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Viel hatte ich schon über dieses wunderschöne Schloss gehört – endlich habe ich es selbst gesehen.

Und es ist einen Ausflug immer wert.

Ein bisschen Geschichte, ein Rundgang und ein paar Gerüchte

Der Platz an der Thaya ist schon seit der Urzeit besiedelt und bereits früh scheint es zur Verteidigung der Grenze gedient zu haben. Seit dem 11. Jahrhundert gibt es auch Aufzeichnungen darüber und im Jahr 1100 wird es in der berühmten „Chronica Boemorum“ als Wranow erwähnt.

Der Eingang zur Schlossanlage
Der Eingang zur Schlossanlage

1323 tauscht König Johann von Luxemburg seinen Besitz Wranow und wie üblich auch die umliegenden Städte, Mühlen, Teiche und Wälder mit den Heinrich von Lipá. In der Folgezeit wechseln immer wieder die Besitzer der Burg, teilweise beginnt auch ihr Umbau. 1499 überlässt König Wadislaw II, den Lichtenburgern das Anwesen als freien Erbbesitz. Doch auch danach wechseln die Besitzer wieder in rascher Reihenfolge.

Der erste Blick auf das Schloss
Der erste Blick auf das Schloss

Vielleicht sollte man aber zumindest Ester von Dietrichstein erwähnen, die Tante des späteren mährischen Kardinal-Statthalters Franz, die eine bauliche Umgestaltung der vorderen Burg durchführt und die Eisenerzgrube, die Eisenhütte und mehrere Schmelzöfen gründet.

Für die neue Kapelle blieb nicht viel Platz
Für die neue Kapelle blieb nicht viel Platz

Im letzten Viertel des sechszehnten Jahrhunderts lasse sich dann die Herren von Althann in Vranov nieder. Dietrich von Althann erwirbt 1614 die Burg mit vier Städtchen, zehn Dörfern und über vierhundert Fronbauernfamilien. Als er sich allerdings am Aufstand der mährischen Stände beteiligt, wird sein Besitz konfisziert.

Blick zum Turm im Vorhof
Blick zum Turm im Vorhof

1629 kommt die Burg in den Besitz  von Johann Ernst von Scherfenberg, einem General Wallensteins. Stadt und Burg leiden stark unter den Greueln des Dreißigjährigen Krieges. 1645 wird die Stadt durch das schwedische Heer besetzt und ausgeplündert, doch die Burg kann nicht erobert werden. Als die kaiserliche Verstärkung anrückt, ziehen sich die Schweden zurück.

Noch immer wacht der Ritter
Noch immer wacht der Ritter

Nach einem Brand um 1665 kaufen die Stahrenberger das verwüstete Herrschaftsgut und bauen noch einmal die mittelalterliche Festung um, indem sie die nördliche Fassade der Wohngebäude vereinfachen.

Das Highlight des Schlosses: Der Ahnensaal
Das Highlight des Schlosses: Der Ahnensaal

1680 gelingt es dem Reichsgraf Michael Johann II von Althan den Besitz für die Familie wieder zurückzukaufen. Mit ihm beginnt der Umbau der Festung in ein Barockschloss. 

Der Blick zur Decke von Johann Michael Rottmayr im Ahnensaal
Der Blick zur Decke von Johann Michael Rottmayr im Ahnensaal

Die Familie war in der Vergangenheit – wie viele tschechische Adelige – mit dem Kaiser von Prag nach Wien übersiedelt und hatte ein wunderschönes Palais in der Bankgasse in der Nähe des Palais Liechtenstein. 

Noch ein Blick in den Ahnensaal
Noch einen Blick in den Ahnensaal

Vielleicht wurde er auch in Wien auf den jungen aufstrebenden Baumeister Johann Bernhard Fischer von Erlach aufmerksam, den er mit dem Umbau der Festung Vranov beauftragte. Dieser Auftrag war einer der ersten größeren Aufgaben, die Fischer von Erlach durchführte, erst danach wurde er nach Salzburg für den Bau der Kollegienkirche geholt. Der Magistrat von Brünn beauftragte ihn mit dem Bau des Parnassbrunnens bevor er wieder von Karl VI. nach Wien zurückgeholt wurde, wo er ein Palais nach dem anderen erbaute.

