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Britnice oder Pirnitz, wie es früher hieß, ist ein kleiner Ort an der Verbindungsstraße zwischen Jilhava und Třebíč und Geburtsort eines großen Künstlers …

Wer sich auf die Spuren berühmter Österreicher der vorigen Jahrhundertwende begibt, wird sehr oft im heutigen Tschechien landen. Viele dieser k.u.k.-Österreicher wurden in Wien berühmt, wurden aber nicht in Wien geboren. Sigmund Freud stammt eigentlich aus Příbor, Gustav Mahler aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Jilhava (Iglau), ist aber in Jilhava aufgewachsen, Gregor Mendel aus Hynčice, Adolf Loos aus Brünn und so ließe sich die Liste noch eine Weile fortsetzen.

Die Pfarrkirche von Brtnice
Die Pfarrkirche von Brtnice

Und Josef Hoffmann, der Gründer der Wiener Werkstätten, Architekt und Designer, stammt aus Brtnice. Da ich alles rund um den Jugendstil und auch die Wiener Werkstätten sehr liebe, wollte ich schon immer in diese kleine Stadt, die neben einem Museum im Geburtshaus Hoffmann auch noch ein Kloster und ein – wenn auch leider sehr verfallenes – Schloss zu bieten hat. All jene, die Lost Places lieben werden hier begeistert sein.

Blick zum Hauptplatz von Brtnice
Blick zum Hauptplatz von Brtnice

Bei meinem ersten Besuch war leider nur ein Blick auf und in das Schloss möglich, das Josef-Hoffmann-Museum war geschlossen. Ein guter Grund daher noch einmal zurückzukehren. Und vielleicht würde das Schloss ja auch wieder in neuem Glanz erstrahlen …

Ein bisschen Geschichte

Brtnice ist eine alte Stadt, immerhin wurde sie 1234 erstmals schriftlich erwähnt: Wenzel I. schenkte den Marktflecken dem Kloster Porta Coeli der Zisterzienser. Sechs Jahre später kam der Ort wieder zurück in königlichen Besitz und 1410 erhielten die Grafen Waldstein die Herrschaft über die Region.

In der Pfarrkirche von Brtnice
In der Pfarrkirche von Brtnice

Man sieht es dem Städtchen heute nur mehr ein wenig an, aber bis zum Dreißigjährigen Krieg zählte das Städtchen zu den reichsten Handels- und Handwerksorten der Region.

Blick von der Brücke
Blick von der Brücke

1623 kaufte Rambold XIII. von Collalto die Herrschaft und unter den Grafen von Collalto und Salvatore wurden Schloss, Kirche und Kloster unter der Leitung von Giovanni Pieroni umgebaut. Bis 1945 dauerte die Herrschaft der Grafen, sie prägten nachhaltig das Aussehen der Stadt, darunter auch den Marktplatz, der Häuser aus dem Barock und der Renaissance aufweist.

Im Josef Hoffmann Museum
Im Josef Hoffmann Museum

Wir kommen am Marktplatz an und parken fast direkt vor dem Geburtshaus von Josef Hoffmann. Mit seiner frisch renovierten – fast im Schönbrunnergelb gehaltenen - Fassade springt es neben dem Rathaus schräg vis à vis und der Brücke gleich ins Auge. Dann wollen wir doch auch gleich hier die Besichtigung beginnen

Das Geburtshaus von Josef Hoffmann

Das Haus Nr. 263 befindet sich am östlichen Ende des Platzes. Wahrscheinlich wurden hier zwei Häuser miteinanderverbunden, wobei vermutlich das Linke um 1500 erbaut wurde. Nach einem Brand 1760 wurde wahrscheinlich das rechte Haus angebaut. Das Haus war über mehrere Generationen im Besitz der Hoffmanns. Sein Vater, Pater Josef, war einer der angesehensten Bürger der Stadt und hatte 36 Jahre lang das Amt des Bürgermeisters inne.

Blick zum Geburtshaus von Josef Hoffmann
Blick zum Geburtshaus von Josef Hoffmann

Während im Obergeschoss die Familie wohnte, dienten die unteren Gewölberäume und der Durchgang geschäftlichen Vorgängen.

