Es ist ein kleines Städtchen, unweit von Bratislava. Wir sind in erster Linie wegen des Weinmuseums und der Majolika R hierhergekommen. Ein kleiner Rundgang durch die Stadt lohnt sich aber in jedem Fall.
Geschichte
1208 wird zum ersten Mal mit „terra Bozin“ das Gebiet um die Stadt Pezinok erwähnt. Damals gehörte das Dorf zur Burg Bratislava. Im gleichen Jahr wurde Pezinok and Tomáš, dem Gespan von Nitra verliehen, der das Geschlecht der Grafen von Sankt Georgen und Bösing begründete. Die Familie herrschte hier bis sie schließlich Anfang des 16. Jahrhunderts ausstarb.
1376 erhielt die Stadt das Recht einen Wochenmarkt abzuhalten, 1466 das Jahrmarktrecht. 1615 erhielt Pezinok die Stadtrechte, 1643 wurde mit dem Bau der Stadtmauer begonnen.
Weinbau wird hier schon seit der Römerzeit betrieben, wie Funde im Weinbaumuseum der Stadt beweisen, aber so richtig zur Weinbaustadt wird Pezinok durch die Einwanderung vieler Deutscher Anfang des 16. Jahrhunderts. Ferdinand III. sorgt für einen weiteren Aufschwung der Stadt, indem er ihr die Privilegien einer königlichen Freistadt am 14. Juni 1647 erteilt.
In der Stadt wurde aber auch Bergbau betrieben, so wurde Gold vom 14. bis zum 18. Jahrhundert geschürft, Pyrit und Antimon im 18. und 19. Jahrhundert gefördert.
Der Aufschwung der Stadt hält im 17. und 18. Jahrhundert an, Pezinok ist eine der reichsten Städte des damaligen Ungarischen Reiches, der Wein gehört noch immer zu den Hauptattraktionen: wahrscheinlich hat dazu auch Kaiserin Maria Theresia beigetragen.
Laut einer Geschichte war die Kaiserin einmal sehr schwer krank und ihre Ärzte mit ihrem Latein am Ende. Ein Priester, der zur Kaiserin gerufen wurde, empfahl ihr den Blaufränkischen aus den Kleinen Karpaten, und siehe da, das Wunder geschah, die Kaiserin wurde wieder gesund und trank zeitlebens den „Wunderwein“ aus den Kleinen Karpaten.
Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wurde der Weinbau etwas zurückgedrängt, es wurde Gold in der Nähe gesucht und die Eisenbahn sorgte ebenfalls für Aufschwung.
Pezinok entwickelte sich mehr und mehr zum Zentrum des Klein Karpatischen Weinbaugebietes, verlor aber im 20. Jahrhundert mehr und mehr an Bedeutung, viele Bewohner wanderten nach Amerika mit der Hoffnung auf ein besseres Leben in der Ferne aus.
Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges konnte sich die Stadt wieder erholen und sich zu einer modernen Bezirksstadt mit Ziegelbrennereien, Holzverarbeitung und Weinproduktion in hoher Qualität entwickeln.
Besucher erfreuen sich heute an der schön renovierten Altstadtgebäuden, dem Weinmuseum und anderen historischen Sehenswürdigkeiten, sowie an der Besichtigung der Keramikwerkstatt von Renáta Hermysová.
Sehenswürdigkeiten
Das Alte Rathaus
Das wunderschön renovierte Haus mit dem Erker liegt an der Ecke vom Rathausplatz mit der M.R.Štefánika Straße und stammt aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. 1832 beschädigte Feuer das Gebäude schwer, bei diesem Brand wurde auch ein großer Teil des Stadtarchivs zerstört.
Danach wurde das Haus im klassizistischen Stil umgebaut. Heute beherbergt es das Stadtmuseum und die Ján Kupecký Galerie.
Das Kleinkarpatisches Museum
Schräg vis á vis vom Alten Rathaus liegt das Klein Karpatische Museum, das sich vornehmlich mit dem Weinbau der Region befasst. So besitzt es mit 42 Weinpressen die größte Weinpressen-Sammlung Europas, aber das ist noch lange nicht alles.
Mit den „Promille-Brillen“ kann man sich davon überzeugen, wie schwierig es ist mit 1.5 oder mit 0,6 Promille auf einem Strich entlang zu gehen.
Außerdem lernt man die Geschichte des Weinbaus in der Region kennen, erfährt dass die Römer ihren Wein filtern mussten, da sie ihn mit Kräutern und Gewürzen, und Honig mischten oder kann sich in die Zeit des Mittelalters und der Zunft zurückversetzten.
Dabei lernt man nicht nur die großen „Sparkassen“ der Zünfte der Stadt kennen – in den Truhen wurde nicht nur das Geld der Zunft, sondern auch wichtige Papiere aufbewahrt, sondern man erfährt auch, was passierte, wenn man damals gegen das Gesetz verstieß – und da reichte es schon betrunken durch die Straße zu torkeln um am Pranger zu landen.
Auch die Stube eines typischen „Weinbauern-Haushaltes“ mit kunstvollverzierten Bänken und Sessel ist ausgestellt, und dass bereits damals Männer ihren zukünftigen Gemahlinnen reich verzierte Waschbretter schenkten, erinnerte uns doch an heutige beliebte Geschenke wie Küchenmaschinen oder Mikrowellenherd.
Schließlich kann man noch in einem Gang probieren, ob man verschiedene Gewürze erschnuppern kann und im Keller des Nachbarhauses, der allerdings mit dem Museum verbunden ist, hat nach einer Führung schon so manche Weinprobe unter den Augen des Heiligen Urbans, dem Schutzpatron der Weinbauern, stattgefunden.
