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Wir starten von Budweis mit dem Auto um in Purkarec an der Bootsanlege-Stelle unter der Kirche den Ausflug zur Burg zur starten.

Aber auch öffentliche Anreise ist möglich, siehe weiter unten.

Das Dorf Purkarec

Das Dorf scheint heute ein kleines, stilles Fleckchen Erde zu sein. Zumindest bei unserem Besuch im Oktober. Allein die – zu große - Kirche erinnert irgendwie an bessere Zeiten.

Im Flößereimuseum
Im Flößereimuseum

Da das Dorf aber auch Ausgangspunkt vieler Rad- und Wanderwege und Ausflugsboote ist, bin ich überzeugt, dass in den Sommermonaten auch hier einiges los ist.

Geschichte

Das Dorf entstand im Mittelalter nördlich der königlichen Burg Hluboká. Die Burg – Karlův hrádek -  in der Nähe des Dorfes gründete Karl IV., der während seiner Regentschaft versuchte, die von seinem Vater verpfändeten Ortschaften der Gegend wieder zurück zu bekommen. 

Im Flößereimuseum
Im Flößereimuseum

Purkarec wird 1352 erstmals schriftlich erwähnt, wahrscheinlich existierte die Siedlung allerdings schon früher. So wird eine größere Ortschaft in der Nähe von Karlův hrádek schon früher erwähnt.

So geht man bereits von einer Besiedlung in der mittleren Bronzezeit aus. Außerdem weisen zahlreiche Grabhügel aus der Hallstattzeit auf Ansiedlungen hin.

Auch der Jakobsweg führt am Karlshaus vorbei
Auch der Jakobsweg führt am Karlshaus vorbei

Im Mittelalter war Purkarec ein wichtiges Zentrum der Güter der Schwarzenberger. Die Bewohner betrieben Landwirtschaft, aber die Arbeit in den Wäldern und das Flößen des Holzes auf der Moldau wurde ab dem 14. Jahrhundert und danach eine der Haupteinnahmequellen. Das Holz aus den Wäldern wurde geschlägert, zusammengebaut und in / mit den Flößen über die Moldau nach Prag und von dort auch nach Deutschland gebracht. 

Drei war eine wichtige Zahl:
Zu dritt konnte man von hier nach Prag fahren, drei Tage wurde am Floß (am Strang) gebaut, drei Tage brauchte man nach Prag mit dem Floß und drei Tage gingen die Flößer danach zu Fuß zurück nach Purkarec. Bei jeder dieser „Fuhren“ musste ein Kapitän mit Patent anwesend sein, der die Prüfungen für jeden Streckenabschnitt, der von ihm befahren wurde, abgelegt haben musste.

Werkzeuge der Flößer
Werkzeuge der Flößer

Damit die Flößer möglichst schnell die Lieferung nach Prag bringen konnten, waren Stopps nicht vorgesehen. Das Essen wurde ihnen von Brücken hinuntergelassen – gezahlt wurde dann beim Heimweg.

Heiliger Erasmus, der Patron der Flößer
Heiliger Erasmus, der Patron der Flößer

Die Arbeit war schwer und gefährlich, aber das Einkommen gut und die Stellung der Flößer sicherte auch eine gewisse Unabhängigkeit. So war Purkarec lange Zeit eine selbstverwaltete Gemeinde und hatte bis zu ihrem deutlichen Niedergang im Dreißigjährigen Krieg Kleinstadtcharakter. Doch auch danach wurde das Dorf weiterhin von einem Bürgermeister und den Ratsherren verwaltet.

Am Weg zur Burgruine
Am Weg zur Burgruine

Der Bau der Moldau Staustufen sorgte für ein Ende der Flößerei, die im 11. Jahrhundert begonnen hatte. Am 12.9.1960 fuhr das letzte Floß von Purkarec nach Prag.

Der Stau der Moldau beim Wasserwerk Hněvkovice für den Bedarf des geplanten Kernkraftwerks Temelín sorgte für große Veränderungen in der Gemeinde: Siedlungen am linken und rechten Ufer gingen verloren, wie auch eine Brücke, die diese verbunden hatte.

