Wir haben es bereits im Erzdiözesanmuseum gesehen: die Erzbischöfe von Olmütz besitzen und besaßen nicht nur Macht, sondern auch einigen Reichtum.
Bereits wenn man das Erzbischöfliche Palais betritt und die Treppe hochblickt, wird man an die lange Tradition der Kirche in Olmütz erinnert. Am Ende der Treppe begrüßen die Heiligen Cyrill und Method auch heute noch die Gäste. Die beiden Heiligen kamen im 9. Jahrhundert nach Mähren, übersetzten die Bibel in die slawische Sprache und gelten als die Landespatronen von Mähren.
Die Bischöfe und Erzbischöfe von Olmütz verstehen sich als Nachfolger dieser beiden Heiligen.
1063 entstand das Olmützer Bistum durch die offizielle Wiedereinrichtung des mährischen Bistums, im Jahre 1777 wurde dann – mit Unterstützung durch Maria Theresia – das Olmützer Bistum zu Erzbistum erhoben.
Das Palais ist nicht nur bis heute der Sitz der Olmützer Bischöfe und Erzbischöfe, in diesem Gebäude wurde mehrmals Geschichte geschrieben.
Ursprünglich wohnten und arbeiten die Olmützer Kanoniker im Kapitelhaus bei der Kathedrale und begannen seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts ihre eigene Residenz auf dem Gebiet der sogenannten Vorburg zu bauen. Anfang des 16. Jahrhunderts entschlossen sich die Olmützer Bischöfe bei der Erweiterung der Heiligen Wenzel Kathedrale zu einem ähnlichen Schritt.
Mit dem Bau des ursprünglichen Renaissancepalasts begann im Jahr 1516 Bischof Stanislaus Thurzo und wurde unter seinen Nachfolger Johannes XIII. Dubravius fortgesetzt und vollendet. Doch dann begann der Dreißigjährige Krieg. Die 8jährige schwedische Besatzung und ein Brand 1661 zerstörten nicht nur den Palast, sondern fügten auch der Stadt große Schäden zu. Von den ursprünglich 30.000 Einwohnern waren nach dem Ende der Auseinandersetzung nur mehr 1.200 Menschen in der Stadt. Olmütz verlor damals auch ihren Status als Hauptstadt Mährens, den Titel hat ab diesem Zeitpunkt bis heute Brünn inne.
Doch es wurde wieder aufgebaut. Von 1664 bis 1669 ließ Karl II. von Liechtenstein die Residenz im Barockstil wieder aufbauen und grundlegend erweitern. Der kaiserliche Architekt Filiberto Luches wurde mit dem Umbau beauftragt, Giovanni Pietro Tencala führte den Bau nach Luches Tod zu Ende. Die einheitliche frühbarocke Gestalt ist in ihren Grundzügen bis heute erhalten geblieben. An der ursprünglichen Ausschmückung waren die Stuck-Werkstatt von Baldassare Fontana sowie die Maler Innocenzo Christoforo Monti und Carpoforo Tencala beteiligt.
Anfang des 20. Jahrhunderts war wieder ein Brand an weiteren Umbauten schuld, die sein heutiges Aussehen bestimmen. Damals wurden die meisten Räumlichkeiten im zweiten Stock im Neubarockstil umgebaut. Die Vorderfassade erhielt ihr heutiges Aussehen, ihr Mittelteil wurde erhöht und mit Giebel und Uhr, sowie der Skulptur des Heiligen Wenzel ergänzt.
Das zweigeschossige Gebäude zeigt eine reich verzierte neobarocke Vorderseite und mit drei barocken Portalen umringt zwei geschlossene Höfe. Im ersten Stock liegen die Repräsentationssäle mit sehenswerter Rokoko-, Empire- und Neobarock-Dekoration, die mit historischem Mobiliar ausgestattet sind.
In diesen Räumen wurde nicht einmal Geschichte geschrieben, sondern mehrmals. Hier trafen sich 1805 der russische Zar Alexander und der österreichische Kaiser Franz vor der Schlacht bei Austerlitz, um ihre Strategie gegen Napoleon abzusprechen. In ihren Sälen dankte 1848 der österreichische Kaiser Friedrich, der Gütigem ab und sein Neffe Franz Joseph I. wurde zum Kaiser gekrönt. 1850 wurde hier die Olmützer Punktation unterzeichnet, ein Friedensabkommen zwischen Österreich und Preußen.
Diese Räume beherbergten viele berühmte Persönlichkeiten: die Kaiserin Maria Theresia, die Präsidenten T.G. Masary, Edvard Beneš, Vaclav Havel, aber auch Johannes Paul II.
Auch Mozart war in den Räumen zugegen, als er von Wien nach Olmütz vor der Pest floh – in Olmütz vollendete der Elfjährige seine 3. Symphonie in F-dur.
Der Erzbischöfliche Palast dient auch heute noch seinem ursprünglichen Zweck – hier wohnt der Erzbischof von Olmütz und geht seinen Geschäften nach. Es kann also ohne weiteres sein, dass man bei seinem Rundgang durch die historischen Räume, dem Erzbischof von Olmütz begegnet.
Obwohl die historischen Säle durch Exponate ergänzt wurden und werden, handelt es sich um eine einzigartige Sammlung, die nicht nur eine künstliche und gruppierte Museumsausstellung ist. Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich die Innenausstellung und so kann man heute Elemente aller Stilepochen antreffen, von Fragmenten der Renaissancefresken bis zu Malereien aus dem 1. Drittel des 20. Jahrhunderts.
