Auf unserer Reise durch das Kristalltal kamen wir auch in der heimlichen Hauptstadt Nordböhmens auf einen (leider nur) kurzen Stopp vorbei. Nichts desto trotz möchte ich euch hier einen kleinen Überblick bieten.
Geschichte
Liberec – früher Reichenberg – ist eine relativ junge Stadt. Wenn es auch einige Funde aus der Steinzeit gibt, so richtig an Bedeutung erhielt die Stadt zwischen Iser- und dem Jeschkengebirge erst im Mittelalter. 1352 wurde die Stadt Reichenberg erstmals urkundlich erwähnt, mit den Adeligen von Biberstein herrschte die erste bedeutende Familie über das Gebiet.
Nach den Hussitenkriegen um 1433 begann eine relativ ruhige Zeit, die die Menschen hier zum Aufbau nutzten. Einen Höhepunkt der Entwicklung erreichte die Stadt im 16. Jahrhundert. Damals herrschte die Familie von Redern über das Gebiet Friedland, zu dem Liberec (Reichenberg) damals gehörte. Die Familie förderte die Textilindustrie und Reichenberg entwickelte sich zu einem Zentrum der Leinenweberei und Tuchmacherei, 1577 wurde die Stadt von Kaiser Rudolf II. zur Stadt erhoben und erhielt ihr Stadtwappen. Doch das Glück dauerte auch hier nicht lange, denn 1620 nach der Schlacht am Weißen Berg wurde Christoph von Redern, der sich gegen den Kaiser gestellt hatte, enteignet und die Ländereien gingen in den Besitz des siegreichen Generals Wallenstein über. Dieser bewährte sich nicht nur in der Kriegskunst, er sorgte auch für eine effiziente und gerechtere Verwaltung und vor allem dafür, dass seine Ländereien großteils von den Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges verschont blieben.
Doch Wallenstein fiel in Ungnade und wurde ermordet. 1634 fiel Reichenberg mit der Gegend um Friedland einem seiner Feinde zu: Graf Matthias Gallas, der zuerst von Wallenstein geschätzt wurde und teilweise als seine rechte Hand agierte, hatte den Auftrag erhalten, den Generalissimus tot oder lebendig auszuliefern. Anscheinend entschied er sich mit einigen anderen Offizieren für seinen Tod. Nach dem Aussterben der Familie Gallas im Mannesstamm übernahm die Linie Clam-Gallas die Herrschaft. Wer mehr über die Grafen erfahren möchte, quartiert sich am besten im Kloster von Hejnice ein und versucht eine Führung zu bekommen.
Neben dem Krieg sorgten auch Pest- und Choleraepidemien dafür, dass sich das Land kaum erholen konnte. Im Siebenjährigen Krieg trafen sich 1757 auch preußische und österreichische Gruppen zum Gefecht bei Reichenberg.
Die Stadt und ihre Bewohner waren damit oft Spielball zwischen verschiedenen Strömungen: zuerst zwischen Protestanten und Katholiken, zwischen Preußen und der Österreich-Ungarischen Monarchie, zwischen Deutschen und Tschechen.
Entfernt von Wien und auch Prag wollten die Stadt und ihre (damals vorwiegend deutschsprachige) Bewohner zeigen, dass sie mindestens genauso gut, reich und schön wie die „Hauptstädte“ waren, aber auch unabhängig. So wurde während der Herrschaft von Kaiser Franz Joseph ein Platz der Stadt nach einem der ärgsten Feinde der Monarchie benannt: Bismarck. Auch ein Bombenanschlag auf die Bahnstrecke soll sich bei einem Besuch des Kaisers ereignet haben. Der Kaiser war also sehr vorsichtig, wenn er hier auf Besuch kam. Dennoch schien ihm die Stadt immer wichtig gewesen zu sein.
Die Stadt teilte ihre Sympathie auf: Das neue Rathaus lehnte sich in seiner Gestaltung sehr an das Wiener Rathaus an, Helmer und Fellner bauten das Stadttheater, Gustav Klimt gestaltete mit seinem Bruder Ernst und Franz Matsch den Theatervorhang, doch der Glasluster im Versammlungssaal des Rathauses kam aus Berlin, die Schnitzereien aus Tirol.
