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Der Alpenverein Edelweiß feierte sein 75jähriges Jubiläum mit einem Ausflug und Übernachtung im Alois Günther Haus am Stuhleck. Ich war dabei …

Wahrscheinlich kennt ihr das Stuhleck vom Skifahren im Winter.  Auf die Idee im Sommer „hochzuklettern“ wäre ich nicht gekommen, auch nicht auf einer „Hütte“ zu übernachten. Aber es ist eben alles das erste Mal.

Aufstieg zum Alois-Günther-Haus
Aufstieg zum Alois-Günther-Haus

Da meine Kondition über die Jahre immer mehr schwindet, habe ich mich natürlich vorher erkundigt, ob der Weg nach oben nicht zu steil ist. „Nein, nein“ lautete die Antwort, „das ist ganz ein einfacher Forstweg, überhaupt kein Problem. Wennst nicht gehen magst, kannst auch mit dem Auto hochfahren.“

Bis zum Pfaffensattel ging es mit dem Auto
Bis zum Pfaffensattel ging es mit dem Auto

Na holla, das geht ja wohl gar nicht. Wenn schon Wanderausflug, dann aber schon per pedes.

Auch ein Pilgerweg führt hier vorbei
Auch ein Pilgerweg führt hier vorbei

Da Reisen ja auch einer gewisse Vorbereitung bedarf, klemmte ich mich ins Internet und wurde fündig. Das Alois-Günther Haus war auf der Seite des Alpenvereins zu finden. Kommentare: nicht allzu freundlich. Überrascht war ich aber dann doch, dass man einen Schlafsack und ein Handtuch mitbringen sollte. Für eine von Hotels verwöhnte Pressereisende doch etwas ungewöhnlich. Woher also einen Schlafsack auftreiben. Schließlich gelang auch das und ich habe in meinem Fundus auch noch einen Rucksack gefunden, in dem ich – mit etwas Kunst und Gewalt – alles für meinen Ausflug hineinpacken konnte.

Nicht jeder Weg in den Bergen ist gerade :-)
Nicht jeder Weg in den Bergen ist gerade :-)

Los gings. In Wien vor der „Zentrale“ des Alpenvereins Edelweiß (hier können übrigens Mitglieder nicht nur Reisen buchen, Ausrüstung ausborgen oder in der Kletterhalle bouldern) warteten schon Joe und Daniel vom Mogasi-Magazin auf den Bus. Jungs um die 30? Sehr sportlich!

Blick zur Bergstation des Skiliftes
Blick zur Bergstation des Skilifts

Schließlich kamen noch zwei weitere Mitreisende, die Helden der Freizeit Christoph und Patrick, ungefähr im gleichen Alter dazu – und ich. Dazu ein äußerst sportlicher Fahrer, unser Guide Christoph vom Alpenverein.

Es schwante mir Böses….

Die Mautstraße führt auch zum Alois-Günther-Haus
Die Mautstraße führt auch zum Alois-Günther-Haus


Mit dem Bus gings zum Pfaffensattel, wo geparkt wurde und wir den Aufstieg begannen. Christoph, unserer Guide, meinte, dass die Forststraße einfach zu faade sei und der Weg durch den Wald viel schöner. Einverstanden.

Blick in die Umgebung
Blick in die Umgebung

Der Weg ist auch traumhaft. Durch die Natur, über Stock und Stein, Wald, Bäume, immer wieder sonnige Flächen, Wiesen - aaber zeitweise ging es doch ziemlich steil nach oben. Von wegen gemütlich. Ich war froh, dass ich meine Nordic Walking Stöcke mitgenommen hatte.

Die Burschen waren aber alle sehr liebenswürdig, haben immer wieder auf mich gewartet, mich getröstet, dass das „Schlimmste“ jetzt vorbei sei und mich für meine (nicht vorhandene) Kondition gelobt. Danke nochmals dafür.

Hier stehen bereits Windräder ...
Hier stehen bereits Windräder ...

Endlich – die letzte Strecke hat sich dann schon auch noch ein bisschen in die Länge gezogen – waren wir oben und ich hatte damit ich auch gleich meinen ersten Gipfel erkämpft. Denn das Alois-Günther-Haus liegt nur ein paar Meter vom Gipfelkreuz entfernt.

