Das einstige kleine Fischerdorf auf seiner Insel war schon einmal Ziel eines kurzen Besuches. Schon damals beschlossen wir, es wieder und dann länger zu besuchen.
Heuer, 2018, war es dann so weit. Leider haben wir nur eine Woche Urlaub geschafft, während der wir uns in einem Mobilheim am Campingplatz Adriatic ganz in der Nähe von Primošten einquartiert haben.
Primošten liegt zwischen Šibenik und Trogir und gilt als der „geographische Mittelpunkt“ der kroatischen Küste. Das trockene Kap – so wurde es immer wieder von den Seeleuten aufgrund der geringen Niederschlagsmengen genannt – erinnert durch seine von weitem sichtbare Kirche ein wenig an Rovinj und hat sich zu einer kleinen, aber feinen Perle Dalmatiens entwickelt. Hier können sich die Urlauber nicht nur über die vielen Sonnentage, wenig Regen, sondern auch über das kristallklare Meer, die vielen kleinen Buchten, eine verträumte Altstadt mit vielen winkeligen Gässchen, jede Menge Restaurants mit lokalen Spezialitäten und über eine autochthone Rotweinsorte, den Babić, freuen.
Geschichte
Das Gebiet um Primošten ist bereits seit langer Zeit besiedelt, wie Funde aus der Zeit der Illyrer und Griechen belegen. So wurden im Hinterland von Primošten verschiedene Gebrauchsgegenstände und Waffen gefunden, die auf eine Besiedelung der Gegend bereits im 7 Jahrhundert vor Christus schließen lassen. Allerdings gibt es darüber keine schriftlichen Aufzeichnungen und es ist auch nicht bekannt, ob der Aufenthalt der Bewohner hier von Dauer war.
Für die kroatische Geschichte ist es auch wichtig zu wissen, wenn auch wenig bekannt, dass in der Nähe, auf der Insel Maslinica (Insel Šolta) die Königin Neda, die Gemahling von Slavić, Tochter von Petra Krešimira IV. gefangen gehalten wurde.
Geschichtlich belegt ist auch die Gründung der Diozöse Šibenik in 1298 wie auch die Bestätigung von Bela IV. in 1251 Šibenik als Königsstadt anzuerkennen. Auseinandersetzungen zwischen Šibenik und Trogir waren keine Seltenheit und führten auch immer wieder zu schwierigen Zeiten für die Bevölkerung in Primošten.
Bereits in 1478 soll die Stadt als Primoschien (Primošćen) erwähnt sein, die „offizielle“ Geschichtsschreibung beginnt allerdings mit 1564. Doch bereits 1499 suchten die Menschen der Umgebung Schutz in Primošten vor den einfallenden Osmanen. Viele blieben auf der Insel und bauten den Ort zu ihrer Heimstätte aus.
Primošten war – wie man heute noch ein wenig aus der Ferne erkennen kann – eigentlich eine kleine Insel in unmittelbarer Nähe zum Festland. Zuerst war die Insel durch eine Zugbrücke mit dem Festland verbunden, später wurde diese dann durch einen Damm ersetzt. Von diesem Damm kann man auch den heurigen Namen der Stadt ableiten: entweder „preko mosta“, das man mit „über die Brücke“ ins Deutsche übersetzen kann oder mit dem Verb „primostiti“, das „überbrücken“ bedeutet. Am höchsten Punkt errichtete man im 15. Jahrhundert die Pfarrkirche des Heiligen Georg und im 17. Jahrhundert baute man auch noch eine Stadtmauer rund um den Ort, um die Bevölkerung besser zu schützen.
Durch die kriegerischen Auseinandersetzungen wurde die Gegend auch immer wieder von der Pest heimgesucht, daher wurde zum Schutz der bestehenden Kirche „Unserer Lieben Frau der Barmherzigkeit“ außerhalb der Stadtmauern die Kirche zum Heiligen Rochus gebaut.
Heute ist die Stadt gut für den Tourismus erschlossen, wobei man allerdings die großen Hotels vergeblich sucht. Da hier eher Privatzimmer angeboten werden oder die Touristen in den Campingplätzen in der nahen Umgebung untergebracht sind, konnte sich die Altstadt ihre Atmosphäre erhalten.
Wenn man von der Küstenstraße abbiegt, erreicht man dann gleich den Kreisverkehr, in dessen unmittelbarer Nähe sich nicht nur die Busstation sondern auch zwei (gebührenpflichtige) Parkplätze befinden. Am besten man stellt das Auto hier ab und ergründet die Stadt per pedes.
Über Treppen geht es dann hinunter an den Strand und die Promenade. Hier liegt ein Lokal neben dem anderen, alle haben den wunderbaren Ausblick auf das Meer und den Strand gemeinsam. Ebenso wie die touristische Ausrichtung, egal ob man essen möchte, sich mit einem Eis Kühlung verschaffen will oder einfach ein Souvenir oder Brot fürs Frühstück kaufen möchte – hier findet man alles.