Im 18. Jahrhundert entstanden zahlreiche Handwerksbetrieben und Manufakturen, was dazu führte, dass viele arbeitsuchende Tschechen in die deutschsprachige Stadt kamen. Die Wirtschaft boomte wieder: Im „Wien des Nordens“ wie Reichenberg damals genannt wurde entstand ein Viertel mit prachtvollen Villen, durch das man heute noch schlendern kann. Viele sind wieder sehr schön renoviert.
Es war die Zeit der Liebigs. Franz und Johann Liebig stammten ursprünglich aus Braunau. Sie übernahmen 1828 eine herrschaftliche Weberei, die sie zu einem der bedeutendsten Webereiunternehmen in Europa ausbauten. Ihre Produkte wurden sogar bis Süd- und Mittelamerika geliefert. Die Liebigs zeichneten sich sowohl durch ihre unternehmerisches Geschick aus – sie beschäftigten in der Blütezeit an die 3000 Arbeiter – sie sorgten auch für ihre Arbeiter und für das kulturelle Leben in der Stadt. So entstand eine Garten-Wohnsiedlung, Baugrund wurde kostenlos zur Verfügung gestellt, günstige Darlehen vergeben, eine firmeneigene Krippe für die Kinder der Beschäftigten eingerichtet. Heinrich Liebig galt als einer der größten Kunstsammler seiner Zeit, heute ist diese Sammlung öffentlich zu sehen.
Der Erste Weltkrieg beendete den Aufschwung, die Bevölkerung hungerte. Bereits um die Jahrhundertwende gab es in Reichenberg die Forderung nach einem unabhängigen Deutschböhmen. 1918 erklärte sich die Stadt als Hauptstadt der deutschösterreichischen Provinz Deutschböhmen. Doch bereits nach wenigen Wochen besetzte das tschechische Militär das Gebiet und mit dem Friedensvertrag von St. Germain gehörten auch alle deutschsprachigen Gebiete zum neuen tschechischen Staat.
Mit dem Zerfall der Monarchie gingen die Absatzmärkte in vielen Ländern der ehemaligen Monarchie verloren, dennoch konnte sich die Stadt in den 1920er Jahren wieder leicht erholen. Reichenberg wurde in der Zwischenkriegszeit Zentrum der völkischen sudetendeutschen Bewegung.
Im Oktober 1938 annektierte Deutschland die tschechoslowakischen Randgebiete und damit wurde Reichenberg ins Deutsche Reich eingegliedert und zum Verwaltungszentrum des neuen „Reichsgaus Sudetenland“. Beim Novemberprogrom im selben Jahr wurde die Synagoge in Reichenberg von Nazis in Brand gesteckt. Ein Großteil der jüdischen Gemeinde floh 1938, ein kleiner verbliebener Teil wurde ab 1942 deportiert.
Im Mai 1945 erreichten sowjetische und tschechische Truppen die Stadt, die nun wieder zur damaligen Tschechoslowakei gehörte. Damit setzte eine Vertreibung und Enteignung der deutschen Bevölkerungsmehrheit (bis auf wenige „Antifaschisten“) ein. Viele flüchteten um Misshandlungen und den Sammellagern zu entgehen und ließen ihre Besitztümer zurück, diese wurden durch die Beneš-Dekrete ebenso konfisziert, wie das Vermögen der evangelischen Kirche liquidiert und die katholischen Kirchen in der anschließenden kommunistischen Ära enteignet wurden.
1968 forderte der Prager Frühling auch in Reichenberg einige Todesopfer, als von einem Schützenpanzerwagen das Feuer auf die Menschenmenge, die vor dem Rathaus demonstriert hatte, eröffnet wurde.
Die Bevölkerung leistete gewaltfreien Widerstand: Viele Straßenschilder in der Innenstadt wurden ausgetauscht und Straßen in Dubčekova ulice umbenannt, um die Okkupationstruppen auf der einen Seite in die Irre zu leiten und auf der anderen Seite um die Verbundenheit mit Parteichef Alexander Dubček auszudrücken. Auf der Spitze des Rathausturms, der gerade renoviert wurde, wurde eine große schwarze Fahne gehisst.Doch es half nichts, nach einiger Zeit prangte wieder der "rote Stern" am Rathausturm.
