Štanjel ist ein kleiner Ort, eine der ältesten Siedlungen im slowenischen Karst. Burg, Kirche und der unterhalb des Ortes liegende Ferrari-Garten sind die Sehenswürdigkeiten, die man unbedingt gesehen haben sollte.
Der Name stammt von dem Heiligen, dem die Kirche geweiht ist: dem Heiligen Daniel, so ist der Ort im italienischen auch als San Daniele del Carso bekannt und aus Sankt Daniel in Deutsch oder San Daniele wurde kurz Štanjel.
Geschichte
Der Hügel und damit die erhöhte Lage des Ortes sicherte Štanjel einen strategischen Vorteil, da man von hier aus die Umgebung gut überblicken konnte. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum der Hügel schon in prähistorischen Zeiten besiedelt und schon während der Antike befestigt wurde. Archäologische Ausgrabungen haben gezeigt, dass bereits in der Hallstattzeit auf dem Hügel eine Festung errichtet war, die später von den Römern übernommen wurde.
1402 wird die Ortschaft zum ersten Mal im Görzer Urbar erwähnt, die Stadt ist im Mittelalter ein wichtiger Handelsposten und mit ihrer Burg konnte man die Straßen und die Umgebung vom Karst ins Wippachtal kontrollieren. Štanjel unterstand damals den Grafen von Görz, die auch die Festungsmauer, die die Einwohner vor den Osmanen schützen sollten, bauen ließen.
Nach dem Tod von Leonhard von Görz (1500) und damit dem Ende der männlichen Linie der Görzer Grafen ging Štanjel in den Besitz der Habsburger über und der Ort verlor zunehmend seine Bedeutung als Handelsposten.
1508 herrschte kurz die Republik Venedig über die Siedlung. Vom 16. bis zum 19. Jahrhundert residierten die Grafen Cobenzl in Štanjel (man kann ihr Wappen heute noch an einem Eingangstor sehen) und sorgten bis ins 17. Jahrhundert auch für einen kulturellen Höhepunkt des Ortes. Immerhin gehörten etliche Familienmitglieder zu den diplomatischen Vertretern des Hauses Habsburg. Sie bauten auch das Schloss zu einer ihrer Residenzen um und nutzten die Kirche als Familiengrabstätte.
1906 kam mit der Karst-Bahn der Anschluss von Štanjel an das Eisenbahnnetz, während des Ersten Weltkrieges war hier die österreichisch-ungarische Armee stationiert.
Zwischen den beiden Weltkriegen prägte Max (Maks) Fabiani das Bild des Ortes. Der Architekt wurde Bürgermeister der Stadt, er sorgte sich um deren Ausbau, gestaltete die Vila Ferrari mit dem Ferrari-Garten, installierte ein Wasserversorgungssystem und kümmerte sich um sein Elternhaus und die Gründe in Kobdilj.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden das Schloss und einige anliegende Häuser von jugoslawischen Partisanen niedergebrannt, dennoch findet man heute noch eine Erinnerung an den Duce in der Stadtmauer.
Erst in den 1960ern beginnt man mit der Erneuerung des alten Ortskerns und bei jedem Besuch gibt es etwas Neues zu sehen. Daher: ein Ausflug nach Štanjel lohnt immer (siehe auch unseren Beitrag in den Stories)
Das Schloss
Das Schloss dominiert den alten Ortskern und ist bereits von weitem sichtbar. Ursprünglich stand hier ein viel kleineres, mittelalterliches Gebäude der Görzer Grafen, das nach deren Aussterben von den Habsburgern an die Grafen Cobenzl als Lehen vergeben wurde, die das Schloss aus- und umbauten. Man vermutet, dass die Grafen um 1583 begannen, das Gebäude zu verändern, sein heutiges Erscheinungsbild eines Barock- und Renaissanceschloss hat es um das Jahr 1661 erhalten. Acht Jahre dauerte der Bau der zweiflügeligen Residenz mit einer hohen Mauer und dem monumentalen Renaissanceportal.
Die Herrschaft der Cobenzls dauerte bis 1810 (mit einem kurzen Intermezzo der Republik Venezia und der Familie Coronini aus Kromberk), dann war auch hier die männliche Linie erloschen und viele Besitzer wechselten sich ab.
Im Ersten Weltkrieg diente das Schloss der österreichischen Armee für ein Krankenhaus der Offiziere. Danach machte es Bürgermeister Max Fabiani zu einem Zentrum des gesellschaftlichen Lebens: eine Schule, der Gemeindesitz, eine Bibliothek und eine Ambulanz waren hier untergebracht und im Schlosshof veranstaltete man im Sommer Tänze, Konzerte und Theateraufführungen. Eine bemerkenswerte Steintreppe verbindet die beiden unterschiedlichen Hofebenen.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss bei einem Angriff der Partisanen stark zerstört, doch inzwischen erstrahlt es schon wieder fast im alten Glanz.