Widersteht aber beim ersten Mal zumindest hier gleich „sitzen“ zu bleiben, geht ein kleines Stück weiter und schon seht ihr die Stadtmauer mit ihrem Eingangstor in die Altstadt.
Auf dem Platz davor sind wieder Verkaufsstände für Touristen angesagt: egal ob Wein, Honig oder Lavendel – hier gibt es selbst in der Nachsaison einiges an Souvenirs zu kaufen und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass der Platz vor und hinter dem Stadttor in der Hauptsaison noch um einiges mehr bevölkert ist.
Am Platz nach dem Stadttor finden man auf der linken Seite die Touristeninformation, aber auch ein Eisgeschäft und die nächsten Lokale. Jetzt steht eine Entscheidung an: zwei Wege führen hoch zur Kirche – ebenfalls an vielen Restaurants (hier empfehle ich auf jeden Fall einmal das Mediteran zu besuchen), kleinen Galerien, Kunsthandwerks-Geschäften reich oder man wählt erst einmal den Rundgang entlang der Stadtmauer.
Beides hat etwas für sich. Wer zur Kirche des Heiligen Georgs hochsteigt, kann nicht nur die Kirche und den Friedhof bewundern, sondern auch die schmalen Gässchen, die alten (teilweise auch noch ein bisschen verfallenen) Steinhäuser, die verwinkelten, versteckten, aber wunderschönen Hinterhöfe bewundern und dann von hoch oben den Ausblick auf das Meer genießen.
Wer den Weg um die Insel wählt, hat das Meer immer im Blick, sieht zum Teil die moderneren Häuser, die sich aber gut in das alte Ensemble einfügen, freut sich über riesige Agaven und ebensolch große Kakteen, die ihre Früchte dem Wanderer entgegenstrecken und kann sich an manchem Feigenbaum – so er nicht in einem Garten wächst – eine frische Feige pflücken.
Da die Altstadt ja nicht besonders groß ist, empfehle ich unbedingt beide Varianten ausprobieren – ich habe auch noch vergessen, dass es auch wunderschöne, pinkviolett leuchtende Bougainvillea zu sehen gibt. Ein Traum, wie die hier blühen!
Sehenswürdigkeiten
Die Pfarrkirche zum Heiligen Georg
Die Pfarrkirche Sv. Juraj (St. Georg ) wurde 1485 auf dem höchsten Hügel der Insel gebaut, 1760 von Grund auf renoviert und umgebaut und bietet auch heute noch einen wunderbaren Blick auf das Meer und die Umgebung der Stadt. Sehenswert ist die silberne Ikone der Jungfrau Maria mit der Darstellung der Muttergottes mit dem Heiligen Lukas und Georg, die von Meister Cusio aus dem Jahr 1719 stammt.
Um die Madonna von Loreta (Gospa od Loreta), die ebenfalls in der Kirche von Sv. Juraj aufbewahrt wird, ranken sich besondere Geschichten: Marko Prgin sah in einem Traum das Bild der Mutter Gottes mit dem Jesuskind auf dem Arm und er wurde nach Loreto in Italien gesandt um dieses Bild zu suchen. Dort fand er ein Bild der Jungfrau Maria, das er schließlich kaufte. Um dem Bild einen schönen Rahmen geben zu können, spendeten viele Bewohner von Primošten Gold und so konnte ein vergoldeter Rahmen hergestellt werden. Als eine verheerende Cholera-Epidemie in der Umgebung wütete, beteten die Bewohner zu ihrer „Gospa“ und da die meisten von der Krankheit verschont blieben, führten sie dies auf deren wundertätige Hilfe zurück.
Ebenso glauben die Einwohner von Primošten, dass die Madonna von Loreto sie im Zweiten Weltkrieg vor einem Angriff der italienischen Truppen bewahrt hat. Aus diesem Grund finden auch jedes Jahr am 10. Mai und am 10. Dezember feierliche Messen statt. Alle fünfzig Jahre wird das Bild der „Gospa od Loreta“ am 8. Mai in einer großen Prozession nach Prhovo getragen und dort in der alten Pfarrkirche für zwei Tage ausgestellt, um dann wieder in einem feierlichen Festzug nach Primošten zurückzukehren.
Kirche der Madonna der Barmherzigkeit und die Kapelle des Heiligen Rochus
Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die Kirche „Madonna der Barmherzigkeit aus dem Jahre 1553 und die kleine Rochuskirche aus 1680. Gleich bei der Orteinfahrt findet man eine barocke Kapelle aus dem Jahr 1790 und in der Siedlung Kruševo ist die mittelalterliche Martinskirche erhalten, auf deren Friedhof Grabsteine der Bogumilen zu finden sind.
