Für die einen war er ein Räuber und Mörder, für die anderen ein Held und gottesfürchtig. Das Museum in Trocnov, seinem Geburtsort, beleuchtet nun sein Leben und seine Zeit.
Jan Žižka von Trocnov wurde um 1360 in Trocnov in Südböhmen geboren und gilt als der bedeutendste Heerführer der Hussiten, aber auch als einer der Grausamsten.
Žižka stammte aus einer verarmten südböhmischen Landadelsfamilie. Schon um seine Geburt ranken sich Legenden. So erinnert auch ein Gedenkstein in Trocnov von Adolf Josef Schwarzenberg an den Heeresführer und seine Geburt.
An dieser Stelle soll früher eine alte Eiche gestanden haben, unter der seine Mutter den kleinen Jan zur Welt gebracht hatte. Der Baum wurde zu einem Objekt der Verehrung, was aber wiederum dem Propst des Augustinerklosters missfiel, der die Eiche fällen und in der Nähe ihres Stumpfes eine Kapelle errichten ließ.
1867 stürzte diese jedoch während eines starken Sturms ein und so steht heute nur mehr ein einfaches Denkmal aus mehreren Felsbrocken mit der vergoldeten Aufschrift: „Jan Žižka von Trocnov wurde hier geboren“.
Jan ist kein guter Wirtschafter und so muss er bald den kleinen Besitz seiner Eltern verkaufen. Wahrscheinlich verdient er daraufhin seinen Lebensunterhalt in den Diensten der Rosenberger, kurze Zeit könnte er auch am königlichen Hof in Prag gewesen sein, wahrscheinlich hat er sich aber die meiste Zeit als Söldner im Ausland verdingt.
Anfang des 15. Jahrhunderts wird von Räubertruppen berichtet, die nicht nur den Rosenbergern das Leben schwer machen, sondern auch der Stadt Budweis schaden und Raubzüge nach Österreich unternehmen. Jan scheint dabei seine Hand im Spiel gehabt zu haben.
Eine Amnestie von König Wenzel IV. erleichtert ihm den Eintritt in die Heerestruppen, Žižka gehört wahrscheinlich zur Hofleibwache des Königs und beginnt sich für die Lehre von Magister Jan Hus zu begeistern, der eine Verbesserung der Kirche und der Gesellschaft im Geiste der Bibel anstrebt.
Žižka gelingt es nach dem Tod von Jan Hus innerhalb kürzester Zeit einen Hussitenverband aufzustellen, der sich auf Angehörige des Kleinadels, der Städte, aber vor allem auf reguläre Feldtruppen stützt und wird als deren Anführer zum unerschrockenen Gottesverfechter, der mitunter auch sehr grausam gegen seine Feinde vorgehen kann und weder Kinder noch Frauen verschont.
Seine Mitstreiter jedoch sind sich einig, dass er ein ehrlicher Verfechter der hussitischen Auffassung vom Gottesgesetz war und seinen Mut und Tapferkeit als die wichtigsten Eigenschaften eines echten Ritters mehrfach gezeigt hat. Vermögen und Reichtum hat er verachtet, seine Siege nie zum persönlichen Vorteil genutzt. Politisches Taktieren war ihm fremd. Bei seinen Soldaten war Žižka daher hoch angesehen, in ihren Augen war er „der Bruder Žižka“ und die ostböhmischen Verbände haben sich nach seinem Tod als Waisen gefühlt.
Als Heerführer blieb er ungeschlagen und wurde für seine militärischen Erfolge und Strategien bewundert. Mehrmals gelang es ihm, mit seiner Kampftaktik wie der Errichtung von Wagenburgen und anderen Kriegstechniken, auch gegen zahlenmäßig überlegene Heere zu reüssieren. Dazu trug wahrscheinlich auch seine religiöse Überzeugung und die Siegesgewissheit als „Krieger Gottes“ bei.