Der Schlosshof
Durch das Barockportal mit dem Wappen der Grafen von Cobenzl betritt man den wunderschönen Schlosshof mit seinem Steinbrunnen aus dem Jahr 1694. Hier ist das Bistro Grad Štanjel untergebracht, das für seine gute Küche (Schinken von Komel!) und ausgezeichneten Café bekannt ist. Ein schöner Platz zum Chillen und Ausruhen. Manchmal finden hier auch unterschiedlichste Veranstaltungen statt.
Museum Grad Štanjel
Im Schloss wurde 2021 ein interaktives Museum eröffnet, das den Besuchern die Entstehung und die Besonderheiten des Karsts auf spannende Weise näher bringt.
So kann man unter anderem nicht nur einen Blick in die Höhlen der Umgebung riskieren, sondern auch die starken Winde (Bora) am eigenen Leib kennen lernen, die hier zeitweise durch die Stadt wehen. Legenden über die Entstehung des Karsts werden ebenso erklärt wie die Schwierigkeiten der Wasserversorgung im Karstgebiet. Und wer will, kann sich auch noch als Baumeister der Steinmauern „versuchen“ und testen, ob er auch die großen Steinblöcke heben könnte.
Mehr über das Museum findet ihr unter www.visitstanjel.si. Die Informationen im Museum sind in slowenischer und englischer Sprache, aber im Informationszentrum, wo auch die Tickets verkauft werden, ist ein deutscher Museumsführer erhältlich, der die Ausstellung und ihre Objekte erklärt.
Die Galerie Lojze Spacal
Der Künstler zählt zu den bedeutendsten slowenischen Künstlern der Nachkriegszeit. Spacal wurde 1907 in Triest geboren, wo er auch lebte. Vor allem seine meisterlichen Grafiken beeindrucken die Besucher.
Eines seiner Ateliers befand sich im nahen Škrbina, wo er 2000 begraben wurde. Seine Bilder kann man in den Räumen über dem Museum im Schlosshof begutachten.
Bistro Grad Štanjel
Die Bezeichnung Bistro finde ich hier ziemlich untertrieben. Hier gibt es – für mich – den besten Pršut aus dem Karst von Q-Komel und man kann hier ausgezeichnet speisen und trinken. Mehr darüber findet ihr hier …
Der Turm am Haupttor
Im Quadratturm, der einst als Kapelle verwendet wurde und den man an seinen Rundbogenfenstern erkennen kann, befindet sich im 1. Stock eine permanente Ausstellung über das Leben und das Werk von Max Fabiani.
Der Turm am Weg nach Kobdilj
Dieser Turm sicherte einst den Zutritt aus dem Wippachtal, wurde aber in den 1930ern von Max Fabiani in den Gebäudekomplex der Villa Ferrari eingebunden und als Sommerspeiseraum genutzt. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er teilweise zerstört.
Der Ferrari-Garten
Unterhalb der sogenannten Villa Ferrari liegt der dazugehörige Garten, der ebenfalls von Max Fabiani gestaltet wurde. Diese „Villa“ entstand durch die Verbindung mehrere, aus dem Mittelalter stammender Häuser, die Fabiani für den Triester Arzt, seinen Schwiegersohn, Enrico Ferrari und seine Familie renovierte.
Fabiani kaufte die meisten, in der ersten Reihe gelegenen Gebäude und einige in der zweiten Reihe oberhalb des Parks auf und renovierte sie anschließend. Allerdings ließ er sie von der Straßenseite her unverändert. Sein Renovierungskonzept der Umwandlung der einstigen Bauernhäuser in eine Villa stellte ein Novum in der damaligen europäischen Architektur dar. Aber dies ist im Zusammenhang mit dem Garten nicht das einzige Bemerkenswerte.
Die Parkanlage entstand wahrscheinlich zwischen 1925 und 1935 in verschiedenen Abschnitten. Fabiani passte seine Gestaltung des Gartens hervorragend an das steile – früher öde – Gelände an und verwendete sowohl für die Karstgegend typische Umsetzungen wie Terrassen, Stützmauern aus Stein, Pergolen, aber auch andere Elemente, die die Ideale der damaligen Zeit widerspiegelten: So entstand ein Aussichtspavillon, das ovale Wasserbecken mit seinen Inselchen und die an Venedig erinnernden Brücke, Wasserfontänen und eine künstliche Grotte mit einer „Botticelli“-Muschel.
Auch das verwendete Baumaterial galt als innovativ zu dieser Zeit: vieles wurde aus Beton geformt, der sich nach dem Ersten Weltkrieg erst langsam durchzusetzen begann. Der Garten ist terrassenartig angelegt und ahmt damit das Baukonzept von Štanjel wunderbar nach. Neben Gemüse- und Blumenbeeten, den verschiedenen Pflanzen und Bäumen gibt es noch eine Boulebahn und die Besonderheit im Karst: ein Wasserbecken.
