Das schwarze Gold aus der Steiermark. Viele verbinden Kürbisse nur mit Masken und „Süßes oder Saures“ zu Halloween – die richtigen Kenner allerdings wissen, was wirklich in den – in diesem Fall vornehmlich – runden Plutzern steckt:
Die Kerne - und daraus wird das Gold der Steiermark gepresst - Das Steirische Kürbiskernöl.
Es gibt sie, die Unterschiede! Und ich möchte ja nicht unbedingt behaupten, dass nur das Steirische das Beste ist, und auch hier gibt es Nuancen. Wenn Sie allerdings ein Steirisches Kübiskernöl von höchster Qualität und Geschmack suchen und sich auch noch ein wenig für die Herstellung interessieren und eine Ölmühle besuchen wollen, dann sind Sie in der Berghofer Mühle auf jeden Fall richtig.
Die Berghofer Mühle wurde schon im 12. Jahrhundert urkundlich erwähnt und ist damit älter als die Gemeinde Fehring, auf deren Ortsgebiet sie steht. Bis 1788 gehörte der Besitz zur Herrschaft der Familie Trautmannsdorf, dann folgte eine Periode oftmals wechselnder Eigentumsverhältnisse bis 1845, als Johann Berghofer in die Familie einheiratete – heute bewirtschaftet bereits die 6. Generation die Getreide- und die Ölmühle im viergeschossigem Haus, dessen barocker Kern im 19. und 20. Jahrhundert mit Zubauten versehen wurde.
Die Ölmühle wurde vor ungefähr 100 Jahren dazu gebaut und hier wird – noch in echter Handarbeit – in ganz traditioneller Weise das Steirische Kürbiskernöl gepresst.
So wurde und so wird Kürbiskernöl gewonnen
In fünf Schritten gelingt es dem kundigen Ölmüller das schwarze Öl zu erzeugen. Ganz wesentlich ist dabei das Ausgangsprodukt: Der steirische Ölkürbis. Nur aus bestimmten Anbaugebieten in der Steiermark und einigen wenigen in Niederösterreich und dem Burgenland darf der Kürbis mit den schalenlosen Kernen kommen, die Pressung muss in jedem Fall in der Steiermark erfolgen.
Nur jene Produzenten, die sich einem strengen und lückenlosen Kontrollverfahren unterwerfen, erhalten die begehrte Banderole, die mit ihren Kennzeichen – dem steirischen Panther, den EU-Sternen und einer Kontrollnummer – bestätigt, dass alles bei der Pressung mit rechten Dingen zugegangen ist und es sich um echtes, reines, steirisches Kürbiskernöl aus einer warmen Erstpressung handelt.
Die Kürbispflanze zählt zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt. Die frühesten Funde des gewöhnlichen Kürbisses wurden um die Zeit zwischen 10.700 und 9.200 v.Chr. datiert und stammen aus dem Süden Mexicos. Wahrscheinlich kam der Kürbis erst nach der Entdeckung Amerikas nach Europa. Der Steirische Ölkürbis ist vermutlich durch eine Mutation vor über 100 Jahren entstanden, wurde weiter gezüchtet und so entstand der dickbauchige Kürbis mit schalenlose Kern, den wir heute kennen.
In früheren Zeiten wurden Ölfrüchte wie Kürbis, Lein, Mohn, Nüsse, Raps und Sonnenblumen zur Ölgewinnung mit der sogenannten Ölkuh „ausgeschlagen“. Diese besteht aus einem vierkantigen Holzblock aus Buche oder Esche mit 2 Pressöffnungen, aus Holzstücken zur Aufnahme des Ölbreis „Mandl und Weibl“ genannt, aus mehreren Keilen, einem Schlegel und einer Ölschüssel zur Aufnahme des Öls. Noch heute bringen die Bauern der Umgebung ihre Kerne nicht zum „Pressen“, sondern zum „Ausschlagen“ in die Mühle.
Doch nun zurück zu unserem Ölmüller. Die geernteten und gereinigten Kürbiskerne werden in eine Gussform geschüttet und dann per „Lift“ in den ersten Stock gebracht, wo sie nochmals mit Luft gereinigt werden. Danach kommen sie in die Steinmühle, wo sie zerrieben und anschließend mit einem Knethacken mit Wasser und Salz zu einem Ölsterz abgeknetet werden. Dieser Ölsterz wird in der Ölmühle nun geröstet und es ist die Kunst des Ölmüllers zu wissen, genau wann die Masse herunter genommen werden muss. Viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung ist dafür notwendig. Danach kommt die Röstmasse in einen Zylinder und wird mit einer schweren Platte beschwert – solange abwechselnd bis der Zylinder voll gefüllt ist. Nun beginnt der eigentliche Pressvorgang mit einer Stempelpresse, die hier in der Berghofer Mühle mit einer alten Wasserpumpe betrieben wird. Und dann ist es da – das schwarze Öl der Steiermark.
Auch der Rückstand – der sogenannte Kürbiskernkuchen – der an eine Holzscheibe erinnert, kann weiterverwendet werden. Er wird entweder an Schweine und Fische verfüttert oder zum Kochen verwendet: aus ihm entsteht Kürbiskernkuchenmehl, die wie ein normales Mehl verwendet werden kann.
In der Berghofer Mühle können Sie nicht nur die Ölmühle besichtigen, sondern im Mühlenladen auch gleich außer dem famosen Kürbiskernöl viele andere Spezialitäten aus dem guten steirischen Kürbis und andere „Mühlenprodukte“ wie Mehl, Dinkel, Essig etc. erwerben. Und zu einer Führung gehört das Verkosten der unterschiedlich gewürzten Kerne und des Öls natürlich dazu.
Zuletzt möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass das Kürbiskernöl und –kerne auch als medizinisches Mittel angesehen wird, die Kerne gelten als Geheimtipp für Prostata, Blase und Harnwege.
Macht einen Ausflug in die Steiermark, besucht die Berghofer Mühle und verbringt ein paar Wellness-Tage im Hotel Loipersdorf. Es wird euch gut tun!
Berghofer Mühle
8350 Fehring, Bahnhofstrasse 25
Tel: +43 3155 2222-0
Email:
www.berghofer-muehle.at
Die Mühle kann während einer Führung mittwochs um 10:00 und 11:00 Uhr, Samstag um 10:00 Uhr besichtigt werden – Voranmeldung ist notwendig, diese kann über die Website auch online erfolgen.
Der Mühlenladen ist Montag bis Freitag von 8:00 bis 17:00 Uhr und am Samstag von 8:00 bis 12:00 Uhr geöffnet. Versichern Sie sich aber auf jeden Fall auf der Website über die Öffnungszeiten.
Bitte aber vor einem Besuch die jeweils aktuellen Zeiten checken.
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