Tschechien ist reich an Schlössern, dennoch gibt es wenige Wasserschlösser. Schoss Blatná ist eines davon und noch dazu ein sehr schönes.
Die Geschichte
Bereits im Jahr 1235 wurde Blatná zum ersten Male urkundlich erwähnt: Visemirus de Blatna wird als Besitzer der Wasserburg, die damals noch auf einer Insel im Fluss lag, genannt. Mit der Kreuzung eines Handelsweges der Straßen von Prag nach Strakonice und von Pilsen nach Písek entsteht eine Ansiedlung in der Nähe der Burg. Gerüchteweise sollen auch die Templer eine Zeitlang im Besitz der Burg gewesen sein.
Wie üblich wechseln die Herrscher im Rahmen der Jahrhunderte. Um 1520 herum wird die Wasserburg von Zdeniek Lev von Rosental zu einem Frührenaissanceschloss umgebaut, 1541 erwerben die Sternberger Blatná. 1601 erfolgt die Erhebung zur Stadt, Fischzucht wird eine der Haupterwerbsquellen der Bewohner.
Da ein Vorbesitzer kinderlos stirbt, kommt das Schloss in den Besitz der Grafen Kolowrat-Krakowsky, die sie bald danach an den Graf Serényi von Kis-Serény verkaufen, 1798 erwirbt schließlich der k.k. Kämmerer Wenzel Hildprandt Freiherr von und zu Ottenhausen das Schloss und die dazugehörige Umgebung. Er ist damit der erste der Familie, die auch heute noch – wenn auch mit Unterbrechungen – in den Besitz des ehemaligen Wasserschlosses.
Nach der Samtenen Revolution wurde das Schloss wieder an seine ursprünglichen Besitzer rückerstattet und in den letzten Jahren stilvoll unter den gestrengen Augen des Denkmalschutzes renoviert.
Mit ein bisschen Glück kann man auch die Baronin oder ihren Sohn in der Cafeteria treffen und mit ihnen ein bisschen über Familie und Schloss plaudern.
Und ihre Familiengeschichte kann man mit Fug und Recht als interessant bezeichnen.
Heute ist die Renovierung nahezu abgeschlossen (zu Ende ist sie ja bei einem Schloss nie) und man kann das Schloss und die Familiengeschichte bei verschiedenen Führungen kennenlernen. Und auch der Park ist einen Besuch wert. Tickets können online gebucht werden und Informationen über die Öffnungszeiten von Park und Schloss findet ihr hier; https://castle-blatna.com/
Die Legenden
Bevor wir uns nun auf einen Rund gang durch das Schloss und den Park begeben, möchte ich euch auch noch von zwei Legenden erzählen, die sich um die ehemalige Wasserburg ranken.
Der Turm
Im Mittelalter wurde das Schloss umgebaut und ein Turm sollte entstehen. Doch dieser musste immer wieder neu gebaut werden, dreimal stürzte er in sich zusammen.
Schließlich fragte man das Kräuterweiblein, das in der Burgküche kochte, um Rat und sie meinte, dass nur das Blut eines unschuldigen Mädchens den Bau vor dem Einstürzen retten könne. Kurze Zeit später verschwand ihre 17 Jahre alte Helferin, die taubstumm war und keine Angehörigen mehr hatte und einige Zeit später wurde der Turm fertiggebaut.
Die Chronik wiederum berichtet, dass die Burg 1850 – bereits im Besitz der Familie Hildprandt - instandgesetzt wurde. Dabei wurde von den Maurern eine hohle Wand entdeckt. Da man dachte, darin einen Schatz zu finden, wurde der Baron geholt und die Wand geöffnet. Hinter der Mauer fand man allerdings nicht den erhofften Schatz, sondern das Skelett einer jungen Frau.
Das Gemälde im Speisesaal
Bis ins 18. Jahrhundert soll es im Speisesaal des Schlosses ein großes Wandgemälde gegeben haben, das einen Mohren zeigte, der mit einer Laterne inmitten eines düsteren Waldgebietes auf einen großen Stein hinwies, umgeben von rotbekreuzten Templern. 1770 soll ein neu angestellter Kanzleibeamter das Gemälde untersucht haben und hinter dem angeleuchteten Stein einen Hohlraum gefunden haben. Als dann jedoch dieser geöffnet wurde, verschwand das Wandbild.
Die Führung
Wie schon erwähnt, gibt es verschiedene Führungen durch das Schloss, so dass man wählen kann, ob man alles sehen oder sich lieber für ein bestimmtes Thema entscheiden möchte.
Das Haus Hildprandt und seine Geschichte
Bei diesem Rundgang kann man die Geschichte der aktuellen Besitzer von Schloss Blatná entdecken. Man besuchte den Barockraum, wo man ein Bild der Mutter der heutigen Baronin aus dem Jahr 1940 sehen kann, als sie 24 Jahre alt war.
Neben den Bild kann man chinesische Fächer bewundern, der schönste wohl oben links aus Sandelholz und einen Fächer rechts, den man auch auf dem Bild dargestellt sieht, ist aus Elfenbein.
Außerdem führt die Tour durch den Galerieraum, den österreichischen Raum und die J.E. Purkyne gewidmeten Räume.
Interessant sind auch die Intarsienmöbel, ein Tisch zum Kartenspielen, der auch Schubladen für die Gewinne hat oder ein Schmuckkästchen, das viele Verstecke für Wertgegenstände bietet.