Mit der Samtenen Revolution 1989 begann eine Neuorientierung der Stadt. Das historische Zentrum der Stadt wurde renoviert, die Infrastruktur verbessert. 2009 war Liberec Gastgeber der Nordischen Skiweltmeisterschaften.
Sehenswürdigkeiten
Auf unserem Weg durch das Kristalltal war es nur ein kurzer Stopp, den wir in Liberec machen konnten, obwohl sich die Stadt für einen längeren Aufenthalt empfiehlt. Schließlich verbinden sich hier auf ausgezeichnete Weise Kultur- mit Naturerlebnissen. So führt die Straßenbahnlinie 3 nicht nur vom Isergebirge, das für seine Langlaufloipen bekannt ist, durch die Stadt bis zum Jeschken, auf dem nicht nur das Wahrzeichen der Stadt (Fernsehturm, Hotel, Restaurant – weitere Info siehe hier) steht und wo auch Skifahrer, Wanderer und Mountainbiker ein ausgezeichnetes Areal vorfinden, sondern es reihen sich auch die Sehenswürdigkeiten der Stadt an dieser Strecke.
Ein paar davon möchte ich hier vorstellen.
Das Rathaus
In der Mitte des Platzes stand ursprünglich das 1603 erbaute alte Rathaus. Doch mit der wachsenden Bedeutung der Stadt ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Räumlichkeiten des alten Renaissancebaus zu klein. Daher wurde der Bau eines neuen Rathauses beschlossen, das genügend Platz für die Verwaltung bieten sollte, aber auch zugleich die Stellung der Stadt betonen sollte.
Aus dem Architektenwettbewerb ging der Wiener Architekt Franz von Neumann als Sieger hervor, der das Gebäude im Neorenaissance Stil nach dem Vorbild des Wiener Rathauses errichtete. 1888 begann man mit dem Bau, 1892 sollte es fertiggestellt werden, aber durch Probleme mit dem Stadtrat, war es 1892 (wie es über dem Eingang vermerkt ist) noch nicht gänzlich „betriebsbereit“. Wobei ein wesentlicher Teil bereits fertiggestellt war: Der Rathauskeller – die Gaststätte im Rathaus.
Einige Jahre existierten am Hauptplatz der Stadt damit zwei Rathäuser, dann würde das alte abgetragen. Aber darüber war man nicht ganz glücklich – und als Erinnerung wurde daher eine Kopie des alten Rathausturms beim Nordböhmischen Museum wieder aufgebaut.
Auch bei der Innenausstattung des neuen Rathauses wollte man nicht gegenüber anderen Hauptstädten zurückstehen: so kommt der 450kg schwere Kronleuchter aus Berlin, die Holzvertäfelung aus Wien, die Schnitzarbeiten aus Tirol, nur die wunderschönen bunten Glasfenster stammen aus Nordböhmen, von einer Firma in der Nähe von Nový Bor. Heute tagen in diesem Saal allerdings nicht mehr die Stadtoberen, sondern es wird hier getraut, gefeiert und bei Konzerten der Musik gelauscht.
In der Eintrittshalle kann man heutzutage den Böhmischen Löwen erblicken, der die Besucher begrüßt. Und die Geschichte dieses Löwen ist ebenfalls stark mit der Geschichte der Stadt verbunden.
Heute, wie nach der Eröffnung des Rathauses zierte ein Ritter den Rathausturm. Obwohl auf dem Gebiet der Stadt nie Ritter und auch kein Roland lebten, wollte sich die Stadt damit vielleicht eine etwas ältere Geschichte verordnen. Wie auch immer, bis ins Jahr 1953 hielt der Ritter oben am Rathausturm wacht. Dann hieß es, die Statue sei in einem schlechten Zustand – vielleicht erinnerte er manche auch zu sehr an die deutsche Vergangenheit der Stadt – und der Ritter wurde abgenommen und durch einen Roten Stern ersetzt. Während des Prager Frühlings, - das Rathaus wurde gerade renoviert – kletterten die Menschen auf das Gerüst und warfen den Roten Stern zu Boden.
