Nova Goriza, aber auch Görz auf der italienischen Seite hat eine ganz besondere Geschichte.
Görz galt früher als das kulturelle Zentrum der Goriška, durch seine besondere Lage zwischen den Julischen Alpen und dem Mittelmeer wurde es auch als das Nizza der Österreich-Ungarischen Monarchie bezeichnet. 2025 werden beide Städteteile zusammen zur europäischen Kulturhauptstadt.
Das nahe Solkan war im Mittelalter wichtiger als Gorica, erst später wurde aus dem slawischen Gorica Görz und die Stadt wuchs zum kulturellen und wirtschaftlichen Mittelpunkt der ganzen Region heran. In der Stadt lebten vereint Slowenen, Friauler, Deutsche, Österreicher, Italiener, Juden, Christen und mehrere Sprachen zu beherrschen war für die damaligen Bewohner selten ein Problem.
Das Ende des Zweiten Weltkriegs teilte schließlich die Stadt: zuerst besetzten jugoslawische Partisanen den Görzer Bahnhof der Wocheiner Bahn (Ferrovia Transalpina) und erhoben Anspruch auf die Stadt. Doch der Frieden von Paris im Jahr 1947 teilte die Stadt zwischen Italien und Jugoslawien: Der kleine östliche Teil mit dem Bahnhof wurde Jugoslawien zugesprochen und darauf aufbauend entstand Nova Gorica.
Durch den EU-Beitritt Sloweniens im Jahr 2004 und mit dem Inkrafttreten des Schengen-Abkommens 2007 verwischt sich die Grenze nun wieder mehr und mehr. Besonders am Bahnhofsplatz, heute Europaplatz, kann man ohne Probleme vom slowenischen Teil in den italienischen und wieder zurück gelangen, auch an jeder anderen beliebigen Stelle kann heute das Nachbarland besucht werden. So kommt wieder zusammen, was früher zusammen gehörte – der EU sei Dank.
Nova Gorica ist am Reißbrett als urbanes Zentrum entstanden. 1948 wurde der Grundstein gelegt, seit 1995 ist hier auch eine Universität. Nova Gorica ist eine junge Stadt, die weniger mit alten Kulturgütern lockt, denn mit Spielcasinos und Unterhaltung.
Dennoch gilt sie als die Stadt der Rose (wozu auch der Radicchio beiträgt, doch davon später) und als Stadt des guten Geschmacks.
Damit sind nicht unbedingt die Gebäudekomplexe gemeint, sondern viele kleine feine Lokale und Restaurants, die in der Stadt und in der näheren Umgebung mit ihrer Küche und den ausgezeichneten Weinen dafür sorgen, dass ein Besuch in der Stadt ein einzigartiges Geschmackserlebnis beinhaltet.
Dennoch: zuerst machen wir uns noch zu einigen Sehenswürdigkeiten auf.
Das Kloster Kostanjevicia
Auf einem 143 Meter hohem Hügel am Rande von Nova Gorica steht die Kirche Mariä Verkündigung und das ihr angeschlossene Kloster. Kostanjevicia oder Kapela (wie die Einwohner von Nova Gorica den Ort nennen) ist eine alte Wallfahrtsstätte. Um den Zeitpunkt wann hier die erste Kirche gebaut wurde ranken sich zahlreiche Legenden.
Urkundlich belegt ist jedoch, dass Graf Matthias Thurn 1623 hier ein kleines Kirchlein erbauen ließ, dessen Bildnis der Gottesmutter im Inneren Gläubige aus der Umgebung anzog. Außerdem beauftragte der Graf auch den Bau eines Klosters, das die Kameliter über 130 Jahre verwalteten und immer wieder ausbauten und verschönerten. Durch den Erlass Kaiser Joseph II. wurde jedoch 1781 auch dieses Kloster aufgehoben, die Kameliter zogen weiter. Erst 1811 kamen die Franziskaner hierher und blieben bis heute.
Während des Ersten Weltkriegs wurde die Kirche zerstört, doch von 1924-1929 wieder renoviert. Auch die Stuckaturen wurde wieder hergestellt, sodass man sie heute wieder in ihrer ursprünglichen Schönheit bewundern kann. Im Mittelteil des Hauptaltars sieht man ein Bildnis der Gottesmutter mit Jesuskind, umgeben von einem Strahlenkranz. Der Künstler, Leonardo Rigo, malte die Mutter Gottes vor einem Kastanienbaum, weshalb sie in der Gegend auch als „Kastanien-Maria“ bekannt ist.
Das Fresko an der Decke des Schiffes stellt Maria Krönung dar und ist ein Werk des friulanischen Malers Giovanni Moro. 23 steinerne Grabplatten beweisen die enge Verbindung der adeligen Görzer mit dieser Kirche.
Die Bourbonengruft
Unter der Kirche in der Gruft ruhen die letzten Mitglieder der französischen Königslinie der Bourbonen, darunter Frankreichs letzter König, Karl X. Während sein Vorgänger noch bemüht war, royalistische Grundsätze mit den Ideen der Revolution zumindest teilweise in Einklang zu bringen, ist Karl X. ein Anhänger ultraroyalistischer Strömungen und versucht das Rad der Geschichte zurückzudrehen und die Revolution ungeschehen zu machen.
