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Sie sind ein Stück Wien-Geschichte und doch sind sie heute fast verschwunden.

Nach dem Ersten Weltkrieg gab es fast 800 Branntweiner in Wien und ich kann mich noch gut an jenen in der Prager Straße erinnern, zu den meine Großmutter pilgerte, wenn im Garten die Weichsel heranreiften oder die Nüsse bereits ihre feste grüne Schale hatten.

Der Herr Franz steht noch immer im Geschäft
Der Herr Franz steht noch immer in seinem Geschäft

Dann musste der Korn gekauft werden, um Nussschnaps und Weichsellikör anzusetzen. Oder vor Ostern der Eierlikör. Doch in der Prager Straße ist der Branntweiner ebenso verschwunden wie die Konditorei mit meinem Lieblings-Teegebäck, das Papierfachgeschäft, der Fleischhauer (nicht Metzger!) oder der Greissler an der Ecke zur Rappgasse.

Zuerst waren die Branntweiner eigentlich als Teestuben „geplant“. Im winterlichen Wien, das damals noch oft unter einer dicken Schneedecke lag (auch ich war noch im Jedlerseer Auwald Rodeln), und die Straßen und Gehsteige mehrheitlich manuell vom Schnee befreit wurden, waren die Branntweiner im Winter auch „Wärmestube“ der Straßenarbeiter. Der Rum im Tee wärmte doppelt gut und sorgte auch hin und wieder für gute Stimmung.

Das ist nur ein Teil der Auswahl
Das ist nur ein Teil der Auswahl

Im Sommer sah man dann die – überwiegend männlichen – Gäste bereits zu Mittag bei einem Achterl. Und nicht selten wankte der eine oder andere etwas unsicher nach Hause, was nicht gerade zum positiven Ruf der Branntweiner beitrug.

Einen dieser Originale gibt es aber noch und wie könnte es anders sein: in Floridsdorf in der Nähe des Schlingermarktes. Seit vielen Generationen – die Eröffnung war bereits im Jahre 1911 durch seinen Großvater – hält hier Franz Sveceny seine Likörstube offen. Und obwohl eigentlich schon seine beiden Söhne das „Geschäft“ übernommen haben, steht er noch immer hinter der Budel, unterhält seine Gäste mit vielen Geschichten und Anekdoten aus seinem Leben.

Auf ein Achterl zum Branntweiner oder zum Kulturgenuss??
Auf ein Achterl zum Branntweiner oder zum Kulturgenuss?

Aber auch die Literatur hat Einzug gehalten: Einmal im Monat wird in der Likörstube eine Lesung, ein kleines Konzert oder eine Performance veranstaltet. Und hier waren nicht nur Nachwuchskünstler zu Gast. Sogar die große Erika Pluhar, ursprünglich ja Floridsdorferin, gab sich hier die Ehre!

Wer also Lust auf Kultur in der Likörstube hat oder ein ausgefallenes hochprozentiges Geschenk sucht, ist hier richtig. Man glaubt es kaum, aber auch wir wurden hier schon – auf der Suche nach einem ausgefallenen Whiskey, der nirgendwo aufzutreiben war – in der Likörstube fündig. Und mit weiteren guten Tipps und Empfehlung ausgestattet.

Schaut vorbei – beim Brandineser, solange es sie noch gibt …

Likörstube Sveceny
Brünner Straße 26-32, 1210 Wien, Brünner Straße 26-32 
Tel: +43 1 270 33 18
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