Das Stadttor
Das Tor befindet sich direkt am Anfang der Altstadt. Hier schützte ursprünglich eine Zugbrücke die Stadt vor Eindringlingen. Nachdem man dann jedoch einen Damm aufgeschüttet und so die Insel mit dem Festland verbunden hatte, wurde die Zugbrücke abgerissen und das Stadttor errichtet, das heute noch die alte Grenze der Stadt symbolisiert.
Die Weingärten von Primošten
Rund 3km von der Stadt entfernt liegen die Weingärten von Bucavac Veliki, ein einzigartiges Weinbaugebiet, das momentan auf seine Aufnahme in die Liste des Unesco Weltkulturerbes wartet. Das Gebiet ist 18,4 Hektar groß, wird aber in 56 kleine, von Steinmauern umgebene Felder unterteilt und in deren roter Erde, die mit Steinen bedeckt ist, wächst eine autochthone Rotweinrebe, die weit über die Grenzen hinweg bekannt ist: der Babić.
Das Gebiet zu finden ist nicht ganz leicht und ich kann bis heute nicht 100% schwören, ob wir nun da waren oder nicht. Allerdings bin ich auf der Suche danach (und nach einer Olivenölmühle) mit meinem kleinen Mitsubishi Colt über steinige Feldwege geholpert und ich finde es heute noch sehr anerkennenswert, das das brave Auto, das inzwischen bereits 100.000 km am „Tacho“ hat, hier nicht den Geist aufgegeben hat, obwohl es sich immer wieder durch Steigungen und auch durch größere Steine quälen musste. Aber das ist auch das schöne an Kroatien: Kaum fährt man ein paar Kilometer ins Hinterland – ist man schon mitten in einer „Wildnis“. Für alle, die gerne im Urlaub Radfahren, sei auch noch vermeldet, dass einige dieser „Straßen“ als Radwege beschildert waren – dazu würde ich allerdings ein Mountainbike (und ein Flickzeug im Gepäck) empfehlen – die Rennräder sollte man dafür vielleicht zu Hause lassen.
Trotzdem: der Ausflug und die Suche empfehlen sich. Immerhin haben wir auch einen Oliven-Verkaufsstand (leider aber geschlossen) und ein tolles Gasthaus (mit Weinverkauf) gefunden. Dieses holt in der Hauptsaison die Gäste sogar vom Campingplatz ab und bringt sie wieder zurück. Da gehen sich doch ein oder zwei Gläser Babić mehr aus ….
Während es im Sommer auch immer wieder Konzerte, Feste und Folkloredarbietungen gibt, ist es in der Nachsaison ruhiger (was mich allerdings nicht stört). Ein wichtiger Tag im Jahresverlauf ist der 27. Juli, der Festtag der „Muttergottes vom Tor“ (Gospa od Porta), an dem um Regen gebetet wird. Wenn die langen Trockenzeiten auch die Touristen erfreuen, so haben sie schon manche Ernte vernichtet. Und ein gelegentlicher Regenguss im Sommer kann auch durchaus eine willkommene Abwechslung und Erfrischung sein, wenn am nächsten Tag ja doch die Sonne wieder scheint.
Ungefähr einen Kilometer vom Stadtkern entfernt, befindet sich die größte Disco Dalmatiens „Aurora“, die all jene begeistern wird, die sich die Nacht um die Ohren schlagen und so richtig lostanzen möchten.
Naturliebhabern empfehle ich Ausflüge in die nahen Nationalparks Krka oder Kornati, die immer einen Besuch wert sind. Im Hinterland kann man sich auch mit Spezialiäten wie Käse, Räucherschinken, Lammfleisch, Spannferkel oder unter der Backhaube gegarten Gerichten verwöhnen lassen. Kulturinteressierte wird ein Besuch von Trogir und Split begeistern und wer es liebt auf Märkten mit regionalen Spezialitäten, Gemüsen, Obst und Olivenöl und deren Erzeugern in Kontakt zu kommen, wird an beiden Orten ebenfalls begeistert sein. Auf jeden Fall sollten Sie dann auch den Fischmärkten einen Besuch abstatten.
Tipp für alle die selber kochen/braten möchten: am Fischmarkt wird gegen eine kleine Gebühr der Fisch küchenfertig zurechtgeputzt.
Auch wenn ihr nicht kroatisch sprechen könnt, kein Problem – einfach eine typische Handbewegung machen ...
All jenen, die einen schönen Abend in einem gemütlichen Restaurant mit einer hervorragenden Küche verbringen möchten, empfehlen wir das Mediteran.
Bei unseren Urlaub haben wir dieses Mal in einem Gebetsroither Mobilheim am Campingplatz Adriatic übernachtet – hier geht’s zum Bericht darüber.
Tourismuszentrum Primošten
22202 Primošten, Trg Don Ive Šarića 1
Tel: +385 22 571 – 900
www.primosten.hr
Weitere interessante Links:
http://www.urlaub-in-primosten.de/infos.php
http://www.zupa-primosten.info/
https://www.kroati.de/kroatien-dalmatien/primosten.html
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