Es ist zwar schon einige Zeit her, dass ich in Poreč herumspaziert bin, nichts desto trotz denke ich gerne an die Zeit zurück. Endlich habe ich ein bisschen Zeit gefunden, davon zu erzählen.
Damals hatte ich gerade mal drei Tage in Umag eingeplant, nicht viel, aber für jemanden der so Meer-süchtig ist, wie ich besser als gar nichts.
Einmal im Jahr zieht es mich ans Meer. Mindestens. Es muss sein und wenn auch nur wenige Tage. Am Strand sitzen, dem Rauschen der Wellen zuhören, lauschen wie das Wasser an die Felsen schlägt, den Sonnenuntergang genießen. Balsam für Körper und Seele
Und dann war Poreč in der Nähe, diese uralte Stadt, mit ihrer Basilika als Weltkulturerbe. Die Stadt, die ich sicher einmal als Kind mit meinen Eltern besucht habe (mein Vater hat dort sicher auch wieder über die vielen alten Steine gewitzelt) und an die ich mich überhaupt nicht mehr erinnern konnte. Dennoch verband mich immer eine Sehnsucht, sie – wieder – kennenzulernen und auch die Basilika zu besuchen.
Wenn auch der Strand und das Meer am Campingplatz sensationell und die Temperaturen noch sommerlich hoch waren, ein Besuch in Poreč musste trotzdem sein. Ich war bereit zumindest einen halben Tag dafür zu opfern – und den braucht ihr auch mindestens. Darunter macht es diese Stadt mit ihrer jahrealten Geschichte nicht.
Und mit der Geschichte fangen wir hier gleich einmal an.
Die Geschichte der Stadt
Funde aus dem Neolithikum und der Bronzezeit zeigen, dass die Gegend schon früh besiedelt war. Um 800 v.Chr. kommen die Histrier hierher, wobei Poreč auf der kleinen Halbinsel wahrscheinlich schon vorher gegründet wurde. Durch ihre geschützte Lage, die auch zum Bau eines Hafens führte, entwickelte sich die Stadt und wächst heran.
Doch auch das römische Reich breitet sich immer weiter aus. Um 100 v.Chr. gelingt es den Römern die Histrier zu besiegen. Hier in Parentium legen sie ein befestigtes Lager an und in der Nähe des Lagers entsteht auch eine römische Zivilsiedlung, die schließlich unter Kaiser Tiberius den Rang einer Kolonie erhält. Noch heute kann man in der Altstadt die planmäßige Anlage sehen und auch die beiden Hauptstraßen und ihre Namen – Decumanus und Cardo Maximus – sind bis heute noch erhalten. Auch der zentrale Platz – das ehemalige Forum – ist noch erhalten.
Das Christentum hält in der Stadt Einzug. Erst treffen die Gläubigen im Geheimen zusammen, Christen werden verfolgt. Auch Porečs erster Bischof wird das Opfer der Christenverfolgung und wird nach seinem Martyrium heilig gesprochen und zum Schutzpatron der Stadt.
Im 4. Jahrhundert wird eine frühchristliche Kathedrale an jener Stelle gebaut, an der Bischof Maurus gefoltert wurde und zu Tode kam. 100 Jahre später wird sie erweitert und im 6. Jahrhundert ließ Bischof Euphrasius eine Basilika errichten. Seite 1998 steht die Basilika auf der Liste des Unescos Weltkulturerbe.
Die Herrschaft über die Stadt wechselt: Im 4. Jahrhundert richten die Venezianer einen Stützpunkt für ihre Flotte ein, 788 gerät die Stadt unter fränkische Herrschaft, ab 1232 regiert der Patriarch von Aquileia, 1267 nimmt übernimmt wieder Venedig die Herrschaft und behält sie bis zum Ende der Dogenrepublik in 1797. Leider wurden viele Gebäude aus dieser Zeit bei einem Bombardement im Zweiten Weltkrieg zerstört.
