Der kleine Ort Kobersdorf ist vor allem durch das Schloss und die darin stattfinden Festspiele bekannt, obwohl die Gegend wahrscheinlich schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt war.
Lange Zeit war die Region ein Durchzugsgebiet für viele Völker, wie von verschiedenen Funden weiß.
860 n.Chr. taucht in einer Schenkungsurkunde König Ludwigs des Deutschen an den Salzburger Erzbischof ein „Kundpoldersdorf“ auf, bei dem es sich vielleicht um Kobersdorf handeln könnte.
1073 gehört gehörte Kobersdorf zur Gemeinde Pitten, von 1222 – 1229 wurde die Burg Kobersdorf erbaut. Graf Pousa hatte den Landstrich vom ungarischen König Andreas II. als Schenkung erhalten und mit dem Bau einer Wasserburg begonnen. Erstmals 1229 werden die Burg und die umliegende Gemeinde urkundlich erwähnt.
Mit der Fertigstellung des Burgbaues taucht 1263 auch der Name Kobersdorf auf. Der Ortsname leitet sich aus dem Bachnamen „Kobilica“ – Stutenbach – ab, mit dem der heutige Schwarzenbach gemeint wurde. Sein Oberlauf wurde als Roßwasser bezeichnet und diese Bezeichnung wurde eine Zeitlang zu Koboldsdorf.
Die Burg durchlebte bewegte Zeiten als ungarische Grenzfeste, ehe es im 16. Und 17. Jahrhundert zu seiner charakteristischen Form mit den markanten Rundtürmen und den mächtigen Kegeldächern erweitert wurde.
1270 wurde die Burg im Rahmen der Güssinger Fehde erfolgreich verteidigt, 1280 und 1289 aber erobert. 1291 wird Kobersdorf mit Preßburg, Tyrnau und Güssing an Ungarn zurückgegeben.
1319 kauft Graf Simon II. von Forchtenstein-Mattersburg das Gebiet und die Burg, 1430 erfolgt die künstlerische Ausschmückung derselben, von der allerdings nur die Kapelle erhalten geblieben ist. Graf Wilhelm Forchtenstein-Mattersburg verlegt seinen Hauptwohnsitz nach Kobersdorf, verpfändet aber die Herrschaft 1445 an den österreichischen Herzog Albrecht VI., der die Burg 1451 an seinen Bruder Kaiser Friedrich III. verkauft.
1447 wird Albrecht als rechtmäßiger Besitzer von Kobersdorf bestätigt, damit ist die Gegend erstmals in österreichischen Besitz. 1452 wird das Kärntner Geschlecht der Weisspriacher zuerst als Verwalter, dann schließlich als Pfandherren eingesetzt.
1458 bringt König Matthias Corvinus Kobersdorf vorübergehend in seinen Besitz, 1463 kommt die Burg zum Haus Österreich, staatsrechtlich gehört sie jedoch zu Ungarn. 1466 schenkt Corvinus die Burg den Weisspriacher als Dank für ihre Abkehr vom Kaiser.
1482 wird die Burg um die spätgotische Vorburg und um die protestantische Kapelle erweitert. 1491 kommt die Burg beim Friedensvertrag von Preßburg wieder zu Österreich.
Das Schloss wurde 1528 direkt in die Vorburg der einstigen Wasserburg gebaut. 1529 sind die Weisspriacher am Höhepunkt ihrer Macht, sie besitzen nicht nur Kobersdorf, sondern haben Besitzungen von Eisenstadt bis Güns und können sich auch im Türkenkrieg bewähren. 1553 stirbt jedoch die männliche Nachkommenschaft aus.
In der Folge kommt es zu ruinösen Erbteilungen und die Weisspriachschen Güter werden mehr und mehr aufgesplittet.
Erst 1648 vereinigt Johann Kéry wieder Schloss und Herrschaft und vollendet 1656 den Schlossbau im Stile der Spätrenaissance und des beginnenden Frühbarocks.
1683 sind Burg und Schloss für die Türken kein Hindernis mehr und werden zur Gänze zerstört und in Brand gesteckt.
1694 versucht der Sohn Johann Kérys, Franz, die gröbsten Schäden zu beheben, muss aber 1704 Schloss und Herrschaft an seinen Schwager Fürst Paul Esterházy verkaufen, den das Schloss jedoch kaum interessiert. Es verfällt immer mehr und wird von weiteren Schicksalsschlägen heimgesucht: so werden französische Offizieren einquartiert, der Dachstuhl geht in Flammen auf und ein schweres Hochwasser verschlammt Keller und schädigt die östliche Basteimauern, man interniert hier 200 Serben, es wird als Gefangenenlager für Offiziere genutzt und beherbergt die russische Vermessungsabteilung.
1963 überlegt man den Abriss der Ruine, doch Martha Bolldorf-Reitstätter , Österreichs erste weibliche Architektin erwarb das Schloss und wagt den Wiederaufbau, der auch bis zu ihrem Tode 2001 unter großen Opfern gelingt. 2004 geht das Schloss in den Besitz ihrer Tochter über.
Besonders die Fertigstellung des manieristischen Rittersaals aus 1656 mit Fresken des Italienischen Malers Carpoforo Tencalla gilt als Highlight.
Schlossführungen sind nach Vereinbarungen möglich.
Heute ist das Schloss jeden Sommer die Heimat der Kobersdorfer Schlossspiele, (1972 gegründet) aber auch ein Veranstaltungsort für Konzerte, Ausstellungen und Seminare, Teile des Schlosses und des Gartens können auch für Tagungen, Hochzeiten oder Feiern gemietet werden.
Die Spiele im Schloss
Seit 1972 bietet nun die stimmungsvolle Schlossanlage die Heimat für die Kobersdorfer Schloss-Spiele. Die zentrale Aufführungsstätte ist der romantische Arkadenhof, der einer großen Bühne Platz bietet. Bis 1987 war Kobersdorf ein Ort der Experimente, mit denen versucht werden sollte, Besucher nach Kobersdorf zu locken.
Allerdings hatten bereits Theateraufführungen im Rittersaal eine langjährige Tradition und so widmete man sich 1988 bis 2003 unter der Intendanz von Rudolf Buczolich auch der „Europäischen Komödie“ : Der Ritter vom Mirakel, Der Talismann, Der Bauer als Millionär, Der Bürger als Edelmann, Einen Jux will er sich machen und Die Komödie der Irrungen wurden während dieser Zeit aufgeführt.
2004 wurde Wolfgang Böck mit der künstlerischen Leitung der Schloss-Spiele beauftragt. Er eröffnete seine Intendanz mit Lumpazivagabundus, spielte Liliom, Die Dreigroschenoper, Floh im Ohr, Zu ebener Erde und im ersten Stock, Der Kopf des Joseph Haydn, Ein Sommernachtstraum, Der eingebildete Kranke, Was ihr wollt und Die Dame vom Maxim.
Böck entwickelte eine eigene Ansicht für die Kobersdorfer Schloss-Spiele: Er nimmt die Stücke zwar aus ihrer Zeit heraus, möchte sie vom Verdacht des Kostüm-Schinkens befreien, aber auch nicht in die heutige Zeit transportieren. So schält er das immer Gültige der Klassiker heraus. Jene Aussage und Botschaft, die für die Gegenwart auf oft überraschender Weise noch genauso zu trifft, wie in jener Zeit als die Stücke entstanden. Schaut euch das an …
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