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Hier in Lipica liegt die Heimat „unserer“ weltberühmten Lipizzaner und ihrer spannenden Geschichte.

Der Name und die Herkunft

Die Lipizzaner sind im wahrsten Sinne des Wortes Europäer. Einige ihrer Vorfahren kamen aus Spanien, die ersten Zuchterfolge gab es hier in Lipica, einige Vorfahren stammen sogar aus Arabien und des öfteren mussten sie auf Grund von Kriegshandlungen in andere Länder fliehen oder sie wurden nach dem Krieg auf verschiedene Länder aufgeteilt (zumindest nach den heutigen Staatsgrenzen).

Der Name

„Lipa“ ist das slowenische Wort für Linde. Ein Baum, der auch in der Karstregion im heutigen Slowenien häufig vorkommt. Mitte des 14. Jahrhundert soll sich im Bereich des heutigen Gestüts ein kleiner Gasthof befunden haben, vor dem eine kleine Linde stand, die der Ausschank den Namen „Pr‘ lipci“ gab.

Blick auf einen Stall im Gestüt Lipica
Blick auf einen Stall im Gestüt Lipica

Später wurde der Namen nicht nur für die kleine Siedlung, sondern auch für das Landgut der Bischöfe von Triest übernommen, die hier eine Residenz und eine Pferdezucht unterhielten.

Die Lipizzaner

Die Lipizzaner sind eine der ältesten kulturellen Pferderassen in Europa, ja sogar auf der ganzen Welt. Bekannt sind sie als weiße Pferde, doch sie werden dunkel geboren, auf Grund eines mutierten Gens werden sie jedoch nach drei bis vier Jahren grau bis hellgrau und weiß.

Am Anfang sind die Fohlen noch dunkel
Am Anfang sind die Fohlen noch dunkel

Lipizzaner sind mittelgroß, warmblütig, mit einem edlen Kopf und großen dunklen und lebhaften Augen. Charakteristisch sind auch ihr langer und gerader Rücken, ein muskulöses Kreuz und eine tiefe und breite Brust. Buschiges, aber wie Seide dünnes Rosshaar zeichnet die Mähne und den Schwanz aus.

Lipizzaner sind neugierig
Lipizzaner sind neugierig

Die Lipizzaner sind intelligent, stolz und würdevoll, haben ein lebhaftes Temperament, sind ausdauernd und lernen schnell. Mit diesen Eigenschaften sind sie hervorragend geeignet sich klassische Dressurelement zu merken und auch alle Arten von Reitaktivitäten im Sattel und im Gespann durchzuführen.

Die Pferde in der Früh auf dem Weg zur Weide
Die Pferde in der Früh auf dem Weg zur Weide

In der Spanischen Hofreitschule in Wien treten inzwischen nicht mehr die Pferde aus Lipica, sondern aus dem österreichischen Piber auf, aber auch in Lipica kann man Vorführungen von Dressur, aber auch Kutschenfahren sehen. Die Spanische Hofreitschule jedoch ist die weltweit älteste Reitschule, die die klassische Reitkunst in der Renaissancetradition der „Hohen Schule“ seit mehr als 450 Jahren lebt und unverändert pflegt.

Gestüt Lipica
Gestüt Lipica

Damit zählt sie auch zum immateriellen Unesco Kulturerbe der Menschheit. Dabei werden die natürlichen Bewegungsveranlagungen des Pferdes studiert und durch systematisches Training zur höchstmöglichen Eleganz der Hohen Schule zu kultiviert. Mensch und Pferd stehen zu jeder Zeit auf Augenhöhe, es entsteht eine unvergleichliche Harmonie zwischen Reiter und Hengst.

Unser Besuch in Lipica – Was man alles sehen kann

Wir waren im Rahmen einer Pressereise in Lipica, haben eine wunderbare Nacht im Hotel Maestoso verbracht und dann das Gestüt besucht.

Historische Stallungen in Lipica
Historische Stallungen in Lipica

Mit einem „Golfwagerl“ fahren wir über das weitläufige Gelände, werfen einen verbotenen Blick in die "Morgenarbeit" in der Reithalle, sehen zu, wie die Stuten mit ihren Fohlen auf die Weide galoppieren, und besuchen die verschiedenen Ställe, wo wir von den Pferden neugierig beäugt werden.

Immer wieder trifft man auf Reiter
Immer wieder trifft man auf Reiter

Ein Besuch lohnt sich nicht nur für Pferdeliebhaber, aber für die natürlich ganz besonders.

Im Museum kann man auf einen Lipizzaner Platz nehmen
Im Museum kann man auf einen Lipizzaner Platz nehmen

Allein der Herde bei ihrem morgendlichen Trab auf die Weide zuzusehen ist es wert. Als die Gruppe mit den Fohlen unser „Journalistenhäufchen“ am Wegesrand entdeckt, bleiben sie einmal vorsichtig stehen. Wir sind ihnen unbekannt und da bleibt man eher auf Distanz. Erst als wir ein wenig vom Zaun zurück oder in die Knie gehen, trabt die Herde weiter an uns vorbei. 

