Es ist ein besonderer Ort in den Beskiden. Nicht nur für alle aktiven Urlauber, sondern auch für alle, die den bäuerlichen Jugendstil von Dušan Jurkovič lieben.
Ich habe das Glück diesen Ort bereits zum zweiten Mal zu besuchen und wieder ein bisschen näher kennenzulernen. Gleich ist allerdings das Aha-Erlebnis, wenn man aus dem Auto oder – von der schlesischen Seite kommend – aus dem Sessellift steigt. Denn da stehen sie: Libušín, das Gasthaus, das nicht nur mit seiner Fassade beeindruckt und Maměnka, das Hotel – beide von Jurkovič geschaffen.
Wir sind hier östlich des Gipfels des Radhošť, auf dessen langgestreckten Bergrücken in den Mährisch-Schlesischen Beskiden. Bis in das 19. Jahrhundert gab es auf dem Radhošť-Kamm eine Einsiedelei, die jedoch nach dem Tod des letzten Besitzers 1874 aufgegeben wurde.
1989 wurde dann der slowakische Architekt Dušan Jurkovič mit der Errichtung einer Berghütte beauftragt. Jurkovič baute im Jugendstil mit Elementen der slowakischen und walachischen Volksarchitektur, Mikolás Aleš zeichnet bei den beiden Häusern für die Inneneinrichtung verantwortlich. In dieser Zeit entstand auch noch ein gezimmerter Glockenturm im walachischem Stil nach den Plänen von Jurkovič. Seit 1955 zählen die Gebäude Libušín und Maměnka zum Nationalen Kulturdenkmal.
Beinahe wären diese Gebäude am Ende des Zweiten Weltkrieges zerstört worden. Doch der Einsatz der Partisanenbrigarde von M.R. Štefánik konnte die Zerstörung erfolgreich verhindern. Eine Gedenktafel am ältesten Haus des kleinen Ortes erinnert noch an das Geschehen.
Libušín
Hungrigen Wanderern oder Skifahrern sei eine Rast im Libušín empfohlen. Dabei hat man dann auch die nötige Zeit das Interieur zu bewundern. Und das ist wirklich sagenhaft.
Wir sehen wieder überall die Holztauben, die das Haus beschützen sollen, alte Stickereien mit Sinnsprüchen, wie ich sie noch von meiner Großmutter kenne, Blumenverzierungen und wunderschön gearbeitete Möbel. Ich kann mich gar nicht so richtig an all der Pracht satt sehen.
Die Speisekarte bietet eine gute Auswahl an landesspezifischen Gerichten und das ist auch gut so. Ich denke, es sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein, wenn die Speisen auch ein wenig mehr auf der deftigen Seite zu Hause sind. Aber wahrscheinlich schmecken sie gerade deshalb so herrlich.
Mehr über unsere Auswahl könnt ihr auf ask-enrico.com hier erfahren.
Auf jeden Fall ist unser Kellner sehr freundlich und bemüht auch ausgefallene Wünsche und Zusammenstellungen zu unserer Zufriedenheit zu erfüllen.
Maměnka
Anschließend machen wir noch einen schnellen Rundgang durch das Hotel. Es ist nahezu ausgebucht – was mich nicht wundert – und so können wir gerade noch einen Blick in ein Zimmer werfen.
Geräumig, gemütlich – auch für einen Skiurlaub mit Kind und Kegel bietet es genug Platz. Ich kann mir das wirklich ziemlich traumhaft vorstellen. Gut, der Preis scheint dementsprechend zu sein, aber dafür wohnt man eben in einem Kulturdenkmal.
Der Baumwipfelpfad Stezka Valaška
Jetzt müssen die Kalorien des Mittagessens aber verdaut werden und wir machen uns auf zum Baumwipfelweg, der nur ein kleines Stückchen weiter oben beginnt. Und ich dachte schon, dass wir am höchsten Punkt dieses Berges waren. Mitnichten.
Das wird ein Ausflug, der sicher auch Kindern Spaß macht. Bereits im Wald – am Weg zum Eingang des Baumwipfelpfads gibt es einen schmalen „Klettergang“ der für die Youngsters schon einmal eine Abwechslung beim Wandern bringt.
Die ersten Holzschnitzereien können bewundert werden und auf den Weg hinauf begleitet uns ein Walk of Fame bekannter Sportler und Künstler aus der Region. Hier muss ich leider gestehen, keinen so richtig gekannt zu haben.
Dann aber erscheinen bereits wieder die nächsten Attraktionen für die Kids: Es kann in Netzen hochgeklettert werden, Trampoline warten auf die Aktiven, es gibt einen Kinder-Sportplatz und wer sich nicht scheut eine schwankende Brücke zum Ziel hinaufzunehmen, geht über Himalaya-Gehweg, der mit vielen bunten Fähnchen geschmückt ist.
