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Das wunderschöne Barockschloss, keine zwei Autostunden von Wien entfernt, gehört zu den Top-Ausflugszielen von Südmähren und ist durch die Lebensgeschichten seiner Besitzer sehr stark mit Wien und der Habsburger Monarchie verbunden.

Es ist ein Ausflug in die Geschichte, bei dem man sich hautnah in die Lebensumstände des Adels versetzen kann – im Schloss Milotice sind die Führungen sogar „historisch gewandet“ möglich und das könnte auch so mancher kleinen „Prinzessin“ oder manchem jungen "Prinzen" die Geschichte schmackhafter machen ….

Geschichte

Das Dorf Milotice wird zum ersten Mal 1341 urkundlich erwähnt, die Besitzer wechseln mehrfach, wozu auch Albrecht Waldstein (Wallenstein), der berühmte Heerführer des Dreißigjährigen Krieges zählte.

Blick auf das Schloss Milotice 
Blick auf das Schloss Milotice 

Die Adelsbesitzer des Miloticer Herrschaftsguts bewohnten zunächst eine Wasserfestung, an die noch heute der Rest des Wassergrabens rund um das Schloss herum erinnert. In den Jahren 1586 bis 1596 wurde die Festung in ein einstöckiges Renaissanceschloss (wahrscheinlich im Auftrag von Bernard Ludwig Tovar von Enczesfeld) umgebaut, in den 70er Jahren – nach einem Brand 1663 - des 17. Jahrhunderts wurde die Ecktürme angebaut und der zweite Stock aufgesetzt.

Ein Schlitten aus früheren Tagen
Ein Schlitten aus früheren Tagen

Milotice und das Schloss erfuhr mit der Herrschaftsübernahme der Serényis seine erste Blütezeit. Graf Johann Karl Serényi hatte 1683 Wien gegen die Türken verteidigt und wurde dafür vom Kaiser reich belohnt. Eine Gedenktafel findet sich heute noch im Wiener Stephansdom. Anfangs stand das Besitztum allerdings nicht so sehr im Interesse der Familie. Erst mit Karl Anton Serényi, der in Wien als Hofmeister am Hofe Marie Magdalenas, der Schwester von Karl, dem VI. tätig war, wurde Milotice als Repräsentationssitz unter allen Besitzungen ausgewählt. Nun wurde es auch notwendig den Bau, der vorher eher als Lagerhaus diente und auch einige Beamtenbüros beherbergt hatte, repräsentativ zu gestalten. In zwei Phasen – von 1719 – 1725 und 1738 – 1743 ging der Umbau zum Barockschloss vonstatten.

Schloss Milotice
Schloss Milotice - Graf Serényi

Verbunden sind die Serényis auch mit dem, nicht allzu weit entfernten Luhačovice, das die Familie bereits 1629 erwarb und bis 1945 besaß. Sie waren es auch die die Stadt förderten und die Bedeutung der Heilquellen erkannten.

Blick zum Champagnerbrunnen 
Blick zum Champagnerbrunnen 

1811 starb der letzte männliche Familienangehörige Karl Bernard Serényi. Nach seinem Tod wurde das Schloss von seiner Tochter Kristina verwaltet, die mit dem französischen Grafen Gabriel Choiseul d’Aillecourt verheiratet war. Auch sie hinterließ keine männlichen Erben, das Schloss erbte ihre Tochter Franziska Paola, die den Grafen Johann Franz von Hardegg ehelichte. Auch aus dieser Verbindung entsprang kein männlicher Nachfahre, die Tochter heiratete nun in die Familie Seilern Aspang ein, die ab nun die Geschicke von Mitolice bestimmte. Die Familie Seilern stammte ursprünglich aus Rheinpfalz, aus Brugg und war bürgerlicher Abstammung.

Schloss Milotice
Schloss Milotice

Erst 1684 wurde Johann Friedrich von Seilern in den Ritterstand erhoben. Der gesellschaftliche Aufstieg kam mit seiner „Karriere“ am kaiserlichen Hof in Wien, wo er als Rechtsgelehrter wirkte. Seilern unterstützte als Meister des Reichsrechts die Habsburger und entwickelte die „Pragmatische Sanktion“, nach der es für Maria Theresia möglich war, als Frau den Habsburger Thron besteigen zu können und so das Reich der Habsburger weiter zu verwalten.

Schloss Milotice
Schloss Milotice

Diese Leistung wurde 1713 auch mit dem Grafentitel belohnt und Maria Theresia kam auch mindestens zweimal zu Besuch nach Milotice, wahrscheinlich hat sie mit ihrem Gatten sogar im Schloss übernachtet.  Die Kaiserin hatte einen Sitz nicht unweit von Milotice. Vom Freskensaal aus konnte man dann den Garten betreten und im Brunnen floss dann für eine Stunde lang Champagner anstatt Wasser.

