Wieder gibt es Neues aus dem Naturhistorischen Museum in Wien zu berichten. Der neue Kindereiszeitsaal widmet sich dem Leben der Kinder in der Eiszeit.
Die Eiszeit fasziniert Groß und Klein nicht nur durch Filme wie Ice Age, Mammut, Riesenhirsch und Säbelzahntiger (oder richtiger Katze?) stehen hoch im Kurs. Auch die Höhlenmalereien in Spanien oder Frankreich, die Venus von Willendorf sind bei vielen bekannt.

Immer jedoch – außer bei Ice Age natürlich – stehen aber die Erwachsenen im Mittelpunkt. Doch wie wuchsen die Kinder auf? Spielten sie? Mussten sie früh mithelfen? Gab es überhaupt so etwas wie Kindheit für die jungen Menschen?

Im neuen Saal im Naturhistorischen Museum in Wien kann man sich jetzt auch mit dem Leben der Kinder in der damaligen Zeit beschäftigen. Gleich vier Abteilungen des NHM – Prähistorie, Geologie, Wissenschaftskommunikation und Ausstellungsmanagement waren in die Gestaltung involviert, drei Schulklassen halfen mit Ideen bei der Gestaltung.

Ich war nicht nur bei der Präsentation des Saales dabei, sondern zum Test auch gleich kurze Zeit später mit meinen Enkeln (beim Besuch 4 und 7 Jahre). Bei beiden sind natürlich all jene Stationen am Beeindruckendsten, wo man drehen und drücken kann. Dann folgt etwas anschauen (am besten Videos) und anhören. Der Rest wird dann ziemlich schnell erledigt.

Gleich beim Eintreten beeindrucken die großen Skelette: Während der Riesenhirsch und auch das Hundsheimer Nashorn nicht so großen Eindruck schinden, ist die Säbelzahnkatze, die Höhlenbären und auch der Höhlenlöwe einen Stopp und leichtes Gruseln wert.

Die „Höhle“ mit ihren vielen kleinen Ausstellungsstücken beeindruckt sie aber genauso wenig wie das „Zelt“ oder der Feuerplatz. Im Dunkeln gruselt man sich aber immer auch ein bisschen und wir schaffen es auch nicht, unseren Handabdruck an der Höhlenwand anzubringen.

Schon sind wir wieder draußen, denn wir haben die interaktive Station gesehen, bei der man sich „eiszeitgemäß“ anziehen kann. Das ist wieder sehr interessant – hier ist es schwierig die Beiden loszueisen, denn es gäbe ja so viele Möglichkeiten noch auszuprobieren. Dennoch muss ich darauf bestehen, da sich bereits eine kleine Schlange Interessierter gebildet hat.

Auf zum Feuermachen. Auch diese Station findet vollen Zuspruch. Geduldig warten meine Zwei auch hier bis sie an die Reihe kommen und sind dann recht schwierig wieder weg zu bekommen.

Schnell wird noch die eine oder andere Hörstation ausprobiert und noch einmal vor dem Riesengürteltier gestoppt. Wow, das war aber groß. Dann tauchen die beiden in den nächsten Saal ab, gehen mit den „ersten Menschen“ spazieren, bringen den Vulkan zum Ausbruch und verwandeln sich in einen Urmenschen.

Anschließend geht es weiter zur neuen Ausstellung der Reptilien und Amphibien und natürlich in den Sauriersaal. Es wäre kein richtiger Museumsbesuch, wenn wir nicht den „Allo“ begrüßt und uns wieder von ihm verabschiedet hätten…
Was kann man aber noch alles im Kindereiszeitsaal erleben?
Die beeindruckenden großen Skelette habe ich ja schon erwähnt. Daneben soll die Saalgestaltung eine eiszeitliche Landschaft darstellen, Sitzstufen und Feuerstelle im Zentrum laden zum Verweilen ein.

Im stilisierten Zelt kann man sich über Themen wie Wohnen, Kleidung, Spiel, Hygiene und Gesundheit in der Eiszeit informieren. Andere Stationen widmen sich dem Sammeln, Jagen und der Ernährung. Tiere wurden nicht wegen ihres Fleisches zum Essen gejagt, sondern waren auch wichtig für die Herstellung von Werkzeugen, Schmuck oder Kleidung.

In der Höhle findet sich auch ein Highlight der Ausstellung: Ein Ton-Mammut aus der Fundstelle Pavlov in Tschechien. Das nur zwei Zentimeter große Objekt wurde 1923 gefunden und ist knapp 30.000 Jahre alt, wurde aus Ton geformt und später im Feuer gebrannt. Somit gilt es als eines der ältesten Keramikobjekte der Welt. Während man früher die Herstellung all dieser Figurinen Erwachsenen zuschrieb, lassen neue Erkenntnisse vermuten, dass diese teilweise auch von Kindern gemacht wurden.

Überhaupt wurde die Rolle der eiszeitlichen Kinder wahrscheinlich lange Zeit unterschätzt. Neuere Untersuchungen legen nahe, dass Kinder eine sehr wichtige Rolle des eiszeitlichen Soziallebens spielten. Sie stießen Innovationen an, waren künstlerisch tätig und halfen beim Jagen und Sammeln.

An zehn Audiostationen erzählt ein Kind aus der Eiszeit über sein Leben – vom Jagen und Sielen bis zum „WC-Besuch“.
Wir kommen sicher wieder, schließlich müssen wir das Feuer machen noch einmal ausprobieren, vielleicht geht sich auch noch einmal neu einkleiden aus – und die Erzählung über den WC-Besuch, die müssen wir uns auch noch einmal anhören.

Vielleicht tauchen wir aber auch einmal am Abend in die Eiszeit ein: Bei der Abendführung „Eiszeitkinder in der Nacht“ können Familien mit Kindern ab 4 Jahren bei Lagerfeuerbeleuchtung gemeinsam den Saal erkunden, weitere Info über Führungen, Geburtstagsprogramme und Workshops auf Deck 50 findet ihr unter https://www.nhm-wien.ac.at/veranstaltungskalender

Wer noch mehr über die Eiszeit wissen möchte, sollte sich den Kinderführer zum neuen Kindereiszeitsaal im NHM-Shop kaufen. Hier werden Fragen beantwortet wie: Wie lebten die Menschen – und besonders die Kinder – in diesen kalten Zeiten? Welchen Tieren begegneten sie? Wo lebten und spielten sie? Mussten auch sie sich schon die Zähne putzen?

Das Naturhistorische Museum Wien ist von Donnerstag bis Montag von 9:00 bis 18:00 Uhr, am Mittwoch von 9:00 bis 20:00 Uhr geöffnet. Am Dienstag ist das Museum geschlossen.

Tickets können auch vorab online gekauft werden: www.nhm.at/ticketing
Naturhistorisches Museum Wien
1010 Wien, Maria-Theresien-Platz
Tel: +43 1 521 77-0
Email:
www.nhm-wien.ac.at