Bei unserer Wander-Pressereise ins Altvatergebirge haben wir hier in Jeseník übernachtet. In einem Hotel vis à vis vom Rathaus. Interessant war aber der Abstecher ins etwas höher gelegene Bad Jeseník.
Freiwaldau wurde 1267 erstmals urkundlich erwähnt, allerdings besaß der Ort davor schon Stadtrechte. Jeseník war damals unbefestigt, aber mit einer Wasserburg ausgestattet, die Sitz des Stadtvogtes war. Erz-, Silber- und Goldabbau sorgten für Wohlstand in der Stadt und die ergiebigen Erzlager waren wohl der Grund, dass die Fugger die Stadt erwarben. 1506 wurde sie zur Bergstadt erhoben und erhielt das Stadtwappen. Mitte des 16. Jahrhunderts gingen die Erzvorkommen allerdings dem Ende zu und 1547 verkauften die Fugger den Besitz weiter an den Breslauer Bischof.
Trug bis dato der Bergbau zum Wohlstand bei, waren es danach das Handwerk und die Leinenweberei. Dann schlug der Dreißigjährige Krieg viele Wunden und danach begannen die Hexenverfolgungen, die zwischen 1622 und 1684 über 100 Einwohnern der Stadt am Scheiterhaufen das Leben kosteten.
Durch den Verlust der schlesischen Märkte dauerte es bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts bis sich die Stadt wieder wirtschaftlich zu erholen begann. 1822 entstand eine der größten Leinwandmanufakturen und etliche mechanische Webereien, Spinnereien und eine Blecherei entstanden.
Zu dieser Zeit begann auch der Aufstieg des „Kurwesens“: Vincenz Prießnitz merkte an sich selbst den Erfolg von Kaltwasserkuren und in Grafenberg (Lázně Jeseník) entstand die erste Wasserheilanstalt. Eine Eisenbahnstrecke führte ab 1888 von Hannsdorf nach Ziegenhals und 1899 entstand auf der Goldkoppe ein 26 Meter hoher Aussichtsturm mit dem der Startschuss zum Tourismus des umliegenden Gebirges gegeben wurde.
Auch hier folgten nach dem Zusammenbruch der k.k. Monarchie Auseinandersetzungen zwischen der deutschen und tschechischen Bevölkerung. Ab 1919 war die Stadt eine Hochburg der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, durch die Folgen der Weltwirtschaftskrise gewann die Sudetendeutsche Partei ab 1933 immer mehr an Einfluss. Durch das Münchner Abkommen wurde die Stadt zusammen mit dem Sudetenland in das Deutsche Reich eingegliedert. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Jeseník wieder zur Tschechoslowakei zurück und die Vertreibung der Sudetendeutschen begann. 1947 wurde der Name von Frývaldov in Jeseník geändert.
1960 verlor Jeseník den Status als Bezirksstadt, der ihr aber nach der Samtenen Revolution wieder anerkannt wurde (1996).
Sehenswürdigkeiten
Das Rathaus
Wunderschön in der Mitte des Stadtplatzes thront das viereckige Rathaus mit seinem Turm.
Daneben findet ihr eine Infotafel, die die verschiedenen Ausflugs- und Besichtigungsmöglichkeiten vorschlägt. Jeseník scheint ein ruhiges kleines Städtchen zu sein, ideal als Ausgangspunkt für Touren im Altvatergebirge, aber auch – und nur ein Stückchen weiter hinauf, als Kurort.
Lazné Jeseník
Neben einem wunderschönen Kurhotel im Stil der Jahrhundertwende und den berühmten Wasserwickelanwendungen ist es vor allem der Balneopark der Besucher anzieht.
Vincenz Prießnitz
Prießnitz stammte aus einer Bauernfamilie. Da sein Vater erblindete und sein ältester Bruder früh starb, musste Vincenz schon früh die Schule verlassen und am Hof mitarbeiten. Daher konnte er auch nicht gut lesen und schreiben.
Bei einem Unfall mit einem scheuenden Pferd wurde er mit 17 Jahren von einem Wagen überrollt und dabei zwei seiner Rippen gebrochen. Prießnitz „heilte“ seine Rippen, in dem er einen Umschlag in kaltes Wasser tauchte, damit seine Rippen fixierte und darüber mehrere eng anliegende Tücher band – der Prießnitz-Wickel war erfunden. Prießnitz wurde zum Wasserdoktor.
