Das fragt zumindest Rainhard Fendrich in einem seiner Lieder. Wahrscheinlich werden alle Wiener hier mit „Ja“ antworten können. Aber kennt ihr die Wiener Lichtblicke?
Licht, Lichtkunst und Lichtinstallationen faszinieren mich. Beim Blik x Blik-Festival in Pilsen zum Beispiel wird an vielen Orten der Stadt Lichtkunst an Gebäudewände projiziert, Mond und Sonne am Ufer des Flusses gezeigt und auch ein Kloster und ein ehemaliger Busbahnhof sind in das Festival eingebunden. Doch auch ein Spaziergang durch den beleuchteten Schlosspark von Laxenburg ist für mich ein Fest.
Daher war ich begeistert, zufällig, aber fast zu spät, auf die Wiener Lichtblicke aufmerksam geworden zu sein. In Wien und in Baden wurde vom 25.10. bis 10.11.2024 Lichtkunst geboten.
Leider war die Eventreihe schon ziemlich am Ende angekommen und so konnte ich gerade noch am letzten Tag eine Fahrt mit der Licht-Tram ergattern.
Die Fahrt mit der Licht-Tram
Es ist ein bitterkalter Novembertag, vielleicht bin ich aber auch kühle Temperaturen nicht mehr gewohnt. Treffpunkt ist um dreiviertel fünf beim Otto Wagner Pavillon am Karlsplatz.
Versprochen wird die Fahrt mit einer Licht-Tram (?) zu verschiedenen Plätzen der Stadt mit Lichtinstallationen, DJ Musik und Esrap.
Beim Pavillon und auch bei der Haltestelle kein Hinweis auf die Abfahrt einer Licht-Tram. Mehr und mehr Menschen, viele davon eher älter so wie ich, treffen ein. Ob uns wohl die Unterhaltung mit DJs in der Straßenbahn gefallen wird? Und die Musik von Esrap? Irgendwie denke ich an Disco, Techno und Rap. Keine Ahnung, ich lasse mich überraschen.
Die Menschenmenge wird mehr und mehr, allen wird kälter, Unruhe macht sich breit. Immerhin gibt sich ein Fremdenführer zu erkennen, der die Fahrt begleiten wird.
Endlich. Mit leichter Verspätung trifft eine Tram ein, die Vordertür öffnet sich und Victoria Cloen versucht die Gäste zu begrüßen, was zuerst am nicht funktionierenden Micro bzw. dem Lautsprecher scheitert.
Die Aufforderung, dass zuerst nur jene einsteigen sollen, die sich online angemeldet haben, verhallt, alle drängen sich in die Bim, kontrolliert wird nicht. Immerhin passen wir alle in die Tram, doch einige müssen stehen.
Die Licht-Bim ist im Inneren mit Licht gestaltet, „Disco-Klänge“ erklingen, wir fahren ab. Wien bei Nacht, viele Gebäude sind beleuchtet, aber ich warte eigentlich auf spezielle, künstlerische Beleuchtung. Ich erfahre, dass es die Lichtblicke schon zum fünften Mal gibt, dass sie in Wien und Baden stattfinden und dass sie sich heuer mit dem Thema Wasser auseinandersetzen.
Unsere beiden Fremdenführer erzählen während der Fahrt durch Wien von vergangenen Zeiten, über die Donau, den Donaukanal und den Wienfluss, den Ottakringer Bach. Einiges Neues ist auch für mich dabei, damit lohnt sich die Fahrt schon. Schließlich landen wir im Prater, steigen aus. Ich gestehe, ich habe keine Ahnung, wo genau ich gelandet bin. Es ist auch schon richtig dunkel geworden.
Nun geht es los mit der Lichtshow. Ein mobiles Projektionsgerät wird ausgeladen und verzaubert sofort die Umgebung. Wir gehen eine Allee entlang und das Licht taucht die Bäume in unterschiedliche Farben und Muster. So habe ich mir das vorgestellt.
Allerdings sind die Formen und Muster kaum erkennbar. Erst als einmal vor uns am Boden projiziert wird, erkenne ich die Krebse – womit wir auch beim Thema Wasser wären und auch wieder im alten Wien, wo Krebse eigentlich ein Essen für die armen Leute war.
Wir marschieren weiter, die Lichtkunst immer vor oder hinter mir, bis wir zum Konstantinhügel und zum Konstantinteich kommen. Nun wirft unsere Lichtprojektion auch Bilder ins Wasser, beleuchtet die Bäume, die sich wiederum im Teich spiegeln und wir bekommen Besuch von zwei Schwänen, die sich wie zwei Darsteller im Licht zeigen.
Schließlich wandern wir wieder zu unserer Licht-Tram zurück und die Sonderfahrt geht über den Praterstern zurück zum Schwedenplatz. Nun wird gerappt: Esrap bringen türkischen Schwung und Feierlaune in die Straßenbahn und – obwohl wie gesagt auch die ältere Generation anwesend ist – es gibt niemanden, der nicht mitnickt, mitklatscht oder zumindest mit den Füßen wippt. Die beiden überaus sympathischen Künstler freuen sich über den Applaus und geben noch zwei Zugaben.
Mir gefällt es außerordentlich gut und man fühlt zumindest in dieser Straßenbahn eine erste türkisch-wienerische Verbrüderung. Vielleicht sollten wir solche Trams während des ganzen Jahres fahren lassen. Ich wäre auf jeden Fall – mit Licht oder ohne – gerne dabei.
Zum Abschluss dürfen wir noch einen kurzen Halt gegenüber der Marienbrücke einlegen, lernen mehr über das Lichtkonzept der Brücke und sind dann schon beim Schwedenplatz angekommen.
Wer mag kann jetzt noch mit den beiden Fremdenführern Richtung Flex zu den Schwimmenden Gärten gehen. Erst jetzt bekomme ich mit, dass es auch noch weitere Lichtinstallationen (Victoria Cloen hört dieses Wort nicht gerne, sie verwendet lieber Lichtkunst) in der Stadt gibt: Ein sogenanntes Chromotop verbindet das Innere des Justizpalastes mit dem Verfassungsgerichtshof.
Kurz überlege ich, noch einen kleinen Spaziergang zu machen, aber dann entschließe ich mich dagegen. Irgendwie hat sich die Kälte bis in mein Innerstes gezogen und ich friere noch immer ein bisschen. Ich werde in Zukunft meine Wintergarderobe überdenken, aber mir ist heute einfach zu kalt. So geht es mit der U-Bahn zurück nach Flo-Dorf ins Warme.
Auf jeden Fall freue ich mich schon auf das nächste Jahr der Wiener Lichtblicke und hoffe, dass ich dann gleich am Anfang der Serie auf sie aufmerksam werde. In der Zwischenzeit versuche ich mal Esrap nicht aus den Augen zu verlieren: Ich hab auch kein Privileg, aber ich nehm Freunde mit …
Hier noch ein wenig Musik zum Einstimmen für das nächste Jahr der Wiener Lichtblicke oder für einen Bummel durch die Stadt bei Nacht.
Einmal Rainhard Fendrich und dann Esrap. Ganz verschieden, aber beides sehr gut ...