Das Alois Günther Haus

Der Ausblick in die Gegend rundum machte meine Mühen eigentlich sofort wieder wett. Ich war zwar ein bisschen kaputt vom Aufstieg, aber nach der Aussicht vor dem Haus wartete im Inneren nicht nur eine hervorragende Brettljause auf uns, sondern auch das neue Pächterpaar der „Hütte“: Andreas und Simone.

Das Alois-Günther-Haus
Das Alois-Günther-Haus

Sie sind die Seele des Hauses, man fühlt sich gleich gut aufgenommen und wohl. Auch das Essen ist hervorragend. Soweit es möglich ist, haben sich die beiden mit regionalen Produzenten zusammengetan, Nachhaltigkeit, Saisonalität und Regionalität ist hier nicht nur ein Wort. Das schmeckt man.

Eine köstliche Brettljause (Foto © Alpenverein Edelweiss, Andreas Hölzl)
Eine köstliche Brettljause (Foto © Alpenverein Edelweiss, Andreas Hölzl)

Allein der Speck, der bei der Brettljause kredenzt wurde, ist einen Ausflug wert. Von den Ćevapčići beim Abendessen schwärme ich noch immer und wer die Mohn- oder Nussnudeln probiert, sollte wirklich großen Hunger mitbringen oder am besten gleich mit einem Freund teilen.

Wunderschöne Lichtstimmungen
Wunderschöne Lichtstimmungen

Danach kann ich nur den Zirbenschnaps empfehlen, aber natürlich gibt es auch ein alkoholfreies Angebot, und wer lieber vegetarisch isst, muss auch nicht hungrig bleiben. Große Empfehlung.

Mein erstes Gipfelkreuz
Mein erstes Gipfelkreuz

Auch bezüglich der Übernachtung hat sich einiges getan. Die Mitnahme eines Schlafsacks oder zumindest eines Leintuchs wird empfohlen, denn die Decken sind nicht bezogen. Es macht also Sinn diesen mitzunehmen.

Blick in ein Doppelzimmer
Blick in ein Doppelzimmer im Alois-Günther-Haus (Foto © Alpenverein Edelweiss, Andreas Hölzl)

Ein „Matratzenlager“ wir früher gibt es zwar auch noch, aber dazu gibt es Alternativen. Ich hatte zum Beispiel ein komfortables Einbettzimmer mit allen, was man so für eine Übernachtung braucht. Für manche vielleicht gewöhnungsbedürftig könnte es sein, dass es nur eine Etagendusche und EINE Etagentoilette gibt (aber für Mädelsund Buben getrennt). Da könnte es vielleicht bei voller Belegung unliebsame Wartezeiten geben.

Ansonsten alles bestens. Wer – wie ich ein Warmduscher ist – muss sich fürs Warmwasser noch eine Marke kaufen, aber das war es dann schon.

Auch der Mond schaut durch das Fenster
Auch der Mond schaut durch das Fenster

Interessant zu wissen ist vielleicht auch, dass Alpenvereinsmitglieder auf den Hütten/Häusern des Vereins günstiger nächtigen und auch essen.

Das Hochmoor

Doch zurück zum Programm: Am Stuhleck gibt es auch eines der – inzwischen seltenen – Hochmoore und so machten wir uns vor dem Abendessen noch einmal auf den Weg. 

Informationstafeln erzählen viel Wissenswertes über das Hochmoor
Informationstafeln erzählen viel Wissenswertes über das Hochmoor

Der Weg zum Hochmoor ist auch ein Teil des sogenannten Planetenweges. Da der Himmel über dem Stuhleck sehr klar ist (natürlich wetterabhängig, aber ohne Lichtverschmutzung wie in der Stadt) besuchen auch Astronomen den Gipfel gerne zum "Sternderl schauen".

Am Weg zum Hochmoor
Am Weg zum Hochmoor

Doch zurück zu unserer Wanderung zum Hochmoor. Dieser Weg ist auch für Familien mit größeren Kindern geeignet. Es geht gemütlich und nicht zu steil bergab (was man ja anschließend auch wieder bergauf gehen muss). Im Sommer muss es hier nur so von Heidelbeeren wimmeln und das könnte den einen oder anderen auch motivieren weiter zu gehen.

