Hejnice oder Haindorf, wie es früher auf Deutsch hieß, ist vor allem durch seine Wallfahrtskirche und das frühere Kloster bekannt.
Im Rahmen unserer Reise durch das Crystal Valley haben wir auch an diesem Ort eingekehrt und eine Nacht im ehemaligen Kloster verbracht.
Es lohnt sich einen Spaziergang durch das Böhmische Mariazell, wie der Ort früher genannt wurde.
Die Legende
Auch hier stand am Anfang eine Legende. Ein armer Handwerksbursch, dessen Frau sehr schwer erkrankt wurde, sammelte im Wald Holz.
Er legte eine Rast unter einer Linde ein und kurze Zeit darauf war er eingeschlafen. Im Traum erschien ihm ein Engel, der ihm befahl, eine Statue der Muttergottes zu erwerben und diese zur Linde zu bringen. Gesagt, getan.
Der Handwerksbursche reiste nach Zittau, erwarb eine Statue der Mater formosa und brachte sie zur Linde, wo er ihr eine Nische in die Linde schnitzte. Das Wunder geschah. Kurze Zeit darauf erholte sich seine Frau von ihrer Krankheit und wurde schließlich wieder ganz gesund.
Die Geschichte
Angeblich wurde später der Lindenbaum gefällt und die Marienstatue an dem Baumstumpf angebracht. 1211 entstand dann an diesem Ort die erste Kapelle. Das Kloster und die Kirche haben seit damals eine lange und reiche Geschichte, die eng mit den hier herrschenden Adelsgeschlechtern verbunden ist.
Ursprünglich herrschte in der Region Friedland (so der frühere Name) die Ritter von Biberstein, ein altes Adelsgeschlecht, die ab 1278 hier siedelten und ursprünglich aus der Markgrafschaft Meißen stammten.
1551 erlischt das Adelsgeschlecht in der Manneslinie und die Herrschaft Friedland mit dem Schloss Friedland und der Burg Reichenberg (Liberec) sowie die Burg Hammerstein und die Stadt Seidenberg wird vom Kaiser Ferdinand I. 1554 für 40.000 Taler an Friedrich von Rödern oder Redern belehnt. Das Rad findet sich heute noch in diversen Städtewappen in der Umgebung.
Die Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten werden immer stärker. Nach dem Ständeaufstand 1618 kommt es 1620 zur Schlacht am Weißen Berg, an dem Christoph von Redern auf Seiten der Protestanten teilnimmt und damit zu den Verlierern zu zählen ist.
Christoph von Redern muss fliehen, seine Besitztümer in Friedland, Seidenberg und Reichenberg werden von Ferdinand II. konfisziert und schließlich erhält Albrecht von Waldstein (genannt Wallenstein) die Herrschaft Friedland mit dem Schloss als Geschenk. Er kümmert sich um Verwaltung und Infrastruktur und versucht seine Gebiete so gut wie möglich aus kriegerischen Auseinandersetzungen heraus zu halten. Doch er fällt beim Kaiser in Ungnade und wird 1634 ermordet.
Matthias von Gallas, ein Mitkämpfer von Wallenstein, der dann aber an seiner Ermordung beteiligt war, erhält die Kernherrschaft Friedland und Reichenberg als Belohnung für seine Mittäterschaft. Unter seiner Herrschaft beginnt die Blütezeit von Haindorf, das aber bereits im Mittelalter zu einem wichtigen Wallfahrtsort herangewachsen war.
Einer seiner Söhne, Franz Ferdinand, übernahm schließlich von seinem Bruder Anton Pongratz auch die Herrschaft Friedland und kam so in den Besitz von Reichenberg und Haindorf. Franz Ferdinand war mit Gräfin Johanna von Rosenberg verheiratet, einer sehr frommen Frau, die Haindorf zu ihrer Lebensaufgabe machte.
Die Gräfin, die über 90 Jahre alt wurde, holte gemeinsam mit ihren Mann die Franziskaner in den Ort und initiierte auch den Bau von Kirche und Kloster.
Die Kirche Maria Heimsuchung Haindorf
1722-1729 entstand nach Plänen von Thomas Haffenecker die Wallfahrtskirche in Form eines lateinischen Kreuzes, bereits Ende des 17. Jahrhunderts errichtete und erweiterte man das Wallfahrtsareal im Barockstil.
Die Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung ist der größte Sakralbau der Reichenberger Region und der Diözese Litoměřice. Unter ihrer sehenswerten 15 Meter breiten und 35 Meter hohen Hauptkuppel befindet sich seit dem 17. Jahrhundert die Familiengruft der Grafen von Gallas und von Clam-Gallas. Sehenswert im Inneren der Kirche sind die barocken Altäre.
Der Hauptaltar besteht aus einem Tabernakel und einem Fresko, das vom Jesuiten Josef Kramolin stammt. Beeindruckend ist auch der Feldaltar Wallensteins aus dem Jahr 1500. In der Mitte des Altars ist das Relief der Haindorfer Muttergottes zu sehen, links davon St. Katharina und rechts St. Margeritta. Im Altar befand sich angeblich noch kürzlich der Klotz von der wunderhaften Linde.
Das Hirschgeweih-Wappen der Familie Biberstein ist am gotischen Gewölbe erkennbar, links ist ein gotisches Tabernakel sehenswert und recht steht das Taufbecken mit einer Statuengruppe, die die Taufe Christi darstellt.
In der gegenüberliegenden Kapelle steht der neugotische Altar des Heiligen Antonius, der in der Werkstatt des berühmten Tirolers Moroder gefertigt wurde.
Ein Blick auf die Kanzel zeigt uns, dass wir uns in einer Franziskanerkirche befinden: Aus der Kanzel ragt eine Hand heraus, die ein Kreuz hält und diese Darstellung – so wird uns erklärt – ist typisch für die Kanzeln in Kirchen, in denen Franziskaner predigten. Es ist ein Symbol für das momentum mori, aber auch ein Erinnerung an den Heiligen Franziskus. Wieder was dazu gelernt.
Beachtenswert sind die Fresken aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts, die im Stil des Neobarocks mit Motiven aus dem Neuen Testament gefertigt wurden. Unübersehbar ist aber auch der Kristallkronleuchter, der Mitte des 19. Jahrhunderts von Josef Riedel, dem Glasbaron des Isergebirges gespendet wurde.
Sehenswert ist außerdem das Chronologium, ein Verzeichnis aller Verstorbenen, das im Jahre 1692, bei der Gründung des Klosters entstanden ist.
Bei einer Führung kann man auch den dreiseitigen Kreuzgang besichtigen, der die Kirche umgibt und der ein Epitaph von Franz Clam-Gallas und eine gotische Statuengruppe mit der Jungfrau Maria und dem knienden Ritter aus dem Geschlecht von Biberstein befinden.
Das Franziskanerkloster
Auch das Kloster hat eine bewegte Vergangenheit. Mitte des 17. Jahrhunderts laden die Herren von Friedland den Orden der Franziskaner ein nach Haindorf zu kommen. 1692 – 1969 lassen sie für den Orden das Kloster bauen.
Von da an sind sie an die 300 Jahre in Haindorf tätig, verwalten die Kirche, kümmern sich um Erziehung und die Gemeinde- und Pilgerseelsorge. Im Kloster wurde eine große Bibliothek verwaltet und es bestand auch eine Apotheke. 1950 wurden im Kloster Mönche und Nonnen interniert.
Schließlich wurde es in den 1960er Jahren in ein Altersheim für Nonnen umgewandelt, dann wurde das Gebäude auch als Grundschule genutzt. Das Kloster verkam immer mehr zur Ruine. Nach der Wende bekamen die Franziskaner das Kloster zwar wieder zurück, doch sie kamen nie wieder hierher.
Mit den Spenden vertriebener Deutscher aus den Regionen Friedland und Reichenberg wurde sowohl das Interieur der Kirche erneuert.
2018 wurde der Dom zum nationalen Kulturdenkmal der Tschechischen Republik erklärt und gehört jetzt zum wertvollsten Kulturerbe Tschechiens. Auch die Klosterruine wurde dank einem europäischen Projekt im Jahre 2000 gerettet. Heute beherbergt das ehemalige Kloster ein Bildungs-, Konferenz- und Pilgerhaus.
Wer im Kloster übernachtet, sollte auch einen Blick auf die 30 Lünetten im Erdgeschoss werfen, die die Lebensgeschichte des Heiligen Franziskus erzählen, die im 18. Jahrhundert entstanden sind.
Führungen durch das Kloster und die Kirche sind gegen Voranmeldung in Deutsch und Tschechisch möglich.
Das Kloster Hejnice ist ein Punkt an der Via Sacra, die einzigartige Zeugnisse sakraler Kunst und spannender Geschichte der Regionen Oberlausitz, Niederschlesien und Nordböhmen verbindet.
Im Kloster kann man nicht nur übernachten, sondern auch im Restaurant essen. Es gibt gute tschechische Hausmannskost und auch das Frühstück ist ok.
Die Zimmer sind vielleicht nicht sehr modern, aber zweckmäßig eingerichtet und wer eine Führung durch Kloster und Kirche möchte, sollte sich auf jeden Fall mit PhDr. Jan Heinzl unter +420 482 360 211 in Verbindung setzen:
Er weiß alles über die Grafen von Clam-Gallas, das Kloster und die Kirche und spricht ausgezeichnet Deutsch.
Ein guter Tipp für Übernachtung, Erkundung der Gegend oder einfach um mal die Seele baumeln zu lassen und/oder sich selbst zu finden.
Klášter Hejnice
463 62 Hejnice
Tel: +420 482 360 211
Email:
https://klasterhejnice.cz/de/
Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung von Czech Tourism, der Tourismusorganisation der Liberecer Region und des Crystal Valley