Auf den ersten Blick wirkt die Anlage mit seinem Teich und den Wasserfontänen dekadent, vor allem wenn man weiß, dass das ewige Problem des Karsts sein Wassermangel ist. So schnell wie es regnet, verschwindet der Regen Tropfen um Tropfen in den Tiefen des Bodens. Doch gerade hierin lag die Genialität des Architekten und Planers Fabiani: Er legte in Štanjel ein Wasserleitungssystem an, das das traditionelle System des Sammelns von Regenwasser mit einem komplexen System von Zisternen, Wasserleitungen, Abfluss- und Bewässerungskanälen verband und so die Villa und den Park bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts mit eigenem fließendem Wasser versorgte und so auch zur Unterhaltung und Zierde eingesetzt werden konnte.
Das Wasserbecken diente in diesem System auch und vor allem als Wasserspeicher, mit dem man den Garten und auch die Felder in der Doline unterhalb des Parks bewässern konnte. Im Winter brach man auf der Wasseroberfläche das Eis und sammelte es in der „Eisgrotte“ unterhalb des Aussichtspavillons. Leider wurde dieses System im zweiten Weltkrieg zerstört, ebenso wie einige Häuser und der Turm der einst im Nordosten den Gebäudekomplex abschloss.
Ein Panoramaweg verläuft heute um den Hügel herum und endet an einem schmiedeeisernen Tor mit dem Monogramm des Besitzers und bietet einen herrlichen Ausblick zum Branicatal und auf die Umgebung. 1999 wurde der Ferrarigarten, dessen Plan und Gestaltung wahrscheinlich immer nur im Kopf des Architekten und nie auf Papier existierte, wegen seiner außerordentlichen Eigenschaften zum Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung erklärt.
Das Karsthaus (Kraška hiša)
Das einstöckige Steinhaus an einer Gassenkreuzung in Štanjel nach dem Gemeindebrunnen zeigt, dass Menschen hier früher, wenn und wo immer es möglich war, Stein als Baumaterial verwendeten.
So wurde auch das Regenwasser vom Steindach mittels einer steinernen Regenrinne in den öffentlichen Steinbrunnen geleitet. Im Inneren befindet sich eine kleine Ausstellung mit ethnologischen Gegenständen. Die jeweils geltenden Öffnungszeiten erfahrt ihr am besten im Tourismusbüro am besten im Tourismusbüro unter +386 5 769 00 56, unter
Die Kirche des Heiligen Daniel
Die Kirche mit ihrer markanten Kirchturmspitze ist wie das Schloss bereits von weitem erkennbar und gilt als Wahrzeichen Štanjels. Sie wurde zwischen 1455 und 1460 auf demselben Platz wie die Vorgängerkirche gebaut und ist, trotz der später erfolgten Umbauten im Barockstil, ein bedeutendes Denkmal der gotischen Architektur im Karst. Auf ihren gotischen Ursprung weisen noch immer die zwei gotischen Eingänge auf der Außenseite, die zugemauerten Fenster sowie eine Reihe äußerer Stützen beim Presbyterium hin, wie auch der gotische Spitzbogen im Inneren der Kirche.
Im 17. und 18. Jahrhundert erhielt die Kirche dann ihr barockes Erscheinungsbild, wobei die Steinaltäre wahrscheinlich aus der Künstlerwerkstatt Lazzarini in Görz stammen. Interessant ist auch die Reliefdarstellung des Schlosses Štanjel auf dem Hauptaltar und die zwei Holzstatuen der Heiligen, die Werke des steirischen Bildhauers Johann Straub sind.
1609 wurde der Kirchturm gebaut, der mich immer wieder an eine langgezogene Bischofsmütze erinnert, die zum Symbol Štanjels wurde.
1944 wurde diese zusammen mit dem Glockenturm zerstört. Fabiani arbeitete dafür einen Renovierungsplan aus und konnte sogar die Militärverwaltung des Freien Triester Territoriums überzeugen, die Renovierung zu finanzieren. Leider reichte es nicht mehr für eine Erneuerung des Kircheninneren, 1950 waren die Geldmittel zu Ende.
Außen wie im Inneren der Kirche kann man Grabsteine der Grafen Cobenzl und anderer wichtiger Familien des Ortes und der Umgebung sehen. An der Fassade der Sakristei befindet sich ein Denkmal von Bischof Anton Mahnič, das von Evgen Guštin stammt.
Tourismusinfo und weitere Links
Die Touristinformation befindet sich neben dem Bistro Grad Štanjel im Schlosshof
TIC Štanjel
6222 Štanjel, Štanjel 1a
Tel: +386 5 769 00 56
Email:
https://www.visitstanjel.si/de/
Weitere Infos über den Karst: https://www.visitkras.info/de
Hier findet ihr noch einen Plan von Štanjel und je eine Broschüre über den Fabianiweg und über Fabianis Štanjel zum downloaden.
Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung von MGM Best Press Story