Ein Holzpfad führt durch das Moor
Ein Holzpfad führt durch das Moor

Vorbei an einigen Weidezäunen (im Oktober bereits ohne Kühe) kommen wir beim Schwarzriegelmoos an. Es ist das östlichste Hochmoor der Alpen, das erst vor kurzem von den Österreichischen Bundesforsten renaturiert  wurde und heute wieder seinen ganz speziellen Bewohnern eine Heimat bietet.

Ein Unterstand hilft bei Regen und Gewitter
Ein Unterstand hilft bei Regen und Gewitter

Holzstege führen durch das auf 1.600 m Seehöhe gelegene Naturschutzgebiet, Informationstafeln erzählen mehr über seine Bewohner und eine Aussichtsplattform bietet einen wunderschönen Blick in die Umgebung. Sogar an einen blitztechnischen Unterstand hat man gedacht, sollte ein plötzlicher Wetterumschwung das Aufsuchen eines Unterschlupfs notwendig machen. 

Umgeben ist das Moor von speziell gefertigten Zäunen
Umgeben ist das Moor von speziell gefertigten Zäunen

Moore sind weltweit stark gefährdet und dadurch natürlich auch der Lebensraum für ihre Bewohner. So kann man hier – wenn man sich ganz ruhig auf einem der Bänke niederlässt – vielleicht sogar Birkhähne beim Balzen beobachten. Die richtige Zeit vorausgesetzt.

Der Weg schlängelt sich durchs Moor
Der Weg schlängelt sich durchs Moor

Der neue, um die 150 Meter lange Holzsteg (mit zwei kleineren Nebenstegen) führt durch das Moor und zu einer Aussichtsplattform und sorgt dafür, dass die Besucher nicht vom Wege abweichen. Das sollten sie auch nicht tun, um Fauna und Flora nicht zu beeinträchtigen.

Holzbänke laden zu Rasten und Beobachten ein. Mit etwas Glück kann man Bergmolche beobachten, aber auch den Torfmoosen oder Wollgräsern sollte man Beachtung schenken. Viele dieser -  vom Aussterben bedrohter – Spezialisten, müssen mit extremer Witterung, Termperaturen bis minus 25 Grad und Windstärken über 100km/h zurechtkommen.

Nebel fällt hier sehr schnell ein
Nebel fällt hier sehr schnell ein

Auch der Zaun ist einen Blick wert, anscheinend eine ganz spezielle Konstruktion aus der Vergangenheit, die ich so auch noch nirgendwo gesehen habe.

Bei unserem Besuch zieht Nebel aus, die Windräder am Ende des Moors verschwinden immer mehr und wir machen uns langsam wieder auf den Weg zurück zur Hütte.

Am Rückweg wird es immer nebliger
Und es wird immer nebliger ...

Dabei merken wir auch, wie wichtig es ist, den Empfehlungen des Alpenvereins und des Hüttenwirts Folge zu leisten: Vom Alois-Günther-Haus ist nichts mehr zu erkennen, nur ein Blicklicht am Dach weist und am Ende des Ausflugs den richtigen Weg. Daher ist es wirklich ratsam, bei solchen Ausflügen nicht nur den Hüttenwirt um eine Wetterprognose zu bitten, sondern auch seine Handynummer für alle Fälle im Hüttenbuch zu hinterlassen.

Auch die Bergstation vom Stuhleck-Lift zeigt sich nebelverhangen
Auch die Bergstation vom Stuhleck-Lift zeigt sich nebelverhangen

Unsere Truppe kommt jedoch sicher in Begleitung von Andreas, Christoph und Wolfgang wieder ins Haus zurück, wo ein köstliches Abendessen und einige Informationen über den Alpenverein auf uns warten.

Der Planetenweg

Wer gerne „Sternderl schauen“ möchte oder sich einfach mehr für Planeten, die Sterne und Astronomie interessiert, findet hier ebenfalls viele Infos.

Der Planetenweg
Am Planetenweg Richtung Hochmoor

Der sogenannte Planetenweg führt mit seinen 6,5 km von Rettenegg aufs Stuhleck. Zu Grunde liegt dem Weg ein Modell des Sonnensystems im Milliardenmaßstab, bei dem die klassischen Planetenkörper sowie deren Abstände zueinander in ihrer Stellung vom 5. Mai 2000 dargestellt sind. Starten sollte man die Wanderung beim Sternenpavillon in Rettenegg. Während der ganzen Strecke finden sich dann immer wieder Infotafeln, die Informationen über Erde, Mond, Sonne und die anderen sieben Planeten liefern. Auch Pluto ist bei dieser Aufstellung noch dabei, obwohl er eigentlich nicht mehr zu den Planeten gehört.

