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Wer Budweis besucht und gerne Bier trinkt, muss einfach die Budweiser Brauerei besuchen.

Die Budweiser Brauerei ist eine der erfolgreichsten Brauereien in der tschechischen Republik. Wienern ist das Budweiser wahrscheinlich von einem Besuch im Schweizerhaus bekannt, von dem erzählt wird, dass wöchentlich nicht nur einige Tankwagen von Budweis Richtung Wien rollen, sondern auch eine eigene Mischung gebraut wird. Ob das der Wahrheit entspricht oder nicht, konnte ich leider nicht klären. Auf jeden Fall schmeckt es ausgezeichnet …

Von weitem sichtbar - die moderne Firmenzentrale der Brauerei Budvar
Von weitem sichtbar - die moderne Firmenzentrale der Brauerei Budvar

Schon vom weiten fällt uns das moderne Glasgebäude, fast möchte man sagen der Glaspalast, auf. Gerade aus geht es gleich ins Restaurant – aber das ist eine andere Geschichte. Wir biegen vorher ab und sind gleich im Mittelpunkt des Geschehens. Natürlich wartet ein Souvenirshop auf die Bierfans, alte und neuere Plakate hängen an den Wänden und ein typischer Kupferkessel zeigt, dass wir hier richtig sind.

Ein Kupferkessel zur Begrüßung
Ein Kupferkessel zur Begrüßung

Wer also mehr über die Bierherstellung erfahren möchte, sollte sich einer Führung in der Brauerei anschließen. Diese gibt es nicht nur in Tschechisch, sondern auch in Englisch und Deutsch. Aber auch in Französisch, Italienisch, Russisch und Spanisch.

Natürlich kann man auch das eine oder andere Fläschchen oder "Döschen" erwerben
Natürlich kann man auch das eine oder andere Fläschchen oder "Döschen" erwerben

Eine Tour dauert ungefähr eine Stunde, die deutschen Führungen gibt es meistens um 14:20 Uhr, aber ich empfehle euch, schaut sicherheitshalber hier vorbei: https://www.budejovickybudvar.cz/de/besichtigungen 

Werbung von einst
Werbung von einst

Wir haben dies nicht gemacht, aber haben Glück, nach einer Wartezeit von vielleicht 10 Minuten beginnt die Führung. Vorbei geht es an vielen, vielen roten Bierkisten und großen Tanks zu den Hopfenstauden. Schließlich ist der Hopfen eine wichtige Zutat in der Bierherstellung – und auch Wasser – das hier in Budweis aus einer eigenen Quelle kommt.

Auch die Hopfenstauden gehören zur Tour
Auch die Hopfenstauden gehören zur Tour

Anhand einer Tafel wird noch einmal der Brauprozess erklärt, bevor es ins Sudhaus geht zu den beeindruckenden Kupferkesseln.

Die Kupferkessel im Sudhaus
Die Kupferkessel im Sudhaus

Diese beeindrucken mich immer wieder. Auch beeindruckend der Platz, über den sie anscheinend gesteuert werden. Sieht nicht anders aus, als ein Arbeitsplatz in einem Büro. Warm ist es jedenfalls hier im „ersten Stock“ von wo wir auf die Kessel hinunterblicken können.

Hier wird das Bier für die Verkostung gezapft
Hier wird das Bier für die Verkostung gezapft

Dann geht es an riesigen Tanks vorbei zum Höhepunkt der Führung für jeden Bierfreund: zur Verkostung. Direkt aus dem Tank wird das „frische“ Bier gezapft und es schmeckt natürlich köstlich. Unsere Gruppe, die eigentlich außer uns nur aus deutschen Besuchern besteht, zeigt sich doch beeindruckt.

Na zdraví!
Na zdraví!

Auf unserem Weg zur Abfüllanlage kommen wir auch noch am „Bahnhof“ der Brauerei vorbei. Immerhin wird das Budweiser ja von hier aus in aller Herren Länder verschickt. 

Von hier aus in alle Welt
Von hier aus in alle Welt

Da wir unseren Besuch an einem Sonntag geplant hatten, steht sie leider still. Wenn man allerdings über ihre Ausmaße blickt, kann man sich vorstellen, was hier unter der Woche los sein muss. Allein die Anzahl der Kronenkorken, die hier gelagert sind, ist wahrlich beeindruckend.

Die Abfüllanlage
Die Abfüllanlage

Schließlich sehen wir noch ein bisschen „Logistik“ und schon ist die Führung vorbei. 

Brauerei Budweis
Besucherzentrum und Besichtigungen
370 04 České Budějovice, Karolíny Světlé 512/4
Tel: +420 387 705 347
https://www.budejovickybudvar.cz/de/

Und jetzt noch kurz ein kleiner Ausflug in die Geschichte der Brauerei und des Bieres

Bier spielte in der Stadt Budweis schon immer eine große Rolle. Immerhin war das erste Privileg, das der bierliebende Přemysl Otakar II., König von Böhmen, der Stadt nach ihrer Gründung verlieh, das Recht Bier zu brauen.