Doch der Prager Frühling wurde niedergeschlagen und bald war der Rote Stern wieder am Rathausturm zu sehen. Nach der Samtenen Revolution ersetzte man nun den Roten Stern durch den Böhmischen Löwen. Doch auch er durfte nicht bleiben. 2005 war es wieder soweit: der Böhmische Löwe wurde wieder durch den deutschen Ritter Roland ersetzt. Und der steht zumindest im Moment noch hoch oben am Rathausturm.
Wenn ihr eine Führung durch das Rathaus mitmacht, dann beachtet bitte die wunderschönen Fenster. Wer genau schaut, kann auch jeweils entdecken, wer hier was gespendet hat. Es lohnt sich auch von Zeit zu Zeit zur Decke zu blicken – auch dort finden sich begeisternde Dekorationsmalereien.
Schön ist auch der Blick von oben auf den Hauptplatz.
Vor dem Rathaus gibt es auch beachtenswertes: Am Rathausgebäude kann man einen Teil einer stilisierten Panzerwagenraupe sehen mit den Abdrücken jener Opfernamen, die 1968 beim Einmarsch der Truppen der Warschauer Paktstaaten hier in Liberec ums Leben kamen.
Interessant ist auch die Geschichte des Brunnens am Hauptplatz. Zuerst schmückte eine Neptunstatue den Brunnen, die jedoch später durch einen Herkules im Jugendstil ersetzt wurde. Nach dem Krieg sah der Herkules anscheinend wieder zu Deutsch aus und so wurde er durch eine Kopie des Neptuns, der inzwischen auf einen anderen Platz gestellt worden war, ersetzt.
Auf diesem Platz erinnert heute noch das Gasthaus „Zum Neptun“ daran, dass hier einmal der Neptun Brunnen stand.
Solltet ihr auch noch eine Glasskulptur erblicken, könnte das Kunstwerk vom berühmten Glasdesigner Jiří Pačinek stammen. Mehr über den Glaskünstler könnt ihr hier erfahren
Das Františka Xavera Šalda Theater
Das Theater liegt wenige Schritte vom Rathaus entfernt und wurde zeitgleich mit dem Rathaus gebaut. Die Pläne stammen auch hier von den Haus und Hof-Theaterarchitekten der Monarchie Ferdinand Fellner und Hermann Helmer aus Wien. Benannt ist es nach dem Kunstwissenschaftler und Schriftsteller František Xaver Šalda.
1883 wurde es mit Schillers Wilhelm Tell eröffnet. Im Haus wird Theater und Oper, aber auch Ballett aufgeführt. Wenn ihr die Möglichkeit habt eine Vorstellung zu besuchen, solltet ihr auf den Theatervorhang achten: er wurde von Gustav und Ernst Klimt sowie dem dritten im Bunde der Kompanie, Franz Matsch, gestaltet.
Die Bushaltestelle von David Černý
David Černý ist ein tschechischer Bildhauer, der 1991 durch die rosa Bemalung eines sowjetischen Panzers Berühmtheit erlangte. Damals galt der Panzer allerdings als nationales Kulturdenkmal und so wurde der zivile Ungehorsam des Künstlers als Vandalismus eingestuft und Černý wurde festgenommen. Heute steht der Rosa Panzer im Eingangsbereich des Militärtechnischen Museums Lešany.
Auch während der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft 2009 wurde über sein Kunstwerk Entropa, das die Vorurteile gegenüber den einzelnen EU-Mitgliedern zum Thema hat, sehr kontrovers diskutiert. Der drehende Kafka-Kopf in Prag („Metalmorhosis“) stammt ebenso von ihm wie Piss, die auf Tschechien urinierenden Männer im Hof des Kafka Museums in Prag.
In Liberec gestaltete Černý die Bushaltestelle als monumentalen Bronzetisch, unter dem die Fahrgäste auf den Bus warten. Auf dem Tisch stehen Symbole für die Liberecer Stadtgeschichte wie ein jüdischer Leuchter oder ein deutscher Bierkrug. Titel des Werkes, das sich schräg vis à vis der neuen Bibliothek befindet ist Hostina Obrů (Fest der Riesen).
Die Synagoge und die Bibliothek im Bau der Versöhnung
1887 bis 1889 wurde die alte Synagoge nach Plänen des Wiener Hochschulprofessors Karl König im Neurenaissancestil erbaut und im September 1889 feierlich eröffnet. Nach der Annexion durch die Nationalsozialisten wurde die Synagoge niedergebrannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Platz als Parkplatz genutzt.
