer Zeit besiedelt war. Schließlich wurde in der Nähe nicht nur eine Feuerstelle, sondern auch ein Unterkiefer eines Neandertaler-Kindes gefunden, die man auf die Zeit um etwa 40.000 v.Chr. datierte. Auch aus der jüngeren Stein- und Bronzezeit stammen Funde.
In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde schließlich die Burg gebaut, die erste Erwähnung eines Burgdorfes stammt aus dem Jahr 1211, doch über die Gründung und die Besitzer des Schlosses schweigt die Chronik.
1359 erhebt der Markgraf von Mähren, Jan Jindrich von Luxemburg, der Bruder Karls IV. von Böhmen den Ort zur Stadt. Darin wird festgehalten, dass mit Stadt und Burg der Nordosten Mährens gegen in- und ausländische Feinde gesichert werden sollte. Außerdem erhält die Stadt weiterführende Recht, wie das Meilen-, das Braurecht aber auch die Genehmigung Brot zu Backen und einen Wochenmarkt abzuhalten. Das Stadtrecht sah auch einen Bürgermeister, einen Richter und Stadträte an der Spitze der Stadt vor und Šternberk war von steuerlichen Abgaben an den Markgrafen befreit.
In den weiteren Jahren wechseln nicht nur immer wieder die Besitzer der Stadt, sondern auch die Religion der Bewohner. Es ist wahrscheinlich, dass ab dem 15. Jahrhundert die Mehrheit der Bevölkerung sich zum Glauben der Böhmischen Brüder bekennt. 1624 kommt Šternberk in den Besitz der Jesuiten, wird im Dreißigjährigen Krieg öfter verwüstet und die Jesuiten versuchen hier ein Zentrum der Gegenreformation aufzubauen.
Es werden Kirchen gebaut und die Tradition der Wallfahren wieder erneuert, ein wirtschaftlicher Aufschwung setzt ein, wird allerdings durch die Reformen Josephs II. gestoppt, der die Wallfahrten wieder verbietet. Viele Nichtkatholiken wandern nach Sachsen aus und gründen in der Oberlausitz eine Siedlung tschechischer Brüder. Die Besitzer der Stadt und der Umgebung wechseln noch einige Male, die Bevölkerung lebt lange Zeit vom Handel, Handwerk und der Landwirtschaft. Erste Zünfte werden zu Beginn des 17. Jahrhunderts gegründet.
1880 ist das Jahr der archäologischen Sensation – der sogenannte Pfeilspitzenkiefer – ein Teil des Unterkiefers eines Neandertaler-Kindes wird entdeckt.
Die Štramberger Burg hat jedoch unter dem Dreißigjährigen Krieg stark gelitten, wurde im 18. Jahrhundert von ihren Besitzern verlassen und ist in der Zwischenzeit zur Ruine verkommen. 1903-1904 kauft der Tschechische Touristenklub die Ruinen und lässt den zylindrischen Turm überdachen und in einen Aussichtsturm umbauen. Er ist heute das Wahrzeichen der Stadt, den man unbedingt besichtigen muss.
Ende des 19. Jahrhunderts bringt die Einrichtung des Kalksteinbruchs auf dem Berg Kotouči wirtschaftlichen Aufschwung und die Errichtung zweier Bahnstrecken in den Jahren 1881 und 1896.
Beim Münchner Abkommen wird Štramberk, obwohl eine tschechische Stadt, dem Sudetengebiet zugesprochen und im Oktober 1938 von der deutschen Wehrmacht besetzt. Illegaler Widerstand formiert sich, die „Štamberger Partisanen“ bilden eine wichtige Widerstandsbewegung in Nordmähren. Im Mai 1945 wird die Stadt von der deutschen Besatzung befreit.
1951 werden archäologische und architektonische Denkmäler sowie Naturmerkmale unter Denkmalschutz gestellt und 1969 wird die Stadt zum städtischen Schutzgebiet erklärt.
Sehenswürdigkeiten
Die kleinen Gässchen
Zu Beginn ist es einfach schön durch die Stadt zu spazieren und die Atmosphäre zu genießen. Es sind enge Gässchen, viele mit Kopfsteinpflaster (daher bitte entsprechende Schuhe anziehen!), die manchmal direkt durch das eine oder andere schön gepflegte Vorgärtlein zu führen scheinen.
Die Häuser scheinen von außen her klein zu sein, entweder komplett aus Holz oder Holz mit Stein kombiniert. Wenn man durch diese Gassen streift, versteht man wieso die Stadt zum Schutzgebiet erklärt wurde.
Der Aussichtsturm Trúba
Der Burgturm ist der letzte Rest der einstigen Burg. Über viele Stufen muss man steigen, um auf seinen Hügel und zum Eingang zu kommen.
Dann fehlen noch immer 180 Stufen, um den Ausblick über die Stadt und die Umgebung zu haben. Aber es ist eine Anstrengung, die sich wirklich lohnt.