Natürlich rief dies seine studierten Kollegen auf den Plan, die ihn der Kurpfuscherei anklagten. Da er seine Patienten aber nicht mit Medikamenten, sondern nur mit Wasser behandelte, wurde die Klage abgewiesen. 1826 kamen die ersten Kranken von außerhalb nach Jeseník zu Prießnitz. Dieser richtete ein Badehaus ein, 1830 bekam er die Genehmigung der österreichischen Regierung zur Errichtung und Führung einer Kaltwasser-Heilanstalt, 1832 wurde ein zweites Anstaltsgebäude errichtet. Insgesamt konnten in der Heilanstalt um die 100 Patienten untergebracht werden.
Bis zu seinem Tod behandelte er etwa 36.000 Patienten. Prießnitz starb jung, er wurde nur 52 Jahre alt, hinterließ aber ein Vermögen von stattlichen 10 Millionen Gulden. Die Prießnitz’sche Kaltwasser-Heilanstalt wurde vom Arzt Josef Schindler und seinem Schwiegersohn Johann Ripper weiter geführt und existiert bis heute.
Bei unserem Ausflug haben wir nicht nur das wunderschöne Jugendstil Kurhaus besichtigt, den Blick über Jeseník vom Park aus genossen, sondern auch versucht den Balneo Park kennen zu lernen. „Versucht“ deshalb, da es schon sehr spät – und dunkel – war, als wir endlich dort herumspazieren konnten. Sogar die Fuß- und Handbäder haben wir ausprobiert und ich kann auch nur warnen, vorsichtig zu sein.
Jedermann kann diese Behandlung probieren. Einfach Schuhe und Socken ausziehen und im kleinen Bassin wie bei einer Kneipp-Kur herumstolzieren, aber Achtung! Das Wasser ist soo kalt, dass ich es einfach nicht ausgehalten habe. Ich dachte, mir frieren Zehen und auch alles andere ab. Ich gebe ja zu, dass es danach wunderbar in den Füßen zu arbeiten beginnt und sich die „Fußerl“ wieder schön warm anfühlen, aber bis dahin: Echt Schmerzen. Wobei ich zugeben muss, dass es meine Kollegen sehr gut fanden und auch gut ausgehalten haben. Also ich gebe gerne zu: entweder bin ich überempfindlich oder wehleidig, aber ich hab geglaubt, mir fallen meine Füße ab. Aber wie sagte schon Vincenz Prießnitz: „Es ist nicht die Kälte, die heilt, aber die durch die Kälte hervorgerufene Wärme“ …
Daher mein Tipp: Vorsichtig ausprobieren und immer ein Handtuch mit dabei haben.
Auf keinen Fall solltet ihr euch einen Spaziergang durch den einzigartigen „Balneopark“ gönnen. Man taucht in eine angenehme Welt mit einem Wassergarten ein und kann dabei an verschiedenen Stationen die eben beschriebenen Fußbäder mit Akupressur oder andere Bäder für Hände und Füße probieren. Wem das nicht genügt, kann auf der Terrasse entspannen oder an verschiedenen Übungen teilnehmen.
Das Kurbad Lázně Jeseník (Bad Gräfenberg, die Stadt Jeseník heißt deutsch Freiwaldau) kann sich insbesondere seiner guten Klimabedingungen und seiner Bergquelle rühmen. Die Luft, die man hier einatmet, ist nicht industriell verschmutzt. Auf dem Gelände des Kurorts ist es sogar verboten zu rauchen und Auto zu fahren. Gerade aus diesem Grund ist dieser Ort ideal bei Atembeschwerden, seelischen Störungen oder Kreislaufbeschwerden. Schon in früheren Zeiten suchte die Prominenz hier eine Verbesserung ihrer Beschwerden, so zum Beispiel der bekannte russische Schriftsteller N.V. Gogol oder der frühere rumänische König Karl I.
Das frühere Gräfenberg galt als die erste Wasserheilanstalt der Welt (1822) und ist bekannt für ihren Quellenreichtum: immerhin entspringen in der Umgebung des Kurorts an die 80 registrierte Heilquellen. Heute wird eine breite Palette verschiedener Heil-, Wellness- und auch Beautybehandlungen angeboten. An erster Stelle steht hier natürlich die Prießnitzbewegungstherapie – Nordic Walking auf speziellen Trassen mit Atemübungen, Dehnungsübungen und Prießnitz-Freibädern. Damit wird die Herzaktivität unterstützt, der Blutkreislauf angeregt und damit der Energielevel angehoben. Weiters gibt es eine Salzhöhle, Ergotherapie, Sonnenbäder und vieles mehr.
Mehr über Jeseník und den Kurort findet ihr hier: www.LazneJesenik.cz, https://www.priessnitz.cz/de/
Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung der Tourismusorganisation Mittelmähren, der Tourismusregion Jeseníky und Czech Tourism Wien