Burg Taggenbrunn? Name und Ort waren mir völlig unbekannt, als mich eine Freundin fragte ob ich sie nicht zu einem Konzert nach Kärnten begleiten wolle …
Da ich immer gerne Neues entdecke und auch noch Zeit hatte, war es klar, dass ich sie begleite. Als ich dann noch entdeckte, dass André Heller auch irgendwie mit Burg, Ausstellung und Weingut verbandelt ist, war die Freude noch größer – aber der Reihe nach.
Wenn ihr bei der Burg ankommt, werdet ihr von ihrem stolzen Aussehen überrascht sein. Hoch oben thront sie auf einem Hügel, fast uneinnehmbar. Kaum zu glauben, dass sie schon fast verfallen war und erst durch das Engagement einer Kärntner Unternehmerfamilie gerettet wurde.
Heute steht sie wieder schmuck da, gibt einem Festival seinen Heimatort und ist auch durch die Ausstellungen, das Burgrestaurant, Spielplatz und Riesenrutsche auch abseits vom Festival ein Ausflugsziel. Auch hier wurde bei der Renovierung wieder genial Alt und Neu verbunden, was mich immer besonders freut.
Taggenbrunn ist ein uraltes Siedlungsgebiet, auf dem die Reste eine keltisch-römischen Ringwallsiedlung aus dem 6. Jht.v.Ch. gefunden wurde. Die Burg entstand im 12. Jahrhundert durch Tagenus von Pongau im Auftrag des Erzbistums Salzburg und sie war in der Folge wichtig für ihre Umgebung: immerhin wurde im 14. Jahrhundert Kärnten von hier aus regiert. Die Burg war zwischenzeitlich auch in kaiserlichen Besitz wurde aber von Maximilian I. wieder an das Erzbistum Salzburg zurückgegeben. Die Burg wurde mehrfach zerstört, aber immer wieder aufgebaut. Auch die Osmanen standen 1473, 1475 und 1478 vor der Burg, in die die Bevölkerung der Umgebung geflüchtet war, wagten es aber nicht sie anzugreifen. Allerdings richteten sie große Schäden in der Umgebung an.
Die Erzbischöfe sorgten auch für den Ausbau zu einer modernen Befestigungsanlage in den Jahren 1497 bis 1503. Nach 1692 wurde die Burg nicht mehr bewohnt, nur ein Torwart hauste noch dort. Doch bereits 1796 wurde die Burg als Ruine bezeichnet. Brauchbare Teile, wie steinerne Tür- oder Fensterstöcke wurden von der St. Veiter Bevölkerung als Baumaterial genutzt.
Eine erste Renovierung 1974/75 sorgte dafür, dass die Mauern gesichert wurden.
2011 kaufte die Familie Riedl die Burg, sanierte sie aufwendig und eröffnete sie schließlich 2019 mit dem Beginn der Taggenburger Festspiele.
Die Taggenbrunner Festspiele
Sie waren der eigentliche Anlass, warum wir nach Taggenbrunn kamen. Im Rahmen des diesjährigen Festivals war auch Max Müller, der euch vielleicht als Michi Mohr aus der Serie Rosenheim Cops bekannt ist, zu sehen und vor allem zu hören. Vielleicht nicht so bekannt ist, dass Max Müller auch ein ausgezeichneter Sänger und Entertainer ist.
In dem wunderschönen, renovierten, alt und neu verbindenden Konzertsaal waren wir bei seinem Konzert dabei und genossen die Stimmung im ausverkauften Saal. Mir bekannte wie unbekannte Melodien aus Operette und Musical waren zu hören, Müller steppte die Bühne und rockte das Publikum. Ein wirklich gelungener Abend.
Zuvor gab es für uns genügend Zeit auch die Burg und die Umgebung anzusehen.
Das Weingut und die Naturgöttin
Unterhalb der Burg liegt das Weingut Taggenbrunn, in dem man nicht nur die Weine des Gutes verkosten und anscheinend auch sehr gut essen kann (es war gut besucht, soweit ich sehen konnte), sondern auch übernachten kann. Ein Shop lädt außerdem dazu ein, die kulinarischen Köstlichkeiten und die eine oder andere Flasche des edlen Tropfens mit nach Hause zu nehmen. Gleich vis à vis grüßt eine (typische) Heller-Figur die Besucher und wacht über die Burg, das Weingut und ihre Besucher.