Schloss Milotice 
Schloss Milotice 

Die Familie Seilern dachte kosmopolitisch, jede Woche wurde in einer anderen Sprache kommuniziert, sowohl im Unterricht als auch im Familienkreis. Ihre Einstellung war, wenn man die Geschichte und die Sprache des Landes kennt und kann, dann ist man überall zu Hause. So wurden die Kinder nicht nur in ihrer Muttersprache Deutsch unterrichtet, sie hatten auch jeweils ein englisches und französisches Kindermädchen, lernten aber auch Tschechisch, Kroatisch, Spanisch und Italienisch. Aber auch Sport spielte eine große Rolle, egal ob Reiten, Schwimmen oder auch Tennis, und die Kunst kam durch den Klavierunterricht auch nicht zu kurz.

Schloss Milotice
Schloss Milotice

Franz Karl Seilern wurde 1888 Besitzer des Miloticer Großgrundbesitzes, lebte in Wien und in Milotice und unterstützte hier die tschechische Minderheit nicht nur finanziell. Er engagierte sich für Politik, wurde Abgeordneter der Nationalen Partei im Land- und Reichstag und interessierte sich auch sehr für das Leben in seiner nahen Umgebung.

In Milotice wurde er für einen Sonderling gehalten, traf man ihn doch meistens in landwirtschaftlicher Kleidung an: in der „třaslavice“ – einer Hose, die zur lokalen Tracht gehörte und in Bundschuhen aus Leder. Außerdem veranstaltete er mit der Schuljugend „militärische“ Ausflüge: der Graf selbst trat dabei als Oberbefehlshaber des uniformierten Kindermilitärs auf, das von Trompetern und einem Trommler begleitet wurde. Dabei sollte ein Hügel überstiegen und eine Fahne erbeutet werden – das alles unter der besonderen Anteilnahme eines großen Publikums. Franz Karl heiratete nie – da er keinen gesetzlichen Erben hatte trat sein Neffe JUDr. Ladislav Seilern nach seinem Tod 1916 die Verwaltung des Herrschaftsgutes an.

Schloss Milotice
Schloss Milotice

Mit der Bodenreform in der Tschechoslowakei nach dem ersten Weltkrieg wurde das Grundeigentum des Adels sehr verringert. Da sich Ladislav Seilern 1941 zur deutschen Staatsangehörigkeit angemeldet hatte, wurde 1945 nach dem Krieg das ganze Gut konfisziert  und die Familie vertrieben.

Heute ist das Schloss im staatlichen Besitz. Es ist eines der wenigen Schlösser, das in enger Zusammenarbeit mit den letzten Besitzern für die Öffentlichkeit hergerichtet wurden. So konnten die Innenräume so renoviert werden, wie von ihnen beschrieben. Zusätzlich halfen rund 30 ehemalige Mitarbeiter mit ihren Erinnerungen und Erzählungen und Fotos mit, einen wahren Eindruck vom damaligen Leben und der Zeit den heutigen Besuchern zu vermitteln.

Ein kurzer, nicht vollständiger, Rundgang

Der Stiegenaufgang

Gleich am Anfang der Führung erwartet sich das wunderschöne Treppenhaus mit dem Skulpturenschmuck von Johann Christian Pröbstel, der 1725 vollendet wurde. Interessant die Verwendung der unterschiedlichen Materialien: Stein im ersten Stock, einzelne Teil zeigen das Wappen der Serényis und den Sternberger Stern.

Der Treppenaufgang im Schloss Milotice
Der Treppenaufgang im Schloss Milotice

In den zweiten Stock führt das hölzerne Treppenhaus wie im ersten Stock mit Kindergestalten (Putten) geschmückt. Die Freske über dem Treppenhaus stammt von Joseph Tadeas Rotter aus dem Jahr 1742 und betont die Stellung der Familie Serényi dar und ihre Liebe zur Kunst.

Die Kapelle und das Kinderzimmer

Im weiteren Verlauf der Führung kann man dem Tagesablauf der Familie folgen. Die Familie stand sehr früh – um 6 Uhr morgens – auf und traf sich in der Kapelle zum Morgengebet. Danach gelangt man in das Kinderzimmer, hier fand auch der Unterricht statt. In der Barockzeit war hier der Winterspeisesaal. Die meisten Möbelstücke stammen hier aus der Empirezeit, auch die wunderschöne Alabasteruhr „Die Leserin“, die in Paris um 1820 hergestellt wurde. Bemerkenswert auch das Madonnenbild darüber, das von Buggiardini, einem Schüler Leonardo da Vincis stammt.