Natürlich probiere ich diesen Gehweg aus, vor dem Rest habe ich mich gerne gedrückt. Der Weg schwankt doch ein wenig unter meinen Füßen und mit Handy, Jacke, Taschen ist es schon aufregend von A nach B zu kommen. Dort erwartet mich aber eine noch größere Herausforderung: Der Skywalk.
Für Instagrammer und Selfie-Fans wahrscheinlich der absolute Höhepunkt der Tour. Man steht auf einer Glasfläche – d.h. Glas unter meinen Füßen (man sieht bis auf den Waldboden hinunter – gruselig) und Glas rund um mich herum. Wer nun eine Aufnahme von sich macht oder von einem Fotopoint weiter unten machen lässt, kann am Foto den Eindruck erwecken, er stehe ohne diesen Glasschutz in luftiger Höhe.
Mir wird allerdings schon bei dem Gedanken schlecht und auch wenn alles ganz bestimmt sicher ist, ich mag auf Glas schon bei weitaus weniger Höhenmeter im Distanz zum Boden stehen. Ich habe mich daher von der Fläche ganz schnell wieder entfernt und lieber von der – für mich – sicheren Holzterrasse die Aussicht genossen. Aber: ich kann natürlich die Begeisterung verstehen.
Schließlich geht es wieder bergab und diesmal kann ich auch den Sessellift ausprobieren. Das erste Stück geht es gleich ziemlich steil bergab, Kolleginnen melden Bedenken an. Es ist vielleicht nicht die neueste Doppelmayr-Ausführung am Sesselliftmarkt, aber wir schaukeln ruhig und sicher durch den Wald hinunter und genießen die Fahrt.
Damit ist es mir auch bei meinem zweiten Besuch nicht gelungen den Radegast hoch am Berg persönlich zu besuchen. Pustevny ist auch der Ausgangspunkt vieler Wanderungen, unter anderem zu der erwähnten Statue des heidnischen Gottes Radegast, der 1931 von Albin Polášek geschaffen und aufgestellt wurde.
Wobei die heutige Statue nicht mehr das Original ist. Da diese den Witterungsbedingungen nicht gewachsen war, wurde sie 1998 durch eine Kopie aus festem Granit von Jan Sobek ersetzt und das Original übersiedelte in die Eingangshalle des Rathauses von Frenštát pod Radhoštěm.
Radegast ist ein heidnischer Gott der Fruchtbarkeit, aber auch der Gastfreundschaft mit Stierkopf, Füllhorn, Ente und in walachischen Bandschuhen. Um ihn und um die Gegend ranken sich viele Legenden: so sollen in künstlich geschaffenen Höhlen unter seinem Standbild reiche Schätze verborgen sein, darunter eine Statue des Gottes aus reinem Gold. Es wird auch von einer Expedition erzählt, die einst tatsächlich einen Goldschatz gefunden haben soll.
Ein Körnchen Wahrheit steckt allerdings in diesen Geschichten: Im Berg gibt es ein umfangreiches Höhlensystem, von dem gerade einmal 370 Meter erforscht wurden. Die größte Höhle misst 6 x 3 Metern und es gibt unterirdisch ein wahres Labyrinth an Gängen.
Der Radhošť wird aber auch als Berg der Hexen und Sabbatfeiern gesehen. Vor allem in den Walpurgisnächten sollen diese hier ihr Feste feiern.
Wer bis zum Gipfel in 1129 Meter hochsteigt, kann die Kapelle der beiden Slawenapostel, der Heiligen Cyrill und Method, besuchen, die hier in frühchristlicher Zeit missionarisch tätig waren. Die Kapelle wurde 1898 fertig gestellt, später wurde sie mit Schindeln verkleidet und man baute einen Glockenturm mit Rundgang an.
Das Innere der Kapelle wird von acht Fenstern erleuchtet, die mit Szenen aus dem Leben von Heiligen, vor allem der böhmischen und mährischen Schutzheiligen geschmückt sind. Den Altar ziert ein Gemälde der Walachischen Madonna.
Vielleicht sollte ich zum Abschluss noch erwähnen, dass im Winter 9 Schlepplifte und ein Doppelsessellifte die Skifahrer aller Leistungsstufen zu den elf Abfahrtspisten bringen.
Vielleicht komme ich ja einmal wieder im Winter zurück …
Interessante Links
https://www.visitczechia.com/de-de/search/pustevny?path=%2Fsearch%2Foustevny
https://www.czech-tourist.de/beskiden_pustevny.htm
https://pustevny.tschechische-gebirge.de/
Mehr über das Restaurant findet ihr hier: Pustevny – Restaurant Libušín
Die Besuche erfolgten privat und auf Einladung von Czech Tourism Wien