Im November 2000, am 62. Gedenktag an die Novemberpogrome 1938 wurde der sogenannte Bau der Versöhnung an Stelle der zerstörten Synagoge eröffnet. Im dreieckigen Bau ist die neue Synagoge untergebracht und eine Bibliothek.
Das ehemalige Stadtbad
Im umgebauten ehemaligen Kaiser Franz Josephs Bad fand die Regionalgalerie Liberec ihre neue Heimat. Sie gilt als die fünftgrößte Galerie in der Tschechischen Republik, wurde 1953 gegründet und ist seit 2014 im Gebäude des ehemaligen Stadtbads untergebracht.
Zu ihren Schätzen zählen mehr als 21.000 Kunstwerke aus Tschechien, Deutschland, Österreich, Frankreich, den Niederlanden und weiteren europäischen Ländern. Darunter auch die Sammlung von Heinrich Liebig, der seine Kunstwerke der Stadt mit der Bedingung vermachte, dass diese sie der Öffentlichkeit zugänglich machen sollte. Die Sammlung beinhaltet bedeutende Werke aus dem 19. Jahrhundert aus Frankreich, Deutschland und Österreich.
Ein weiterer Ausstellungsbereich ist der bildenden Kunst in Böhmen, Mähren und Schlesien von der Frühen Neuzeit bis hin zur Gegenwart gewidmet. Außerdem widmet sich eine Dauerausstellung der niederländischen Malerei des 16.-18. Jahrhunderts und eine interaktive Ausstellung die sich auch an die kleinen Galeriebesucher wendet stellt die Welt der bildenden Künste in spielerischer und lehrreicher Form vor.
Regionalgalerie Liberec im ehemaligen Stadtbad
460 01 Liberec, Masarykova 723/14
https://www.visitliberec.eu/de/vse-o-liberci/turisticke-cile/top-cile/?view=min&cat=kultura_a_zabava&detail=14647
Das Nordböhmische Museum
Das Nordböhmische Museum befindet sich vis à vis vom ehemaligen Kaiser Franz Joseph Bad und ist leicht an seinem hohen Turm erkennbar, der eine Kopie der Rathausturms des alten Rathauses darstellt. Im Inneren finden sich Ausstellungen mit Themen zu Kunstgewerbe und Industrie, regionale Naturkunde, Archäologie und Geschichte.
Wir hatten ein wenig Zeit und konnten uns so ein wenig im Museum umsehen, allerdings bin ich über die Metelka-Krippe im Untergeschoss und einen schnellen Durchlauf durch die Exposition über die Geschichte von Liberec nicht viel weiter gekommen. Trotzdem kann ich sagen: ein Besuch lohnt sich - immerhin wäre noch die Entwicklung des europäischen Kunsthandwerks zu sehen gewesen. Immerhin bin ich kurz dazu gekommen, Gläser á la Hoffmann und Plakate von Alfons Mucha zu erblicken.
Es lohnt sich also ein wenig mehr Zeit einzuplanen.
Nordböhmisches Museum Liberec
460 01 Liberec, Masarykova 11
Rund um die beiden Museum heißt es „Augen auf“: es ist das Villenviertel der Stadt. Hier wurden von erfolgreichen Unternehmern um die Jahrhundertwende eine schöne Villa nach der anderen gebaut. Viele davon erstrahlen bereits wieder in ihrem alten Glanz.
Mehr haben wir bei unserem kurzen Besuch leider nicht geschafft. Wenn ihr längere Zeit zur Verfügung habt, gibt es aber noch einiges zu sehen.
Das Liberecer Schloss
Die Brüder Christoph und Melchior von Redern ließen den ursprünglich einfachen Renaissancebau in den Jahren 1585 bis 1587 errichten. Damals gehörte das Schloss zu den ersten Bauten der Stadt, die aus Stein gebaut und gemauert waren. Dennoch wurde es mehrfach umgebaut bis es die heutige Gestalt erhielt. Ein Brand im Jahre 1615 beschädigte das Schloss schwer, und zu dieser Zeit begann man auch mit den Umbauten und auf Befehl von Katharina von Redern wurden die Kapelle und der Nostitzer Flügel nach einem Entwurf von Jan Arkan von Zittau an das Schloss anzubauen. Die wertvolle Renaissancekapelle aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts ist bis heute erhalten geblieben.
