Keine halbe Stunde Autofahrt von Olmütz entfernt, liegt das Städtchen Šternberk, das mit einem früheren Kloster, einer riesigen Kirche, einer Burg und viel Geschichte aufwartet.
Wir hatten uns in den letzten Tagen in Olmütz herumgetrieben und wollten nun auch ein bisschen in die Umgebung. Die Burg Šternberk stand daher ebenso auf dem Programm wie das Haná Freilichtmuseum in Příkazy. Doch von letzterem mehr in einem eigenen Artikel.
Die Geschichte
Die Geschichte des Ortes und der Burg beginnt im 13. Jahrhundert. Zdeslav von Šternberk wurde von König Přemysl Ottokar II. für seine militärische Hilfe bei der Verteidigung von Olmütz gegen die Ungarn und die Kumanen mit der Erlaubnis belohnt, hier eine Burg bauen zu dürfen.
Die älteste urkundliche Erwähnung der Burg stammt aus dem Jahre 1269, wo die Grenzen der Herrschaft Šternberk mit dem Kloster Hradisko festgelegt wurden. Auch die Stadt fand in diesem Jahr ihre erste urkundliche Erwähnung, obwohl sie noch nicht mit allen Stadtrechten ausgestattet war. Für ihren Aufschwung sorgte die günstige Lage an der Kreuzung zweier wichtiger Straßen, wovon eine in die Königstadt Uničov (Mährisch Neustadt) und die andere in das schlesische Fürstentum Neisse führte.
1371 stiftete Bischof Albrecht von Šternberk das Augustiner-Chorherrenstift mit der Kirche Mariä Verkündigung.
Auch in Šternberk wechselte nun die Herrschaft des Öfteren. 1409 erhielt die Stadt das Olmützer Stadtrecht, die Gerichts- und Verwaltungshoheit sowie das Meilenrecht. Obwohl der damalige Besitzer Peter von Krawarn zu den Unterzeichnern eines Protestschreibens gegen die Verbrennung von Jan Hus gehörte wurde die Stadt 1430 dennoch von den Hussiten erobert und als Stützpunkt eingerichtet.
1538 vernichtete ein Brand die Stadt, das Kloster und die Burg, die jedoch im Renaissancestil wieder aufgebaut wurde. Mit dem Urenkel des böhmischen Königs Georg von Podiebrad, Karl II. verbreitete sich in seinem Herrschaftsgebiet die protestantische Lehre. 1577 verbannte er die Juden aus der Stadt, 1592 die Böhmischen Brüder und im selben Jahr wurde die protestantische Dreifaltigkeitskirche, wie auch eine evangelische Schule errichtet. Beides wurde weder von den Brüdern des Augustinerklosters noch vom Bistum Olmütz gern gesehen, es kam zu Streitigkeiten.
1620 standen seine Söhne, die die Herrschaft geerbt hatten, bei der Schlacht am Weißen Berg auf der Seite der Aufständischen, wurden aber, im Gegensatz zu vielen anderen Adeligen, nicht enteignet. Doch die vertriebenen Ordensbrüder durften wieder in die Stadt zurückkehren und dem Chorherrenstift wurden die Schäden ersetzt.
1624 wurde die Gegenreformation in Šternberk eingeleitet. Nun mussten die evangelischen Priester das Land verlassen, die evangelischen Adeligen folgten und mit ihnen viele ihrer tschechischen Bediensteten. Um den Verlust der tschechischen Bevölkerung auszugleichen wurden Deutsche aus Schlesien ins Land geholt.
Der Dreißigjährige Krieg mit zahlreichen Plünderungen und eine Pestepidemie um 1633 schwächte die Stadt und ihre Einwohner weiter. Im Krieg besetzten Schweden die Stadt und verließen sie erst 2 Jahre nach dem Westfälischen Frieden nach Zahlung einer Kontribution.
1697 gelangte die Herrschaft schließlich an Johann Adam Andreas von Liechtenstein, der mit seinen Nachfolgern für einen wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt sorgte. 1784 wurde das Augustinerkloster im Rahmen der Josephinischen Reformen aufgelöst, allerdings unterstützte Joseph II. die Textilindustrie vor Ort und gewährte der Stadt Privilegien zur Abhaltung von jährlichen wie auch regelmäßigen Märkten.
Diese blieb bis über die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts hinaus ein wichtiger Wirtschaftszweig in der Stadt. So entstanden nicht nur viele Textilfabriken, sondern auch Bleichereien und Färbereien, die für die Bevölkerung für Arbeit sorgten.
1870 erhielt Šternberk eine Eisenbahnstation, 1872 wurde eine Fachschule für Weberei eröffnet und eine staatliche Tabakfabrik gegründet.
Bis heute kann man sich auch auf den Weg der 1905 eröffneten Ecce Homo Bergrennstrecke begeben, die auch heute noch in Betrieb ist.
Die Liechtensteiner blieben bis 1945 im Besitz der Burg, wurden dann durch die Beneš-Dekrete enteignet. Aber auch bereits zuvor hatte die Stadt keine leichte Zeit. Mit dem Zusammenbruch der k.u.k. Monarchie gehörte die Stadt zuerst zur Provinz Sudetenland, 1919 wurde die Stadt endgültig der Tschechoslowakei zugesprochen. Das löste wiederum Proteste der deutschen Bevölkerung aus, die sich mit der tschechischen Armee eine Auseinandersetzung lieferte, die auf beiden Seiten Todesopfer und Verletzte forderte.
1938 wiederum wurde Šternberk in das Deutsche Reich eingegliedert und von deutschen Truppen besetzt, nach Kriegsende aber der Tschechoslowakei zugesprochen und die deutsche Bevölkerung vertrieben. 1947 wurde der Kreis Šternberk schließliche aufgelöst und seitdem gehört die Stadt zum Okres Olomouc.