Die Kirche zum Heiligen Georg

Die gotische Kirche St. Jiří stammt aus den sechziger Jahren des 14.Jahrhunderts. Die Reste der ursprünglichen Kirche (Kreuzgewölbe und das südliche Seitenportal) sind auch heute noch trotz des späteren barocken Umbaus sichtbar. Die älteste Glocke (die größere St. Georgsglocke) stammte aus dem Jahr 1637, sie zerbrach allerdings 1922 und wurde während der deutschen Besatzung nach Deutschland gebracht. Die kleinere Glocke der Jungfrau Maria stammt aus dem Jahre 1777.

Die Kirche zum Heiligen Georg
Die Kirche zum Heiligen Georg

Wer die Geschichte des Ortes nicht kennt, wird von der Kleinheit des Ortes und der Größe der Kirche überrascht sein. Sie ist die Dominante der Ortschaft und ein wichtiger Orientierungspunkt. An ihr vorbei kommt man zur Schiffsanlegestelle, von wo uns das Boot zum Karlshaus brachte.
Vis à vis von ihr befindet sich das Relaxhotel Pelikan, bei dem wir zu Mittag gegessen haben und wer auf der Hauptstraße ein Stückchen zurück Richtung Budweis wandert, kommt zum Flößereimuseum, das wir jetzt kurz besuchen.

Das Flößereimuseum in Purkarec

Vielleicht interessiert ihr euch für die Flößerei und/oder ihr habt bis zur Abfahrt eures Schiffes noch ein wenig Zeit, dann solltet ihr euch die Gelegenheit nicht entgehen lassen, mehr über die Flößerei und vergangene Zeiten zu erfahren.

Blick auf das Flössereimuseum
Blick auf das Flößereimuseum

Schon vor dem Museum erwartet euch ein Floß mit einer Länge von 13 Meter, das allerdings nur ein Teil eines sogenannten Strangs war, der mittels einer „Tafel“ mit anderen Flößen verbunden wurde und insgesamt eine Länge von 140 Metern erreichen konnte.

Das Floß vor dem Flößereimuseum
Das Floß vor dem Flößereimuseum

Im Museum erwarten euch die verschiedensten Gerätschaften, die für die Flößerei benutzt wurden. Das Museum wird vom Verein Vltavan betrieben, der eine mehr als hundertjährige Tradition hat und gegründet wurde, um in Not geratene Flößer und/oder deren Familien zu helfen. Heute kümmert er sich um das Kulturleben, organisiert immer wieder Feste zu Ehren der Flößerei und sorgt dafür dass diese nicht in Vergessenheit gerät.

Im Museum
Im Museum

Im Museum sind aber nicht nur Gerätschaften ausgestellt, sondern auch Modelle und an alten Bildern kann man erkennen, wie schwer und gefährlich diese Arbeit damals gewesen ist. So arbeitet man im Moment gemeinsam mit Verbänden aus Deutschland, Österreich, Polen, Lettland und Spanien um die Flößerei auf die Unesco-Liste des immateriellen Weltkulturerbes zu setzen.

Das Flößen war eine gefährliche Tätigkeit
Das Flößen war eine gefährliche Tätigkeit

Das Museum ist von April bis Oktober geöffnet, bitte checkt aber vorher immer die Website, damit ihr euch nicht erfolglos auf den Weg macht.

Blick ins Museum
Blick ins Museum

Flößerei Museum Purkarec
373 423 Hluboka nad Vltavo, Purkarec 86
Tel: +420 723 626 874 oder +420 732 920 782
Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
www.vltavan-purkarec.cz/muzeum 

Nun wollen wir aber endlich zur Burgruine starten und wir wandern zur Bootsanlegestelle, wo unser Schiffchen schon auf uns wartet.

Hier geht's zur Schiffsanlegestelle
Hier geht's zur Schiffsanlagestelle

In den Sommermonaten Juli und August starten hier die verschiedenen Ausflugboote täglich nach einem festen Fahrplan, ab September aber nur mehr am Wochenende oder für Gruppen nach Bestellung. Da im Sommer auch größere Schiffe fahren, können auch Fahrräder mitgenommen werden.