Leider ist das Schloss noch immer (2023) nicht zugänglich und damit auch nicht der einzigartige Glasmusterraum, der von der Firma Skloexport im 20. Jahrhundert eingerichtet worden war und dem Schloss die Bezeichnung „Gläsernes Schloss“ gab. Sein schöner Park ist jedoch frei zugänglich und lädt zu einem kurzen Spaziergang ein.
Liberecer Schloss
460 01 Liberec, Felberova
https://www.visitliberec.eu/de/vse-o-liberci/turisticke-cile/historicke-stavby/?view=min&cat=zajimavosti_a_cile&detail=1277
Ferdinand Porsche Geburtshaus
Man könnte Ferdinand Porsche als Europäer bezeichnen. Geboren hier in Liberec, dann nach Wiener Neustadt übersiedelt, in Stuttgart und Wolfsburg.
Der Erbauer des Volkswagens hatte auch lange Zeit die tschechische Staatsbürgerschaft. Das Haus war sowohl Wohnhaus als auch Betriebsstätte für seinen Vater, Anton Porsche, der im angrenzenden Gebäude eine gut gehende Spenglerwerkstätte hatte. 2011 wurde das Geburtshaus von Škoda erworben, 2015 abgerissen und neu aufgebaut und als Museum mit einer Ausstellung gestaltet.
Gezeigt werden historische Meilensteine der Konstruktions- und Ingenieurskunst, wobei auf die böhmische Region und deren Tradition auf dem Gebiet der technischen Entwicklung Augenmerk gelegt wird. Außerdem sind Beispiele zu Entwicklungsarbeiten, Designstudien und Forschungsprojekte zu sehen, die mit einem Ausblick auf die Mobilität von morgen ergänzt werden.
Ein Bereich der Ausstellung widmet sich der Familie Porsche und zeigt ihr Leben in Liberec, Wien, Wiener Neustadt, Stuttgart, Wolfsburg, Gmünd und Zell am See.
Ferdinand Porsche Geburtshaus
463 11 Liberec, Tanvaldská 38
Tel: +420 326 832 028
Email:
https://www.rodnydumporsche.cz
Die Familiengruft der Liebiegs
Auf den Namen Liebieg stößt man (fast) überall in Liberec. Ihr unternehmerisches Geschick sorgte für eine Blütezeit der Stadt, sie boten vielen Menschen Arbeit und sorgten mit Sozialleistungen, die zu dieser Zeit nicht so üblich waren für ihre Arbeiter. Sehenswert ist daher nicht nur ihre Gruft, sondern auch die Arbeitersiedlung, die heute oft als Filmkulisse genutzt wird.
Die Familiengruft von Franz Liebieg liegt auf dem ehemaligen städtischen Friedhof, der in den 1970er Jahren zu einem Park mit Lapidarium umgestaltet wurde. Die Krypta wurde wahrscheinlich 1870 fertiggestellt, angeblich ist es auch schon die letzte Ruhestätte von Johann Liebieg Senior. Auf jeder Seite der Gruft wacht eine Engelsfigur, im Inneren finden sich die Büsten der Verstorbenen.
Familiengruft der Liebiegs
460 01 Liberec, Budyšínská
Weitere Infos unter https://www.visitliberec.eu/de/vse-o-liberci/turisticke-cile/historicke-stavby/?view=min&cat=zajimavosti_a_cile&detail=16458
Das Liebieg Städtchen
Die Arbeitersiedlung wurde in unmittelbarer Nähe der Fabrik ab Mitte des 19.Jahrhunderts erbaut. Die Pläne der Jugendstilbauten stammen von Jakob Schmeissner. Im Städtchen git es auch eine Schule, einen Kindergarten und eine Feuerwache.
Liebieg-Städtchen
460 01 Liberec, náměstí Pod Branou
https://www.visitliberec.eu/de/vse-o-liberci/turisticke-cile/historicke-stavby/?view=min&cat=zajimavosti_a_cile&detail=16465
Was man sonst noch anschauen sollte:
Fachwerkhäuser
Nicht nur der Hauptplatz ist eingerahmt von sehr schönen Häusern. Kaum geht man in die Nebengasse kann man auch immer wieder wunderschöne Fachwerkhäuser entdecken. Berühmt sind die Wallensteinhäuser, die Ende des 17. Jahrhunderts als Fachwerk-Ensemble erbaut wurden.
