Eigentlich hatte ich diese Spezialität in der Lade „Nicht meins und man muss nicht alles haben“ abgelegt, doch dann kam ich nach Štramberk zum „Prince Charming“ der Štramberger Ohren.
Wie üblich auf Pressereisen sind wir auch dieses Mal wieder um einiges zu spät, als wir endlich zu Ladislav Hezký in seine Kondituorei Cukrána U Hezounů kommen. Herr Hezký, dessen Namen eben „Prince Charming“ oder „Schöner Mann“ bedeutet wartet schon sehnsüchtig auf uns, da er eigentlich zu einem Konzert seiner Tochter sollte.
Also nichts wie rein in die Backstube und anfangen.
Ich gebe zu, ich bin ein wenig skeptisch. Erstens bin ich nicht unbedingt die Lebkuchenliebhaberin und zweitens habe ich diese Ohren schon einmal auf einer Messe probiert. „Hart, trocken und viel zu viel Zimt“ war mein damaliges Urteil. Aber man kann ja vorsichtig noch einmal probieren.
Wie entstanden eigentlich die Štramberger Ohren?
Irgendwie haben sie wirklich die Form von Ohren – nicht gerade eine typische Form für ein Gebäck. Darüber gibt es eine Legende, die aber einen tatsächlichen wahren Hintergrund haben soll:
1241 fielen die Tataren in Mähren ein und kamen auch in die Umgebung von Štramberk. Die Bewohner flüchteten auf den sagenumwobenen Berg Kotouč, um sich dort eine bessere Position für die Verteidigung zu schaffen. Anscheinend gab es auch damals schon Starkregen, denn plötzlich ging ein fürchterlicher Wolkenbruch nieder, der die Teiche oberhalb des Tartarenlagers fast zum Überlaufen brachte.
Als die Bewohner dies von Štramberk sahen, gruben sie einen Abfluss des Teiches und überschwemmten so das Tartarenlager mit einer großen Flut, die die Tartaren zur Flucht zwang. Als die Štarenberger in das verlassene Lager kamen, fanden sie in Lederbeuteln eingesalzene Ohren. Diese hatten die Tartaren ihren christlichen Gegner abgeschnitten und aufbewahrt um ihren Khan beweisen zu können wie viele Feinde sie getötet hätten.
Seit dieser Zeit findet in Štramberk immer zu Maria Himmelfahrt eine Pilgerfahrt statt und in Erinnerung an den Sieg werden diese – inzwischen berühmten – Štramberger Ohren gebacken.
Die Štramberger Ohren sind als Marke als regionales Lebensmittel durch eine EU-Verordnung geschützt. Man braucht eine Lizenz, um sie herstellen zu dürfen und sie müssen in Štarmberk hergestellt werden.
Der Teig ist laut Ladislav Hezký eine Lebkuchenteig – jede Familie hat eine eigene Mischung – der aus sechs verschiedenen Zutaten besteht: Mehl, Zucker, Eier, Honig, eine Gewürzmischung und Backpulver. Das besondere liegt meiner Meinung nicht nur im Verhältnis der verschiedenen Zutaten, sondern vor allem in der Gewürzmischung. Wir konnten – auch mit mehrmaligen Nachfragen und aller möglichen Tricks – unserem Prince Charming nicht das Geheimnis entlocken.
Einzig und allein erfuhren wir, dass es zwei verschiedene Herstellungsmethoden gibt. Die traditionelle Art, die Herr Hezký anwendet, bei der der Teig ausgerollt, dann in Form ausgestochen, gebacken und dann in Plastikbechern eingerollt wird und eine zweite – modernere Art – bei dem der Teig auf das Backblech gegossen wird. Bei dieser Variante muss der Teig flüssiger sein als bei der traditionellen Art und sehr oft wird hier Karamell anstelle von Honig verwendet.
Wir haben allerdings staunend zu gesehen, wie schnell der Teig geknetet, gerollt und gebacken war und schon konnten wir die ersten Ohren verkosten – und ich muss sagen: Kein Vergleich mit meinem ersten Versuch. Hier stimmt irgendwie alles: Der Teig ist nicht trocken, er ist nicht hart, aber auch nicht zu weich und vor allem der Geschmack ist viel besser als bei meinem ersten Versuch. Würzig, ein bisschen schmeckt man Zimt heraus, aber eben nicht nur. So schmeckt mir Lebkuchen auch. Zuerst dachte ich, dass es vielleicht daran lag, da die verkosteten Ohren ja fast direkt aus dem Ofen kamen und daher ganz frisch waren, aber ich habe mir natürlich auch welche aus dem Shop mit nach Hause genommen und auch diese waren hervorragend.
Man glaubt es kaum, aber ich bin doch wieder ein Fan der Štramberger Ohren geworden – aber ich möchte bitte nur jene von der Familie Hezký. Vielleicht liegt es ja daran, dass der heutige Inhaber schon mit 8 Jahren seiner Mutter beim Backen der Ohren half, vielleicht ist es aber auch der traditionellen Herstellungsweise und dem Familienrezept geschuldet.
Anscheinend bin ich mit meiner Meinung nicht allein, denn Ladislav Hezký war schon öfters Gewinner des Wettbewerbs um das „Beste Štramberger Ohr“ und er ist Rekordhalten im Wettbewerb um das „größte Ohr“, das einen Durchmesser von 180cm hatte und auch im tschechischen Guinness Buch der Rekorde vermerkt ist. Einmal im Jahr wird es in einer riesigen Edelstahlpfanne mit einem Durchmesser von 249,5cm und einem Gewicht von fast einer halben Tonne zum Fest der Štramberger Ohren am Marktplatz gebacken und nachher von den Zuschauern verspeist.
Hier noch ein kleines Video von unserem Besuch:
Ich habe mir - wie immer - natürlich noch welche mit nach Hause genommen. Und sie schmeckten auch hier noch gut. Das muss am traditionellen Rezept liegen. Daher: Wenn ihr in der Nähe seid – schaut vorbei und kostet ….
Konditorei Cukrárna U Hezounů
742 66 Štramberk, Zauličí 557
Tel: +420 605 740 260
Email:
www.usiodhezounu.cz
Mehr über Štramberk findet ihr hier: Štramberk und hier gibt es noch einen Übernachtungstipp: Štramberk - Hotel Roubenka
Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung von Czech Tourism Wien