Am 27. Juli 1830 hat das liberale Bürgertum davon genug und es kommt zur sogenannten „Julirevolution“: Karl muss fliehen. Zuerst sucht er mit seiner Familie Zuflucht in Edinburgh in Schottland, reist dann aber nach Prag weiter. Doch in Prag herrscht die Cholera, worauf man gerne die Einladung des Grafen Coronini annimmt und nach Görz kommt. Doch es war bereits zu spät: Karl stirbt 17 Tage nachdem er in Görz eingetroffen ist. Karl bsuchte zwar weder die Kirche noch das Kloster, aber er konnte die Kirche vom Fenster seines Krankenbetts aus sehen – vielleicht entsprang daher auch der Wunsch hier begraben zu liegen.
In der Krypta der Kirche fanden noch weitere Angehörige der Bourbonen ihre letzte Ruhestätte:
Ludwig XIX., Herzog von Anoulême, der älteste Sohn Karls X. Er starb ebenfalls in Görz im Palais des Grafen Strassoldo.
Maria Theresia Charlotte, Herzogin von Angoulême, Gemahlin Ludwigs XIX. und Tochter Ludwigs XVI. und seiner Gattin Maria Antoinette, der Tochter der österreichischen Kaiserin Maria Theresia.
Heinrich V., Graf von Chambord, Sohn von Karl Ferdinand und Enkel Karl X. Er war der letzte Vertreter der französischen Linie der Bourbonen.
Maria Theresia Beatrice Gaetana, Erzherzogin von Österreich-Este, Gemahlin Heinrichs V. Sie sorgte dafür, dass alle Familienmitglieder der Bourbonen im Exil in derselben Gruft ruhen.
Luise Maria Theresia, Herzogin von Parma war die Schwester Heinrichs V. Nach dem gewaltsamen Tod Karl III., Herzog von Parma, herrschte sie als Regentin anstatt ihres minderjährigen Sohnes. Sie war die Großmutter der letzten österreichischen Kaiserin, Zita.
Französische Besucher nennen diesen Ort auch das „kleine St. Denis“.
Die Bibliothek
In der Bibliothek des Franziskanerklosters, die nach dem größten slowenischen Linguisten des 19. Jahrhunderts – Pater Stanislav Škrabec – benannt ist, der hier 42 Jahre lebte, finden sich an die 11.500 Bücher. Sie sind in 25 verschiedenen Sprachen abgefasst, die meisten in Deutsch, Latein und Italienisch.
Thematisch ist fast alles dabei: Kochbücher, Wörterbücher, Enzyklopädien, Bibeln und vieles mehr. Besonders wertvoll sind die 30 Inkunabeln, sowie Drucke aus der Zeit vom 16. bis 19. Jahrhundert, darunter ein Exemplar des ersten, von Adam Bohorič verfassten Grammatikbuchs der slowenischen Sprache.
Nur mehr 26 Exemplare gibt es davon weltweit und dennoch ist dieses aus dem Jahr 1584 ein ganz besonderes: es trägt als einziges eine Widmung des Autors.
Der Rosengarten
2004 wurde im ehemaligen Klostergarten an der Südfassade der Klostermauer eine Sammlung von Bourbon-Rosen angelegt. Die Sammlung gehört heute zu den größten und vollkommensten, immerhin kann man hier 49 Sorten der bisher bekannten 80 verschiedenen dieser alten Rosengruppe finden.
Die Rosen bekamen ihren Namen nach einer Insel im Indischen Ozean, die im 19. Jahrhundert den Namen Ile de Bourbon trug. Sie entstanden durch eine zufällige Kreuzung zweier alter Rosensorten: der chinesichen Old Blush und der europäischen Damaskusrose Quatre saisons. Versäumt nicht bei euren Besuch auch durch den Rosengarten zu wandern: nicht nur das Aussehen der Rosen beeindruckt, sondern auch ihr Duft.
Das Franziskanerkloster ist an Werktagen von 9:00 bis 12:00 und von 15:00 bis 17:00 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 15:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Für Gruppen ist eine vorherige Anmeldung notwendig. Eine Besichtigung der Bibliothek ist nur für Gruppen und nach vorheriger Anmeldung möglich.