Noch einmal zog eine fremde Armee in die Stadt ein: 1968, während des Prager Frühlings wurde die Stadt von der polnischen Armee besetzt.
Bei unserem Besuch (wobei es war grimmig kalt) präsentierte sich die Stadt als kleines ruhiges Städtchen, in dem man vor allem die Burg, das Augustinerkloster, die Kirche und die Mariensäule von 1719 gesehen haben sollte.
Wer längere Spaziergänge liebt, kann sich auf die Spuren der Bergrennstrecke Ecce homo begeben.
Die Burg Šternberk
Täglich – außer Montag – kann die Burg nur in den Sommermonaten besichtigt werden. Zu allen anderen Zeiten ist sie an Wochenende oder zu speziellen Anlässen geöffnet. Bitte checkt vor eurem Besuch die Website, ob die Burg auch wirklich geöffnet ist.
Beim Besuch der Burg kann man unter unterschiedlichen Rundgängen wählen, die entweder die komplette Burg (auch die sehenswerte Küche) zeigen oder auf spezielle Themen eingehen. Mehr darüber findet ihr ebenfalls auf der oben angeführten Website, wo ihr auch die Tickets gleich online bei Bedarf erwerben könnt.
Wir waren zur Adventzeit unterwegs und konnten daher nicht nur das schöne Inventar bewundern, sondern auch gleich die verschiedenen Räume weihnachtlich geschmückt erleben. Mich hat das fast ein bisschen zu viel vom Interieur abgelenkt, das wirklich sehenswert ist und zuweilen auch kurios.
Die Burg zählt zu den ältesten Schlössern in Nordmähren und allein schon der Weg hinauf zum Gebäude ist beeindruckend. Reste eines zylindrischen Turms sind von der ursprünglichen gotischen Burgbefestigung erhalten. Seine Mauern sind vier Meter dick und hierher konnten sich die Burgbewohner zurückziehen und ihr Anwesen verteidigen, sollte die Vorburg von Feinden bereits eingenommen worden sein.
Im Inneren sieht man während des Rundgangs Werke von niederländischen, italienischen, deutschen, aber auch tschechischen Bildhauern und Malern. Lohnenswert ist immer auch ein Blick zur Decke, die mit Gewölben, Holzbalken oder Kassettendecken verziert sind. Wenn ihr durch die Räume geht, verpasst auch nicht einen Blick auf die Kachelöfen zu werfen. Die Sammlung ist außergewöhnlich.
Es lohnt sich die Räume in Ruhe zu durchwandern und sich auch die Details anzusehen, seien es die Schnitzereien, Bilder, Verzierungen oder unterschiedliche Wappengestalten (?).
Ein Highlight ist sicher auch der Aufzug, der aus Wien stammt und der mit seiner Sitzbank einiges mehr an Bequemlichkeit bietet als die Fahrstühle heutzutage. Auch der kleine Essensaufzug ist sehenswert. Es wurde also schon damals sehr praktisch gedacht.
Unbedingt sollte man einen Abstecher in die Schlossküche machen, die bei unserem Besuch auch noch in Betrieb war und wir haben es wirklich sehr bedauert, dass wir bei diesem Festessen nicht dabei sein konnten.
Allerdings erwartete uns im Vorraum eine Verkostung von hervorragender Schokolade und Pralinen, die uns dafür wieder entschädigte.
Übrigens: Mit der Olmütz-Card ist der Besuch kostenlos.
Burg Šternberk
785 01 Šternberk, Horní nám. 6
Tel: +420 585 012 935 (Burgverwaltung: Mo-Fr von 8-15 Uhr)
Email:
https://www.hrad-sternberk.cz
Das Augustinerkloster und die Kirche Maria Verkündigung
Bei unserem Besuch fiel mir als erstes die Kirche Maria Verkündigung auf. Die riesige Kirche wirkt fast deplatziert in der kleinen Stadt und liegt ganz in der Nähe der Burg. Leider reichte unsere Zeit nicht mehr für einen Besuch und auch das ehemalige Kloster, das sich jetzt in staatlicher Hand befindet und eine Galerie beheimatet.
Das Kloster und die Kirche wurde von Albert III. 1371 gegründet und war lange Zeit das kulturelle und auch wirtschaftliche Zentrum der Stadt. Besonders in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und im 18. Jahrhundert dauerte die Blütezeit an, wurde allerdings durch die Josephinischen Reformen, die die Aufhebung auch dieses Klosters zum Inhalt hatten, beendet.
Das führte dazu, dass der Verbindungsflügel, das ehemalige Verwaltungsgebäude und die Kirche auch heute noch der römisch-katholischen Kirche gehören, das Gebäude des ehemaligen Klosters befindet sich allerdings bis heute im Besitz der Stadt Šternberk.
Auch heute noch wird die Kirche regelmäßig für Gottesdienste genutzt, während andere Gebäude als Ausstellungsräume einer Galerie genutzt werden, die in den letzten Jahren durch eine Rekonstruktion historischer Räumlichkeiten entstanden ist und die als Dauerausstellung die Gemäldesammlung von Jan Krystof Handke, einem bedeutenden Maler des tschechischen Barocks zeigt, der eng mit dieser Region verbunden ist.
Neben der Dauerausstellung finden aber immer wieder auch Expositionen zeitgenössischer Künstler, Konzerte, Symposien und andere kulturelle Veranstaltungen statt.
Die Mariensäule
Am Platz vor der Kirche befindet sich auch die wunderschöne Mariensäule, die ihr auf jeden Fall auch eines Blickes würdigen solltet.
Noch ein Schlusstipp für Uhrenfans: Im Ort befindet sich auch ein kleines Uhrenmuseum.