1345 gibt es Krieg mit Genua, die genuesiche Flotte nimmt die Stadt ein, plündert sie, zündet sie an und raubt die Gebeine des Stadtpatrons St. Maurus. Ein Erdbeben 1440 trifft die Stadt ebenfalls schwer, die Basilika wird beschäftigt und auch die Pestepidemien raffen viele Bewohner der Stadt dahin. Ende des 17. Jahrhunderts zählt Poreč nur mehr 100 Einwohner.
Parenzo – Poreč – wird auch Teil der Habsburger Monarchie, kurz unterbrochen 1805 durch napoleonische Eroberungen. 1861 wird sie unter der Österreich-Ungarischen Monarchie zur Hauptstadt Istriens ernannt. Hier tagt die regionale Regierung, der istrische Landtag.
Im 18. Jahrhundert bis Anfang des 19. Jahrhunderts erholt sich Parenzo, wie Poreč damals genannt wurde wirtschaftlich und auch bevölkerungsmäßig, die italienisch sprechende Bevölkerung wächst stark. Dazu tragen auch die Entscheidungen des istrischen Landtags bei, der versucht italienisch als Schulsprache in den istrischen Städten durchzusetzen. Kroatisch wurde auch in der Verwaltung lange Zeit lange nicht verwendet.Bei einer Volkszählung um 1900 gab es in Poreč 3390 Bürger mit italienischer und nur 13 Personen mit slowenischer Muttersprache. Kroaten waren gar nicht vertreten.
Nach dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie wird Parenzo ein Teil Italiens, am Ende des Zweiten Weltkrieges rücken 1945 jugoslawische Partisanen in die Stadt ein, viele italienisch sprachige Bewohner fliehen oder werden vertrieben. 1946 – in der Pariser Friedenskonferenz wird ganz Istrien Jugoslawien zugeschlagen, Parenzo wird in Poreč umbenannt und die Stadt gehört nun zur Teilrepublik Kroatien.
Ab 1990 ist Kroatien ein unabhängiger Staat.
Sehenswürdigkeiten und ein Rundgang durch die Stadt
Natürlich ist hier an erster Stelle die Euphrasius Basilika zu nennen, aber auch einen Rundgang durch die Altstadt sollte man auf jeden Fall einplanen.
Ich bin vom Campingplatz in Umag relativ zeitig in der Früh losgefahren. Die Temperaturen waren trotz September noch recht hoch und Sightseeing macht mehr Spaß, wenn die Sonne noch nicht total auf eine Stadt herunter brennt.
Bereits auf der Fahrt stellt sich mir die Frage: Wo werde ich wohl parken können? Es ist nicht immer leicht in den alten Zentren einer Stadt einen Abstellplatz zu finden. Außerdem sind die Gässchen meistens eng und verwinkelt und man muss ja nicht wirklich bis zur Sehenswürdigkeit vor die Türe fahren. Irgendwo versteckt muss es auch nicht sein, also nie eine leichte Entscheidung.
In Poreč ist es aber leicht. Zwei große Parkplätze stehen am „Eingang“ zur Stadt zur Auswahl und egal für welchen ihr euch entscheidet, der Weg ist ungefähr gleich lang. Beide sind kostenpflichtig, aber dafür kann man hier in Ruhe sein Auto abstellen und findet es auch wieder leicht. Ich parke mich in der Nähe der Partisanka Straße ein, laufe diese Richtung Altstadt entlang und sehe den Eingang zu einem Markt.
Tržnica
Herrlich, ich liebe Märkte. Dieser hier scheint eher ein kleinerer Markt zu sein, der aber trotzdem alles bietet, was man so braucht. Vielleicht komme ich später noch einmal vorbei. Wenn ihr euren Besuch auch auf später verschiebt: Achtung, der Markt ist nur am Vormittag geöffnet.
Wie wir ja schon wissen, gibt es zwei Hauptstraße in der Altstadt – ich möchte zur Decumanus.
Tourist-Info
Schließlich lande ich mehr oder weniger zufällig in der Zagrebačka Straße wo sich auch die Touristen-Information befindet. Nichts wie hinein und einen Stadtplan geschnappt, das macht mich auf meiner Tour gleich viel sicherer.
