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Die neue Ausstellung in der Albertina modern zeigt ausgewählt Werke der Sammlung Viehof und stellt sie Werken der Albertina gegenüber: von Gerhard Richter bis Katharina Grosse

In der Musik versteht man unter einem Remix eine neue Version bereits komponierter Musikstücke, Bearbeitung von Originalaufnahmen, bei der die vorhandenen Stimmen bzw. Tonspuren neu gemixt werden.

Bei der Pressekonferenz zur Ausstellung vor den Selbstporträts von Katharina Sieverding

Genauso möchte die Ausstellung in der Albertina modern verstanden werden, bei der Werke der Sammlung Viehof, einer der größten privaten Sammlungen Deutschland, und die hauseigene zeitgenössische Sammlung der Albertina neu gemischt werden, um die Stärken und die Aktualität der beiden Sammlungen aufzuzeigen. Außerdem wird die Sammlung Viehof zum ersten Mal in Österreich in großer Form präsentiert.

Blick in die Ausstellung Remix in der Albertina modern
Blick in die Ausstellung

Es ist wieder eine Ausstellung, die mich sehr fasziniert hat, wenn auch die einzelnen Strömungen und Stile unterschiedlicher nicht sein können, aber vielleicht ist gerade das der Punkt, der die Faszination ausmacht. In jedem Raum wartet eine andere Entdeckung auf den Besucher, auf die Besucherin. Hier wechselt Gegenständliches mit Abstrakten, es sind Skulpturen zu sehen, gemalte Bilder, die wie Fotografien wirken, Bilder, die in allen Farben leuchten stehen wechseln sich mit „verschwommenen“, verzerrten Werken ab.

Blick in die Ausstellung Remix in der Albertina modern in Wien
Blick in die Ausstellung Remix

Ich möchte hier einige meiner Highlights präsentieren – einfach von meinem subjektiven „Gefällt mir“-Standpunkt aus. Ohne die Intention des Künstlers oder der Künstlerin allzu genau zu beleuchten. Einfach nur zeigen, was ich schön gefunden habe und was mich sofort angesprochen und in den Bann geschlagen hat.

Karin Kneffel

Gleich beim Eintritt in die Ausstellung fällt der Blick auf der einen Seite auf die riesigen Äpfel und davon vis á vis eine Riesentraube von Karin Kneffel.

Die Riesentraube von Karin Kneffel
Die Riesentraube von Karin Kneffel

Noch bemerkenswerter finde ich aber das Bild auf der anderen Seite, das einen Blick von einem Zimmer in ein anderes, von einem Haus in ein anderes gewährt, während der Rest der Mauer, des Raums, der Fenster (?) durch einen Vorhang verdeckt ist.

Karin Kneffel
Karin Kneffel

Irgendwie erinnerte mich der Raum an die Villa Tugendhat in Brünn, keine Ahnung wieso, aber auch für diese Villa mit ihrem großen, in verschiedene Wohnbereiche unterteilten zentralen Raum, schwärme ich seit ich einmal bei einer Führung durch die Räumlichkeiten dabei sein konnte.
Von Karin Kneffel gibt es noch mehr zu sehen – schaut euch einfach um.

Martin Kippenberger

Obwohl mich Skulpturen normalerweise nicht so ansprechen (auch hier gibt es natürlich Ausnahmen wie derzeit die Arbeiten von Liliane Lijn im Mumok) habe ich auch in dieser Ausstellung zwei Lieblinge gefunden.

Schäm dich, Martin in der Ausstellung Remix in der Albertina modern
"Schäm dich, Martin" in der Ausstellung Remix in der Albertina modern

Die erste stammt von Martin Kippenberger und trägt den Titel „Martin, ab in die Ecke und schäm Dich“, die den Künstler selbst zeigt, wie er schuldbewusst in der Ecke steht. Auffallend ist der glasig durchscheinende Kopf und die Hände, die aus Harz geformt wurden und in denen sich unzählige Zigarettenstummel erkennen lassen, was eine Anspielung auf den exzessiven Konsum Kippenbergers und seine rebellischen Jugendjahre darstellen soll.

Skulptur von Martin Kippenberger in der der Ausstellung Remix in der Albertina modern
Wer genau schaut, erkennt die Zigarettenkippen

Als eine ehemalige Dauerraucherin, die auch erst nach mehreren Fehlversuchen zur Nichtraucherin wurde, kann ich das gut nachvollziehen. Die „Kippen“ könnten allerdings auch eine Anspielung auf seinen Namen sein …

Georg Baselitz

Georg Baselitz durfte ich bereits bei einer Ausstellung in der Albertina kennen lernen, doch auch hier wurde ich wieder überrascht.

Bilder und Skultur von Georg Baselitz
Bewacht die Skulptur die Bilder?

Nicht nur von seinen Bildern, die gar nicht zu meinen Erinnerungen über die damalige Ausstellung passten, sondern auch von der Riesenskulptur, die wie ein Wächter neben ihnen droht.

Katharina Sieverding

Diese Reihe der überlebensgroßen Selbstporträts sind einfach nur „Wow“. Beim ersten großen Staunen fiel mir auf, dass die beiden Porträts in der Mitte von ihrem Ausdruck und der Machart mit den anderen verschieden sind. Auch hier kann man sich viele Gedanken darüber machen, warum das so ist. Diesen Gedanken nachhängend habe ich erst beim zweiten genaueren Blick gemerkt, dass die Porträts unterschiedlich sind und keines dem anderen gleicht, obwohl sie beim schnellen Hinschauen wirken wie viele Abzüge einer Fotografie.

