Das rosa Quadrat, gefüllt mit kleinen Waffeln kennt in Österreich jeder Mann und jede Frau. Sie schafften es sogar bis nach Hollywood.
Die Manner Schnitten waren eigentlich immer ihrer Zeit voraus: vegan, lange bevor man wusste was das Wort bedeutete und es in war, ein Snack zu Zeiten wo man dies noch als Naschen bezeichnete.
Leicht zum Einstecken, überall bereit und mit der neuen Verpackung in den 1960er Jahren lange haltbar und durch den roten Aufreißfaden gut zu öffnen. Mit einem Wort – eine Erfolgsgeschichte bis in die Gegenwart.
Die Geschichte
Die Geschichte der Manner Schnitten beginnt bereits 1890 in Wien. Am Stephansplatz eröffnet Josef Manner ein kleines Geschäft, in dem er Tafelschokolade und Feigenkaffee verkauft. Gute Qualität zu einem vernünftigen Preis anzubieten, war immer sein oberstes Ziel. So wird auch heute noch sein Spruch zitiert: „Jedes Kind, das einen Kreuzer für meine Sachen ausgibt, soll nicht bloß eine Nascherei, sondern auch ein wertvolles Nahrungsmittel haben.“
Da seine Lieferanten diesen Vorsatz nicht entsprechen konnten, entschloss sich Manner 25jährig seine eigene Schokolade herzustellen – mit dem Kauf einer kleinen Schokoladeerzeugung inklusive Konzession, Lokal und Einrichtung wurde er am 1 März 1890 der Inhaber der „Chocoladenfabrik Josef Manner“.
Das Geschäft florierte und so übersiedelte das Unternehmen bald in den 17. Wiener Gemeindebezirk, wo auch heute noch der Klassiker - die Original Neapolitaner Schnitte produziert wird. Diese taucht das erste Mal 1898 in einem Katalog auf: als Neapolitaner Schnitte No. 239.
Diese Bezeichnung beweist auch den „Riecher“ des Inhabers für kontrollierte Ursprungsbezeichnung und Marketing: die Haselnüsse für die Streichmasse zwischen den fünf Waffellagen stammten aus der Gegend um Neapel. Einer Gegend, die im damaligen Wien als märchenhaft galt und mediterrane Sehnsüchte erweckte.
Aber auch wirtschaftlich war Josef Manner eine Kapazität. Schon früh suchte er Partner und fand sie in seinem Buchhalter und später in dessen Schwager, der die Anteile übernahm. Damit war der Grundstein der Zusammenarbeit zwischen den Familien Manner und Riedl gelegt. Es wurde weiter expandiert und Manner stieg zum führenden Süßwaren-Unternehmen in der österreichisch-ungarischen Monarchie auf.
1913 geht man an die Börse und die Firma Josef Manner & Co wird in eine Aktiengesellschaft mit dem Namen Josef Manner & Comp AG umgewandelt. 3000 Menschen arbeiten bereits zu dieser Zeit für Manner, die Firma besitzt über einen Fuhrpark mit 60 Pferden und über Produktionsanlagen auf dem modernsten Stand der damaligen Technik.
1947 verstirbt der Firmengründer und erlebt damit nicht mehr den rasche Aufschwung nach dem zaghaften Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg. Doch es wird weiter modernisiert – vor allem die Produkthaltbarkeit der Schnitten muss verbessert werden. 1960 gelingt dabei ein großer Durchbruch: die Manner Schnitten werden ab diesem Zeitpunkt in die aromasichere Verpackung in dichter Doppel-Aluminiumfolie mit dem typischen roten Aufreißfaden „gesteckt“. Damit ist nicht nur eine längere Haltbarkeit des Produkts gegeben, sondern auch ein leichtes Öffnen der Packung.
Manner erkämpft sich wieder seinen Platz an der Sonne unter den Süßwaren-Herstellern und erweitert 1970 sein Sortiment durch den Zusammenschluss mit der Firma Napoli, Ragendorfer & Co. Damit gehören nun auch die beliebten Casali Schoko-Bananen ebenso zum Portfolio wie die Dragee Keksi oder die Rum Kokos.