Die Villen
Wenn ihr mit der Straßenbahnlinie 3 durch die Stadt fährt oder das Nordböhmische Museum besucht, schaut auch in der Gegend ein bisschen um. Die wunderschönen alten Villen, - die meisten schon renoviert – verdienen es. Zwei Villen muss man speziell hervorheben: Die Liebieg Villa, die der Sohn des Gründers der großen Textilfabrik 187/72 erbauen ließ. Heute ist darin die Regionale Galerie untergebracht.
Die Villa Stroß – auch dieses Gebäude ist einen Abstecher wert. In der Husova 64 liegt die Villa des Textilfabrikanten Franz Stroß, die zu den bedeutendsten Bauten des frühen 20. Jahrhunderts zählt und von Thilo Schoder 1924/25 erbaut wurde. Die Liberecer sind anscheinend ebenso charmant-kritisch wie die Wiener: Wegen des ungewöhnlichen Baus mit seinen abgerundeten Ecken wurde es auch als „Nildampfer“ im Volksmund bezeichnet.
Das Krematorium
1915-1914 entstand auf dem Monstranzberg das erste Krematorium auf den Boden der österreich-ungarischen Monarchie. Die Baubewilligung musste vor dem Verwaltungsgerichtshof erstritten werden, doch es dauerte bis zum 31.10.1918 bis zur ersten Einäscherung, also erst nach dem Zusammenbruch der Monarchie. Entworfen wurde das Gebäude vom Dredner Architekten Rudolf Bitzan.
Krematorium
Liberec, U Krematoria 460
www.prohrebvlibreci.cz
Botanischer Garten Liberec
Naturfreunde können sich auf Spaziergänge und Wanderungen auf den Jeschken oder ins Isergebirge freuen. Wer sich nicht so sehr für die heimische Flora interessiert, sondern eher in die Welt fremder Pflanzen eintauchen möchte, der ist im Botanischen Garten gut aufgehoben.
10 Pavillons mit fleischfressenden Pflanzen, Orchideen, Kamelien, Farnkräutern, Kakteen, australischer Flora und Pflanzen aus den Tropen Amerikas, Asiens, und Afrikas, Schachtelhalme, Wüstenblumen und Seerosen warten auf die Besucher.
Schon der Zugang zum Gartenkomplex ist ziemlich einzigartig: Er führt durch einen Glastunnel durch ein Großaquarium, wo man den Fischen auch über seinen Kopf beim Schwimmen zusehen kann.
Der Außenbereich bietet ein Rosarium, ein großes Alpinum mit kleinen Seen und Wasserfällen, einen Orient-Garten, japanische Ahorne, rustikale Gartenanlagen sowie ein System von 73 Bassins mit hunderten Pflanzen.
Ein echtes Eldorade für Blumen- und Pflanzenliebhabern. In den Glashäusern kann man sich via Automaten in Englisch, Deutsch und Polnisch zusätzliche Infos holen. Außerdem gibt es an der Kasse Texte in Englisch und Deutsch.
Botanischer Garten Liberec
460 01 Liberec, Purkyňova 630/1
https://www.visitliberec.eu/de/vse-o-liberci/turisticke-cile/top-cile/?view=min&cat=zajimavosti_a_cile&detail=1009
Liberec bietet aber nicht nur kulturelle Highlights und schöne Ecken für Naturliebhaber, sondern hat auch auf die Familien, insbesonders Kinder und Jugendliche nicht vergessen.
Dinopark
Wenn ihr mit einem kleinen Saurierfan verreist, dann sollte der Besuch des Dinoparks wohl an oberster Stelle der besuchenswerten Orte stehen. Im Shoppingcenter Plaza im Stadtzentrum sind auf drei Etagen 6.000m2 für die Dinos reserviert. Dort findet ihr nicht nur einen 16 Meter langen Diplodokus und einen Dienonychosaurier. Natürlich ist unter den insgesamt siebzig Dinosauriermodellen auch ein T-Rex zu bewundern. Aber seid gewarnt! Manche der Modelle bewegen sich auch!