Lipizzaner in Lipica
Lipizzaner in Lipica

Wer sich umblickt, wird immer wieder einen Reiter erkennen oder ein Grüppchen von Pferden entdecken können. Hier kann man auch sehr gut sehen, dass die Pferde in jungen Jahren eben nicht weiß sind, sondern dies erst im Laufe der Jahre werden.

Blick in die Reithalle
Blick in die Reithalle

Während man auf den jahrhundertealten Alleen spazieren geht, kann man die Pferde immer wieder auf ihren Weiden beobachten.

Wenn den Kindern das „Pferdeschauen“ zu fad werden sollte, wartet der Spielplatz, man kann eine Kutschenfahrt mit Lipizzanern buchen, die Geschichte der Kutschen im Kutschenmuseum erkunden oder das wirklich sehenswerte Lipizzanermuseum besuchen.

Auch eine Kutschenfahrt macht Spaß
Auch eine Kutschenfahrt macht Spaß

Danach ist eine Stärkung mit köstlichen Karst-Spezialitäten angesagt. 

Die Geschichte der Pferde und des Gestüts

Die ersten Aufzeichnungen führen in das Jahr 1576 zurück, in dem Erzherzog Karl II., der Sohn von Kaiser Ferdinand I. von Habsburg,  beschloss, aus dem heruntergekommenen Dorfschloss des Bischofs von Triest ein Gestüt für zivile und militärische Zwecke zu machen. 

Im Gestüt Lipica
Im Gestüt Lipica

Bereits unmittelbar nach der Übernahme des Landgutes wurden in Spanien 6 Zuchtshengste und 24 Zuchtstuten gekauft. 1585 waren alle wesentlichen Gebäude, Wassertanks und Pferdetränken fertig.

Im Eingangsbereich der Reithalle
Im Eingangsbereich der Reithalle

Da die Zucht erfolgreich verlief, mussten zunehmend Ländereien rund um das Grundstück angekauft werden – auch um genügend Heu für die Versorgung der Pferde zu erwirtschaften. 

Blick in einen Stall des Gestüts Lipica
Blick in einen Stall des Gestüts Lipica

Unter der Herrschaft von Kaiser Leopold I. erreichte Lipica seinen ersten Höhepunkt und musste erweitert werden: 1703 wurde mit dem Bau der Velbanca, dem ältesten, bedeutendsten und schönsten Stall für die Zuchthengste im Gestüt begonnen.

Gestüt Lipica
Gestüt Lipica

Mitte des 17. Jahrhunderts wurden die ursprünglichen Einwohner von Lipica – sieben Familien – umgesiedelt, da man für das Gestüt weiteren Platz brauchte. Und es wurde weiter ausgebaut. Unter Kaiser Joseph I. wurden neue Ställe, Wohnungen für Angestellte und eine Kirche mit einer Kapelle errichtet. Auch unter der Regentschaft von Kaiser Karl VI. wurde Lipica erweitert, neue Gebäude gebaut, weiteres Land erworben.

Gestüt Lipica
Gestüt Lipica

1729 begann man in Wien den Bau der Hofreitschule, die 1733 eröffnet wurde. Bei der Eröffnung der Hofreithalle traten bereits 54 Lipizzanerhengste auf.

Im Lipizzanermuseum
Im Lipizzanermuseum

Maria Theresia ließ etliche Vergnügungen – heute würde man sagen: Events – in der Hofreitschule organisieren. Ihr Mann Franz Stephan jedoch interessierte sich sehr für die Zucht. Zu dieser Zeit entwickelten sich die Lipizzaner wie wir sie heute kennen. Vier Hengstlinien aus dem 18. Jahrhundert haben sich sogar bis heute erhalten: Pluto, Conversano, Favory und Napolitano.

Blick ins Museum
Blick ins Museum

In der weiteren Entwicklung des Gestüts wurde nicht nur immer wieder die Verlegung der Pferde diskutiert, sie mussten auch immer wieder vor kriegerischen Auseinandersetzungen in Sicherheit gebracht werden. So flüchteten Pferde und Reiter einmal bis nach Székesfehérvar in Ungarn.

Das Gestüt kam unter französischen und italienischen Besitz, um dann doch wieder österreichisch zu werden. Auch ein schweres Erdbeben 1802 zerstörte die Ställe und tötete viele Pferde.

Im Lipizzanermuseum
Im Lipizzanermuseum

1810 gilt als das Geburtsjahr der fünften klassischen Hengstlinie, die bis heute erhalten wird. In diesem Jahr wird der Araber Hengst Siglavy geboren, der nach Lipiza übernommen wird.

Nach all den Wirren werden auch die Stammbaumbücher der überlebenden Pferde erneuert und man führt die Zuchtbücher ab diesem Zeitpunkt doppelt: Eine Version bleibt im Gestüt als Arbeitsbuch, das zweite wird in der Hofburg in Wien aufbewahrt. Kaiser Franz II. sorgt in der Folge, dass neue, überwiegend arabische Rassen ins Gestüt gebracht werden. 