Im Jahr 2000 schließt sich die Firma Victor Schmidt & Söhne GmbH mit Ildefonso und den Viktor Schmidt Austria Mozartkugeln der Manner Großfamilie an.
Seit 2020 wird 100% zertifiziert nachhaltiger Kakao für alle Markenprodukte eingesetzt und 2021 erhielten alle Manner Waffel-und Schnitten Produkte das Fairtrade Kakao-Siegel.
Produziert wird derzeit an zwei Standorten: im Stammwerk im 17. Bezirk in Wien und in Wolkersdorf in Niederösterreich.
Mein Besuch im Stammwerk
An einem regnerischen Tag ist es so weit: Mit Kollegen aus dem ÖJC habe ich die Möglichkeit das Stammwerk von Manner in Hernals zu besuchen.
Kurz werden wir in einem Seminarraum begrüßt und in die vorgeschriebene Kleidung gesteckt: sterile Hauben, Mäntel und Schuhschutz ist Plicht für alle, die die Produktion betreten möchten.
Außerdem müssen wir noch durch eine Desinfektionsschleuse, dann geht es in den 5. Stock, wo die Schichtmasse der Schnitten produziert wird. Heute stammen die Haselnüsse meist aus der Türkei. Um allerdings unabhängiger zu werden, hat Manner in Aserbaidschan eine eigene Farm mit 200.000 Stauden aufgebaut, die ab 2024 erstmals geerntet werden können.
Im 4. Stock steht der größte Waffelofen Europas, der in zwei Minuten bei 180-190° die 2mm dünnen Waffeln in einer Größe von 70x36 cm bäckt und aus denen ca. 50 Schnitten gemacht werden können. Im Moment sorgt man sich wegen der Gasversorgung, allerdings gibt es derzeit keine Alternative wie der Ofen betrieben werden könnte. 6,1 Millionen Kubikmeter werden gebraucht. Dazu 100.000 Kubikmeter Wasser, 8.000 Tonnen Kakaobohnen und 9.000 Tonnen Waffelmehl.
Im nächsten Arbeitsgang wird dann die Schoko-Haselnussmasse auf die Waffel aufgetragen, die Waffelschichten übereinandergelegt und schließlich geschnitten. Das ist meine Welt – wir können den „Bruch“, die Ränder, die beim Schneiden entstehen, probieren. Hmm – hier könnte ich schon länger bleiben. Doch auch diese „Abfälle“ werden nicht entsorgt oder gar weggeschmissen, sondern wieder verarbeitet und sorgen so für die typische knusprige Konsistenz.
Im 3. Stock wird verpackt. Röntgenmaschinen durchleuchten jede Packung auf Fremdkörper – hier werden die süßen Köstlichkeiten in die Beutel verpackt, einen Stock tiefer finden die Schnitten in ihre Verpackung. Selbstverständlich wird auch hier kontrolliert.
Alles was mit Waffel- und Schnitten zu tun hat, wird hier in Hernals seit mehr als 100 Jahren hergestellt, während die Schokoprodukte, wie die Schokobahnen, Rumkugeln oder Dragee Keksi in Wolkersdorf erzeugt werden.
Ich finde es immer wieder faszinierend, wie auf den Bändern alles läuft, Verpackungen automatisch gefüllt werden, Kleber an der richtigen Position angebracht werden. Irgendwie sieht es für mich immer noch wie von Zauberhand aus.
Noch einen Stock tiefer wird dann auf Paletten verpackt, gelagert und schließlich holen die LKW im Parterre die Wiener Köstlichkeiten ab, um sie nicht nur in Österreich zu verteilen, sondern in der ganzen Welt. Nicht nur durch Arnold Schwarzenegger, der in Terminator 3 die rosa Packung mit den Schnitten zur Hand nimmt, auch in US-Kultserien wie Friends und Ally McBeal waren sie bereits zu sehen.
Es war ein herrlicher Besuch, der nicht nur viel Interessantes sondern der mir auch die Manner Schnitten wieder so richtig zurück auf den Schirm, bzw. in die Süßigkeiten-Lade zurückgebracht hat. Worüber sich nicht nur meine Enkel freuen …
Wer sie noch nicht kennt, sollte sie probieren, denn „Manner mag man eben“
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