Schloss Milotice 
Schloss Milotice 

Das Arbeitszimmer Antoinette Seilern-Loudon war in der Barockzeit ein Vorzimmer. Aus dieser Zeit sind noch die Supraporten erhalten, die von Franz Adolf, einem Maler aus Mikulov signiert sind und in das Jahr 1743 datiert werden. Hinter diesem Vorzimmer betrat der Besucher in der Barockzeit das Arbeitszimmer des Grafen. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts benutzte dieses Zimmer Antoinette Seilern: von hier aus wurde der Schlosshaushalt geleitet, Instruktionen an die Dienerschaft erteilt.

Das Arbeitszimmer des Grafen

Der Gesellschaftssalon war in der Barockzeit das Arbeitszimmer des Grafen. Die Stuckarbeit an der Wand stammt von Petro Spinetti , stellt einzelne Teile vom Wappen der Serényis dar und stammt aus dem Jahr 1715. Der Ofen aus Fayence-Kacheln wurde 1779 in der Manufaktur in Holíč gefertigt und gehörte zur Einrichtung des Schlosses in Bystřice. Nach Milotice übersiedelte er mit der Ehefrau von Ladislav Seilern, Antoinette, geborene Laudon. Zur damaligen Einrichtung Ende der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts gehörte auch das Radio, von denen es in Milotice zur damaligen Zeit nur noch drei andere Exemplare gab.

Das Arbeitszimmer des Grafen im Schloss Milotice 
Im Arbeitszimmer des Grafen im Schloss Milotice 

Das Kabinett des Grafen, das Rauchkabinett und das anschließende Kabinett der Gräfin sind die zwei einzigen Innenräume des Schlosses die nahezu in der originalen Gestaltung erhalten geblieben sind – so wie sie um die Wende der 30er und 40er Jahre des 18. Jahrhunderts entstanden. An den Wänden sieht man eine Paneelbildergalerie mit Pferden, deren verschwundene Bilder durch Marmorimitationen ersetzt wurden. Die Stuckarbeit an der Wand schuf der Bildhauer František Solnický aus Brünn 1742, aus demselben Jahr stammt auch der Wandtisch mit Spiegel des Hofbildhauers Ignáz Trebeský.

Das Kabinett der Gräfin wird auch das „chinesische“ Kabinett genannt und zeigt einzigartige Tapeten, die aus dem ersten Drittel des 18. Jahrhunderts stammen.

Der Speisesaal

Im Speisesaal traf sich die ganze Familie zum gemeinsamen Essen: um 7.00 Uhr zum Frühstück, um 13.00 Uhr zum Mittagessen und um 18.00 Uhr zum Abendbrot.

Der Speisesaal im Schloss Milotice
Der Speisesaal im Schloss Milotice

Hinter dem Paravent gab es eine (heute nicht mehr funktionierende Tür) durch die das Essen gebracht und für das Servieren vorbereitet wurde.
Die meisten Stuckarbeiten an den Decken im ersten Stock sind von 1725 und werden Giovanni Michael Fontana zugeschrieben, schön auch die Deckenlampe aus venezianischem Glas.

Die Bibliothek

Die Bibliothek, das spätere Arbeitszimmer von Dr. Ladislav Seilern diente früher ebenfalls als Vorzimmer, die heutige Gestaltung stammt aus den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts (Pseudobarockschränke), sie umfasst um die 5000 Bücher, die aus dem 17. bis zum 20. Jahrhundert stammen. Die Mehrheit der deutschen, französischen, lateinischen, ungarischen und tschechischen Bücher, die ein breites Spektrum von Kunstgeschichte über Technik bis zur Obstkultur umfassen, stammen aus Anschaffungen von Franz Karl Seilern und seinem Neffen Ladislav.

Der Freskensaal

Der Freskensaal ist für mich der schönste Raum im Schloss. In diesem Saal fanden in der Barockzeit zahlreiche gesellschaftliche Veranstaltungen von Bällen über Theatervorstellungen statt, außerdem diente er als großer Sommerspeisesaal. Hier pflegte auch die Familie Seilern den Nachmittag während der Sommersaison zu verbringen. Die Freske wurde 1725 im Auftrag von Karl Anton Serényi, dessen Porträt über dem Kamin zu sehen ist in Auftrag gegeben. Am zweiten Porträt sehen wir Karl Bernard Serényi, den letzten männlichen Angehörigen des Miloticer Zweiges.

