Raabs an der Thaya, auch die Perle des Thayatales genannt liegt in einer Talmulde am Zusammenfluss der deutschen und der mährischen Thaya und wird von einer mächtigen Burg aus dem 11.Jht. überragt.
Geschichte
Raabs spielt eine wesentliche Rolle für die Geschichte und die tschechische Namensgebung von Österreich. Im Mittelalter hieß Raabs nach einem frühen deutschen Grundherrn Ragoz, Ragkoz und ähnlich. Die mährischen und böhmischen Nachbarn nannten die Grafschaft Rakoza.
Diese Bezeichnung wurde auch bald für die hinter der Grafschaft gelegenen Gebiete verwendet. Daraus leitet sich der tschechische Name für Österreich ab: Rakousko - Österreich, Rakouskany - Österreicher; das Land und die Leute hinter Raabs.
Die erste schriftliche Erwähnung von Raabs findet sich in der Chronica Bohemorum, doch der Burghügel war schon in der Jungsteinzeit besiedelt (Die Keramikfunde können im Museum Raabs besichtigt werden). Die Burg Raabs gehört zu den frühesten auf dem Gebiet des heutigen Österreich errichteten Steinburgen.
Sie wurde im letzten Viertel des 11.Jht. errichtet. Sie liegt auf einem markanten Felsen über dem Zusammenfluss der beiden Thayaflüsse. 1183 verpfändete Albrecht I. von Österreich Raabs als eine dem Herzogtum Österreich angeschlossene, jedoch weiterhin reichsunmittelbare Grafschaft seinem Marschall Heinrich von Maissau.
Einen geschichtlichen Höhepunkt in ihrer Entwicklung erfuhr die Stadt Raabs unter den Puchheimern. Sie erwarben die Burg und den Markt Raabs 1358. Sie bleiben fast dreieinhalb Jahrhunderte in ihrer Hand. Noch 1386 führte Herzog Rudolf IV., der Stifter, unter anderem auch den Titel "Graf zu Ragtz". Zahlreiche Privilegien und Rechte wurden während ihrer Regentschaft für Raabs erwirkt - die Burg erhielt unter ihnen viele Zu- und Umbauten, die ihr heutiges Aussehen prägen. So ließen sie das Feste Haus von einer Ringmauer umgeben und gotische Erweiterungsbauten ausführen. Unter den Puchheimern des 16. und 18. Jahrhunderts wandelte sich die mittelalterliche Burg endgültig zum Schloss, auch die Vorburg östlich des Bergfrieds wurde überbaut, der Vorhof entstand. 1702 wurden die Besitzungen an Franz Anton - Edlen von Quarient und Raall verkauft.
Dieser vergrößerte den Besitz durch Zukauf umliegender Herrschaften weiter. 1760 verkaufte seine Familie an Freiherrn Johann Christoph von Bartenstein, der aus einer alten thüringischen Adelsfamilie stammte. (Ein Bartenstein war der Erzieher der späteren Kaisers Josef II.) Viele kleingewerbliche Textilbetriebe waren in Raabs angesiedelt, die die heimische Leinwand und später Wolle bzw. Baumwolle verarbeiteten, bis 1844 gab es auch eine Papiermühle. Mehrere Zünfte (Schuster, Schneider, Fleischhauer, Schmiede, etc.) hatten hier ihren Sitz. Um 1900 waren die Vieh- und Pferdemärkte sehr bedeutend.
1848 löste sich der Markt mit der Aufhebung der Grundherrschaft aus dem Abhängigkeitsverhältnis gegenüber dem Schloss und wurde eine freie Gemeinde, die 1926 zur Stadt erhoben wurde. Die Herrschaft wurde mehrmals Verkauf und war seit 1912 im Eigentum des reichen Textilfabrikanten Baron Klinger von Klingerstorff. Nach dessen Konkurs 1932 wurde das Schlossinventar versteigert und so ist heute ein flämischer Teppich des 16.Jhts aus der Burg Raabs in New York (The Cloisters) zu besichtigen. Obwohl sie nahezu leer ist, beeindruckt die Burg mit Bauteilen aus der Zeit der Romanik, Gotik und Renaissance (es wurden Fresken im Rittersaal freigelegt)heute noch immer ihre Besucher. Seit Anfang der 70er Jahre wurde die Burg renoviert und für wechselnde Ausstellungen und Konzerte genutzt. Führungen sind nach Vereinbarung mit dem Burgbesitzer möglich.
Sehenswürdigkeiten
Allerheiligenkirche
Die Kirche stammt aus dem Jahre 1511 und weist einen spätgotischen Baustil mit einschiffigem Langhaus und Chor auf. In der Reformationszeit von den Puchheimern eingezogen, diente das 1622 gesperrte Gotteshaus über Jahrhunderte als Magazin.
Nach dem wirtschaftlichen Niedergang der Herrschaft Raabs kam die Kirche 1933 in Privatbesitz. Die Neuweihe erfolgte am 31.10.1971 durch Bischof Franz Zak. Das Gotteshaus, das früher auch als Spitalskirche bekannt war, steht an der Südseite von Oberndorf neben der Straßenabzweigung nach Lindach.
Pfarrkirche und Lindenhof
Der älteste Teil der Kirche zeigt spätromanische Formen des 13.Jhts, Durch Einziehen gotischer Gewölbe wurde die Kirche im 15.Jht. in eine dreischiffige Staffelkirche umgebaut. Das Kreuzrippengewölbe, gotische Maßwerkfenster, beachtenswerte Grabsteine und das von Kaiserin Maria Theresia gestiftete Altarbild machen den Innenraum sehenswert. Im Kirchturm befindet sich die älteste Glocke Österreichs mit figuralen Darstellungen aus dem Jahre 1343. Das Mittelschiff ist etwa doppelt so breit und so hoch wie die Seitenschiffe. Der barocke Hochaltar, teilweise bereits mit neuklassizistischen Stilelementen ausgestattet, erhebt sich im Ostabschluß des Mittelchores. Die beiden Seitenaltäre wurden 1780 gefertigt und sind etwa halb so groß wie der Hochaltar.
Weitere Links
www.raabs-thaya.gv.at
www.wikipedia.org