Doch nun genug zur Geschichte, wir begeben uns auf einen kurzen Rundgang durch die Gemächer
Im Treppenhaus
Im Vestibül werden wir von unserem Führer empfangen und blicken die Treppen, die von zwei Löwen bewacht werden nach oben zur Statuengruppe der Heiligen Cyrill und Method, das der Prager Bildhauer Emanuel Max geschaffen hat.Ein Blick zur Decke zeigt uns die Sgraffito-Dekoration von Jano Köhler.
Im Gang im 1. Stock finden wir nicht nur ein Bild Maria Theresias, sondern auch – unter anderem – ihrer Tochter Maria Antoinette.
Außerdem findet sich hier auch das Wandbild „des guten Hirtens“, der wohl die Erzbischöfe erinnern sollte, wie sie mit ihren Schäfchen umgehen sollten.
Die Bibliothek
Die Bibliothek wurde 1939 zum fünfzigjährigen Jubiläum der Priesterweihe des Erzbischof Leopold Prečan eingerichtet und umfasst um die 5000 Bücher.
Festsaal
Danach kommt man in das erste Highlight der Führung: den Festsaal. Ein Blick zur Decke ist hier unbedingt notwendig, denn sie ist reich mit Stuck verziert.
Die Ausführungen sind von Josef Hladík und stellen Allegorien zu den vier Jahreszeiten dar: Blumen weisen auf den Frühling hin, Weintrauben auf den Herbst. Das reifende Getreide verweist auf den Sommer und der Engel, der sich die Hände über dem Feuer wärmt auf den Winter.
Die Wände sind aus künstlichem Marmor gefertigt, interessant sind auch zwei „falsche“ Türen, die nirgendwo hinführen und nur die Symmetrie des Saales unterstützen sollen. Dominiert wird der Saal vom Porträt des Olmützer Erzbischofs und Kardinals Rudolph Johann von Habsburg, der Olmütz sehr liebte und großzügig unterstützte.
Der jüngste Sohn von Leopold II., also ein Enkel von Maria Theresias, wurde 1819 zum Olmützer Erzbischof ernannt, ließ das Stadttheater bauen, Parkanlagen anlegen und die Universität erneuern. Rudolf Johann galt auch als Freund der Künste und der Musik, er war mit Beethoven befreundet, galt auch als sein Schüler und Mäzen.
Leider starb er jung und wurde in der Kapuzinergruft, der Grablege der Habsburger in Wien begraben. Sein Herz jedoch, so bestimmte er testamentarisch, sollte in seinem geliebtem Olmütz begraben werden und so war es auch. Das Herz befindet sich in der Krypta unter der Kathedrale. Eine schwarze Marmortafel weist darauf hin, dass sich dahinter das Herz des Habsburger befindet.
Heute finden im Festsaal Konferenzen, Schulungen, Promotionen der Universität Olmütz, aber auch Konzerte und Veranstaltungen mit geistlichem Charakter statt.
Der Thronsaal
In diesem Saal kann man nicht nur den Inthronisationsstuhl der Erzbischöfe von Olmütz sehen, sondern hier wurde mehr oder weniger auch „Weltgeschichte“ geschrieben. In diesem Saal dankte Kaiser Friedrich I. zugunsten seines Neffen Franz Joseph ab, der hier 1848 zum Kaiser von Österreich ernannt wurde.
An der Wand erinnert noch eine Tafel an das Ereignis und gibt den Wahlspruch des jungen Kaisers wieder: „Viribus Unitis – Mit vereinten Kräften“.
Von hier aus lenkte Franz Joseph I. auch noch einige Monate sein Reich, bis man es wieder für sicher genug erachtete nach Wien zurückkehren zu können.
Der Goldsaal
Hier kann man die Sammelleidenschaft der Erzbischöfe, vor allem von Leopold Prečan bewundern: Meißner Porzellan, Habaner Keramik und Majolika, Tiere aus gemaltem Porzellan mit buntem Glas.
Die Kapelle
1980 entdeckte man hier die ursprünglichen Brokattapeten. Heute ist der Raum für private Gebete wieder geöffnet.
Der Rote Saal
Dieser Raum wurde für Maria Theresia für ihren Aufenthalt in Olmütz umgebaut. Später fand hier das Treffen des österreichischen Kaisers Franz mit dem russischen Zaren Alexander statt, bei dem die beiden ihre Strategie vor der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz 1805 berieten.
Der Grüne Saal
Auch hier wurde Geschichte geschrieben: In diesem Raum wurde die sogenannte Olmützer Punktation 1850 unterzeichnet, ein diplomatisches Abkommen zwischen Preußen und Österreich, das die sogenannte Herbstkrise und damit einen Krieg zwischen den beiden Staaten verhinderte.
Das Rokokokabinett
Zum Abschluss werfen wir noch einen Blick in das kleine Arbeitszimmer mit gewölbter Rokokodecke und einem Ofen in Füllhornform.
Es lohnt sich also wirklich durch die Räume zu streifen (am besten im Rahmen einer Führung) und der Geschichte nachzuspüren.
Da die Öffnungszeiten in der Haupt- und Nebensaison abweichen, aber auch für weitere Informationen und für die Eintrittskarten empfehle ich euch die Seite des Erzbischöflichen Palastes zu besuchen: https://arcibiskupskypalac.cz/de/
Erzbischöflicher Palast Olmütz
779 00 Olomouc, Wurmova 9
Tel: +420 587 405 421
Email:
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Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung von Czech Tourism Wien
Mehr über Olmütz findet ihr noch hier:
Die Festung des Wissens in Olmütz