Karlův Hrádek (Karlshaus)

Leider ist das Wetter bei unserem Besuch nicht das Beste. Aber das Boot ist „überdacht“ und wir haben Glück: während der Fahrt blinzelt die Sonne hin und wieder zwischen den Wolken durch.

Unser Schiff wartet schon auf uns ...
Das Schiff wartet schon auf uns ...

Die nicht ganz junge - 1953 – Maschine tuckert brav vor sich hin und der Kapitän des Schiffes lässt und stolz einen Blick auf die emsig flitzenden Antriebskolben machen.

Blick zurück nach Purkarec
Blick zurück nach Purkarec

Wir legen an einem Steg an, von dem ein schmaler Weg durch den Wald nach oben führt. Wer alleine diese Reise antritt, sollte sich genau erkunden, wo es lang geht. Wobei der Pfad eigentlich gut ausgeschildert ist. Neben dem Weg taucht plötzlich ein großes schwarzes Kreuz auf, das dem Heiligen Erasmus, dem Patron der Flößer gewidmet ist, auf. 

... und los geht es zum Karlshaus
... und los geht es zum Karlshaus

Aber auch Pilze gibt es hier am Wegesrand. Der Wald muss ein Eldorado für Pilzsammler sein. Und wir hätten in unserer Gruppe auch noch einen Experten, der sich bei Pilzen auskennt. Schließlich will man sich ja nicht selbst vergiften. Doch leider.

Er war nicht der Einzige ...
Er war nicht der Einzige ...

Dazu ist keine Zeit. Bedauernd lasse ich die wunderschönen „Schwammerl“ stehen und denke, welch köstliche Gerichte man daraus hätte zaubern können.

Das Kreuz erinnert an den Heiligen Erasmus, den Patron der Flößer
Das Kreuz erinnert an den Heiligen Erasmus, den Patron der Flößer

Unser nächster Stopp ist ein kleines Floß, das uns zeigt, dass wir noch immer am richtigen Weg sind. Hier wird nochmals an die Flößer erinnert, die in der Zeit Karls IV. durch ihre Arbeit für Einkommen sorgten. Die Bergwände ragen steil von der Moldau hoch, auch die Bäume sind hochgewachsen. Sie wurden für Schiffsmasten verwendet. Außerdem wurde Schwarzeichen, denen man hohe Widerstandsfähigkeit nachsagt, von Purkarec bis nach Amsterdam zum Deichbau verschickt.

Ein kleines Floß im Wald
Ein kleines Floß im Wald

Was für eine Arbeit: Im Winter wurden die Bäume gefällt, zu Flößen zusammengebunden und im Frühjahr dann weiter transportiert.
Gleich haben wir es geschafft. Über eine neue Holzbrücke, die alte konnte wohl früher hochgeklappt werden, und die über den Burggraben führt, treten wir in die ehemalige Burg ein.

Über diese neue Holzbrücke kommt man nun in die Burg
Über diese neue Holzbrücke kommt man nun die Burg

Heute ist die Ruine von hohen Bäumen umgeben, bei ihrem Bau soll allerdings der Blick zur Moldau frei gewesen sein.

Die Rekonstruktion des Karlshauses von L. Herz
Die Rekonstruktion des Karlshauses von L. Herz

Die Burg wurde in der 2.Hälfte des 14. Jahrhunderts von Karl IV. gegründet. Die älteste, bekannte Erwähnung stammt aus dem Jahre 1357.

Im Hof des Karlshauses wird manchmal auch gegrillt
Im Hof des Karlshauses wird manchmal auch gegrillt

Wahrscheinlich um hier einen Rückzugsort beim Jagen zu haben, vielleicht aber auch um die Moldau kontrollieren zu können. Ursprünglich gotisch, war sie durch einen Burggraben geschützt, der durch eine Zugbrücke zugänglich war. Heute ist der unregelmäßige sechseckige Bau von allen Seiten mit einem Graben und einem mächtigen Wall umgeben. 