Trg Slobode und die Liebfrauenkirche
Auf meiner Suche nach der Decumanus komme ich an einem großen Platz vorbei, auf dem ebenfalls eine große Kirche steht. Ich bin überrascht über die Größe des Platzes, auf dem die Kirche Unserer Lieben Frau von den Engeln oder kürzer Liebfrauenkirche genannt, steht.
Die barocke, einschiffige Kirche wurde 1746 gebaut und 1770 eingeweiht. Sie steht auf den Überresten einer früheren romanischen Kirche. Von der barocken Innenausstattung gilt das Werk der Unbefleckten Empfängnis mit dem Heiligen Petrus aus dem 18. Jahrhundert von Jacopo Marieschi neben dem Gemälde „Moses mit der Schlange“ von Gaspare Vecchia als das Wertvollste.
An der Rückseite der Kirche befindet sich ein 18 Meter hoher barocker Glockenturm. Früher war hier auch ein Dominikanerkloster, das allerdings 1806 aufgehoben wurde.
Joakim Rakovac
Ich gehe weiter und komme bei einem Denkmal vorbei, das an einen istrischen Widerstandskämpfer erinnert, der mit den Partisanen gegen die Faschisten gekämpft hat. Viele Städte in Istrien haben Gassen oder Straßen nach ihm benannt, er gilt als Organisator des Widerstandes in Istrien und als jugoslawischer Held.
Allerdings sind die Umstände seines Todes bis heute nicht 100% geklärt. Obwohl angenommen wird, dass er von Deutschen Nazis erschossen wurde, behaupten manche, dass er auch Säuberungen der Partisanen bei einem Hinterhalt zum Opfer fiel.
Ich habe jetzt die Decumanus Straße erreicht und damit stehe ich auch vor einem Teil der alten Stadtmauer.
Die Türme der Stadtmauer
Die Stadtmauern von Poreč wurden vom 12. bis ins 16. Jahrhundert errichtet und hatten einst drei Türme. Den fünfeckigen Turm von 1447 (hier ist nun ein Restaurant untergebracht), den Runden Turm (jetzt eine Bar) aus 1473 und den Turm bei Peškera aus dem Jahr 1475, der heute nur mehr eine Ruine ist.
Das aufgeschlagene Buch des venezianischen Löwen zeigt an, dass in der Serenissima zu dieser Zeit Frieden herrschte.
Wer vom Fünfeckigen Turm die erste Straße links nimmt, kommt zum Aquarium, aber mich zieht es jetzt weiter Richtung Basilika.
Die Euphrasius Basilika
Auch hier bin ich wieder sehr überrascht. Eigentlich hätte ich einen großen Platz mit einer ebenso großen Kirche erwartet. Aber die Hinweisschilder führen mich zu einem Tor – von einer Kathedrale in Riesengröße ist eigentlich noch nichts zu sehen.
Später werde ich erfahren, dass dieser Eingang in den Komplex der Basilika aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts stammt und vom Bischof Flapp in Auftrag gegeben wurde, um einen festlicheren Eintritt in den Bereich der Basilika zu ermöglichen. Das Mosaik über der Tür ist wunderschön und zeigt Jesus Christus und die Worte „Ich bin die Tür. Wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden“ aus dem Johannes Evangelium.
Gleich nach dem Eingang befindet sich dann die Kassa, um weiter in das Weltkulturerbe zu gelangen, muss Eintritt bezahlt werden. Verständlich: Die Erhaltung desselben wird einiges an Kuna erfordern.
Noch immer bin ich aber von einer Kirche entfernt. Aber der Komplex scheint wirklich riesig zu sein.
Atrium
Im Atrium scheint der Sammelplatz für die Führungen zu sein. Mich beeindrucken gleich einmal die wunderschönen Säulengänge. An den Wänden finden sich Steindenkmäler aus verschiedenen Epochen des Bischofskomplexes.
Drei Bögen findet man auf jeder Seite des quadratischen Vorraumes. Eine Seite führt in die Basilika, die gegenüberliegende zur Taufkapelle. Ich folge brav dem Rundgang und wandere in die Taufkapelle.