Blick zu den Ahnen der Althanns
Blick zu den Ahnen der Althanns

Auch Schloss Schönbrunn sollte um- und ausgebaut werden, aber die Kosten waren dafür so enorm, dass man von der Umsetzung Abstand nahm und es nur beim Entwurf blieb. Auch die Karlskirche in Wien ist ein Werk Johann Bernhard Fischer von Erlachs und wer sie und Vranov besucht, kann einige Gemeinsamkeiten entdecken. Schließlich war es zu seiner Zeit üblich, erfolgreiche Entwürfe und Umsetzungen immer wieder auch bei neueren Projekten einzubauen.

Noch einer der Ahnen ...
Noch einer der Ahnen ...

Der Umbau von Vranov als Barockschloss ist einzigartig. Erwartet man sich doch in dieser Zeit eher Schlösser in der Ebene mit weitläufigen Garten wie das Belvedere und nicht ein Schloss auf einem Felsen, wo man durch die natürlichen Gegebenheiten platzmäßig sehr eingeschränkt ist. Hier aber wurde auf den Torso der ursprünglichen Burg das Barockschloss „draufgesetzt“.  Ursprünglich hatte die Burg vier Flügel und einen schmalen Innenhof. Daher schuf man anstelle des nördlichen Flügels eine wunderschöne Terrasse, die auch heute noch einen bezaubernden Blick auf die Ortschaft, die Thaya und den Nationalpark bietet. 

Auch die "Inneneinrichtung" ist sehenswert
Auch die "Inneneinrichtung" ist sehenswert

Ansonsten wurde nicht all zu viel verändert: ein runder Turm mit Zugbrücke wurde dem Umbau ebenso geopfert wie die Kapelle im Nordflügel. Allerdings brauchte man dadurch eine neue Kirche und Platz war Mangelware. Dadurch würde die Kirche später mehr oder weniger in den Felsen gebaut. Anstelle der ursprünglichen Kapelle entstand eine beeindruckende Halle, die die Geschichte und den Ruhm der Familie Althan zum Ausdruck bringen sollte.

Blick in die Räume des Schlosses
Blick in die Räume des Schlosses

Damals war es üblich die Ahnenreihe (möglichst weit in die Vergangenheit), den Ruhm und Reichtum der Besitzer zu zeigen. Manchmal übertrieben sie die Ahnengalerien allerdings ein bisschen – so kann man in Vranov auch den Gründer und Architekten des römischen Weltreichs sehen – natürlich ein Ahne der Althans.

Im Schloss Vranov
Im Schloss Vranov

Die Standbilder in den Nischen stammen vom Wiener Bildhauer Tobias Kracker,  für die Stuck-Ornamente wurden italienische Meister nach Vranov geholt und Johann Michael Rottmayer schuf das allegorisch-mythologische Fresko in der Saalkuppel.

Im Schloss Vranov
Im Schloss Vranov

Wer den ovalen Ahnensaal mit seiner gewölbten Kuppel betritt, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Er ist auch die Dominante des Schlosses und dominiert die umliegende Landschaft, ist aber gleichzeitig mit ihr verwachsen. 

Schloss Vranov
Schloss Vranov

Als Michael Johann II. stirbt, führt sein Sohn den Umbau weiter. 

Dieser war der Stallmeister am kaiserlichen Hof, man könnte auch sagen: der Transportminister. So war er nicht nur für alle kaiserlichen Ställe verantwortlich (wie z.B. für Lipica oder Kladruby), sondern auch für die spanische Hofreitschule. Und sollte der Hof auf Reisen gehen, was er des Öfteren tat, war er der Hauptverantwortliche für die komplette Logistik.