Im Durchgang des Josef Hoffmann Museum
Im Durchgang des Josef Hoffmann Museum

Josef Hoffmann, 1870 in Brtnice geboren, erinnert sich an eine schöne Kindheit hier in Brtnice und auch nach dem Tod der Eltern kamen er und seine Schwestern gerne im Sommer hierher. Zwischen 1907 und 1911 renovierte Hoffmann, damals schon ein berühmter Architekt in Wien, das barocke Bürgerhaus am Stadtplatz und die Umbauten zeigten bereits seine fortschrittlichen Ideen.

Blick ins ehemalige Arbeitszimmer von Josef Hoffmann
Blick ins ehemalige Arbeitszimmer von Josef Hoffmann

So richtete er einen kleinen Raum neben dem Durchgang als Arbeitszimmer ein, ließ eine neue Tür einbauen, baute im Hof neben der Scheune einen hölzernen Pavillon und entwarf Möbelstücke und Accessoires für das Innere des Hauses und den Garten. Das äußere Erscheinungsbild wurde kaum verändert, nach einem Brand 1934 wandelte er das ursprüngliche Mansardendach in die heutige Form.

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Das Haus diente als Experimentierfeld seiner Gestaltungsideen. Er verwendete teilweise die vorhandene spätbiedermeierliche Einrichtung seiner Eltern, verband sie aber mit Wanddekorationen in Schablonentechnik und Holzdekor, sowie Möbeln nach seinen Entwürfen von den Wiener Werkstätten. 1911 publizierte Hoffmann seine Umbauten in der Zeitschrift Das Interieur.

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

1945 wurde das Haus enteignet und für verschiedene Zwecke benutzt, zuletzt als Stadtbibliothek.

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Eine Ausstellung des MAK Wien (Museum für Angewandte Kunst) 1992, die Entwürfe und Objekte aus dem Bestand des Museums zeigte, führte zu den ersten Überlegungen das Gebäude zu restaurieren und auch die Wanddekorationen wieder herzustellen. 2004 war es soweit: Die ursprünglichen Holzböden und -türen wurden in den Museumsräumen erhalten, die bemalten Tapeten an den Wänden restauriert.

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Einige Original-Biedermeiermöbel seiner Eltern, Familienporträt und andere Sammlungsstücke können nun in der Dauerausstellung betrachtet werden.

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Neben dieser gibt es regelmäßig Sonderausstellungen, die vom MAK Wien kuratiert werden und die die vielfältigen Einflüsse von Josef Hoffmann auf die Kunst beleuchten. Im Hoftrakt befindet sich eine öffentliche Bibliothek und natürlich gibt es auch einen Shop vor Ort, der mit Design von Hoffmann lockt.

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Unbedingt sehenswert ist das Arbeitszimmer von Hoffmann, dessen Eingang sich im Durchgang vis à vis vom Shop befindet. Achtung! Ich wäre fast daran vorbeigelaufen. In der Ausstellung haben mir vor allem die Tapeten und Wanddekorationen gefallen.

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Auch die ausgestellten Modelle seiner Architekturentwürfe – wobei hier neben seinen bedeutendsten Bauten wie das Sanatorium in Purkersdorf, das Palais der Familie Stoclet in Brüssel, die Villa von Sonja Knipsová in Wien natürlich auch auf die Umsetzungen in Tschechien Wert gelegt wurde: Gasthof Poldi in Kladno, Landsitz der Familie Primavesi in Kouty nad Desnou, Fritz Grohmanns Villa in Vrbno pod Pradědem oder die Villa Sigmund Berls in Bruntál.

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Natürlich gibt es auch einige seiner wunderbaren Accessoires zu sehen: von Likörgläsern, Karaffen über Vasen bis zu Obstschalen. Ganz ehrlich gesagt: Ich bin in diesen Stil verliebt und kann mich nicht genug daran satt sehen – genauso wie an den verschiedenen Sesselvarianten (einige wurden auch für die Firma Thonet entworfen und manche kann man vielleicht sogar heute noch bei Ton bestellen) und einiges mehr.

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Aber auch Künstler der Gegenwart sind vertreten: Ester Stocker, eine italienisch-österreichische Künstlerin leitet mit ihrer geometrischen Intervention im Durchgang gleich die Ausstellung ein, in der auch zeitgenössische Künstler wie die Pflanzgefäße und Obstkörbe des afrikanischen Designers Heath Nash oder der Kubus-Sessel von Jan Plecháč vertreten sind. Es lohnt sich also ganz genau hinzuschauen.