Die Sonne um Mitternacht schauen von Katharina Sieverding in der Ausstellung "Remix" in der Albertina modern
Die Sonne um Mitternacht schauen von Katharina Sieverding

Der Titel „Die Sonne um Mitternacht schauen“ bezieht sich auf die anthroposophische Lehre Rudolf Steiners und soll uns vor Augen führen, dass es viele Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die aus der einen Sicht im Dunkeln verborgen, aus einer anderen dagegen hell und klar erscheinen. Und vielleicht zeigen die Mittelbilder dann ja auch, wie schwierig es ist sich für die eine oder andere Seite zu entscheiden.

Jörg Immendorff

Wie sehr sich die beiden Sammlungen – Albertina und Viehof – ergänzen, kann man an diesen beiden Bildern sehen, von denen je eines in den beiden Sammlungen zu finden sind. Da es die Wartebiene II in der Sammlung der Albertina gab, wurde vermutet, dass es auch eine „Wartebiene I“ geben sollte – und siehe da, durch die Kooperation mit der Sammlung Viehof sehen wir nun den Mann in den Wald gehen und auch wieder herauskommen.

Jörg Immendorf
Jörg Immendorf

Von Jörg Immendorff sind aber noch weitere interessante Werke zu sehen, er gilt als kritischer Vertreter einer neuen Historienmalerei in Deutschland.

Vereint: Wartebiene I und II von Jörg Immendorf
Durch den Remix der Sammlungen Albertina und Viehof vereint: Wartebiene I und II

Mir gefällt hier das Plakative, das einige seiner Bilder ausstrahlen, während andere wieder den Betrachter förmlich ins Bild hineinziehen und irgendwie surreal wirken.

Corinne Wasmuht

Es sind imaginäre Bilderwelten, deren Ursprung jedoch in realen Objekten liegt. In ihrem Werk Pathfinder benützt sie Material aus einem Videospiel, das sie mit Bilddaten der Luft- und Raumfahrtbehörde Nasa vermengt hat.

Corinne Wasmuth in der Ausstellung Remix in der Albertina modern
Corinne Wasmuht in der Ausstellung Remix in der Albertina modern

Nie im Leben wäre ich auf diese Idee gekommen, nie im Leben hätte ich vermutet, was bei diesem Bild als „Ausgangsmaterial“ dahintersteckt. Während man hier eine Startbahn vermuten könnte – ob in ein neues Leben oder eine neue Welt, führt mich ihr zweites Bild in eine Tropfsteinhöhle, doch auch hier ist die „Startbahn“, die Wellen einer Funkübertragung (?) sichtbar.

Corinne Wasmuht
Corinne Wasmuht

Von ihr sind mehrere Bilder in der Ausstellung zu sehen – eines farbenprächtiger als das andere. Für mich, neben den Selbstporträts von Katharina Sieverding die Entdeckung der Ausstellung …

Neo Rauch

Und dann gab es auch noch ein Wiedersehen: Werke von Neo Rauch sind mir zum ersten Mal auf einer Pressereise in einer Galerie in der ehemaligen Baumwollfabrik in Leipzig begegnet (siehe hier : https://ask-enrico.com/index.php/reise-stories/die-leipziger-spinnerei) und nun in der Albertina modern wieder. Neo Rauch gehört zur sogenannten Leipziger Schule, studiert anfangs bei den deren Hauptvertretern Arno Rink und Bernhard Heisig, geht aber doch seinen eigenen Weg.

Neo Rauch in der Ausstellung Remix in der Albertina modern
Neo Rauch

Die großformatigen Bilder berühren durch ihre Gestalten seltsam, irgendwie kann man ihnen weder Absicht noch welche Tätigkeit sie ausführen sollen/wollen zuordnen. Ein bisschen wirken sie auf mich wie plakative Altarbilder. Auf jeden Fall solltet ihr einen oder besser mehrere Blicke draufwerfen – und solltet ihr nach Leipzig kommen unbedingt die ehemalige Baumwollfabrik mit ihren vielen Galerien und unterschiedlichen Künstlern ansehen.

Neo Rauch
Neo Rauch

Das waren meine ganz persönlichen Highlights, eine kleine Auswahl, obwohl – einige andere wären sicher auch noch hervorzuheben. Am besten selbst hingehen und ansehen.

Blick in die Ausstellung Remix
Blick in die Ausstellung

In der Ausstellung erwarten euch noch Werke von Sigmar Polke, Rosemarie Trockel, Jutta Koether, Asta Gröting, Anne Imhof, Daniel Richter, Stephan Balkenhol, Gerhard Richter. Florian Krewer, Friedrich Kunath, Nairy Baghramian, Isa Genzken, Albert Oehlen, Charline von Heyl, Katharina Grosse und Joseph Beuys.

Die Ausstellung „Remix. Von Gerhard Richter bis Katharina Grosse“ in der Albertina modern ist bis 7. September 2025 zu sehen. Die Albertina modern ist täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Tickets am besten online kaufen unter https://www.albertina.at/albertina-modern/besuch/tickets/. Es gibt Kombitickets mit der Albertina und der Albertina Klosterneuburg. Die Distanz zwischen Albertina und Albertina modern beträgt ungefähr 10 Minuten zu Fuß.


Remix. Von Gerhard Richter bis Katharina Grosse
11.4.-7.9.2025
Albertina modern
1010 Wien
Karlsplatz 5
+43 1 534 83 0
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