Der Freskensaal im Schloss Milotice 
Der Freskensaal im Schloss Milotice 

Die Bilder zeigen die Verherrlichung der Familie Habsburg und die Verdienste der Familie Serényi um das Kaiserhaus. Franz Gregor Ignatz Eckstein sorgte für die Ausschmückung des Saales, seine Unterschrift kann man unter dem gefangenen Türken an der linken Seite des Kamins sehen. Zeus, Hera, Pallas Athene und Apollon treten im Mittelpunkt der Freske als Hauptpersonen auf. Der Ritter über Herkules verkörpert Andreás Serényi, den berühmten Familienangehörigen, der im Dienst des ungarischen Königs Ludwig des Großen in der Schlacht bei Zadar 1345 starb. Eine Szene weist auf den Ursprung des Namens Serényi hin. Nach dieser Legende erhielt Temnurtus – der Dunkle – die Taufe 965 vom Krakauer Bischof Stanislav und veränderte seinen Namen in Serenus – der Helle. Diese Szene wird von Künstler der Freske Franz Gregor Ignatz Eckstein beobachtet. Allerdings gibt es auch noch eine andere Deutung des Namens: wenn man ihn auf seine ungarische Wurzel analysiert, bedeutet er gelenkig, schnell, fleißig.

Der Freskensaal des Schlosses 
Der Freskensaal des Schlosses 

Ein zweischultriges Treppenhaus verbindet das Freskenhaus mit dem Garten. 1719 begann man einen französischen Garten zu gestalten, dessen Anfangsplanung der Wiener Gartenarchitekt Anton Zinner verantwortete, der später auch für Prinz Eugen von Savojen arbeitete.

Billardzimmer und das chinesische Zimmer

Das anschließende Billardzimmer stellt – ebenso wie die Bibliothek – ein Vorzimmer in der Barockzeit dar. Im Nordflügel des Schlosses wurden zur Barockzeit die Gäste untergebracht. Es wird vermutet, dass im chinesischen Zimmer Maria Theresia und ihr Gemahl Franz Stefan von Lothringen hier übernachteten. Die Familie der letzten Besitzer ließ diesen Raum als chinesisches Kabinett einrichten – hier war alles zu finden, was aus dem Osten kam. Die Vasen auf den vergoldeten Sockeln und die Teller gehören zum sogenannten Imarischen Porzellan, das nach dem Namen der japanischen Hafenstadt Imara benannt wurde.

Das Billardzimmer im Schloss Milotice 
Das Billardzimmer im Schloss Milotice 

Charakteristisch ist dafür das ornamentale bunte vergoldete Dekor, das an Brokatmotive erinnert. Das Räuchermittel mit dem Motiv des kaiserlichen Drachen stammt wahrscheinlich aus dem 17. Jahrhundert. Die Schlafzimmer der Familie Seilern befanden sich im zweiten Stock, der aus Sicherheitsgründen der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist.

Die Camera Obscura

Im Garten des Schlosses kann man sich mit der Wirkungsweise einer Camera obscura vertraut machen.

Die Camera Obscura im Garten des Schlosses
Die Camera Obscura im Garten des Schlosses

Setzt euch kurz in das Häuschen, wartet ein paar Minuten und staunt über die Bilder, die auf der gegenüberliegenden Wand der Eingangstür auftauchen – selbst Bewegungen sind zu sehen.

Eine Führung in historischen Gewändern!

Für all jene, die mit Kindern das Schloss besuchen, könnte das der große Spaß werden: einmal durch die Gänge eines Schlosses wandeln und aussehen wie eine Prinzessin oder ein Prinz! Das wäre doch was. Auch für Jungs gibt es hier die passenden „Klamotten“ und schon mal ein Schwert dazu.

Eine Führung in historischen Gewändern
Eine Führung in historischen Gewändern

Die Schlossverwaltung hat viele historische Gewänder zur Auswahl, für Groß und für Klein. Wer nicht in ein komplettes „neues Kleid“ schlüpfen will, kann sich zumindest mit einem tollen Hut verkleiden? Schaut euch ruhig um  - ihr werdet sicher etwas Passendes finden und das Vergnügen ist garantiert …

Schloss Milotice 
696 05 Milotice, Zámecká 1
Tel: +420 518 619 643
Bei Fragen und Bestellungen in deutscher Sprache rufen Sie bitte +420 733 755 878, for informations and questions in english call +420 732 510 423 or +420 755 183 489

Interessante Links
https://www.zamek-milotice.cz/en
http://www.vyletnicile.cz/de/
https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Milotice