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Bis 31.3.2025 kann man eine virtuelle Rekonstruktion des ersten Stores der Wiener Werkstätten sehen die im MAK Premiere feierte. Dabei ist eine immersive Zeitreise in den Innenraum aus der Frühzeit der Wiener Moderne möglich. Im exakt nachgebauten virtuellen Laden kann man die Objekte der Wiener Werkstätte, die nach Entwürfen von Josef Hoffmann entstanden, genauer unter die Lupe nehmen und betrachten.

Im Garten von Hoffmanns Geburtshaus
Im Garten von Hoffmanns Geburtshaus

Unbedingt sollte man auch zumindest einen Blick in den Garten hinter dem Haus werfen. Man versteht dann auch, dass Hoffmann hierher gerne immer wieder zurückgekommen ist. Allerdings – so heißt es – hat ihn die Enteignung des Hauses sehr getroffen und er hat danach Brtnice nie wieder besucht.

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Für mich ist die Ausstellung allein schon einen Besuch des Ortes wert. Und da er nur wenige Kilometer entfernt liegt, kann man ihn gut mit einem Aufenthalt in Jilhava verbinden, wo man nicht nur das Mahler-Haus besuchen sollte (mehr über Jilhava erfahrt ihr hier).

Im Garten des Josef Hoffmann Geburtshauses
Im Garten des Josef Hoffmann Geburtshauses

Ein Hinweis vielleicht noch zum Abschluss: Da die Ausstellungen gemeinsam vom MAK und der Mährischen Galerie gestaltet werden, sind alle Objekte auch in Deutsch beschrieben.

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Mehr über das Haus, seine Geschichte und Josef Hoffmann findet ihr auch noch hier: https://blog.mak.at/ein-laboratorium-fuer-design-die-metamorphose-des-geburtshauses-josef-hoffmanns-in-brtnice/

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Josef Hoffmann Geburtshaus
58832 Brtnice, Náměstí Svobody 263
Tel: +420 567 216 128
Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
www.moravska-galerie.cz

Wir aber machen uns weiter auf den Weg über die Brücke mit ihren zahlreichen Statuen am Rathaus vorbei Richtung Schloss.

Die Brücke vor dem Rathaus

Die Brücke vor dem Rathaus besitzt noch ihren ursprünglichen Brückenbogen und wird von Statuen von Johannes dem Täufer, dem Heiligen Florian, dem Heiligen Johannes Sarkander, dem Heiligen Johannes von Nepomuk, dem Heiligen Rochus und dem Heiligen Franz von Paula geschmückt, die ebenso wie jene auf der sogenannten Judenbrücke unter dem Schloss vom Bildhauer David Lipart stammen und im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts geschaffen wurden.

Die Brücke vor dem Rathau
Die Brücke vor dem Rathaus

Das Rathaus von Brtnice

Das neu renovierte (2004-2005 und 2015-2018) Gebäude ist denkmalgeschützt und zeigt, wie wichtig Brtnice in der Zeit der Wallenstein Herrschaft war. Das Rathaus wurde um 1580 auf den Fundamenten älterer Häuser errichtet. Ursprünglich war es ein typisches Renaissance-Gebäude mit einem hohen Dachgiebel und einem Turm. Allerdings sorgte wahrscheinlich der Brand 1760 dafür, dass dieses Haus abgerissen wurde, sodass heute nur noch der Turm mit seiner Arbeiterglocke und den Zinnen, sowie die stumpfe Steinverkleidung der Fenster und Portale übrigblieb.

Das Rathaus von Brtnice
Das Rathaus von Brtnice

Am rechten Pfosten des Haupteingangs könnte ihr noch die runden Überreste des einstigen Prangers sehen.

Fußböden und das Dach wurden viele Male umgebaut, daher sind vom alten Gebäude nur die Gewölbe im Erdgeschoss mit Lünetten und einige Teile der Dekoration erhalten geblieben. Im Durchgang auf der rechten Seite kann man ein Steinportal mit einem Relief eines Widderkopfes sehen.

