Es ist die kleinste Gemeinde Österreichs mit 1305 Einwohnern laut Wikipedia vom 1.1.2015. Lange Zeit war hier im Waldviertel, an der Grenze zur Tschechischen Republik das Ende der westlichen Welt.
Eine Brücke ohne Holzplanken „führte“ über die Thaya, in deren Mitte die Staatsgrenze liegt.
Hier begann der Eiserne Vorhang, Hardegg war isoliert, die Bevölkerungszahl nahm mehr und mehr ab, wer konnte versuchte wegzuziehen. Erst in den letzten Jahren, nach der Öffnung der Grenzen und der Errichtung des Nationalparks Thayatal kommen wieder Touristen, queren Radfahrer die Brücke und begeben sich wieder ohne Probleme von einem Land ins andere.
Das nahe Nationalparkhaus auf der Österreichischen Seite mit den Wildkatzen Carlo und Frieda ziehen ebenfalls mehr und mehr Besucher an.
Entscheidend für die weitere Entwicklung waren die Öffnung des Grenzübergangs und damit die Wiederherstellung der Thayabrücke. So viele Menschen waren vorher noch nie in Hardegg und werden wahrscheinlich auch nie wieder hierher kommen, berichtete uns ein Zeitzeuge.
Sie kamen in Bussen und Zügen aus Prag, aus dem nahen Znaim im April 1990 um die Öffnung der Grenze zu feiern. Eine wunderbare Stimmung war da, Aufbruch war zu fühlen, man kann es sich heute kaum mehr vorstellen. Die Menschen atmeten durch und auf: vorbei die Zeit der Grenztruppen, der schwer bewachten Grenzsoldaten, des Stacheldrahtzauns.
Natürlich gab es auch hier Anfangsschwierigkeiten, nicht alles ist immer glatt gelaufen, aber frühere Zustände und Stacheldraht möchte hier niemand mehr. Lieber schnappt man sich ein Rad und besucht einfach die andere Seite der Thaya. Das wunderschöne Tal mit den vielen Aussichtspunkten im Nationalpark Thayatal oder im anschließenden Nationalpark Podyji auf tschechischer Seite laden dazu ein.
Wer nach Hardegg kommt, sollte auf keinen Fall versäumen, das Nationalparkhaus und damit die Wildkatzen Carlo und Frida besuchen, die nach langer Zeit nun wieder im Nationalpark heimisch werden.
Burg Hardegg
Aber auch die Burg Hardegg ist einen Besuch wert. Von weitem ist die mächtige Ritterburg mit ihren vier Türmen auf dem hohem Felsrücken zu sehen. Schließlich entstand der Ort als typische Burgsiedlung im 11. und 12. Jahrhundert, 1290 wurde die Stadt erstmals urkundlich erwähnt. Im übertragenen Sinne bedeutet der Name „Festes Haus mit Wald“.
Archäologische Untersuchungen beweisen, dass der Burgberg bereits im 10. Jahrhundert besiedelt war. 1145 taucht der Name der Burg erstmals mit der Erwähnung eines Otto von Hardegg auf. Wahrscheinlich stand im 10.Jahrhundert hier bereits eine Holzburg, die im Zuge der Grenzbefestigungen im ersten Viertel des 12. Jahrhunderts durch eine Steinburg ersetzt wurde. 1731 wurde die Grafschaft vom Haus Khevenhüller erworben. 1764 gab der damalige Burgbesitzer seine Einwilligung zur Demolierung der Burg, um nach einer katastrophalen Feuersbrunst im Ort Baumaterial zum Wiederaufbau der Stadt zu gewinnen.
Erst Ende des 19.Jahrhunderts wurden die südlichen und östlichen Teile der Burganlage unter Fürst Johann Karl Khevenhüller Metsch wieder hergestellt.
Um 1870 findet sich folgende Beschreibung (Zitat aus Wikipedia):
„Unter den Burgen an den Ufern der Thaya ist Hardegg eine der interessantesten. Der äußere Umfang der Feste Hardegg beträgt 600 Meter, sie ist in dieser Richtung die größte Burganlage Niederösterreichs. Die Schlosskapelle zeigt noch ein gotisches Fenster mit edlem Maßwerk …“
Leider ist eine Sammlung, die an Kaiser Maximilian von Mexico, dessen Begleiter Fürst Johann Karl war, erinnerte in den Nachkriegsereignissen von 1945 verloren gegangen und daher ist nur noch eine kleine, aber sehenswerte Ausstellung über Maximilian von Mexico zu sehen. Außerdem gibt es noch eine prächtige Waffensammlung in der Rüstkammer zu sehen. Diese allerdings nur im Rahmen einer angemeldeten Gruppenführung ab 20 Personen zu berücksichtigen. Der Rest der Burg kann ohne Führer besichtigt werden.
Heute befindet sich die Burg im Besitz des Enkels des letzten Fürsten Anton Sigmund Khevenhüller-Metsch, Gotthard Graf Pilati von Thassul zu Daxberg.
