Wer auf dem Otava Radweg unterwegs ist, kommt auch immer wieder bei interessanten Sehenswürdigkeiten vorbei. Eine davon ist die Burg Rabí.
Die Burg gehört zu den größten und ältesten Festungsanlagen des Landes. In Böhmen ist sie die ausgedehnteste und in ganz Tschechien liegt sie an dritter Stelle.
Immerhin ist die bebaute Burgfläche mehr als einen Hektar groß. Auf jeden Fall sollte man sich die Burgruine, die wirklich beeindruckend ist nicht entgehen lassen.
Ihre Anfänge und die ersten Erbauer liegen im Dunkeln der Geschichte. Wahrscheinlich waren es die Grafen von Bogen, denen das Land um die Burg zwischen 1124 und 1273 gehörte.
Der Ort der Burg ist wohl gewählt: unter ihr verlief der Handelsweg, der die Städte Sušice und Horažďovice verband und außerdem konnte man von ihrem Standort aus, auch die Goldwäscher entlang des Flusses Otava überblicken und gegebenenfalls auch schützen.
1380 wird die Burg erstmals urkundlich erwähnt, als Besitz der Ryzmberk. Aus dieser Zeit stammt der älteste Teil der Burg, ein hoher bewohnbarer Turm, Donjon genannt. In den darauffolgenden Jahren wurde die Burg immer wieder umgebaut und erweitert.
1407 herrschte Johann von Riesenberg über dieses Gebiet, der als Katholik den böhmischen König unterstützte. Jan Žižka und sein Heer stand aus diesem Grund gleich zweimal (1420 und 1421) vor den Toren der Burg. Bei der zweiten Belagerung verlor Žižka sein zweites Auge und war blind.
Auch durch diese historische Tatsache gehört die Burg Rabí zu den bekanntesten Burgen in ganz Tschechien.
Bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts entstand dann der riesige Burgkomplex, der nicht nur zur Verteidigung bestimmt war, sondern auch eine Residenz der Herren von Ryzmberk war, die im Hoch- und Spätmittelalter zu den bekanntesten, einflussreichsten und reichsten Adelsfamilien in Böhmen gehörten. Doch der Umbau und die Pflege der Burg verschlang mehr und mehr Geld, die Familie verschuldete sich mehr und mehr und so wurde schließlich auch die Burg Rabí 1548 verkauft.
Danach wechselte die Burg des Öfteren ihre Besitzer Heinrich Kurzbach von Trachenberg besaß sie ebenso wie Diviš Malovec von Libějovice und Wilhelm von Rosenberg. 1570 gelangte sie in den Besitz der Chanovský von Dlouhá Ves, die sie bis ins erste Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts innehatten.
Obwohl von Kaiser Ferdinand III. und von Leopold I. die Zerstörung der Burg angeordnet wurde blieb sie bestehen. Allerdings wurde sie auch nicht mehr instandgehalten. Die Verwüstung im Rahmen des Dreißigjährigen Krieges und ein Brand 1720 taten ihr übriges, - die Burg verfiel zunehmend und die Bewohner der umliegenden Dörfer verwendeten die Steine der Burg für den eigenen Hausbau.
Schließlich gelangte die verwahrloste Burg in die Hände der Fürsten von Lamberg, die sie bis 1920 behielten. Gustav Joachim Fürst von Lamberg war der erste, der sich auch um eine touristische Nutzung des Burggeländes kümmerte. Danach verkauften sie die Lamberger um eine symbolische Krone an den Burgverein Horažďovice, der mit den Sanierungsarbeiten der Burg begann. Seit 1945 ist die Burg in Staatsbesitz und 1978 wurde sie zum nationalen Kulturdenkmal erklärt.
Ein kleiner Rundgang durch die Burg
Man betritt die Burg durch eines der hier früher stehenden drei Tore: das erste dient heute als Eingangstor, vom zweiten kann man leider nur mehr wenige Überreste sehen und durch das dritte kommt man in den Burghof.
Der Große Burghof
Der große Burghof ist der jüngste Bauteil der Anlage. Er entstand im Spätmittelalter, als die Burg mit mächtigen Befestigungen umgeben wurde. In der Mitte des Burghofs befindet sich ein niedriges Gebäude – der ehemalige Pferdestall. Hier konnten in der Vergangenheit bis zu 16 Pferde untergebracht werden.
Ursprünglich war das Gebäude allerdings um ein Stockwerk höher. In diesem waren die Kanzleien für die Herrschaftsverwaltung und für die Burg untergebracht. Davon sind heute allerdings nur mehr die Grundmauern erhalten.
Heute finden im ehemaligen Pferdestall Konzerte und Ausstellungen statt und er wird bei Hochzeiten als Trauungssaal genutzt.
Oberhalb des Pferdestalls erhebt sich ein hoher Wachturm. Dieser sollte im Mittelalter das vierte Tor der Burg schützen, von diesem kann man allerdings heute nur mehr einen kleinen Teil am Anfang der Holzbrücke, die früher durch ein Gewölbe geschützt war, sehen.