Taufkapelle
Die Taufkapelle wurde im 5. Jahrhundert erbaut, Bischof Euphrasius ließ sie im 6. Jahrhundert erneuern und ausschmücken. In dem achteckigen Gebäude befindet sich ein sechseckiges Taufbecken in der Mitte. Ich bin wieder einmal verwirrt, hatte ich doch eher ein Taufbecken erwartet. Aber schließlich erinnere ich mich, dass in früheren Zeiten die Menschen bei der Taufe komplett „untergetaucht“ wurden.
In einer Nische entdecke ich dann doch noch ein Taufbecken, wie es in „unserer“ Zeit üblich ist. Es lohnt die Wände zu inspizieren und auch einen Blick zur Decke sollte man bei der Besichtigung riskieren.
Der Glockenturm
Dann führt der Rundgang weiter in den Glockenturm. Verpasst nicht beim Hinaufsteigen auch hin und wieder einen Blick aus den „Fenstern“ zu werfen, auch das Uhrwerk verdient Beachtung. Außerdem braucht man sowieso immer wieder kleine Pausen beim Aufstieg.
Doch dann lohnt der Ausblick von oben. Auf die Stadt, auf das Meer, auf das Häusermeer, die Basilika und die Liebfrauenkirche.
Das Museum im Bischofsplast
Doch nun geht es weiter in den Bischofspalast, in dem ein Museum untergebracht ist. Neben Schätzen der Liturgie kann man hier auch den Zeremoniensaal besichtigen, in dem der Bischof im 6. Jahrhundert seine Gäste empfing und den „Sessel“ sehen, auf dem er wahrscheinlich thronte.
Mich begeistern allerdings die kunstvoll ausgeführten Altäre und die wunderschönen Madonnen mehr. Ich bin immer wieder erstaunt, wieviel Ausdruck die Meister der damaligen Zeit in diese Gesichter legen konnten. Kunstinteressierte werden in diesen Räumen einige Zeit verbringen, um alles genau studieren zu können.
Hier kann man viele Objekte aus verschiedenen Epochen sehen: Kelche, Monstranzen, Reliquare, Gewänder, Altäre, Altarbilder, Skulpturen, äußerst wertvolle Kruzifixe, Mobiliar und vieles mehr.
Die steinernen Exponate, Kapitelle und verschiedene Teile aus Stein, die Inschriften zeigen und aus den Vorgängerbauten der Basilika sind auf der Veranda vor dem Bischofssitz zu sehen.
Das Lapidarium
Der wichtigsten Teile des Lapidariums werden im Erdgeschoss aufbewahrt, wie die Bodenmosaiken aus dem 4. und 5. Jahrhundert, wie das Fischmosaik für Christus und das Christentum. Daneben steht der Altar, in dem die Reliquien der heiligen Maurus und Eleutherius aufbewahrt wurden.
Der Steinthron ist wahrscheinlich aus der Benediktinerabteil des Heiligen Cassius aus Predol. Er wurde auf den Anfang des 9. Jahrhunderts datiert.
Archäologische Ausgrabungen
Unser Rundweg führt uns nun ins Freie, wo man die wunderschönen Mosaike des Vorgängerbaus der Basilika betrachten kann. Hier stand wahrscheinlich das Haus des Maurus, in dessen Speisesaal sich wohl die ersten Christen im 3. Jahrhundert im Geheimen versammeln mussten und auf dessen Grund dann im 4. Jahrhundert die erste Basilika gebaut wurde. Die Mosaike sind Kopien aus dieser Vorgängerkirche.
Aussicht
Wenn wir nun ein Stückchen weitergehen und kurz nach rechts abbiegen, können wir die wunderschöne Aussicht auf das Meer genießen und ein wenig innehalten, bevor wir uns durch die alte Sakristei und die Cella trichora in die Basilika begeben.
In der ehemaligen Sakristei kann man neben den Bodenmosaiken auch noch Fresken aus dem 15. Jahrhundert an den Wänden entdecken.
Cella trichora
Dieser Raum war wahrscheinlich das Mausoleum des Bischofs Euphrasius aus dem 6. Jahrhundert. Heute kann man hier den Sarkophag der Heiligen Maurus und Eleutherius aus dem 13. Jahrhundert sehen.