Burg Hardegg
Tel: +43 2949 8225 oder +43 2916 400
Email:
www.burghardegg.at
Kultur•Punkt Hardegg
In der kleinsten Stadt Österreichs findet man auch die kleinste Galerie. 2006 gegründet, ist sie nun in einem denkmalgeschützten Haus am Hauptplatz von Hardegg, das früher Rathaus, später Stadtbibliothek war, untergebracht.
Die Galerie ist vorwiegend an Wochenenden und Feiertagen von Mai bis Oktober geöffnet. Neben Bildern finden Sie hier auch Kunst-Postkarten, Bildbänden und Literatur über Hardegg. Außerdem bietet die Initiative der lokalen KünstlerInnen, die die Galerie gegründet haben und sie auch führen, in- und ausländischen KollegInnen Raum, um Ausstellungen in Eigenregie zu gestalten.
Genaue Daten der jeweiligen Ausstellungen finden Sie unter www.kulturpunkt-hardegg.com.
Von Mai bis Oktober trifft sich auch die Aquarellgruppe Hardegg unter der Leitung von Mag. art. Rosi Grieder-Bednarik einmal im Monat und lädt Gleichgesinnte auch gerne ein, an dem Treffen teilzunehmen und im Freien an verschiedenen Orten der Leidenschaft der Malerei zu frönen.
Aktuelle Informationen finden Sie jeweils unter www.kulturpunkt-hardegg.com und auf www.facebook.com/KulturpunktHardegg
Das Guckkastenmuseum Hardegg
Die kleinste Stadt hat natürlich auch eine Art Heimatmuseum. Das Guckkastenmuseum ist ein Museum der besonderen Art, untergebracht in einem Klassenzimmer der ehemaligen Volksschule in Hardegg Nr.36.
Schautafeln mit Bildern und Texten zur Geschichte der Gemeinde und zu verschiedenen Themenkreisen über Herrschaft, Bauern, Gewerbe, Eiserner Vorhang, Sommerfrische, Kultur warten auf die Besucher und dazu sind passende Objekte von der Steinzeit bis heute zu sehen. Von archäologischen Funden über historische Dokumente, Urkunden, Landkarten, Fotografien, Münzen, Hausrat, bäuerliche Geräte, Spielzeug und vieles mehr.
Im Mittelpunkt des Museum steht jenes „Gerät“, das dem Museum seinen Namen gibt: der Guckkasten. Ein Holzkubus mit vier Gucklöchern in verschiedenen Höhen. Der Besucher kann zwischen sechs verschiedenen Fotopräsentationen mit historischen Fotos der Stadtgemeinde und einen Videofilm, der eine Nachtwächterwanderung in Hardegg zeigt, wählen.
Ein weiterer Schwerpunkt des Museums liegt auf dem Thema „Schule“. So kann man die Hardegger Schulchronik, alte Schultaschen, Schreibmaterial, Bücher und Hefte sehen. Alte Schulfotos und die Dokumentation eines grenzüberschreitenden Schulprojektes „Leben im Dorf – Dorf(er)leben sind ebenfalls ausgestellt.
Das Museum ist Teil des Hardegger Themenweges und kann mittels Code im Nachtwächterbrevier selbständig besucht werden. Das „Brevier des Nachtwächters“ für den Themenweg ist beim Nationalparkhaus, beim Gasthof Hammerschmiede und beim Gasthaus Thayabrücke erhältlich. Allerdings ist man dann durch eine Plexiglaswand von den Ausstellungsstücken getrennt. Für eine genauere Betrachtung der Objekte ist eine Voranmeldung zu einer Führung am Gemeindeamt Pleissing erforderlich.
Stadtgemeinde Hardegg
2083 Pleissing 2
Tel: +43 2948 8450
Email:
www.hardegg.gv.at
Hier könnt ihr den Folder der Gemeinde Hardegg über den Themenweg downloaden.
Die Hardegger Warte
Wer sich auf den Weg in den Nationalpark begibt, sollte sich die kleinste Stadt Österreichs von der Hardegger Warte im Nationalpark Podyji ansehen. Die Aussichtwarte auf der tschechischen Seite ist ungefähr 2,5 km vom Grenzübergang Hardegg Čižov entfernt, aber nur per Pedes oder Rad zu erreichen.
Weiters empfehlen wir noch einen Besuch des kleinen Museums im ehemaligen Zollhaus an der Thayabrücke. Hier kann man nicht nur die Bilder der Thayabrücke während des Eisernen Vorhangs sehen, sondern auch die Feier der Wiederherstellung.
Am besten Sie kehren dann gleich im Gasthaus Thayabrücke ein. Das Wiener Schnitzel (vom Schwein) und die Leberknödelsuppe sind auf jeden Fall eine Empfehlung wert.
Und zu guter Letzt wollen wir auch noch darauf hinweisen, dass in Niederfladnitz, das zu Hardegg gehört, Freddy Quinn und H.C. Artmann geboren wurden.
Weitere Informationen finden Sie auf www.hardegg.at, www.hardegg.gv.at