Mutige begeben sich auf den DinoTrack und wandern durch den Urwald mit Laserstrahlen, am paläontologischen Spielplatz kann man nach dem versteckten Skelett eines unbekannten Dinosauriers suchen oder man geht durch den Zeittunnel, besucht das 4D-Kino und freut sich noch über einige andere Attraktionen.
DinoPark Liberec
460 90 Liberec, Palachova 1404
Tel: +420 378 774 636
Email:
www.dinopark.eu
Weitere Infos wie Preise und Öffnungszeiten findet ihr hier: https://www.visitliberec.eu/de/vse-o-liberci/turisticke-cile/top-cile/?view=min&cat=kultura_a_zabava&detail=10834
iQLandia
Technik- und Wissenschaftsaffinados, egal ob groß oder klein, werden ihren Spaß im iQlandia Tech-Science-Center haben. Ich bin überzeugt, hier findet jeder seinen Lieblingsbereich. Vielleicht ist es der humanoide Roboter Therspian, der euch begeistert, vielleicht aber auch das Top-Planetarium, das GeoLab, die Wasserwelt, das TULaborka, oder vieles mehr. Auf 10.000m2 stehen über vierhundert interaktive Exponate zum selber ausprobieren zur Verfügung, dazu gibt es noch Science Shows, Workshops, Forschungsaktivitäten und ein Kriminaltechnisches Programm.
iQLandia
460 07 Liberec, Nitranská 10
Tel: +420 486 103 090
Email:
www.iqlandia.cz
Weitere Infos findet ihr hier: https://www.visitliberec.eu/de/vse-o-liberci/turisticke-cile/top-cile/?view=min&cat=kultura_a_zabava&detail=14942
Zoologischer Garten Liberec
Ein Zoobesuch begeistert Kinder fast immer und der Zoologische Garten in Liberec kann mit einer Besonderheit aufwarten: hier werden weiße Tiger gezüchtet. Außerdem gilt er als der älteste Tiergarten in Tschechien, aber was ist das schließlich gegen weiße Tiger. Immerhin laden 13 Hektar Tierfreunde ein, nicht nur die Tiger, sondern auch viele andere Tiere zu besuchen, darunter die roten Pandas, Berberlöwen, asiatische Elefanten oder einen Mantelpavian. Der Rundweg im Zoo ist fast 2 km lang, also bitte genügend Zeit einplanen. Wer nicht mit dem Auto hinfahren will, kann dies auch öffentlich tun: auch der Zoo liegt wieder an unserer berühmten und mehrfach erwähnten Straßenbahnlinie 3.
Zoologischer Garten Liberec
460 01 Liberec 1, Lidové sady 125/1
Tel: +420 482 710 616
Email:
www.zooliberec.cz
Weitere Infos über den Zoo (Eintrittspreise und Öffnungszeiten) findet ihr hier: https://www.visitliberec.eu/de/kultura-a-zabava/botanicka-zoo/?view=min&cat=zajimavosti_a_cile&detail=1008
Der Ještěd
Last but not least kommen wir nun noch zum Symbol oder besser gesagt zum Wahrzeichen von Liberec: dem Fernsehturm mit Hotel und Restaurant am Jeschken. 1012 Meter ist die Station hoch, die Architekt Karel Hubáček erreichtet hat und mit dem er auch zahlreiche Preise erhielt. Doch das ist eine eigene Geschichte. Mehr über das nationale Technikdenkmal, das auch zum Bau des 20. Jahrhunderts gekrönt wurde, erfahrt ihr hier.
Wer wenig Zeit hat, um die Stadt zu besichtigen, sollte sich in jedem Fall einer Stadtführung anschließen und/oder sich in der Touristeninformation informieren. Die Touristeninfo findet ihr am Hauptplatz:
Nový magistrát – Městské informačni centrum Liberec
460 01 Liberec 1, nám. Dr. E. Beneše 23
Tel: +420 485 101 709
Email:
www.visitliberec.eu
Hier kann man auch verschiedene Broschüren oder Karten herunterladen: https://www.visitliberec.eu/de/infocentrum/ke-stazeni/
Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung von Czech Tourism, der Tourismusorganisation der Liberecer Region und des Crystal Valley