Die Basilka
Dann betreten wir die Euphrasius Basilika. Das Christentum war bereits in den ersten Jahrhunderten nach Christus nach Poreč gekommen. In dieser Zeit wurde die Gläubigen noch verfolgt, man traf sich im Geheimen, wahrscheinlich im Speisesaal des Hauses des späteren Märtyrers und heutigen Stadtpatrons von Poreč Maurus.
313 gestattet Kaiser Konstantin den Christen die Ausübung ihres Glaubens. Bald danach wird der ehemalige Speisesaal von Bischof Maurus erweitert und in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts an dieser Stelle die erste Basilika erbaut. In der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts erfolgt der Bau der großen, sogenannten vor-euphrasianischen Basilika entlang des bestehenden Gebäudes. Von ihr haben wir Bodenmosaike in der ehemaligen Sakristei gesehen.
Mitte des 6. Jahrhunderts erkennt der damalige Bischof Euphrasius die Baufälligkeit des Gebäudes und lässt sie bis auf die Fundamente abtragen und darauf eine neue dreischiffige Kirche errichten, die wir noch heute bewundern können. Zu dieser Zeit wurde der gesamte Komplex gebaut – auch das Atrium und der Bischofssitz, die alte Taufkapelle wird restauriert, später die Cella Trichora (wahrscheinlich als Mausoleum für den Bischof) erbaut.
Interessant ist der große Einfluss frühbyzantinischer Kunst, den man sowohl im Gebäude als auch bei der Ausschmückung der Kathedrale erkennen kann.
Die Basilika ist eine der bedeutendsten Sakralbauten Kroatiens. Da sie in späteren Zeiten kaum verändert wurde, ist sie eines der wichtigsten Zeugnisse spätantiker und frühbyzantinischer Kunst im Adriaraum – auch daher wurde sie 1997 in die Liste des Unesco Weltkulturerbes aufgenommen.
Das Hauptschiff erhält seinen Schmuck nahezu nur durch die Säulen, deren Bogen nur auf der rechten Seite Verzierungen aufweisen. Dadurch wird der Blick automatisch zur zentralen Apsis gerichtet, die wunderschön ausgestaltet ist.
An der Spitze thront Christus als Herrscher mit den Aposteln an seiner Seite und einer Schriftrolle in der Hand mit der Aufschrift „Ego sum Lux Vera – Ich bin das wahre Licht“.
Im Halbrund der Apsis darunter sieht man die Jungfrau Maria mit Jesus am Schoss, von Engeln umgeben. Die Hand des himmlischen Vaters aus der Wolke hält eine Krone über sie. Rechts bei den Engeln befinden sich die Märtyrer aus Poreč, wahrscheinlich der heilige Eleutherius, Akolit und Projekt. Auf der linken Seite neben dem Engel ist der Heilige Maurus, der erste Bischof von Poreč und Euphrasius mit einem Modell der Kirche dargestellt, sowie sein Bruder Claudius mit dessen kleinen Sohn.
In der Mitte des Bodens über dem Altar sieht man das Lamm Gottes und zu seinen beiden Seiten Jungfrauen und Märtyrer, die ihm gefolgt sind.
Die linke Seite der Hauptapsis zeigt die Verkündigung Mariens, die rechte Seite den Besuch Mariens bei ihrer Cousine Elisabeth, die ebenfalls schwanger war.
Der gesamte untere Teil der Apsis ist mit farbigen Steinplatten und Perlmutt verziert. Teile der Vertäfelung stammen aus einer früheren Wandvertäfelung, die anscheinend feiner gearbeitet war. Der Wandschmuck besteht aus 21 Feldern mit verschiedenen Ornamentkombinationen. Hinter dem Bischofsthron sind Kerzenleuchter und ein Kreuz dargestellt.
Der Baldachin – das Ziborium – wurde von Bischof Otto errichtet und stammt aus 1277. Auf den Mosaikmedaillons sind der Heilige Maurus, Akolit, Eleutherius und Projekt dargestellt.
