Das beste Bier der Welt? Die Antwort der Tschechen auf diese Frage fällt eindeutig aus: natürlich das tschechische Bier. Bier ist in diesem Land das Nationalgetränk mit langer Tradition.
Immerhin werden hier zulande 470 verschiedene Biersorten gebraut und die Einwohner der Tschechischen Republik verteidigen ihre führende Position unter den Biertrinkern mit immerhin 160 Litern Bier pro Person und Jahr.
Im Jahre 993 wird erstmals das Bierbrauen in Tschechien erwähnt. Im Kloster von Brevnov produzieren die Benediktinermönche Wein und Bier, 1038 wird die Zunft des Bierbrauens erwähnt. Das erste historische Dokument, bei dem von Bier die Rede ist, stammt aus 1088 aus der Stiftungsurkunde des ersten tschechischen Königs Vratislav II. Bier erfreute sich schnell großer Beliebtheit und bald wurde seine Herstellung mit Regeln und Vorschriften behaftet.
Herstellungs- und Verkaufsrecht war lange Zeit nur den Bürgerfamilien vorbehalten, wurde allerdings später den örtlichen Bierbrauereien zugesprochen, die zuerst nur den Bedarf der örtlichen Bevölkerung abdeckten. Im Zuge der Industrialisierung mussten viele kleine Brauereien schließen, das tschechische Bier eroberte die Welt. Doch trotz dieser Entwicklung hat sich in Tschechien noch eine große Vielfalt an Sorten und Brauereien bis heute erhalten.
Die Sortenvielfalt
Das Pilsner gilt als die „Urquelle“ aller Biere. Bier wird in Pilsen seit der Stadtgründung im Jahre 1295 gebraut und die Stadt gilt weiter als die Bierhochburg Tschechiens. Das war allerdings nicht immer so. Die ersten 500 Jahre hatte das Pilsner einen schlechten Ruf und es brauchte eine dramatische Wende 1838: nachdem vor dem Pilsner Rathaus 36 Fässer mit ungenießbaren Bier ausgegossen wurden, beschlossen einige Bürger, ihre Kräfte zu vereinen und eine moderne Brauerei zu bauen – damit war der Weg frei und 1842 eröffnete das Bürgerliche Brauhaus in Pilsen und der erste Braumeister – Joseph Groll – hielt Einzug. Er braute am 5. Oktober 1842 das erste goldgelbe, „spritzige“ und außerordentlich wohlschmeckende untergärige Pilsner Lagerbier.
Das Budějovický Budvar (bekannt aus Budweiser) ist wohl das in aller Welt nach dem Pilsner Urquell bekannteste, tschechische Bier. Weitere beliebte Biermarken in Tschechien sind das Gambrinus, Staropramen, Krušovice, Radegast, Bernard und Velkopopovický kozel.
Viele Bierbrauereien bieten Führungen durch ihre Brauhäuser an, die man sich nicht entgehen lassen sollte. So kann man in Pilsen unter anderem die älteste Braupfanne aus dem Jahre 1842 bewundern, sowie die Unterschiede in der Braukunst zwischen einst und jetzt kennen lernen. Und zum Abschluss jeder Führung wird natürlich auch noch das beliebte Getränk verkostet.
In letzter Zeit entstanden in Tschechien viele kleine Microbrauereien, die die unterschiedlichsten Biersorten brauen. Meine Empfehlung lautet daher, nicht nur nach den großen kommerziellen Brauereien Ausschau zu halten, sondern auch einen Blick in die kleinen Brauereien zu machen und ein Glas zum Wohl zu erheben. Es lohnt sich.
Noch ein paar kleine Tipps: Welches Bier in welchem Lokal ausgeschenkt wird, erkennen Sie am Schild, das vor dem Lokal angebracht ist. Diese Marke und nur diese wird im Gasthaus serviert.
Bier wird in Tschechien automatisch in ½ l Gläsern serviert (Krügel). Ein kleines Bier (0,33l) muss man extra bestellen: verlangen Sie ein „malé pivo“. Das ausgetrunkene Bierglas auf den Tisch zurückgestellt wird von vielen Kellnern als Aufforderung verstanden ein neues Glas zu bringen. Schließlich ist ihr Motto: „Ein Bier geht noch!“
Die Anzahl der getrunkenen Gläser notiert der Kellner mit Strichen auf einem schmalen Zettel am Tisch – so haben die meisten Biere auf einer kleinen Fläche Platz.
Auch das Zuprosten will gelernt sein: nach einem „Na zdravi!“ (Zum Wohl) wird nicht gleich der erste Schluck genommen, sondern mit dem Boden des Glases nochmals leicht der Tisch berührt oder auch heftig darauf geschlagen – erst dann kommt der Genussschluck.
Da Trinken hungrig macht, noch ein paar „Snack“-Tipps, die besonders gut zum Bier passen: Besonders beliebt ist der in Öl mit Zwiebel, Knoblauch, Paprika und Gewürzen eingelegte Camembert (nakládaný hermelín), der gut durchgezogen mit ein paar Scheiben Brot serviert wird, sowie marinierte Würstchen, die sogenannten Ertrunkenen (utopence), die meist mit ein paar Zwiebelringen und frischem Brot gegessen werden. Typisch tschechisch sind auch die kleinen geflochtenen Zöpfe aus salzigem Käse (korbáček) oder die sehr fettigen, mit einer ordentlichen Portion Senf servierten Bratwürste (klobása, cigára) und die tschechische Variante des Leberkäses (sekaná). Auch „fischiges“ passt zu Bier: Rollmöpse (zavináč) oder Matjesheringe (matjesy).
Bei aller Begeisterung sollten Sie allerdings eines bedenken: In Tschechien herrscht ausnahmslos 0.0 Promille beim Lenken eines Fahrzeuges. Am besten daher im Freundeskreis schon vorher ausmachen, wer an dem Abend das alkoholfreie Bier verkosten darf/muss.
Weitere Informationen:
www.budvar.cz (Deutsch, Englisch, Tschechisch)
www.bernard.cz (Deutsch, Englisch, Schwedisch, Tschechisch)
www.kozel.cz (Englisch, Tschechisch)
www.eggenberg.cz (Deutsch, Englisch, Tschechisch)
Mehr über die Pilsner Brauerei und die Sehenswürdigkeiten der Stadt erfahren Sie hier auf ask-enrico, Hoteltipps für Pilsen finden Sie hier.
Der Besuch erfolgte auf Einladung der Stadt Pilsen
AutorIn des Artikels: