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Manche Schlösser in Tschechien führten lange Zeit ein „Aschenputteldasein“. Schloss Vimperk ist so ein Schloss, das gerade wieder zum Leben erweckt wird …

Die erste Etappe der Renovierungsarbeiten wurden nun erfolgreich abgeschlossen, Räume wieder her- und eingerichtet. (Wenn auch nicht mit Originalinventar des Schlosses, sondern mit Leihgaben aus anderen Häusern.)

Hoch geht´s - zum Schloss
Hoch geht´s - zum Schloss

Verschiedene Besichtigungstouren werden angeboten und auch dem neu eingerichteten Museum sollte man einen Besuch abstatten. Es gibt dort einige, sehr unterhaltsame, interaktive Stationen. 

Die Geschichte des Schlosses.

Wahrscheinlich wurde die Burg bereits in der Mitte des 13. Jahrhunderts gegründet. Manche halten sogar König Přemysl Otakar II. für ihren Gründer, der hier in der Nähe des Goldenen Steigs eine Festung bauen ließ, um Kontrolle des Weges von Bayern nach Böhmen zu erhalten. In ihren Anfängen ist es eine Festung mit einem Wohnturm, einem Palast und einer Umfassungsmauer.

Das heilige Gebein des Schutzheiligen der Stadt Winterberg, St. Innozenz
Das heilige Gebein des Schutzheiligen der Stadt Winterberg, St. Innozenz

Auch in Vimperk wechseln die Besitzer immer wieder. 1370 fällt sie wieder an die Königskrone, wird weiter verliehen. Mit den Herren von Neuhaus, der Sternberger, der Rosenberger, der Eggenberger und als letzter Adelsbesitzer die Schwarzenberger sind namhafte Adelszweige in Vimperk vertreten. 

Bei der Führung
Bei der Führung durch das Schloss

Im 15. Jahrhundert wird sie umgebaut, die Befestigungsanlagen werden verstärkt, zwei hohe Türme und mehrere Befestigungsanlagen gehören nun zur Ausstattung, immer musste auch die Weiterentwicklung der Waffen berücksichtigt werden, so entsteht auch die vordere Befestigung der Haselburg um sich besser gegen die neu entwickelten Artillerie zur Wehr setzen zu können. Die Burg wird mit der neu befestigten Stadt zu einer Einheit verschmolzen.

Die damalige Mode
Die damalige Mode

Ihre interessanteste Zeit liegt allerdings vor und während des 30jährigen Krieges. Viele Burgen der damaligen Zeit blieben als Burgen bestehen, Vimperk hat allerdings eine andere Geschichte. Bereits in den Anfängen des 16. Jahrhunderts unter der Herrschaft der Rosenberger beginnt wieder ein langsamer Umbau und die Burg verwandelt sich langsam in ein Schloss. 730 Meter über dem Meeresspiegel liegt nun – ziemlich unerwartet – ein Schloss im italienischen Renaissancestil.

Die Führung

Diese Zeit steht auch bei der Führung durch die bereits renovierten Räume im Mittelpunkt. So lernen wir beim Rundgang berühmte Heerführer aus der Zeit des 30jährigen Krieges kennen, natürlich ist auch der berühmte Wallenstein vertreten.

Die Galerie der Heerführer
Die Galerie der Heerführer

Dieser Krieg zwischen Adeligen und Ständen auf der einen Seite und dem Kaiser und seinen Anhängern auf der anderen Seite, begann in Prag mit dem sogenannten Fenstersturz. Doch nicht nur politische Unzufriedenheit war der Auslöser, sondern auch religiöse Unterschiede: es waren aufgebrachte protestantische Adelige, die drei katholische Abgesandte des Königs aus einem Fenster der Prager Burg warfen.

Der Grundriss der Burg
Der Grundriss der Burg

Auch nach Vimperk kamen die Schatten des Krieges. In der Chronik des Schlosses kann man die dramatischen Ereignisse nachlesen: Vimperk und das Schloss waren eigentlich kaiserliche Verbündete, doch in Pilsen lag ein gegnerischer Stützpunkt mit einem berühmten Kommandanten: General Graf Mansfeld. 1619 zog er mit 2.000 Soldaten und 400 Kanonen Richtung Vimperk. Aus dieser Zeit stammt auch die älteste Abbildung des Schlosses.

Die Waffen früherer Zeiten
Die Waffen früherer Zeiten

Das Stadttor hielt dem neu eingesetzten Schießpulver nicht stand und auch die Motivation zu kämpfen schien bei den Stadtbewohnern gering. So standen die Angreifer bald vor dem Schlosstor, das ebenfalls dem Angriff nicht standhalten konnte. Das Untere Schloss, damals keine fünf Jahre alt, wurde daher schnell eingenommen und geplündert, um das obere Schloss wurde noch gekämpft. Doch der Schlosskommandant sah die Unmöglichkeit, die Festung weiter zu halten und warf daher seinen Hut aus dem Fenster als Zeichen der Kapitulation. 

Auch in Vimperk wurde gekämpft
Auch in Vimperk wurde gekämpft

Der Besitz fiel damit in die Hände der Aufständischen, aber nach einem Jahr eroberten die kaiserlichen Truppen den Besitz wieder zurück. Beim Führungsrundgang könnt ihr noch die Waffen und Helme der damaligen Zeit sehen.

Wunderschöne Holzdecken aus vergangenen Zeiten
Wunderschöne Holzdecken aus vergangenen Zeiten

Eine weitere wichtige Persönlichkeit für die Geschichte des Schlosses war Wolf von Neuhaus. Er hatte am Prager Hof von Kaiser Rudolf II. Karriere gemacht, stammte ursprünglich aus Südböhmen und hatte mit den Rosenbergern mächtige und einflussreiche Freunde und Verbündete. In einem der Zimmer kann man die verzierten Holzbalken der Decke sehen, die mit ihrer Bemalung typisch für die damalige Zeit war: Bäume, Pflanzen, Tiere, Szenen aus der Bibel.

Einiges blieb erhalten
Einiges blieb erhalten

Allerdings ist hier nicht mehr alles Original, da bei einem großen Brand im 19. Jahrhundert auch die Decke beschädigt wurde.

Ja, so klein waren die Menschen damals
Ja, so klein waren die Menschen damals

Im Schlafzimmer – die Menschen waren damals um einiges kleiner als sie heute sind – kann man oben in der Fensternische noch den Sternberger Stern (mit blauem Hintergrund).

Der Stern auf blauem Hintergrund - Zeichen der Sternberger
Der Stern auf blauem Hintergrund - Zeichen der Sternberger

Manchmal wundert es, wieso namhafte Familien am Besitz von Vimperk interessiert waren, war die Gegend doch eher weit ab von Prag und den politischen Entscheidungen und der Einflussnahme in diese. Doch der Grund war einfach: Geld. Da Vimperk in der Nähe des Goldenen Steigs lag und mit dem Salzhandel lange Zeit viel Geld zu verdienen war, galt Vimperk durchaus als ein erstrebenswerter Besitz.

Das Schloss ist riesig
Das Schloss ist riesig

Manchmal reichte das Geld allerdings trotzdem nicht. Wolf von Neuhaus starb bald nach seiner Ankunft in Winterberg, sein Sohn übernahm die Herrschaft mit ambitionierten weiteren Ausbauplänen. Doch der Krieg, Plünderungen und damit wirtschaftlicher Rückgang und die hohen Kosten der Umbauten und auch die Neugestaltung der Gärten führten dazu, dass ihm bald das Geld fehlte und er den Besitz verkaufen musste.

Am Weg zum Oberen Schloss
Am Weg zum Oberen Schloss

So übernahmen die Eggenberger und anschließend die Schwarzenberg Familie. Letztere wohnten allerdings nie hier, sondern bauten hier die Verwaltung ihres Großgrundbesitzes und der Schwarzenberger Landwirtschaft. Einmal noch musste umfangreich um- und neugebaut werden, als ein Blitz 1857 einen Brand im Oberen Schloss verursachte.

