Zwei altehrwürdige Räume der Naturhistorischen Museums erstrahlen nach eineinhalbjähriger Generalsanierung wieder in ihrer ganzen Pracht …
Doch nicht nur der Boden, die Vitrinen oder die Wandbilder wurden erneuert und saniert, auch die Schausammlung der Amphibien und Reptilien wurde neugestaltet. Wissenschaftliche Inhalte wurden vollständig überarbeitet, die Beleuchtung und Beschriftung modernisiert.

Wer nun die neuen Schausäle 27 und 28 betritt, sollte sich daher nicht nur die Dauerausstellung genau ansehen, sondern auch einen Blick zur Decke werfen. Auch die renovierte Wand- und Deckengestaltung hat mehr als einen Blick verdient.

Doch dann sollte man sich den Ausstellungsstücken zuwenden und dabei ist mehr als einmal Staunen angesagt. Immerhin besteht die wissenschaftliche Betreuung der Herpetologische Sammlung des Museums seit 1806 und nennt über hunderttausend Präparate von Amphibien (Lurchen) und Reptilien (Kriechtiere) ihr eigen. Einige davon sind bereits über 200 Jahre alt und eine Auswahl von tausend ihrer Art erstrahlen nun im neuen Glanz und warten auf die Besucher.

Hier finden sich nicht nur pickelige Kröten, schuppige Alligatoren und schleimige Kaulquappen, sondern gleich beim Eintritt schlängelt sich ein 5,5 Meter langer Dunkler Tigerpython auf dem Türsims. Doch das ist nicht das einzige Highlight.

Historisch betrachtet ist wahrscheinlich das Juwelen-Chamäleon (Furcifer campani) der größte Hit. Es wurde von einer der ersten weiblichen Weltreisenden, Ida Pfeiffer, im 19. Jahrhundert auf der Insel Madagaskar entdeckt. Man weiß sogar noch den Tag: am 3. Jänner 1859 ist sie – wahrscheinlich im Reifrock – über die Insel gestreift und hat dieses Tier entdeckt und gesammelt.

Eine weitere Sammlung ist ebenfalls einzigartig: Die sogenannte Siebenrock-Schildkrötensammlung zeigt die Panzer der Tiere aufklappbar wie eine Schmuckschatulle, sodass BesucherInnen das Skelett im Inneren der Schildkröten betrachten können.

Mich haben allerdings zwei andere Tiere noch viel mehr beeindruckt und über das Chamäleon konnte ich auch gleich mein Wissen verbessern: So dachte ich bis dato, dass sich diese Tiere in ihrer Farbgebung ihrer Umgebung anpassen, doch das scheint ein Irrtum zu sein.

Mit ihren Farbspielen zeigen sie ihren Gemütszustand: sind sie entspannt – so wirken sie eher farblos, doch mit größerer Erregtheit werden sie „bunter und bunter“. Auch diese unterschiedlichen Stadien kann man jetzt in einer Vitrine bewundern.

Beinahe hätte ich einen meiner Lieblinge vergessen: Die Kragenechse. Wunderschön präpariert zeigt sie sich im besten Licht und erinnerte mich sofort an Jurassic Park. Ob die Filmemacher wohl auch auf Besuch in der Herpetologischen Sammlung des Naturhistorischen Museums waren?

Außerdem wären da auch noch die heimischen Moorfrösche, deren Männchen sich zur Paarungszeit prachtvoll hellblau verfärben. Die neue Dauerausstellung zeigt rund 1.000 zum Teil seltene Arten, die auch in aufwendig gestalteten Dioramen präsentiert werden, die auch ihren Lebensraum zeigen.

So sind auch alle 15 Reptilien- und 21 Amphibien-Arten Österreichs präsent, aber auch die ausgestorbene Ungarische Wiesenotter. Außerdem kann man den Rufen heimischer Frösche lauschen, den größten und den kleinsten Frosch entdecken oder aber Erstaunliches über die Jagdstrategie von Schlangen erfahren.
Deck 50
Auf Deck 50 im dritten Stock zeigt eine riesige magentafarbene Kröte, dass sich auch hier alles um Amphibien und Reptilien dreht. Eine interaktive Station bietet dabei ganz unterschiedliche Annäherungen an das Thema.

Ein Infoscreen bietet einen Überblick über die Highlights der neuen Schausäle und zeigt alle österreichischen Amphibien und Reptilien in Bild und Ton und lädt ein beim Citizen Science Projekt „Amphibien und Reptilien in Österreich unter Beobachtung“ mitzumachen.

Große und kleine Reptilien- und Amphibienliebhaber werden sich aber auch über das ausführliche Rahmenprogramm freuen, das ihr tagesaktuell auf der Website des NHM unter Führung und Aktivitäten im Veranstaltungskalender finden könnt.

Bei unserem letzten Besuch im NHM haben wir dann noch eine Runde um die riesigen Gaviale gedreht und uns ein bisschen bei der Vorstellung gegruselt, auf diese in freier Wildbahn treffen zu können. Aber wir kommen wieder. Schließlich gibt es noch sooo viel zu entdecken.

Das Naturhistorische Museum Wien ist von Donnerstag bis Montag von 9:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Am Mittwoch sogar bis 20:00 Uhr. Dienstag ist geschlossen.

Online-Tickets können unter www.nhm.at/ticketing gekauft werden.
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