Kloster Kostanjevica
5000 Nova Gorica, Škrabčeva 1, p.p. 303
Tel: +386 5 330 77 50
Email:
www.samostan-kostanjevica.si
Rosen und Nova Gorica
Eine Rose findet sich auch im Wappen der Stadt Nova Gorica. Und auch eine andere Rose gehört zu den Wahrzeichen der Stadt und der Region: die Rose des Radicchio und damit ist wohl wieder der Bogen zur Kulinarik hergestellt. Die Geschichte dieser „Rose“ begann nach 1866, nachdem die Technik des Bleichens des Radicchio bei den lokalen Bauern eingeführt wurde. Baron Karl von Czernig Czernhausen schrieb in seinem Buch „Das Land Görz und Gradisca“ ebenso begeistert darüber wie Rihard Dolenc, welch gute Eigenschaften und guten Geschmack der Radicchio aus dieser Region hätte. Bald war er weit über die Gegend hinaus bekannt: in Ljubljana, in Graz, sogar bis nach Wien wurde der Chicoree geliefert. Haltet also Ausschau nach der Rose von Nova Gorica, den „Sukenski regut“, wie ihn die Einheimischen nennen; am besten auf den Märkten und auf den Speisekarten...
Der Bahnhof
Das Bahnhofsgebäude im Jugendstil ist das älteste öffentlich Gebäude in Nova Gorica und wurde zur gleichen Zeit wie die Bohinjer Eisenbahnstrecke im Jahre 1906 gebaut. Im Sommer 1906 folgte die feierliche Eröffnung der Strecke, die eine Verbindung zwischen Wien und Triest darstellte. Früher verlief die Grenze zwischen Italien und Slowenien entlang der Bahnschienen, heute – mit dem Beitritt Sloweniens in die EU und dem Inkrafttreten des Schengen-Abkommens – ist der Grenzübergang zwischen beiden Staaten an vielen Stellen möglich und kein Problem mehr.
Europaplatz
Hier sieht man am deutlichsten die Vorteile der EU: die Stadtverwaltungen von Gorica und Nova Gorica beschlossen nach dem EU-Beitritt Sloweniens ein besonderes Zeichen zu setzen: den Europaplatz, einen neuen gemeinsamen Stadtplatz vor dem Bahnhof. Das Motiv des runden Mosaiks in der Mitte wurde durch einen internationalen Kunstwettbewerb ausgewählt und ist ein Werk des Triestiner Künstlers Franko Vecchiet. Zwei Platten – eine auf der slowenischen, die andere auf der italienischen Seite – tragen die Aufschrift „mozaik nove Europe“ – das Mosaik des neuen Europas.
Die Basilika Sveta Gora
Bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts war der Hügel ein Wallfahrtsort mit großer Tradition und einer dreischiffiger Basilika, die Elemente der Spätgotik und der Renaissance vereinte. Im Juni 1915, im Ersten Weltkrieg, wurden allerdings die Kirche, das Kloster und die Unterbringungsmöglichkeit für die Pilger auf der Anhöhe zerstört. Hier entlang des Flusses verlief die Soča-Front, deren 12 Schlachten schreckliche Verwüstung und zahlreiche Opfer verursachten. In Erinnerung an diese Zeit schufen Bergsteiger aus Nova Gorica am Südhang der Anhöhe einen markierten Weg, der größtenteils an den Schützengräben und durch die Kavernen des Ersten Weltkriegs führt.
Die heutige Basilika stammt aus 1928 und wurde nach den Plänen von Silvan Baresij gebaut. Von der Anhöhe aus kann man einen wunderschönen Ausblick auf die Julische Alpen, das Waldgebiet Trnovski gozd und den Karst bis hin zum Meer, auf die Weinberge der Brda, die Karnischen Alpen und die Dolomiten genießen.
Franziskanerkloster Sveta Gora
5250 Solkan, Sveta Gora 2
Tel: +386 5 330 40 20
www.svetagora.si
Stadt der Casinos
Nova Gorica ist jung und am Reissbrett entstanden, eine Altstadt mit alten Häusern oder der Atmosphäre früherer Zeiten fehlt. Besucher, die darauf Wert legen, müssen in den italienischen Teil der Stadt ausweichen. Wer aber gerne einmal sein Glück auf dem Spieltisch versuchen möchte, der ist in Nova Gorica richtig. Im Hotel Perla oder im Hotel Park kann man sich so richtig die Nacht um die Ohren schlagen.
Es warten zahllose unterschiedliche Spielautomaten, amerikanisches und französisches Roulette, verschiedene Pokerarten, Black Jack, Bingo und vieles mehr auf die Casino-Fans. Tagsüber kann man sich in den Spas verwöhnen lassen oder durch die Stadt streifen.
Kulinarik und Wein
In der Stadt und im nahen Wippach-Tal sind die Kulinarik und der Weingenuss zu Hause. Egal, ob man es lieber bodenständig oder molekular, ob man lieber Fisch oder Schinken bevorzugt, ein kleines feines Restaurant oder eine Buschenschank – in dieser Region findet jeder sein Lieblingslokal und seinen Lieblingswinzer. Hier treffen Geschmäcker und Einflüsse der Küche des Karsts und der Brda, des Wippachtals, von Friaul und der italienischen Küche zusammen.
Auch der Wein hat im Vipava-Tal eine lange Geschichte und die Auswahl an internationalen und autochthonen Sorten kann einen Weinliebhaber schon begeistern. Das Klima unterstützt das Reifen der Trauben und Zelen, Pinela, Malvazija oder Rebula sollte man unbedingt probieren.
Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung von MGM Best Press Story