Die sogenannte Zeitgöttin von André Heller stellt einen machtvollen Naturgeist dar, der mit 12 Metern Höhe in die Landschaft ragt und die Besucher begrüßt. Sie mahnt uns an unsere Verantwortung für den Planeten Erde und an deren Natur. Ein bisschen erinnert mich die Statue aus Pflanzen, Bergkristallen, Metall, Licht und Wasser an den Riesen der Swarovski Kristallwelten in Wattens. (Apropos: dort muss ich unbedingt auch wieder hin)
Nach dieser Begrüßung bin ich noch mehr gespannt auf die Ausstellung, die ebenfalls von André Heller kuratiert wurde. Doch vorerst müssen wir hoch zur Burg.
Wir sind mit dem Auto unterwegs, fahren an der Zeitgöttin vorbei und parken in der Nähe des Aufzugs.
Mit dem Aufzug zur Burg
Natürlich kann man auch zu Fuß zur burg hochsteigen, aber ich empfehle wirklich allen den über 40 Meter hohen Aufzug zu benutzen. Oben angekommen ist er mit einer Brücke mit der Burg verbunden und nicht nur, dass man bequem hinauf und auch nach dem Konzert wieder hinunterkommt, bietet die Fahrt auch einen schönen Ausblick in die Umgebung.
Mit der Rutsche runter
Wer nach seinem Besuch ein bisschen Adrenalin braucht, kann auch in der Rutsche auf rund 100 Meter ins Tal hinab schießen. Ausblick bietet die Röhrenrutsche allerdings nicht, eine Mindestgröße von 1,20 Metern ist erforderlich und ein Mindestalter von 6 Jahren um die Rutsche benutzen zu dürfen. Bei Regenwetter ist sie geschlossen. Für mich ist das nix, aber ich bin ja schließlich auch schon im fortgeschrittenen Alter.
Spielplatz
Wer mit Kindern unterwegs ist, wird wahrscheinlich nicht sofort in den Aufzug steigen können. Denn ein 500m2 großer Trampolinpark, Schaukeln, ein Spielturm und ein Kletterparcour warten darauf, von ebendiesen ausprobiert zu werden. Besser ihr plant dann gleich eine kleine Zeitverzögerung bei eurem Besuch ein.
Die Burg und die Ausstellungen
Wir aber nehmen gleich den Aufzug, genießen die Fahrt und den Blick in die Umgebung und sind in NullKommaNix oben angelangt. Einem Rundgang und dem Besuch der Ausstellung steht nun nichts mehr im Wege.
Ein Hinweis scheint mir noch angebracht: Aufzug, Rutsche und Spielplatz sind kostenpflichtig.
Zeiträume
Auch für die multimediale Sammlung, die wie bereits angeführt von André Heller kuratiert wurde, ist Eintritt zu bezahlen – aber für mich ist es jeden Cent wert, sie zu besuchen. Es sind Figuren, Videos, Leuchttafeln, die nicht nur wunderschöne Bilder zeichnen, sondern auch zum Lesen und Nachdenken einladen. Heller eben. Ich bin von diesen Bildern fasziniert und kann gar nicht lange genug verweilen.
Wir betreten den ersten Raum und es ist wie ein Labyrinth in Rot. Überall Spiegel und Verbindungen, man leuchtet selbst wie eingefärbt in Rot und weiß gar nicht, wo man zuerst hinsehen soll. Fantastisch.
Oder die sogenannte Weltzustandsmaschine, an der man – durch die Verbindung zu Echtzeit-Datenbanken – in 20 Kategorien z.B. alle Winde, Wildfeuer, kriegerische Konflikte, oder auch alle globalen Flug- und Schiffbewegungen in Echtzeit sehen kann.
Oder der Morph, der ein tiefes Eintauchen in einen technologischen Anthropomorphismus (das Zuschreiben menschlicher Eigenschaften gegenüber Tieren, Göttern, Naturgewalten und Ähnlichem – Wikipedia) erlaubt. Er besteht aus mehr als 80.000 Lichtern, 486 Motoren und einem noch größeren Netzwerk von Computern und demonstriert das Stück des Entstehen von komplexem Verhalten durch wohlorchestrierte Einfachheit seiner mosaikartigen, geodätischen Oberfläche.