Nach dem „Gipfelsieg“ kann man nicht nur die Aussicht, sondern auch eine Stärkung im Alois-Günther-Haus genießen.

Diese Planeten-Tour lassen wir für heute aus, aber vielleicht hole ich sie ein anderes Mal nach.

Edelrot und Edelweiss vom Alpenverein
Edelrot und Edelweiss vom Alpenverein

Auf jeden Fall falle ich nach meinen Ćevapčići, dem einen oder anderen guten Achterl vom Alpenrot und einem Zirberl ins Bett, wickle mich in meinen Schlafsack ein und schlafe hervorragend.

Die Sonne geht auf am Stuhleck
Die Sonne geht auf am Stuhleck

Am nächsten Tag wartet auf mich eine wunderschöne Aussicht vom Fenster meines Zimmers aus: Sonnenaufgang in den Bergen, die Luft ist klar, die Fernsicht gut und weiter unten legt sich der Nebel über das Tal wie eine Schneeschicht. Eigentlich freue ich mich schon auf den Winter und aufs Skifahren.

Die Wolkendecke sieht aus wie eine Schneedecke
Die Wolkendecke sieht aus wie eine Schneedecke

Bei so einem Anblick kann man einfach nicht mehr liegen bleiben. Also wird warm geduscht und dann wartet schon das Frühstück auf uns. Je nachdem ob man ein(e) Süße(r) ist oder es lieber deftig liebt, kann man sich sein Lieblingsfrühstück zusammenstellen.

Klasse, wer hätte das auf einer Hütte erwartet. Nach einigen weiteren Gipfelfotos und der Umgebung verabschieden wir uns von den „Hüttenleuten“ und „steigen“ wieder ab zum Pfaffensattel.

Nun geht es wieder bergab
Nun geht es wieder bergab

Ein toller Ausflug geht zu Ende. Ich freue mich, dass ich wieder etwas in der Natur unternommen habe und meine Kondition doch auch noch gerade für den steileren Weg gereicht hat. Dennoch werde ich mir die Worte von Wolfgang „Frage nie einen Bergsteiger, ob der Weg steil ist oder nicht“ für das nächste Mal zu Herzen nehmen.

Letzte Blicke vom Stuhleck
Letzte Blicke vom Stuhleck

Und ich denke, dieser Ausflug mit dem Alpenverein wird nicht der Letzte sein.

Mehr über diesen Ausflug findet ihr auch bei meinem Mitstreitern Helden der Freizeit. Wie es mir im Alois-Günther-Haus gefallen hat, könnt ihr hier nachlesen.

Noch ein paar Infos zum Alpenverein Edelweiß:

Der Alpenverein Edelweiß ist die Wiener „Sektion“ des Alpenvereins und mit mittlerweile über 90.000 Mitgliedern die größte Gruppe. Dennoch zählt sie mit ihrem 75 Jahre Jubiläum zu den Jüngsten, während der „Hauptverband“ bereits 160 Jahre am Buckel hat.

Ausblick vom Stuhleck
Ausblick vom Stuhleck

Über 1300 Veranstaltungen – vom Schneewandern bis zu Spaziergängen im Wienerwald, vom Bouldern bis zum Rafting werden vom Alpenverein angeboten. Mitglieder haben damit nicht nur die Möglichkeit mit einem ausgebildeten Guide viel in der freien Natur nach Lust und Laune, allein oder mit Freunden und Familie zu unternehmen, sondern genießen auf den Hütten des Alpenvereins auch besondere Vergünstigungen.

Blick zum Hochmoor
Blick zum Hochmoor

Last but not least sei auch erwähnt, dass sich die Mitglieder freiwillig auch um Umweltschutz, Aufforstung, Erhaltung der Wege, Pflege der Hütten und vieles mehr kümmern.  Mehr findet ihr unter https://www.alpenverein-edelweiss.at/
Oder ladet einfach die Infobroschüre hier runter.

Die Wanderung und Übernachtung im Alois-Günther-Haus erfolgte auf Einladung des Alpenvereins Edelweiss


AutorIn des Artikels:

Haben Sie Wien schon bei Nacht gesehen?