Bereits zum 6. Mal findet heuer das Fotofestival in Baden statt und ergänzt die 20jährige Arbeit in La Gacilly.
Manchmal kann ein Unglück auch ein Glück sein. Drei Wochen war ich zur Reha heuer in Baden bei Wien und hatte nebenausgesprochen guter Physiotherapie auch noch Zeit mir einiges in Baden anzusehen.
Das Festival La Gacilly, das heuer unter den Titel Orient! steht, findet heuer vom 15.6.-15.10.2023 statt. Ich kann daher (noch) nicht über das komplette Festival berichten, aber viele Fotos waren schon aufkaschiert und bereits von dieser Auswahl war ich total begeistert.
Kurz einige Infos zur Geschichte des Festivals
Gegründet wurde das Fotofestival La Gacilly von Jacques Roches im Jahre 2004 in seinem Geburtsort La Gacilly in der Bretagne. Vielleicht kommt euch der Name ja bekannt vor: Jacques ist der Sohn von Yves Rocher (Kosmetik).
Er hat es sich zur Aufgabe gemacht mit dem Festival die Natur und ihre Schönheit, den Menschen und die Umwelt in den Mittelpunkt zu stellen. Künstlerische Fotografie und Fotojournalismus sollen die gesellschaftliche Relevanz der Natur aufzeigen und den Betrachter für humanistische und nachhaltige Konzepte für den Umgang mit der Natur und unser Zusammenleben sensibilisieren.
Orient!
Wie toll das gelingen kann, sieht man in der heurigen Ausstellung. Ich habe – wie gesagt – noch nicht alles gesehen, sondern nur einen Teil bei meinen Spaziergängen durch Baden und im Doblhoffpark gesehen, aber ich kann nur empfehlen, lasst euch diese Ausstellung nicht entgehen.
Das Festival erstreckt sich über eine Länge von sieben Kilometern und ist in eine Garten- und eine Stadt-Route aufgeteilt. Ausgangspunkt ist das Besucherzentrum am Brusattiplatz. Um die 1.500 Fotografien werden im öffentlichen Raum zu sehen sein, manche bis zu 280m2 groß. Damit gilt dieses Festival als das größte Outdoor-Fotofestival in Europa. Der Eintritt ist frei. Ausstellungspartner sind auch dieses Jahr wieder die Gartn Tulln, der Monat der Fotografie in Bratislava und Celje in Slowenien.
FotografInnen aus dem Iran, Afghanistan und Pakistan stehen heuer im Mittelpunkt und repräsentieren damit drei Länder, die alle zum persischen Kulturraum gehören. Es sind mehrheitlich muslimische Länder mit indoeuropäischen Bevölkerungsgruppen. Drei Länder, die wir nicht genau kennen und doch eine Vorstellung davon haben: Mystisch geheimnisvoll, aber auch durch Krieg und Unterdrückung der Frau geprägt.
Drei Länder, deren FotografInnen die Verteidiger des positiven Denkens und Botschafter des Umweltbewusstseins sind, Drei Länder, die auf eine jahrtausendalte Zivilisation zurückblicken können und deren einzigartige künstlerische Kreativität der mutigen AutorInnen in der Schönheit ihrer Bilder zum Ausdruck kommt.
KünstlerInnen, die mit ihrer Fotografie ihrem Platz in der Gesellschaft definieren und die sich dafür entschieden haben, Konventionen zu brechen, um einen innovativen Stil zu entwickeln und mit einem humanistischen Blick auf Menschen und Götter zu schauen.
In der Ausstellung findet ihr Abbas, Gohar Dashti, Ebrahim Noroozi, Maryam Firuzi, Hashem Shakeri, Paul Almasy, Véronique de Viguerie, Fatimah Hossaini, Shah Marai und Wakil Kohsar, Sarah Caron, wobei mich vor allem die Fotografien von Maryam Firuzi fasziniert haben.
Mit diesen Bildern wird der Besucher einfach eingeladen, sich auf herausfordernde Themen der Zeit einzulassen, man kann sich dem gar nicht entziehen und bleibt staunend zurück.
Trotz vielfältiger, auch schwieriger Problematik sind die Fotografien ein Zeichen eines unerschütterlichen Glaubens in die Zukunft. Und mit diesen Glauben wollen die KünstlerInnen wie Mélanie Wenger, Bernard Descamps, Gabriele Cecconi, Stephan Gladieu, Money Sharma, Reporter ohne Grenzen, Antonin Borgeaud, Jérôme Blin, Alisa Martynova, Maxime Taillez, Chloé Azzopardi auch Teil der Bemühungen sein, den Planeten Erde zu bewahren, ohne die manchmal dramatische Realität außer Acht zu lassen.
Das bilaterale Fotoprojekt der Schulen des Morbihan in der Bretagne und in Niederösterreich ist dieses Jahr dem Thema Öffnungen gewidmet: sei es wörtlich oder im übertragenen Sinn.
Öffentliche Meinung zu verändern und Lichtblicke der Menschlichkeit bewahren – das ist zweifelsohne das Ziel der österreichischen Fotografen Rudolf Koppitz und Horst Stasny.
Gregor Schörg zeigt am Festival den zweiten Teil seiner Arbeit über das Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal.
Die Ausstellung der Fotografien der niederösterreichischen BerufsfotografInnen und die Ausstellung des Siegerfotos des CEWEs „Our World is Beautiful“, des größten Fotowettbewerbs der Welt mit fast 700.000 Bildern aus 170 Ländern rundet ebenso wie die Rückschau auf 2022 in den Bildern des Artists in Residence Pascal Maitre.
Ein weiteres fotografisches Highlight ist die Auftragsarbeit an Cathrine Stukhard, die das Weltkulturerbe von Vichy besuchte und in den Kontext der „Great Spa Towns of Europe“ der Unesco stellte, zu denen auch Baden bei Wien zählt.
Ich kann euch nur empfehlen: Schaut nach Baden. Ich werde mir sicher noch mindestens einen Tag gönnen, um mich bei Rosen- und Lavendelduft an den tollen Fotografien zu erfreuen. Und sie sind viel, viel, viel schöner als meine Schnappschüsse hier ...
Mehr über Baden findet ihr hier:
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