Im Erdgeschoss ist jetzt ein Restaurant untergebracht, in dem wir recht gut gegessen haben.

Sie sind köstlich: Gebackene Quargel
Sie sind köstlich: Gebackene Quargel

Die oberen Stockwerke dienen heute als Büros.

Wir wandern weiter in Richtung Schloss, kommen aber vorher noch an der Pfarrkirche des Orts vorbei und haben Glück, da sie geöffnet ist.

Die Kirche des Heiligen Jakobus des Älteren

Die barocke Kirche stammt aus den Jahren 1776-1784 und wurde auf einem gotischen Fundament aufgebaut.

Blick auf die Pfarrkirche
Blick auf die Pfarrkirche

In ihrem Inneren befinden sich mehrere sehenswerte Kunstwerke, darunter eine spätgotische Holzgruppe aus dem 1. Drittel des 16. Jahrhunderts, eine Renaissance-Metalllampe mit dem ewigen Licht.

Das Taufbecken in der Pfarrkirche
Das Taufbecken in der Pfarrkirche

Sehenswert ist auch das vergoldete Kupfer-Baptisterium in Form eines Apfels aus einem Zweig aus der Renaissance, das mit den anderen Gegenständen zwischen 1573 und 1596 von Hynek Brtnický Z Wallenstein und Kateřina Zajmaček z Kunštát gestiftet wurden.

Die Pieta in der Pfarrkirche
Die Pieta in der Pfarrkirche

Bemerkenswert sind auch die Pieta aus 1718 und der Schutzengel von 1715, beide Schnitzereien des lokalen Bildhauers David Lipart.

Blick zum Altar der Pfarrkirche
Blick zum Altar der Pfarrkirche

In der Pfarrkirche befinden sich auch Reliquien eines frühchristlichen Märtyrers namens St. Fidelius, die 1732 von Rom nach Brtnice gebracht wurden.

In der Pfarrkirche
Im Inneren der Pfarrkirche

Kostel sv. Jakuba Většího
588 32 Brtnice, Lipartova

Tel: +420 732 951 303
Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Noch ein paar Schritte Anstieg und schon stehen wir vor dem Eingangstor zum Schloss-Park.

Das Schloss Brtnice

Die Ursprünge der Burg liegen im 15. Jahrhundert als die Herren von Valdštejn den Stadtflecken übernahmen und zu einem der reichsten Handels- und Handwerksdörfer in der Region ausbauten.

Der Eingang zum Schlosspark
Der Eingang zum Schlosspark

Als 1423 die Burg Rokštejn belagert und ihr Besitzer Zdenek von Valdštejn gezwungen wurde sie zu verlassen, kam er auf den Hügel im nahegelegenen Brtnica und begann hier den Bau einer neuen Burg. Sie befand sich am äußersten Ende des Vorgebirges, das von einem Halsgraben durchzogen war. Östlich des Eingangstor wurde ein kleiner rechteckiger Palast errichtet, der bis heute das einzig bekannte Gebäude aus dieser Zeit ist.

Blick vom Park zum Schloss
Blick vom Park zum Schlosseingang

Bis zum Ende der Herrschaft der Familie Waldstein im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg mehrmals umgebaut, im zweiten Drittel des 15. Jahrhunderts wurde beim ersten Umbau die Fläche der Burg verdoppelt und der ursprüngliche Palas um einen weiteren, doppelt so langen Teil im Osten erweitert. Um den heutigen zweiten Hof wurde ebenfalls ein neuer rechteckiger Teil errichtet, während sich über einen weiteren Graben ein massiver Turm erhob der das Eingangstor schützten sollte.

Im ersten Hof von Schloss Brtnice
Im ersten Hof von Schloss Brtnice

Eine weitere Bauphase erweiterte den ursprünglichen Kernpalast auch nach Norden, sodass ein kompakter rechteckiger Bau entstand und ein langgestrecktes Gebäude die gesamte Westseite des 2. Hofes ausfüllte. Die gesamte Burg wurde mit einer Mauer verstärkt, an deren Ecken im zweiten Hof vier Artilleriebastionen die Burgmauer verstärkten. Davon sind drei auch heute noch zu sehen.