Blick zur ehemaligen Burg
Blick zur ehemaligen Burg

Eine Legende erzählt, dass unter der Burg noch ein Weinkeller verborgen ist, der allerdings von einem bösen Hund beschützt wird. Also Achtung.

Karlův Hrádek
Karlův Hrádek

Nach der Herrschaft von Wenzel IV. Ende des 15. Jahrhunderts wird die Burg nicht mehr erwähnt, während der Hussitenkriege wurde sie aufgegeben und ein Brand richtete weiteren Schaden an. Die Burg verfiel zur Ruine. Erhalten blieben die Umfassungsmauern mit dem Durchgang des Tores, die Überreste der Wohnzimmer rund um den Innenhof und die Kapelle.

Karlův Hrádek
Karlův Hrádek

Heute noch beeindrucken die dicken Mauern, die übrig geblieben sind und der Ausblick. Aber Achtung. Die Wände führen steil hinab und bei einem Selfie sollte man wirklich die Vorsicht walten lassen.

Karlův Hrádek
Karlův Hrádek

Die gesamte Burg wurde aus flachen Steinen gebaut und diese wurden auch für die Bogen der Fenster verwendet. Burg und umliegendes Grundstück nehmen eine Fläche von 545 Quadratfadens ein (1 Quadratfaden ist ungefähr 4m2). Im Hof in der Mitte des Schlosses befindet sich ein Brunnen, der allerdings seit vielen Jahren zugeschüttet ist. 

Am noch erhaltenen Mauerwerk lässt sich erkennen, dass die Burg einstöckig gebaut war.

Karlův Hrádek
Karlův Hrádek

Der Hof der Burg wird heute für verschiedene Veranstaltungen genutzt, manchmal wird hier bei Festen auch gegrillt.

Kralův Hrádec
373 43 Hluboká nad Vltavou
Weitere Infos unter https://www.kudyznudy.cz/aktivity/karluv-hradek-u-purkarce

Anreise nach Purkarec

Mit dem Auto

Von Budweis ist man in einer knappen halben Stunde in Purkarec. Doch es gibt auch öffentliche Möglichkeiten

Öffentliche Anreise mit dem Bus

Von Budweis nach Purkarec gibt es mehrmals am Tag eine Busverbindung – genaue Abfahrtszeiten bitte in eurer Unterkunft oder in der Tourismusinformation am Nám. Otakara II. in Budweis aktuell erfragen

Öffentliche Anreise mit dem Schiff

In der Hauptsaison (Sommermonate) kann man von Hluboká nad Vltavou mit dem Schiff fahren (Infos auf www.jihoceskaplavebni.cz)  oder 
von Budweis nach Hluboká nad Vltavou und dann auch weiter nach Purkarec gleich buchen. Info auf www.lodnidoprava.info 

Anreise mit dem Rad

Von Budweis nach Purkarec führt auch eine sehr schöne Fahrradstrecke (ungefähr 20km). Ohne eigenes Rad kann man diese, auch E-Räder auch in Budweis mieten. 

Weitere Infos zB. bei https://www.pujcovnakol.net/ in der Labská3 in Budweis, Tel: +420 777 294 008; Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. oder unter Lanna Konzept (www.koncept-lanna.cz).

Allerdings sind all diese Websites nur in tschechischer Sprache gehalten. Ich würde euch als Sprachunkundige empfehlen mit eurem Vermieter, der Hotelrezeption oder der Tourismusinformation im Fall der Fälle Kontakt aufzunehmen.  

Weitere Ideen für eine kleine Rundreise in die Umgebung:

Písek Schloss Orlík und UmgebungVyšší Brod (Hohenfurth) Dolní Dvořiště und die Festung TicháHorní PlanáVolary (Wallern)Stožec (Tusset)Trocnov, Jan Žižka und das FreilichtmuseumČeský Krumlov České Budějovice - Budweis

Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung der Tourismuszentrale Südböhmen