Habt ihr schon einmal auf einer Hütte in den Bergen übernachtet? Nein? Auch für mich war es erst jetzt das erste Mal … (Foto © Alpenverein Edelweiss, Andreas Hölzl)
Vielleicht stimmt diese Aussage nicht ganz. Mein Vater war ein begeisterter Wanderer und ich bilde mir ein, dass ich einmal als Kind in einem Matratzenlager auf der Rax übernachtet habe.
Es könnte aber auch gut sein, dass ich mir das nur einbilde und ich das Hüttenleben nur aus Erzählungen kannte: Matratzenlager mit schnarchenden Männern, kratzende Decken, eisige Kälte beim Aufstehen in der Früh, da erst der Ofen geheizt werden musste und schließlich Schnee schmelzen, um überhaupt Wasser fürs Kaffee und Tee kochen zum Frühstück zu haben.
Als verwöhntes Wiener Großstadt-Einzelkind also nicht unbedingt eine ausgezeichnete Referenz, die dazu einlädt all das selbst oder überhaupt auszuprobieren. Aber ich bin abenteuerlustig und daher nahm ich die Einladung auf das Alois Günther Haus am Stuhleck zur 75 Jahrfeier des Alpenvereins Edelweiß „todesmutig“ an. (Wie es mir beim Aufstieg ging, könnt ihr übrigens hier lesen)
Schon in der Einladung war zu lesen, dass das gegenwärtige „Hüttenleben“ sich um einiges von früheren Zeiten unterscheidet. Warum also es nicht einmal selbst ausprobieren?
Meine erste Anlaufstelle war die Internetseite, um dort die Anforderungen und die Bewertungen der „Hütte“ zu checken. Erste Überraschung folgender Hinweis: „Bringt einen Schlafsack und ein Handtuch mit“ – Kurzer Anruf bei meinem Gesprächspartner Wolfgang: „Stimmt das?“ „Ja, es wäre besser, - entweder ein Leintuch oder Schlafsack“. Uiuiui – klang mir doch ziemlich nach Matratzenlager – na egal. Eine Nacht werde ich auch da überleben.
Zweiter Check: Die Bewertungen. Hmm, alle ziemlich alt, aber wenig freundlich – ebenso wie laut Bewertungen - der Hüttenwirt. Na, das kann dann ja lustig werden. Lustig wurde es auch – aber im positiven Sinn.
Das Alois Günther Haus hat ein neues Pächter-Ehepaar und Andreas und Simone sind die freundlichsten und liebsten Menschen, die man sich vorstellen kann. Hier wird man willkommen geheißen, man fühlt sich wirklich sofort zu Hause.
Wer Tipps und Betreuung braucht, ist hier ebenfalls richtig. Die Küche ist super, egal ob ihr eine Hüttenjause, einen Schweinsbraten, Ćevapčići , Mohn- oder Nußnudeln bestellt.
Wir haben alles probiert und für ausgezeichnet befunden. Aber auch für Vegetarier ist gesorgt und es gibt mehr als ein paar Salatblätter.
Andreas und Simone bemühen sich bei regionalen Partnern einzukaufen und möglichst regional und saisonal zu kochen. Es schmeckt. Wer übernachtet, kann auch das ausgezeichnete und reichliche Frühstück genießen und sich dabei süße oder pikante Varianten aussuchen.
So weit wie möglich, werden alle Wünsche erfüllt. Allerding sollte man bedenken, dass es nicht immer einfach ist, alle Ingredienzien für ein Festtagsmahl auf eine Hütte zu bringen. Hier am Stuhleck gibt es – zumindest noch im Sommer – die Möglichkeit mit dem Auto auf der Mautstraße zum Haus hoch zu gelangen, aber schon im Winter ist es damit vorbei.
Allein mit dem Schneemobil kann dann der Einkauf hochgebracht werden. In manchen Hütten ist es noch komplizierter oder überhaupt nur per Pedes möglich. Noch ein kleiner Hinweis: auch unser Mist muss von der Hütte wieder ins Tal gebracht!
Übernachten auf der Hütte
Auch bei der Unterkunft hat sich einiges geändert. Es gibt zwar auch im Alois-Günther-Haus noch ein Matratzenlager, aber auch Einzel- und Mehrbettzimmer.
Ich durfte in einem Einzelzimmer logieren – einfach ausgezeichnet. Neu renoviert, gemütlich eingerichtet, auf das Wesentliche beschränkt – Kasten, kleiner Tisch, Ablagefläche und Aufhängevorrichtung. Basta. Mehr braucht man nicht – dafür gibt es aber eine Aussicht auf einen Sonnenaufgang in den Bergen, von dem man noch Wochen später erzählen wird.
Pro Etage gibt es auch eine Gemeinschaftsdusche und eine Toilette (Männlein und Weiblein getrennt!). Diese könnte bei starkem Andrang und längeren "Sitzungen" vielleicht zu Engpässen führen, aber dann muss man eben auf jene im Stock tiefer ausweichen.
Schlafsack oder Leintuch empfehlen sich, da die Decken erstens noch immer ein bisschen kratzig aussehen und zweitens nicht überzogen sind. Ich habe mich in meinen Schlafsack gekuschelt und wunderbar geschlafen. Wer weder Schlafsack noch Leintuch mithat, kann sich auf der Hütte einen ausborgen, ebenso wie „Hüttenschlapfen“ – ich würde aber trotzdem eigenes „Zeug“ bevorzugen, aber vielleicht bin ich nur zu etepetete….
Duschen
Wer beim Aufstieg vielleicht doch mehr geschwitzt hat, als ursprünglich geplant, kann sich über eine warme Dusche freuen. Marken dafür sind beim Hüttenwirt um kleines Geld zu erwerben. Bei voller Belegung der Zimmer und großem Andrang könnte es eventuell zu „Engpässen“ kommen. Zähneputzen ist kein Problem – es gibt mehrere Waschbecken. Hier kommt auch mein mitgebrachtes Handtuch zum Einsatz.
Das Fazit meiner ersten Hüttenübernachtung
Lange hat es gedauert, um einmal in einer Hütte in den Bergen zu übernachten, doch ich denke, es wird nicht das letzte Mal sein. Es macht einfach viel zu sehr Spaß.
Man bewegt sich in freier Natur, verbrennt etliche Kalorien und kann dann das gute „Hüttenessen“ noch viel mehr genießen. Allein der Sonnenaufgang ist beeindruckend.
Auch die Preise sind ungeschlagen – damit kann man auch mit einer kleinen Geldbörse Urlaub machen und dem Alltagsstress entfliehen.
Wer beim Alpenverein Mitglied ist, kann noch mit zusätzlichen Vergünstigungen rechnen. Mehr darüber findet ihr hier.
Auf jeden Fall werde ich beim Skifahren wieder bei Andreas und Simone vorbeischauen und vielleicht im nächsten Frühjahr auch einmal den Planetenweg gehen.
Hier noch ein kleines Video von der Hütte und der Umgebung:
Der Aufenthalt erfolgte auf Einladung des Alpenvereins Edelweiss
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