Der Schloss und der Schlosspark
Das Schloss in der Mladoboleslavská Straße war ursprünglich eine Wasserburg, die Grafen aus Svätý Jur und Pezinok Anfang des 14. Jahrhundert erbauen ließen. Nach deren Tod übernahmen verschiedene Besitzer, darunter Mitglieder der Familien Krušič, Illescházy und Pállfy, das Anwesen.
1875 wurde der nördliche Teil des Gebäudes durch einen Blitz beschädigt und neu aufgebaut. 1931 kaufte die Stadt das Schloss und gab es 1936 an die Slowakische Weinbaugenossenschaft weiter. Heute befindet sich im Schloss ein Weinrestaurant.
Der englische Park, der das Schloss umgibt, wurde 1844 von František Pállfy angelegt und ist für seine wertvollen Bäume bekannt und sehenswert.
Die Untere Kirche
Geht man am Alten Rathaus vorbei in die Holubyho Straße kommt man zur Unteren Kirce, der Kapuziner Kirche und dem Kloster.
Die Untere Kirche wurde von 1655 bis 1659 von den Lutheranern erbaut. Sie musste allerdings 1674 auf Anordnung des Erzbischofs von Ostrihom der Katholischen Kirche übergeben werden.
Im Inneren ist der Altar mit Bildern der Wandlung und der Heiligen Dreifaltigkeit interessant, ebenso die Orgel mit den hölzernen Pfeifen und Wandmalereien von Augustín Bárta senior, einem Maler aus Pezinok.
Die Kapuziner Kirche und das Kloster
1719 wurde mit dem Bau der Kirche und des Klosters begonnen, dessen einzige farbige Elemente Malereien am Altar von J. Kucha sind. Einfachheit bestimmt den Stil der Kirche innen wie auch außen.
1950 bis 1954 wurde es als ein Disziplinarkloster für Priester und Ordensbrüder genützt, die vom sozialistischen Regime verfolgt wurden.
Die Pfarrkirche
Die Kirche in der Farská Straße wurde Anfang des 14. Jahrhunderts im gotischen Stil an Stelle einer älteren romanischen Kirche oder Kapelle (vermutlich aus dem 13. Jahrhundert) erbaut. Ursprünglich hatte die Kirche keinen Turm und ihr Gewölbe wurde erst Anfang des 15. Jahrhunderts im spätgotischen Stil gebaut. Sehenswert im Inneren der Kirche ist die Renaissancekanzel aus 1523, ein Taufbecken aus rotem Marmor und der Epitaph des Grafen Georg aus 1426, ebenfalls aus rotem Marmor. In der Kirche befindet sich auch die Grabkapelle des Štefan Illesházy. 1674 erwarb der Kapuziner Orden die Kirche, danach die Lutheraner. Heute ist die Kirche wieder im Besitz der Katholischen Kirche.
Die Lutheranische Kirche in der Potočná Straße
1783 wurde die Kirche als erstes Gebäude im klassizistischen Stil in der ganzen Stadt gebaut. Die Architektur zeichnet sich auch bei dieser Kirche durch ihre Einfachheit aus, der Turm wurde erst in den Jahren 1857 bis 1860 im neugotischen Stil dazu gebaut.
Sehenswert ist ein Relief des auferstandenen Christus aus dem Jahre 1622 und das Bild des letzten Abendmahls, das von Ján Kupecký stammen könnte.
Die Mariensäule
Am Rathausplatz (Radničné námestie) steht die Statue der Immaculata aus dem Jahre 1749. Der Künstler der Mariensäule ist ebenso unbekannt, wie der Grund ihrer Errichtung. Es ist nicht klar, ob sie als Dank vor einem Brand oder einer Epidemie errichtet wurde.
Nur der Auftraggeber ist bekannt: Jan Schmidt.1898 wurde der Pfeiler rekonstruiert, 1954 demontiert und ins Museum gebracht. Seit 2001 steht die Säule nach umfangreicher Rekonstruierung wieder auf dem Rathausplatz.
Die Stadtmauer
Die Stadtmauer wurde gebaut, nachdem die Stadt die Privilegien einer freien königlichen Stadt erhielt. Die Befestigung hatte drei Tore und elf Bollwerke, ist aus Bruchstein gebaut und hatte stellenweise eine Höhe von 6 Metern. Der Unterbau war 180 cm breit, oben befand sich eine Zinne von 2 Metern. Der Mauer vorgelagert war ein Wassergraben mit 12-15 Metern Breite und einer Tiefe zwischen 2 und 4 Metern. Steine der Mauer wurden in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zuerst zum Bau einer Synagoge verwendet, worauf sie dann ganz abgerissen wurde. Heute sind nur mehr einige wenige erhalten gebliebene Teile zu sehen.
Die Schaubmarmühle
In der Cajlanská Straße steht die einzige Mühle in der Slowakei, die komplett erhalten noch auf ihren ursprünglichen Ort steht. Sie ist die größte Mühle der ursprünglich 15 Mühlen auf dem Gebiet von Pezinok. Heute ist sie im Besitz der Slowakischen Nationalgalerie, die die Mühle renovierte und in dem Gebäude eine Galerie der Naiven Kunst einrichtete.
Schaut auf jeden Fall bei der Majolika R vorbei, vielleicht probiert ihr auch einmal aus an der Töpferscheibe zu sitzen. Voranmeldung ist notwendig - und hier erfahren Sie mehr darüber.
Weitere Informationen gibt es im
Stadtinformationszentrum Pezinok
90 201 Pezinok, Holubyho 42
Tel: +421 33 640 69 89
Email:
www.pezinok.sk
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Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung der Tourismusvertretung der Slowakei in Wien