Schloss Brtnice
Schloss Brtnice

In der zweiten Hälfte des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts wurde das gesamte Gebäude zu einem Renaissanceschloss umgebaut, der nordwestliche Teil der Kernburg wurde abgerissen und um 1590 ein Renaissancebau mit dreigeschossigem Laubengang errichtet. An der Spitze des Schlosses im Süden entstand ein neuer Renaissancehof mit einem turmförmigen Tor.

Im Schloss gibt es einen Escape Room
Im Schloss gibt es einen Escape Room

Nach der Schlacht auf dem Weißen Berg wurde das Gut von Zdenek von Valdštejn beschlagnahmt und später von Rombald Collalto, einem italienischen Adeligen, der auf Seiten der Sieger gekämpft hatte, erworben. Verwüstungen durch die Kriegshandlungen im Krieg machten in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts weitgehende Umbauten notwendig, die nun im barocken Stil ausgeführt wurden.

Blick in den Schlosshof
Blick in den Schlosshof

Auch nach einem Brand 1760 waren umfangreiche Sanierungen notwendig und erst damit verlor die Burg ihren Festungscharakter. Einige Gräben wurden zugeschüttet, Bastionen abgetragen und die restlichen Gräber mit Steinbrücken und Türmen überspannt.

Hier wird Eintrittsgeld eingehoben
Hier wird Eintrittsgeld eingehoben

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden der Eingangsturm und die Gebäude im 2. Hof im Pseudo-Renaissance-Stil umgestaltet.

Die der Familie Collalto besaß nicht nur eine umfangreiche Familiengalerie, sondern es fanden sich auch eine Reihe von Gemälden, die die Ankunft des Kaisers in Brtnice belegen. Das Schloss wurde zum Zentrum des Adels, hier waren nicht nur mehrere Kaiser zu Gast, sondern auch die damals 10jährige Maria Theresia, die im großen Gemäldesaal verewigt wurde.

Ein Blick in die Räume
Ein Blick in die Räume

Außerdem sind die Grafen von Collalto und San Salvatore auch für den Bau des nahen gelegenen Klosters und eines Krankenhauses verantwortlich. Die Collaltos besaßen das Schloss bis 1945, dann wurden sie enteignet und das Gebäude geriet in Vergessenheit und wurde in der kommunistischen Zeit mehr und mehr dem Verfall preisgegeben.

Der Eingang zum Schloss
Der Eingang zum Schloss

Heute muss man das früher sicher malerische Schloss, das auch als der Mährische Hradschin bekannt ist, leider fast schon zu den Lost Places zählen.

Blick von der Schlossbrücke
Blick von der Schlossbrücke

Wer durch den Park, in dem auch ein Teich und ein Diana Tempel zu finden sind, Richtung Schlosseingang schreitet, ist nicht nur vom Turm, sondern auch von der Aussicht auf Brtnice angetan. Als ich das Schloss das erste Mal 2019 besuchte, es war kurz vor Halloween, hatte man die verschiedenen Zimmer bereits für die Party dekoriert und es passte zum schaurig schönen Verfall.

Blick in den Schlosspark
Blick in den Schlosspark

Dennoch hatte man damals große Pläne, wollte renovieren und das Schloss vor allem kulturell nutzen. Und – es könnte wirklich ein Prachtjuwel sein, doch mit jedem Jahr das verstreicht, werden die Renovierungskosten in die Höhe klettern.

Daher habe ich mich eigentlich gefreut, 2024 wieder hierher zu kommen und hoffte Fortschritte zu sehen. Der Eingangsturm und der erste Hof scheinen noch immer so verfallen wie sie 2019 waren. Allerdings wurde ein Escape-Room eingerichtet.

Das Salettl im Schlosspark
Das Salettl im Schlosspark

Wir wollten uns eigentlich ein bisschen weiter umsehen, wurden aber von zwei Personen, die im ersten Innenhof saßen, daran gehindert, da der Rest nur mehr betreten werden darf, wenn man Eintritt bezahlt. Leider war nicht klar, ob man dabei mehr erblicken könnte, als abblätternder Putz, wobei nun, nach dem Studium diverser Websites über das Schloss, es zumindest einige Zimmer zum Besichtigen geben soll und auch ab und zu Veranstaltungen, wie ein Fest der Schmiede, stattfinden.