Die Galerie ist der größte Raum des Schlosses und hier finden auch Konzerte oder verschiedene Veranstaltungen statt. Natürlich kann man hier die Porträts der Familienmitglieder bewundern und wird mit dem Motto der Familie bekannt gemacht: Per angusta, ad augusta – durch Hindernisse zum Sieg.
Die Adelshäuser im Schloss Blatná
Die Familie Hildbrandt war nicht immer Besitzer des Schlosses. Auf diesem Rundgang kann man die Geschichte einiger Adelshäuser kennenlernen, denen vorher das Schloss gehörte.
Darunter die Grüne Kammer, die Kapelle und die Waffenkammer und weiter zur Jagdlounge, dem Speisezimmer, dem Herren-Rauchersalon und dem Empirezimmer.
Hier werden auch die Geschichten vom Aufbau, Umbau und Wiederaufbau des Schlosses erwähnt. So wurde es immer wieder umgebaut und erneuert – wobei sich auch Besitzer finanziell übernahmen und verkaufen mussten, die Gebäude brannten nieder und mussten wieder aufgebaut werden und der Wassergraben – das Schloss ist ja eines von nur drei Wasserschlössern in Tschechien – wurde gegraben.
Vom Mittelalter bis zur Gegenwart
Es ist dies die umfassendste Tour, die nicht nur die Geschichte des Schlosses erzählt, die Kapelle, die Waffenkammer, das Wachzimmer, die Jagdlounge, das Esszimmer, das Herren-Rauchzimmer, das Empire-Zimmer, das Barockzimmer und das Galeriezimmer miteinschließt, sondern auch einen tollen Blick von der Loggia des Palastes Rejt in den Wildpark bietet.
Und diesen Ausblick solltet ihr euch keinesfalls entgehen lassen. Der Park ist auf jeden Fall einen Besuch wert.
Der Park
Der Schlosspark ist mit seinen 42 Hektar das ganze Jahr über für die Öffentlichkeit zugänglich – und lädt zum Spazieren und Verweilen ein. An die 50 Stück Damwild bevölkern den Park und drei Alpakas laden ebenfalls zu einer kurzweiligen Wanderung durch die Grünflächen ein.
Es gibt Bäche, Brücken, Wege und Alleen. Ein künstlicher Hügel, erbaut durch Baron Franz in der südwestlichen Ecke des Parks, wartet mit Felsen und Höhlen, die durch einen Steintunnel verbunden sind auf die Besucher.
Einst beherbergte der Park auch eine Orangerie, ein Theater, ein Schweizer Haus, eine Loge und einen Schießstand, aber all das existiert heute nicht mehr.
Das einzige Gebäude im Park ist nun das Empire-Haus, in dem die Familie Hildbrandt jetzt wohnt. Als die Mutter der heutigen Besitzerin im hohen Alter zurückkehrte, waren ihr die vielen Stufen im Schloss bald zu beschwerlich. Daher adaptierte man das Empire-Haus im Garten und übersiedelte dorthin. Näher bei meinen Tieren, wie die heutige Schlossherrin zu sagen pflegt.
Im Park grasen aber nicht nur die Hirschen und Hirschkühe, sondern auch stolze Pfaue laufen den Besuchern immer wieder zwischen den alten Eichen über den Weg.
Kindertour
Bei der Tourgestaltung wird auch auf die Kleinsten nicht vergessen. Sie können in einer ganz auf Kinder abgestimmten Führung die Waffenkammer, das Wachzimmer, die Jagdlounge, das Esszimmer und die Südterrasse des Palastes Rejt besuchen.
Gruselig endet die Tour mit einem Besuch in der Folterkammer im Keller des Palastes Rejt.
Die Zeit in Äthiopien
Bei unserer Führung hat mich sehr die Ausstellung über die Zeit der Familie in Äthiopien beeindruckt. Kaiser Haile Selassie war es, der die Familie an seinen Hof in Äthiopien aufnahm.
Er war nicht nur oft zu Besuch in Karlsbad, sondern auch hier auf Schloss Blatná und seine Überredungskunst beim damaligen tschechischen Präsidenten sorgte auch dafür, dass die Familie ausreisen durfte. Bis zu seinem Tod war Baron Hildbrandt als Berater des Kaisers tätig, als danach in Äthiopien die Revolution ausbrach, musste die Familie erneut fliehen.
Aus dieser Zeit sieht man aber einige Erinnerungsstücke: Silberbesteck, Trinkhörner, Körbe, um Hühner oder Hülsenfrüchte zu transportieren, aber auch Trommeln für musikalische Zwecke, eine Sammlung von koptischen Kreuzen, aber auch Kuriositäten wie kleine Löffel an Lederbändern. Diese dienten dazu die Ohren der Garde des Kaisers zu reinigen. Der Kaiser sprach sehr leise und damit die Gardeangestellten ihn auch gut hören konnten, um seine Befehle auszuführen, waren sie angehalten mit diesen kleinen Löffeln regelmäßig ihre Ohren sauber zu halten.
Ein Besuch des Schlosses lohnt sich also in jedem Fall. Wer nach dem Rundgang und der Führung müde ist, kann sich bei einem ausgezeichneten Kaffee im Café des Schlosses entspannen oder setzt sich einfach auf eine Bank im Park, genießt den Sonnenschein und schaut dem Damwild beim Grasen und den Pfauen beim Radschlagen zu.
Hier noch ein paar Impressionen:
Schloss Blatná
388 01 Blatná, Na Příkopech 320
Tel: +420 734 651 505
Email:
www.castle-blatna.com