Blick ins Museum
Blick ins Museum

1837 kommt der Hengst Maestoso X aus Kladrubec, der im ungarischen Mesöhegyes gezüchtet wurde nach Lipiza und sorgt für eine weitere klassische Linie. Damit sind nun auch tschechische und ungarische Wurzeln vorhanden.

Wieder überlegt man die Absiedelung des Gestüts, aber Kaiser Franz Joseph I. beschließt das Gestüt in Lipica zu belassen, und beauftragt Graf Karel Grünne mit dem Aufbau und der Erweiterung des Gestüts.

1880 kann bereits der 300. Jahrestag des Gestüts gefeiert werden, 1892 wird der letzte österreichische Gestütsverwalter, Emil Finger, ernannt.

Gestüt Lipica
Gestüt Lipica

Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges müssen die Lipizzaner wieder aus dem Gestüt flüchten und das Ende des Krieges besiegelt auch das Ende des kaiserlichen Hofgestüts Lipica. Man verhandelt die Aufteilung der Pferde, 109 kehren nach Lipica unter italienischer Herrschaft zurück. Drei Lipizzanergestüte – Lipica, Piber, Kladbury – kümmern sich nun um die Aufzucht der Pferderasse.

Blick ins Museum
Blick ins Museum

In Lipica „stockt“ unter Führung der Italiener die weitere Aufzucht. Der Zweite Weltkrieg bricht aus und nach der Kapitulation Italiens wird Lipica von deutschen Truppen besetzt, die die Pferde nach Hostinec ins Sudetenland bringen. 

Nachdem die Tschechische Republik nun zur Sowjetzone gehört, scheint die Rückkehr der Pferde schwierig, die weitere Aufzucht im alten Lipizzaner Gestüt gefährdet. Lipica wird zu einem Stützpunkt für Lastwagen und Panzer. Nach dem Abzug der Alliierten gehört Lipica zur Föderativen Volkrepublik Jugoslawien, nur 11 Pferde der Herde werden zurückerstattet.

Zum Gestüt gehört nicht nur ein Hotel, sondern auch ein Golfplatz
Zum Gestüt gehört nicht nur ein Hotel, sondern auch ein Golfplatz

Auch in der Nachkriegszeit setzt sich die wechselhafte Geschichte des Gestüts fort. 1952 wird eine Abteilung für die Hohe Reitschule und Dressur gegründet, doch das Gestüt verliert den Status als staatliches Institut und hat zunehmend mit Finanzierungsproblemen zu kämpfen. Selbst eine Schließung steht im Raum, doch der damalige Staatspräsident Josip Broz-Tito setzt sich für die Fortführung ein.

1956 erfolgt ein erster Auftritt von Pferden des Gestüts bei einem internationalen Turnier in Wien, zwei Jahre später übernimmt das Unternehmen „Jadran Sežana“ das Gestüt und trägt die nächsten Jahre zu seiner Finanzierung bei. Mehr und mehr wird auf die touristische Entwicklung Wert gelegt.

Blick ins Museum
Blick ins Museum

Die Besucheranzahl steigt, 1971 wird das Hotel Maestoso gebaut und man startet ein Dressurprogramm für Besucher. Schließlich wird das Gestüt in Selbstverwaltung geführt, ein intensiver Ausbau mit einer großen und kleinen überdachten Reithalle, Reitplätzen im Freien, einem Stall für Privatpferde, ein Hippodrom und mehr werden gebaut. Das historische Aussehen von Lipica wird verändert.

Der Golfplatz beim Gestüt Lipica
Der Golfplatz beim Gestüt Lipica

1974 wird das erste internationale Dressurturnier organisiert, ein weiteres Hotel wird gebaut und 1980 wird der 400. Geburtstag gefeiert, bei dem die Spanische Hofreitschule aus Wien ebenfalls in Lipica zu Gast ist.

Blick auf die Skulpturen
Blick auf die Skulpturen

1993 kommt es wieder zu finanziellen Problemen, die Gemeinde Sežana rettet das Gestüt. 1996 übernimmt der Staat den Besitz. Der denkmalgeschützte Gebäudekern wird restauriert, die Anzahl der Pferde wird erhöht. 2002 wird das Gestüt als Zuchtorganisation anerkannt, die die Originalzuchtbücher der Lipizzaner-Pferderasse führt.

Eine Kutschenfahrt mit Lipizzaner
Eine Kutschenfahrt mit Lipizzaner

2010 eröffnet man ein eigenes Museum, dass sich ganz den Lipizzanern widment.

Von 2014-2015 wird der historische Kern und das Anwesen vollständig renoviert. Das gesamte Landgut wird für Besucher geöffnet, die Alleen revitalisiert, der historische Kern des Schlosses „Graščina“ wird rekonstruiert und wieder belebt. 2017 organisiert man im renovierten Hippodrom die Weltmeisterschaft für Zweigespanne. 

2020 feiert das Gestüt Lipica den 440. Geburtstag.

Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung von MGM Best Press Story


Essen, Trinken, Übernachten in Slowenien