Sie galt als Freundin des Kaisers und war eine kunstsinnige Mäzenin
Sie galt als Freundin des Kaisers und war eine kunstsinnige Mäzenin

Man erzählt sich, dass auch Karl VI. öfters nach Vranov kam. Immerhin war die Gemahlin von Michael Johann, Maria Anna Josepha Althann geb. Pignatelli, eine Freundin des Kaisers. Es gab sogar Gerüchte, dass sie mehr als eine Freundin war, manche meinen auch, dass sie mehr Einfluss auf den Kaiser hatte als ihr Mann. Maria Anna war auf jeden Fall eine große Mäzenin und Kunstliebhaberin. Sie lud auch den berühmten Librettisten seiner Zeit, Pietro Metastasio, dessen Librettis unter anderem von Mozart und auch Schubert (wenn auch mit Bearbeitung) vertont wurden, des Öfteren nach Vranov ein. Besonders nach dem Tod ihres Mannes muss er für Maria Anna eine besondere Stütze gewesen sein.

Blick auf den Triumpfbogen auf der Terrasse
Blick auf den Triumpfbogen auf der Terrasse

Auch Josef II. war später öfter in Vranov zu Gast. Man liebte es besonders im Herbst in den ausgedehnten Wäldern des Besitzes auf die Jagd zu gehen. Wobei Josef II. nicht bei allen Adeligen besonders beliebt war und seine Reformen auf erbitterten Widerstand stießen. So öffnete er unter anderem den Prater für die Öffentlichkeit. Ein Terrain, das bis dahin nur vom Adel betreten werden durfte und in dem der Adel der Jagd unter seines Gleichen nachgehen konnte. Schwere Vorwürfe wurden dem Kaiser zugetragen, schließlich wäre es ja durch die Öffnung möglich auf „gewöhnliche“ Leute zu stoßen. Die Antwort Josefs II. war kurz und bündig: „Wenn ich unter Meinesgleichen bleiben möchte, müsste ich in die Kapuzinergruft gehen und dort bleiben“.

Die Pallas Athene im Triumpfbogen auf der Terrasse
Die Pallas Athene im Triumpfbogen auf der Terrasse

Die Dreifaltigkeitskapelle mit der unterirdischen Gruft der Athaner entsteht nach nur zwei Jahren Bauzeit. Sie beeindruckt durch ein walzenförmiges Zentralschiff mit sechs gleichmäßig am Kirchenumfang verteilten Raumnischen, Ignaz Heinitz von Heinzenthal zeichnet für die Gemälde verantwortlich, der über den Altären die Themen Himmel, Paradies und das Jüngste Gericht darstellt, auf der Kuppelfreske zeigt sich der Schutzheilige des Adelsgeschlechtes der Athaner und der Kirche – der Erzengel Michael.

Blick auf die Thaya von der Terrasse
Blick auf die Thaya von der Terrasse

Nach dem Tod ihres Mannes kümmert sich auch die kunstsinnige Witwe um den weiteren Ausbau des Schlosses. Sie holt wahrscheinlich den Hofarchitekten Anton Erhard Martinelli nach Vranov und lässt die Schlossbrücke, einen Teil der vorderen Burg, die Kapellenfassade und das Kapelleninterieur umbauen. Zu dieser Zeit werden an der Treppe im Ehrenhof die zwei heute noch sichtbaren Statuen aufgestellt, die wahrscheinlich vom Italiener Lorenzo Mattieli geschaffen wurden un den Kampf Herakles gegen Antaios und Äneas zeigen, der seinen Vater aus dem brennenden Troja rettet. Beide Statuen gelten als ein persönliches Geschenk des Kaisers an seine Freundin.

Die beiden Statuen bei der Treppe sollen ein Geschenk Kaiser Karls VI. gewesen sein
Die beiden Statuen bei der Treppe sollen ein Geschenk Kaiser Karls VI. gewesen sein

Beim Rundgang durch das Schloss könnt ihr auch die Inneneinrichtung bewundern, wobei die Stuckarbeiten, Tapetenausschmückungen und Wandmalereien teilweise bis heute erhalten blieben.