Žižka war wahrscheinlich bereits als Kind auf einem Auge blind, daher auch sein Name (der Einäugige), in späteren Jahren verlor auch das Augenlicht des zweiten Auges, dennoch führte er sein Heer in die Schlacht. Während der Belagerung von Přibyslav verstarb er an der damals grassierenden Pest. Er wurde in der Peter- und Paulskirche in Čáslav beigesetzt.
Das Museum
Die Dauerausstellung beleuchtet das Leben und Wirken von Jan Žižka, stellt auch die verschiedenen Meinungen gegenüber und präsentiert die neuesten in- und ausländischen Forschungsergebnisse über den zweifellos großen Heeresführer.
In fünf Räumen mit sechs Infoständen mit zeitbezogenen Bildungsprogrammen und interaktiven Spielen lernt der Besucher nach und nach den erfolgreichen Heerführer, die Hussiten und die Entwicklung der Žižkov-Tradition in Trocnov kennen. Unter anderem ist nicht nur das große steinerne Taufbecken der St. Martinskirche zu sehen, sondern auch ein kleines Modell des Herrenhauses Trocnov und verschiedene historische Gegenstände wie mittelalterliche landwirtschaftliche Geräte, Behälter oder Münzen.
Außerdem kann man einen Ausschnitt aus dem Film Jan Žižka von Otakar Vávra aus dem Jahr 1955 sehen, interaktive Puzzle zusammensetzen und vieles mehr.
Ein weiterer Teil der Ausstellung ist der militärischen Taktik der Hussiten, ihrer Ausrüstung und ihren Waffen wie Lanzen, Keulen, Schlachtflegel etc. gewidmet.
Für die jüngeren Besucher gibt es Rätsel, verschiedene Quizspiele, Arbeitsblätter, ein Fotoshooting mit Jan Žižka und es können sogar Kostüme aus der Hussitenzeit anprobiert werden.
Schließlich kann man noch in einem interaktiven Film den Ausgang der Geschichte beeinflussen, einen Spaziergang durch die tschechische Geschichte unternehmen und mehr über Jan Hus und die Umstände der hussitischen Revolution erfahren.
Ein Lehrpfad im Freilichtareal zeichnet die wichtigsten Hussitenmeilensteine nach und ist das ganze Jahr über frei zugänglich.
Das Freilichtmuseum
An einer weiteren, ganz besonderen Attraktion wird aber schon gearbeitet. So entstehen neben dem Museum eine Anzahl von Häusern aus der Zeit der Hussiten, die uns in das Leben und die Bräuche der Menschen zur Zeit Jan Žižkas einführen.
Das Herrenhaus kann jetzt schon besichtigt werden. Die Besucher erwartet unter anderem eine schwarze Küche, verschiedene Kammern, Keller, aber auch Ritterrüstungen, Kleidung, „Handschuhe“ oder ein Schwert. Ebenfalls zu sehen sind Handwerksgegenstände, Webstühle oder ein Mühlrad.
Obwohl die Anlage noch nicht fertig ist und in der kalten Jahreszeit Winterpause herrscht, kann man sich schon jetzt auf den Frühling und die Eröffnung freuen.
Damit ihr aber wisst, was euch alles im Herrenhaus erwartet, kann man sich hier bereits auf einen virtuellen Rundgang durch das Herrenhaus begeben.
Das Museum ist von Mai bis September von Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 9:00 – 12:00 und von 12:30 bis 17:00 Uhr zugänglich. Der Außenbereit mit dem Lehrpfad ist ganzjährig zugänglich. Bitte checkt aber die aktuellen Öffnungszeiten auf jeden Fall auf der Website: Freilichtmuseum Trocnov - Südböhmisches Museum in České Budějovice (muzeumcb.cz)
Hier könnt ihr mehr über das Projekt, das von der europäischen Union unterstützt wird, erfahren: AREAacz_PosterBooklet.pdf
Jan Žižka Museum, Lehrpfad und Freilichtmuseum
373 12 Borovany, Trocnov 14
Tel: +420 727 822 571
Email:
Denkmal für Jan Žižka von Trocnov - Südböhmisches Museum in České Budějovice (muzeumcb.cz)
Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung der Südböhmischen Tourismuszentrale und Czech Tourism