Ein schneller Blick zur Zisterne, die drei bis vier Meter tief war, aber heute zugeschüttet ist und schon geht es weiter.
Der Palas
Er ist der zentrale Teil der Burg seit dem Ende des 15. Jahrhunderts. Das Gebäude enthielt nicht nur die Wohnräume, sondern auch die Repräsentationsräume der Herrschaft, wie ein Rittersaal.
Die Burgbrauerei
Ein weiteres wichtiges Gebäude steht ganz in der Nähe: die ehemalige Burgbrauerei. Hier wurde schon im Mittelalter Bier gebraut. Am Ende des Gebäudes ist das 5. Burgtor zu finden, durch das man in den Kleinen Burghof gelangt.
Der Kleine Burghof
Der kleine Burghof stammt aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts als die Burg zum ersten Mal erweitert wurde. Nach weiteren Umbauten verlor er seinen defensiven Charakter und wurde zum Wirtschaftsteil der Burg. Reste von der Burgküche und eines Speisezimmers sind noch erhalten. Die Dominante des kleinen Hofes ist allerdings der Brunnen.
Dieser ist 60 Meter tief und musste in den felsigen Untergrund mit der Hand hineingeschlagen werden. Eine Legende erzählt, dass die Arbeiten an diesem Brunnen in nur einem Jahr erledigt waren. Gespeist wird der Brunnen von vier Flüssen der Umgebung, die Wassersäule ist auch heute noch um die 8 Meter hoch.
Der Keller
Hinter dem Turm befindet sich ein Eingang in den Kühlraum der Burg. Auch dieser wurde in den Felsen hineingeschlagen und in seinem Inneren herrscht eine konstante Temperatur von um die 6°Grad.
Im Mittelalter wurden Eisblöcke aus der nahen Otava geschnitten, mit Heu umwickelt, in den Keller transportiert und so konnte man die Temperatur auf um den Gefrierpunkt senken. Ein idealer Platz zur Aufbewahrung der Lebensmittel.
Die Obere Burg
Sie bestand ursprünglich nur aus dem hohen bewohnbaren Turm, dem 6. Tor der Burg und natürlich aus den riesigen Befestigungsmauern. Über die originalen, mittelalterlichen Stufen geht es durch den Zwinger und wir blicken auf die zwei Linien der Befestigungsmauer, die sich durch unterschiedliche Stärken auszeichnen.
Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts führte der einzige Eingang zur Burg durch den Turm. Dieser wurde um 1350 gebaut, hat eine Grundfläche von 13 x 19 Meter und heute eine Höhe von 26 Meter. Im Mittelalter jedoch war der Turm noch einen Stock höher, hatte einen Umgang mit Zinnen und natürlich ein Dach. Man schätzt, dass seine ursprüngliche Höhe an die 40 Meter war.
Heute kann man noch die großen Öffnungen sehen, in denen die Balken zur Deckenbefestigung eingezogen werden konnten und die den Turm in 4 Etagen teilten. Im Erdgeschoss lagen die Keller- und Lagerräume, darüber im ersten Stock gab es noch eine Küche und die Räume für die Dienstboten. Der zweite Stock diente als Eingangshalle und zur Repräsentation. Im vierten Stock waren die Wohn- und Schlafräume der Burgbesitzer untergebracht.
Über eine Holztreppe aus 1994 kann man nun den Turm besteigen und oben die Aussicht genießen. Von oben hat man nicht nur einen wunderschönen Blick auf die Otava, den Böhmerwald und auch auf die Überreste der Allerheiligenkirche, einer kleinen gotischen Wallfahrtskirche, sondern auch auf das ganze Burggelände.
Erst mit dem Ausblick von hier oben kann man erkennen, wie dick die Befestigungsmauern wirklich sind. Unglaublich. Und man merkt auch genau, wo den Burgbesitzern das Geld ausgegangen ist und wo die Mauer nicht mehr zu Ende gebaut wurde.
Die Burgkirche
Neben dem Eingang zur Burg Rabí liegt die Burgkirche, die leider noch nicht renoviert ist. Da das Dach beschädigt ist und es Probleme mit der Statik der Gewölbe gibt, kann diese leider nicht besucht werden. Allerdings ist zu hoffen, dass man sie wieder renoviert, sind doch angeblich im Inneren nicht nur gotische Fresken zu sehen, sondern auch welche aus der Renaissance, dem Barock und dem Jugendstil.
Wir kehren nach dem Ausblick auf jeden Fall wieder in den großen Burghof zurück, werfen noch einen letzten Blick auf die riesige Anlage und machen uns auf zu neuen Abenteuern: eine Radtour entlang der Otava wartet auf uns.
Die Burg ist das ganze Jahr über geöffnet, die Öffnungszeiten, wann Führungen stattfinden, und die Eintrittspreise könnt ihr hier erfahren: https://www.hrad-rabi.cz/de/besucher-info
Státní hrad Rabí
34201 Sušice, Rabí 53
Tel: +420 376 596 235
Email:
www.hrad-rabi.cz
Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung von Czech Tourism Wien
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