Blick in den Ehrenhof
Blick in den Ehrenhof

1793 muss allerdings das Konkursverfahren über die Herrschaft eröffnet werden, die daraus von Josef Hilgartner z Lilienbornu erworben wird. Er wendet sich allerding eher der Gestaltung des Landschaftsparks zu und schafft ein Netz von Wanderwegen und Wasserläufen, kleine antike Tempel, Gartenlauben, künstliche Grotten, Steinbänke, Blumengärten und einen  See mit Wasserfall. Ein Fasanen- und Hochwildgehege mit einem Jagdschlösschen wird umgebaut, ebenso die Pferdeställe und Wagenhäuser vor dem Schlosseingang.

Blick auf eines der prominenten Geschenke und den Ehrenhof
Blick auf eines der prominenten Geschenke und den Ehrenhof

Im 1900 Jahrhundert steht das Schloss im Besitz der polnischen Familie Mniszek und später der mit ihr verwandten Familie Stadnicky. Ihr Interesse liegt aber weniger auf dem Schloss als auf dem wirtschaftlichen Bereich. 1816 wird von Stanislaw Mniszek die Steingutfabrik gekauft und Schritt für Schritt zu einem großen Werk umgebaut, das zu den angesehensten Keramikwerkstätten in ganz Böhmen zählt. Außerdem gründen sie eine Bibliothek, die sie auch laufend erweitern, es beginnt ein reges Theaterleben das Schloss zu beleben, sie Mniszenik sind leidenschaftliche und gute Komponisten, spielen selbst Kammermusik und laden Musiker, Komponisten und Schauspieler aus Wien nach Vranov ein.

Der Ehrenhof von Schloss Vranov
Der Ehrenhof von Schloss Vranov

1938 wird Vranov an Hitler-Deutschland angeschlossen, das Schloss mit dem Grundbesitz beschlagnahmt und an den deutschen Baron Gebhard von Wense-Mörse verkauft. Dieser kommt der Bitte der ehemaligen Schlossbesitzer nach, ihr persönliches Hab und Gut an ihren neuen Aufenthaltsort nachzuschicken.

Hoch oben am Turm
Hoch oben am Turm

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird das Schloss wieder konfisziert, die ehemaligen Besitzer kehren kurz zurück und schicken diesmal die persönlichen Gegenstände an den deutschen Baron  ehe das Schloss in den staatlichen Besitz übergeht und das denkmalgeschützte Objekt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

Blick vom Turm auf den Nationalpark
Blick vom Turm auf den Nationalpark

In den siebziger Jahren erfolgt eine umfassende Rekonstruktion und eine Generalsanierung. Die Interieurs werden neu aufgestellt, der Besichtigungsbereich wird ausgeweitet und das Mobiliar wird restauriert. 

Die Kirchturmspitze im Blick
Die Kirchturmspitze im Blick

Auf jeden Fall solltet ihr einen Blick auf den kleinen Ziergarten werfen. Durch die Platzknappheit war es nicht möglich ihn zu groß zu errichten, dennoch wurde er so angelegt, dass es fast zu jeder Jahreszeit blühende Blumen und Sträucher gibt, die den Blick erfreuen. 

Noch ein Blick auf die Kirche
Noch ein Blick auf die Kirche

Unbedingt muss man auch den Turm erklimmen, so dies möglich ist. Auch wenn ein bisschen Kondition notwendig ist, der Ausblick von oben auf die Thaya, den Nationalpark und die Dörfer in der Umgebung ist einfach nur wunderschön.

Selbst für ein kleines Schloss-Gärtlein hat man Platz gefunden
Selbst für ein kleines Schloss-Gärtlein hat man Platz gefunden

Es gibt drei verschiedene Besichtigungstouren: Die repräsentativen Innenräume (Grundführung), die Privaträume und die Kapelle und schließlich noch der Turm. Ich empfehle euch wirklich alle drei zu machen. Jede Runde hat ihre eigenen Schönheiten und wenn man schon einmal da ist, sollte man wirklich alles sehen.

Ein letzter Blick zur Kuppeldecke
Ein letzter Blick zur Kuppeldecke

Vranov nad Dyjí
671 03 Vranov and Dyjí, Zámecká 93
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www.zamek-vranov.cz

Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung der Remo-Agency und der Znaimer Region