Gleich im Erdgeschoss findet sich eine kleine Ausstellung und auch wenn man den Turm erklimmt, sind immer wieder Zwischenstationen eingebaut, die den Besucher die Möglichkeit geben, anzuhalten, zu verschnaufen und dabei auch etwas zum Schauen zu haben. Ritter und Burgfräulein begrüßen den Gast und zahlreiche Wappen und Waffen laden zum Betrachten ein.
Mit diesen Ablenkungen schafft man den Aufstieg leichter und schon kann man die Aussicht genießen.
Dabei könnt ihr euch gleich auch einen Überblick über den Hauptplatz verschaffen, der ein ganz anderes Bild bietet. Doch dazu später.
Wenn man sich satt gesehen hat, steigt man die 180 Stufen einfach wieder hinunter – was mir immer leichter als hinaufzusteigen fällt. Wer jetzt bereits eine Labung benötigt, kann dies im Gasthaus neben dem Trúba machen und die erste Stärkung in flüssiger und/oder fester Form unter schattigen Bäumen zu sich nehmen und noch einmal die Aussicht von weiter unten genießen.
Das Schlossgelände ist das ganze Jahr über für die Öffentlichkeit frei zugänglich, außer bei Veranstaltungen. Für den Zutritt zum Aussichtsturm braucht man ein gültiges Ticket.
Weitere Infos unter https://www.stramberska-truba.info/
All jene, die noch Kraft genug haben, begeben sich zum Hauptplatz der Stadt.
Der Hauptplatz von Štramberk
So einen großen Hauptplatz hätte ich der kleinen Stadt gar nicht zu getraut. Auch nicht, dass hier 22 barocke bürgerliche Schenkhäuser stehen.
Die Atmosphäre der Stadt ist hier eine ganz andere, irgendwie passt sie gar nicht zu den Holzhäusern und engen Gässchen. Geht man den langen Hauptplatz von der Kirche aus entlang, endet man bei einer – wenig überraschend in Tschechien – Stadtbrauerei. Hier kann man an schönen Tagen auch vor der Tür der Brauerei sitzen, ein nichtgefiltertes helles Lagerbier nach Pilsner Art und ein dunkles nicht gefiltertes Lagerbier nach Fleck Art mit der Bezeichnung Trubač verkosten.
Außerdem befinden sich am Hauptplatz auch das Marionettenmuseum, der Mini-Zoo Aqua Terra, das Museum von Z.Burian, einem Maler und das Spielzeugmuseum. Im Kaffee Perníkovka wird man auch in das Geheimnis der traditionellen Lebkuchenproduktion eingeweiht.
Wir sind aber schon ein wenig hungrig, besuchen dieses Mal aber nicht die Brauerei, sondern laufen die Gasse neben ihr ein kleines Stückchen weiter und stoppen in einem wunderschönen kleinen Innenhof des Restaurants Štramberk SPa, das zum gleichnamigen Hotel gehört und auch Bier- und Weinbäder in großen „Schaffeln anbietet.
Die Štramberger Ohren
Allerdings müssen wir schnell essen, um noch zu einem Höhepunkt des heutigen Tages zu gelangen: Der Herstellung der Štramberger Ohren. Dazu entfernen wir uns wieder vom Zentrum und werden freundlich in der Konditorei Cukrána u Hezounů begrüßt. Der Meister des Hauses legt auch gleich los.
Ich bin weder ein großer Lebkuchenfan, noch haben mir ursprünglich die Štramberger Ohren geschmeckt, die ich einmal probierte. Viel Zimt und ansonsten kaum Geschmack, außerdem trocken, dass man unbedingt ein Getränk zum Hinunterspülen benötigt. Ich war also gar nicht so sehr begeistert, aber dann hab ich die Ohren von Hezounů probiert und siehe da: „Die schmecken!“ Sind irgendwie weich und doch fest. Man spürt den Zimt, aber nicht zu vordergründig. Und bei unserem „Workshop“ glaube ich auch die Antwort gefunden zu haben warum, das erzähle ich euch hier. Daher man muss alles im Leben 2x probieren, sonst könnte man etwas verpassen.
Mit einigen weiteren „Probeohren“ und einer kleinen Einkaufsrunde (man braucht ja auch Goodies für zu Hause) haben wir uns dann auf den Weg in unser Hotel gemacht, wo wir ausgezeichnet geschlafen haben. Mehr darüber findet ihr hier
Vor Ort findet ihr weitere Infos bei der Tourismusinfo:
Městské informační centrum Štramberk (Städtisches Infozentrum Štramberk)
742 66 Štramberk, Náměstí 33
Tel: +420 558 840 617
Email:
https://www.stramberk.info/
Es gibt auch eine App als Reiseführer für Štramberk: https://mobilni.app/web/stramberk
Weitere Links:
https://www.visitczechia.com/de-de/things-to-do/places/landmarks/cities/t-stramberk
Hier noch ein kleines Video vom Turm:
Hier findet ihr weitere Infos über die Štramberger Ohren: Die Štramberger Ohren und hier einen Übernachtungstipp: Štramberk - Hotel Roubenka
Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung von Czech Tourism Wien