Während des Krieges zwischen Venedig und Genua wurden die Reliquien des Heiligen Maurus und Eleutherius entwendet und nach Genua gebracht. 1508 erhielt Bischof Tasso kleine Knochenpartikel der Märtyrer und ließ dafür einen Reliquienschrein herstellen. Erst 1934 kehrten die Reliquien der beiden feierlich nach Poreč zurück und werden nun im Hauptaltar aufbewahrt, wo sie am Fest des Heiligen Maurus, am 21. November, den Gläubigen öffentlich gezeigt werden.
In der rechten, der südlichen Seite der Basilika befindet sich die Kapelle der Mutter Gottes, die von 1844 – 1846 von Bischof Peteani anstelle der früheren Kapelle gebaut wurde. Die Statue der Jungfrau Maria am Altar wurde im Mittelalter als wundertätig verehrt.
Daneben wurde nach dem Ersten Weltkrieg eine weitere Kapelle angebaut. In ihr steht ein Marmoraltar des Heiligsten Herzens Jesu, der sich früher im Südschiff der Basilika befand. Heute ist in dieser Kapelle das Chorgestühl untergebracht, dass aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammt und im Stil der venezianischen Gotik geschaffen wurde.
Direkt vor dem Eingang auf der rechten Seite der Basilika wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine Votivkapelle der Stadtgemeinde mit der Bitte um Hilfe gegen die Pest gebaut. Sie ist dem Heiligen Kreuz gewidmet und befindet sich an dem Platz wo sich die Kirche der Hl. Katharina und des H. Abtes Antonius befand. Auf dem Altar sieht man ein Kreuz aus dem 15. Jahrhundert, dem Übergang von Gotik zur Renaissance.
Um es abschließend zu sagen: ich war bei meinem Besuch gleich mehrfach überrascht. Zum ersten über die Größe der ganzen „Anlage“. Irgendwie hatte ich eine große Basilika à la Stephansdom in Wien erwartet. Freistehend auf einem großen Platz. Aber eigentlich kommt man durch verwinkelte kleine Gassen zum Eingang in den Komplex und sieht die Basilika erst gar nicht so richtig. Wenn man den Besucherweg folgt, wird man eigentlich erst um die Kirche herumgeführt, was dem Besucher aber die Geschichte der Basilika und des Christentums in Poreč nahebringt. Es ist also gut gewählt und daher meiner Meinung nach auch empfehlenswert diesen Vorschlägen in der angegebenen Reihenfolge zu folgen.
Die zweite Überraschung war die Basilika selbst. Ich hatte sie mir größer, mit mehr Pomp ausgeschmückt erwartet. Bilder und Fresken an den Seitenwänden. Beim ersten Eintreten wirkt sie fast schlicht. Aber gerade diese Schlichtheit des Gebäudes und der Wände ist für den großartigen Eindruck verantwortlich. So ziehen die Mosaike der Apsis alle Blicke und die ganze Aufmerksamkeit auf sich, erzählen die Geschichte des Christentums im Allgemeinen und im Speziellen in der Stadt und man kann eigentlich gar nicht anders als bewundernd stehen zu bleiben und immer wieder neue Bilder zu entdecken.
Wer in der Nähe von Poreč urlaubt, sollte daher von seinem Strandurlaub unbedingt zumindest einen halben Tag abknapsen und nicht nur die Basilika, sondern auch den ganzen, sie umgebenden Komplex besuchen. Es zahlt sich wirklich aus.
Ich habe nun meinen Rundgang beendet und streife noch ein bisschen in der Stadt herum. Komme an Resten der Stadtmauern vorbei, finde das eine oder andere versteckte Restaurant und ein auf Trüffel spezialisiertes Geschäft. Soll ich welche mitnehmen? Lieber doch nicht. Vielleicht das nächste Mal.
Schließlich schlendere ich noch ein bisschen am Meer entlang und finde ohne Probleme den Parkplatz und damit mein Auto wieder. Es ist heiß geworden in der Zwischenzeit. Schnell die Fenster geöffnet und zurück zum Campingplatz. Das Meer ruft …