Werbung aus vergangenen Zeiten
Werbung aus vergangenen Zeiten

Im 15. Jahrhundert wurde die große Stadtbrauerei gegründet, die anstatt des dunklen Biers, das die Bürger für sich selbst brauen durften, „Weißbier“ also Weizenbier braute. Die Stadt galt als die wichtigste Braustadt des Heiligen Römischen Reiches. Ferdinand I. befahl sogar, dass die Mälzer und Brauer der Stadt Bier für ihn höchstpersönlich brauten.

Zum Versand bereit?
Zum Versand bereit?

Später wurde eine zweite Stadtbrauerei eröffnet, beide Brauhäuser gehörten dem Volk. 

Es begann 1895, genau am 7. Oktober dieses Jahres. An diesem Tag begann die tschechische Aktienbrauerei mit dem Bierbrauen. Vorangegangen waren Meinungsverschiedenheiten zwischen Deutschen und Tschechen. Da diese mit der deutschen Měšťanský pivovar unzufrieden war, gründete ein Teil der tschechischen Brauereien, unterstützt von führenden Vertretern der tschechischen Bourgeoisie ein eigenes Brauerei-Unternehmen.
Bereits 1896 erhielt das Bier auf renommierten Speisen- und Getränkemessen Ehrungen und gewann etliche Auszeichnungen.

In der Brauerei - im Sudhaus
In der Brauerei - im Sudhaus

Viel Erfolg bedeutet immer Nachahmer. Die Tschechische Aktienbrauerei exportierte ab 1901 ihr Bier in die USA. Als jedoch das amerikanische Unternehmen Anheuser-Busch in den USA die Handelsmarke „Budweiser“ anmeldete, protestierten beide Brauereien aus Budweis.

Moderne Kommandozentrale im Sudhaus
Moderne Kommandozentrale im Sudhaus

1911 wurde schließlich ein Vertrag unterzeichnet und die Tschechische Aktienbrauerei willigte ein, gegen Schadenersatz die Gültigkeit der Anmeldung in den USA anzuerkennen. Sie verzichtete aber nicht auf das Recht, ihr Bild weltweit mit „Budweiser“ und /oder dem Zusatz „Original“ zu kennzeichnen. 

Ein Blick von oben
Ein Blick von oben

1930 wurde von der Brauerei die Marke Budvar registriert, die für den Export von 12° hellem Lager verwendet wurde. Da das Bier immer erfolgreicher wurde, wurde dieser Name auch in den Brauerei-Namen aufgenommen: Budvar-Tschechische Aktienbrauerei, České Budějovice.
1939 sehen sich beide Budweiser Brauereien wegen der drohenden Beschlagnahmung ihrer Waren in den USA gezwungen, neue Vereinbarungen mit dem Anheuser-Busch-Konzern zu treffen. Die Bezeichnung Budweiser oder Budweis darf nicht mehr in Nordamerika bzw. in allen Gebieten nördlich von Panama verwendet werden. Wer also echtes Budweiser in den USA trinken möchte, muss „Czechvar“ bestellen.

In der Brauerei
In der Brauerei

1967 wurde die Nachfolgerin, die Brauerei Budweiser Budvar, der ursprünglichen Aktienbrauerei und der Bürgerbrauerei gegründet, deren  beider Marken weitgehend übernommen wurden. Beide Unternehmen hatten eine gemeinsame Leitung.

Im Tanklager
Im Tanklager

1991 – nach der Samtenen Revolution wurde die Brauerei unabhängig trotz etlicher Versuche durch Anlegen und multinationalen Unternehmen Anteile und den Besitz zu übernehmen. Die Budweiser Brauerei ist noch immer im Besitz der Tschechischen Republik. 

Noch ein paar Informationen vor der Verkostung
Noch ein paar Informationen vor der Verkostung

Die 1990er Jahre änderten auch bei vielen Brauereien die Produktionsmethoden. Immer weniger Brauereien verwenden Hopfen in seiner traditionellen Form als ganze Dolde.

Ein letzter Blick zur Abfüllanlage
Ein letzter Blick zur Abfüllanlage

Doch die Budweiser Brauerei bleib ihren Braumethoden treu. Nach wie vor wird das Bier nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut, wonach nur Gerstenmalz, Hopfen, Hefe und Wasser zum Einsatz kommen dürfen.

Es wurde modernisiert und 1996 war es soweit: Die erste Million Hektoliter Bier verließen die Budweiser Budwar.
Heute ist die Brauerei modern ausgestattet, braut ihr Bier aber nach wie vor nach dem traditionellen Verfahren und knüpft damit an die 700 jährige Tradition des Bierbrauens in Budweis an.

2004 zeichnete die Europäische Kommission das Budweiser Bier mit der „geschützten geografischen Herkunftsangabe aus. Es wird nur mit den feinsten tschechischen Zutaten gebraut: Saazer Doldenhopfen aus Žatec, Braugerste aus der mährischen Region Haná, einer 125 Jahre alten Bierhefe und artesischem Wasser aus dem 300 Meter tiefen, unter der Brauerei gelegenen Grundwasserbrunnen aus der Eiszeit.