Auch die Kutschen sind interessant
Auch die Kutschen sind interessant

In der Ersten Republik wurde das Schloss an die tschechoslowakische Armee verpachtet, danach enteignet. Nach 1947 wurden die Räumlichkeiten als Büros für die Verwaltung der Südböhmischen Staatsforste benutzt, ein Teil war Stadtmuseum. Renovierungen und Instandhaltungen fanden nur mehr im geringen Umfang statt, nach der Samtenen Revolution gibt es mehrere Planungen für Umbauten und Nutzungen, die dem Gebäude wahrscheinlich noch mehr geschadet hätten. Diese werden zwar nicht umgesetzt, aber die Bausubstand verfällt weiter. Erst 2010 wird die Burg zum nationalen Kulturdenkmal erklärt, das Museum wird neu gestaltet und es beginnt die schrittweise Restaurierung des Geländes.

Bei der Führung
Bei der Führung

Heute (2023) ist die erste Phase bereits abgeschlossen, aber noch hat man die Möglichkeit auch den noch nicht renovierten Teil des Schlosses kennen zu lernen.

Die schöne Madonna
Die schöne Madonna

Wir machen uns jedoch noch auf in die Kapelle der vier Evangelisten – Markus, Matthäus, Lukas und Johannes und lernen dass diese nun katholisch geweiht ist, in der Zeit des Protestantismus aber als Wäscherei benutzt wurde.

Im Zimmer des Musikanten
Im Zimmer des Musikanten

Danach werfen wir noch einen Blick in weitere Zimmer wie in jenes der Musikanten, das überraschend luxuriös ausgestattet ist. Wahrscheinlich wurde so ein Zimmer bei den Festlichkeiten der Eggenberger benutzt. Sie wohnten in Vimperk nicht ständig, kamen aber dann doch ein paar Mal im Jahr vorbei, meistens für die Jagd und dabei wurde sicher auch gefeiert und eine musikalische Unterhaltung war en vogue.

Ein Priesterzimmer ?
Ein Priesterzimmer?

In einem weiteren Zimmer kann man erkennen, dass hier jemand wohnte, der wohl schreiben und lesen beherrschte- so könnte das Zimmer eines Priesters ausgesehen haben.

Bei der Führung
Bei der Führung

Nach über 80 Jahren der Eggenberger Herrschaft geht der Besitz dann schließlich auf die Familie Schwarzenberg über. Sie brauchen viele Beamte um ihre Wälder, die Holz für die umliegenden Glashütten liefern, zu verwalten.

Das Museum

Nach dem Ende der Führung gehen wir noch ins Museum, das wie ein großer Wegweiser Beschreibungen über Winterberg und seine Umgebung bietet.

Hier geht´s ins Museum
Hier geht´s ins Museum - zum Böhmerwald

So wird der Goldene Steig ebenso thematisiert wie die Glashütten, der Buchdruck oder der Böhmerwald. Unter anderem habe ich gelernt, dass Vimperk auch ein Zentrum des Buchdrucks war.

Die Glashütten waren hier früher sehr wichtig
Die Glashütten waren hier früher sehr wichtig

Am meisten Spaß machte allerdings nicht nur mir die Möglichkeit, virtuell mit einem Holztransport-Schlitten vom verschneiten Berg ins Tal zu rasen.

Am Schlitten mit einer Fuhre Holz ins Tal. Muss man unbedingt probieren.
Am Schlitten mit einer Fuhre Holz ins Tal. Muss man unbedingt probieren.

Allerdings muss ich gestehen für die Aufgabe nicht sehr talentiert zu sein. Ich bin mit meiner Fuhr immer umgekippt und habe das Ziel leider nicht erreicht.

Auch der Buchdruck war in Vimperk vertreten
Auch der Buchdruck war in Vimperk vertreten

Probiert es aber auf jeden Fall aus. Es ist mehr als schwierig und man kann sich danach gut vorstellen, was die Menschen in dieser Zeit alles geleistet haben.

Erinnerungen an die Monarchie im Museum
Erinnerungen an die Monarchie im Museum

Zámek Vimperk
385 01 Vimperk, Zámek 20
Tel: +420 778 427 134
Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
www.zamek-vimperk.cz
www.facebook.com/zamekvimperk

Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung der Südböhmischen Tourismuszentrale und von Czech Tourism Wien