Oder die Aufführung zum Tanzen, wobei man dann an den Panels sehen kann, welche Bilder die eigenen Bewegungen auslösen – und es gibt noch einiges mehr.
Am meisten hat mich aber die Reise aus dem Universum zum Mittelpunkt der Erde und wieder zurück fasziniert. Bei diesem Video könnte ich wahrscheinlich einen ganzen Nachmittag verbringen und würde immer wieder etwas Neues entdecken, dass ich vorher nicht gesehen habe. Es ziehen so starke Bilder am Zuschauer vorbei, die man nur staunend bewundern kann. Einen kleinen Teil habe ich versucht mit dem Video einzufangen, allerdings muss man unbedingt den ganzen Film in seinem ursprünglichen Format gesehen haben.
Die historische Dauerausstellung
Danach werfen wir auch noch einen Blick in die historische Ausstellung, die anhand ausgesuchter Exponate, wie Münzen, Keramiken, Werkzeuge und Waffen die Geschichte der Burg und der Umgebung beleuchtet.
Obwohl auch nicht uninteressant empfehle ich dennoch die historische Ausstellung vor der Ausstellung Zeiträume zu besuchen. Ich zumindest war noch so von den Zeiträumen beeindruckt, dass ich mich dieser Exposition kaum widmen konnte.
Der Uhren und Schmuck Shop
Jacques Lemans wird euch wahrscheinlich als Uhrenmarke bekannt sein. Allerdings wusste ich nicht, dass dieses Unternehmen in Österreich beheimatet ist, seine Firmenzentrale in St. Veit an der Glan steht und ein Familienunternehmen ist. Die Erfolgsstory begann vor fast 50 Jahren (1975) und entwickelte sich von einer reinen Uhrenmarke zum Schmuckhersteller und ist heute nicht nur im sportlichen, sondern auch im kulturellen Sponsoring tätig. Die Unternehmerfamilie Riedl ist es auch, die die Burg kaufte renovierte und nun mit den Taggenbrunner Festspielen einen neuen kulturellen Event für die Umgebung geschaffen hat.
In der Burg befindet sich daher auch einer der größten Jacques Lemans-Shops mit einer großen Auswahl an den unterschiedlichsten Uhren- und Schmuckkollektionen. Allein in diesem Shop kann man viel Zeit verbringen und wenn ich noch länger verweilt hätte, wäre ich wahrscheinlich nicht ohne ein kleines Erinnerungsstück wieder herausgekommen. Es lohnt sich also auch hier vorbeizuschauen. Vor allem, wenn ihr vielleicht ein kleines Geschenk für eure Lieben oder euch selbst sucht.
Das Burgrestaurant und die Kulinarik
Wir aber wollten vor unserem Konzertgenuss noch ein Gläschen Sekt genießen und wanderten deshalb auf die Terrasse. Das Restaurant hatte an diesem Tag neu eröffnet und daher war alles noch ein bisschen chaotisch – über Service und Essen kann ich daher nichts erzählen. Außer: der Sekt war gut gekühlt und wir haben dann auch einen Platz gefunden, um ihn und die Aussicht zu genießen.
Und dann ging es zu Max Müller und einer ausgezeichneten Performance. Ein gelungener Abend, ein schönes Event und eine ebensolche Location. Es lohnt sich nach Kärnten zu kommen und einen Burgbesuch mit einer Veranstaltung zu verbinden. Das nächste Mal bleiben wir vielleicht länger und statten dem Weingut auch noch einen Besuch ab …
Mehr über die Festspiele, Kartenbuchungen und kommenden Veranstaltungen findet ihr unter www.taggenbrunn.at und https://taggenbrunner-festspiele.at/
Burg Taggenbrunn und Taggenbrunner Festspiele
9300 St. Veit an der Glan, Taggenbrunn 11
Weingut Taggenbrunn
Taggenbrunn 9
9300 St. Veit/Glan
Tel. +43 4212 30 200
Email:
oder im Shop unter shop.taggenbrunn.at