„Der Jakobiner“ ist die erste Premiere in der neuen Spielsaison, die ganz im Zeichen des Jahres der tschechischen Musik 2024 stehen wird.
Wer tschechische Musik liebt, muss wohl auch diese Saison nach Brünn – in der Wiener Staatsoper gibt es gerade dreimal Rusalka von Antonín Dvořák zu hören und zu sehen.
Um so schöner, dass man im nahen Brünn, gerade einmal eineinhalb Stunden Autofahrt von Wien entfernt, tschechische Musik genießen kann.
Mit „Der Jakobiner“ von Antonín Dvořák wurde nun am 8. Oktober die neue Saison gestartet.
Man könnte es fast als Märchen bezeichnen und ein bisschen ist die Oper auch so inszeniert. In den sanften Hügeln eines tschechischen Dorfes versucht der Burggraf Filip die Tochter des Dorflehrers Benda, Terinka zu bezirzen. Diese ist jedoch in ihren Jiří verliebt und versucht den liebestollen Burggrafen hinzuhalten.
Die Ankunft eines fremden Paares verursacht Aufregung in der Dorfidylle. Wer ist dieses Pärchen und was will es hier? Bald schon tauchen die ersten Gerüchte auf, dass der Mann ein Jakobiner sei.
Inzwischen sieht sich der Neffe des Grafen am Ziel seiner Wünsche. Mit einer Intrige hat er den Grafen dazu gebracht, den eigenen Sohn zu verstoßen und ihn als Erbe einzusetzen. Diese „Inthronisation“ soll nun mit einem Fest gefeiert werden, für das Lehrer Benda und sein Chor bereits üben. Jiří als Tenor und Terinka werden die Solostimmen des Lobliedes sein.
Die Lage beginnt zu eskalieren: Jiří verhöhnt den Burggrafen, fast rasend vor Eifersucht, Bohuš, der Sohn des Grafens und einer der – angeblichen – Fremden, versucht Jiří beizustehen, doch Adolf, der Neffe erscheint und befiehlt Bohuš ins Gefängnis werfen zu lassen, damit seine Intrige nicht aufgedeckt werden kann.
Noch immer weitert sich der Graf seinen Sohn zu vergeben, Benda versucht erfolglos den Grafen zu einem Treffen mit seinem Sohn zu überreden. Erst Julia, die Frau von Bohuš, die dieser gegen den Willen seines Vaters geheiratet hat, schafft es, das Vaterherz zu erweichen. Sie legt dem Grafen auch einen Beweis vor, dass Bohuš nicht mit den Jakobinern kooperiert hat, sondern ganz im Gegenteil von ihnen zum Tode verurteilt wurde.
Das Fest zur „Thronübergabe“ beginnt, doch es verläuft anders als erwartet. Der Graf will nach alten Brauch die Gefangenen freilassen, nach einem Zögern von Adolf und dem Burggrafen wird Bohuš hereingeführt. Der Vater vergibt dem Sohn – Ende gut, alles gut.
Es ist vielleicht nicht das größte Meisterstück von Dvořák, aber mich hat es vor allem durch die wunderschönen Melodien beeindruckt. Besonders die Chorstücke sind beeindruckend und wunderbar anzuhören.
Dirigiert wurde die Premiere von Jakub Klecker, es spielten das Orchester der Janáček Oper und es sang ausgezeichnet der Chor des Theaters. Beeindruckt haben mich weiters Aleš Briscein als Jiří und Lucie Kaňková als Terinka. Hervorragend auch Petr Levíček als Benda und herrlich komisch Jan Šťáva al Burggraf Filip. Allein diese Schrittkombinationen, diese kleinen Schrittchen und die Unterwürfigkeit und dann wieder das gockelhafte Aufbäumen – traumhaft gespielt und sehr gut gesungen.
Auch Tadeáš Hoza als intriganter Adolf ist sehens- und hörenswert, ebenso wie sein Gegenspieler Bohuš, den Roman Hoza singt. Pavla Vykopalová kam mir zu Beginn ziemlich nervös vor, meisterte aber zum Schluss bravourös und mit viel Gefühl ihre Arie, die schließlich den Umschwung beim Grafen (gesungen von David Szendiuch) hervorruft.
Das Bühnenbild nimmt wohl auf die sanften Hügeln Tschechiens Bezug und kann ebenfalls – genauso wie die Kostüme – als gelungen bezeichnet werden.
Ein durchaus schöner und stimmiger Opernabend, mit wunderbaren Melodien und ausgezeichneten Chordarbietungen. Es lohnt sich wieder einmal nach Brünn zu fahren.
Weitere Aufführungstermine: 14.10., 28.10., 26.11., 17.12.2023 und 7.1.2024. Tickets kann man online über die Website bestellen: https://www.ndbrno.cz/de/program/jakobin-2/
Tipp: Unter dem Janáček-Theater gibt es eine Parkgarage, die einen direkten Zugang zum Foyer des Theaters bietet – noch dazu zu akzeptablen Preisen. Ihr könnt also in Wien das Auto in Opernrobe besteigen und vor Ort aussteigen ohne auf die Straße gehen zu müssen.
Allerdings: Brünn bietet viele Sehenswürdigkeiten und wäre daher auch eine Übernachtung wert.
Wer mit dem Zug anreisen möchte – von Wien nach Brünn gibt es genügend Verbindungen, um sich seine „Lieblingszeit“ aussuchen zu können. Allerdings sollte man dann eine Übernachtung in Betracht ziehen, der letzte Zug von Brünn nach Wien verlässt den Bahnhof um 21:22 Uhr ….
Wer mehr über Brünn wissen möchte, wird hier fündig: Brno (Brünn)