Der Schlossturm blitzt durch die Bäume
Der Schlossturm blinzelt durch die Bäume

Weitere größere Projekte scheitern im Moment (2024) anscheinend an ungeklärten Besitzverhältnissen, was allerdings leider dazu führt, dass das wunderschöne riesige Schloss weiter verfällt. Wer also auf der Suche nach Lost Places ist und diese gerne fotografiert wird hier gegen einen geringen Obolus auf jeden Fall fündig werden.

Alle anderen werden das Schloss wahrscheinlich mit einem weinenden Auge verlassen und hoffen, dass bald eine Lösung gefunden wird und das Gebäude dann Schritt für Schritt renoviert werden kann. Noch ist die Bausubstanz in Ordnung, obwohl sicher auch heute schon hohe Kosten auf diejenigen warten, die sich dieses Projektes annehmen wollen und hoffentlich auch werden. Hoffentlich.

Aktuelle Veranstaltungen findet ihr auch auf der Facebook-Seite des Schlosses unter https://www.facebook.com/zamekbrtnice

Zámek Brtnice
588 32 Brtnice, Zámek 1
Tel: +420 775 28 41 89
Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
https://zamekbrtnice.webnode.cz/ 

Das Kloster und die Klosterkirche

Rombald XIII. von Collalto gründete das Kloster für die Mönche des Ordens des Heiligen Franz von Paula, doch der Bau des Klosters wurde erst nach seinem Tod begonnen und dauerte von 1639 bis 1644. Pieroni und Petruzzi gelten als die wahrscheinlichen Bauherren.

Blick zur Klosterkirche
Blick zur Klosterkirche

Ursprünglich öffnete sich der innere Flügel durch Arkaden zum Klostergarten, später wurden diese allerdings durch Fenster ersetzt. 1784 wurde auch dieses Kloster im Zuge der Josefinischen Reformen aufgehoben diente darauf dem Schloss unter anderem als Getreidespeicher.  Nach 1800 baute man an das Kloster einen Flügel für eine Baumwollmanufaktur an, die allerdings bereits 1818 wieder geschlossen wurde.

Im Turm der Klosterkirche
Im Turm der Klosterkirche

Danach würde das Klostergebäude nach und nach zu Wohnungen umgebaut, die auch heute noch existieren.

Sehenswert ist auch der Brunnen im Klostergarten aus dem 18. Jahrhundert.

Die Klosterkirche

Die Klosterkirche wurde Ende des 16. Jahrhunderts im Auftrag der Familie Wallenstein als evangelische Kirche des Heiligen Matthäus als einschiffiges Gebäude errichtet.

Blick in die Klosterkirche
Blick in die Klosterkirche

Nachdem die Grafen von Collalto das Anwesen erworben hatten, gaben sie den Auftrag die Kirche nach den Plänen von Pieroni umzubauen. Dabei wurde der Grundriss um zwei Seitenkapellen in Form eines griechischen Kreuzes erweitert, dem Ende ein Altarraum hinzugefügt und die Kirche mit einer Sakristei und einem Oratorium versehen.

Im Turm der Klosterkirche
Im Turm der Klosterkirche

Der Eingang selbst ist mit einem Bogen gestaltet, über dem sich ein massiver Turm erhebt. 1641 wurde die Kirche der Himmelfahrt der Jungfrau Maria geweiht. Nachdem sie – ebenso wie das Kloster 1784 aufgehoben wurde - dauerte es bis 1831 bis die Kirche wieder geweiht wurde. Dieses Mal im Namen des Heiligen Karl von Boromäus und der seligen Juliana aus der Familie Collalto. Der Hauptaltar ist ein Werk der Prager Werkstatt von Franta Anýž aus dem Jahr 1914.

Im Turm der Klosterkirche
Im Turm der Klosterkirche

Die Kirche ist normalerweise nur bei Gottesdiensten geöffnet. Wir hatten bei unseren Besuch allerdings das Glück, dass der Turm, von dem man auch einen schönen Ausblick auf die Stadt hat, geöffnet war und wir daher einen Blick auch in die Kirche erhaschen konnten.

‍Paulánský klášter a kostel blahoslavené Juliány Collalto
588 32 Brtnice, Horní Město

Tel: +42 567 571 711 (Městský úřad Brtnice)
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