Wer über deutsche Spezialitäten schreibt, muss sich auch der Berliner Weißen widmen. Vor allem wenn in einigen Artikel die Rede vom Spreewald oder von Berlin ist…
Wiener sind ja nicht unbedingt als Biertrinker bekannt. Natürlich kann man nun das Schweizerhaus im Wiener Prater in die Waagschale werfen, mit seinen köstlichen Stelzen (Eisbein) und dem hervorragenden Bier, das hier am schnellsten in Krügeln ausgeliefert wird, frisch gezapft, versteht sich. Aber dieses Bier kommt – seit der Gründung des Etablissements – aus Budweis in der Tschechischen Republik. Ansonsten ist Wien eine stolze Weinstadt und basta.
Wenn allerdings Wiener einen Ausflug in die deutsche Hauptstadt machen, kann sich folgende Geschichte abspielen, die ich hier erzählen möchte, auch wenn ich damit dem „Ösitum“ Tür und Tor öffnen werde.
Wiener und die Berliner Weiße
Mit zwei Kollegen war ich vor Jahren in Berlin um die IFA zu besuchen. Selbstverständlich waren die Herren auch über die Biertradition der Stadt informiert und so landeten wir bei strahlendem Sonnenschein in einem Biergarten.
Es war heiß, wir waren durstig, was also lag näher als sich ein Bierchen zu bestellen – und natürlich sollte es eine Berliner Weiße sein, man will ja regionale Spezialitäten verkosten. Schnell entschlossen, der Kellnerin ein Zeichen gegeben und die Bestellung aufgegeben: „Drei Berliner Weiße“. Die Gegenfrage: „Rot oder Grün?“ ließ uns ein wenig am Verstand des Servicepersonals zweifeln und wir bestanden auf „Berliner Weiße“. Nachdem die – schon etwas verzweifelte – Kellnerin uns nochmals „Rot oder Grün?“ entgegenschleuderte und in unsere – auch schon verzweifelten Gesichter blickte, ließ sie sich zu einer Erklärung herab: „Mit Himbeere oder Waldmeister?“ Der Durst war groß und es war schnell entschieden: Zweimal Himbeere und einmal Waldmeister. So ganz verstanden wir die (Bier)Welt zwar auch erst als die Getränke kamen, aber dann hatten wir es geschnallt, dass eine Berliner Weiße rot mit Himbeersirup und grün mit Waldmeister gemixt ist.
Nun noch schnell die Facts:
Die Berliner Weiße ist ein obergäriges Bier aus Weizen- und Gerstenmalz. Traditionell folgt auf eine Mischgärung mit obergäriger Bierhefe und Milchsäurebakterien eine Flaschengärung mit Brettanomyces-Hefen, die die Haltbarkeit verlängert und auch für den leicht säuerlichen Geschmack sorgt. Wahrscheinlich stammt daher auch der (Spitz)Name Spreechampagner oder Champagner des Nordens. Aber auch unter dem Namen „Weiße mit Schuss“ kann man sie bestellen.
Es gibt aber weitere Varianten. Die älteste ist wahrscheinlich die „Weiße mit Strippe“ bei der das Bier mit einem Kümmelschnaps oder Korn gemischt wurde.
Wahrscheinlich wurde die Berliner Weiße bereits im 16. Jahrhundert „erfunden“. 1526 versuchte der Brauer Cord Broyhan in Halberstadt das Hamburger Bier nach zu brauen, das bald in ganz Norddeutschland bekannt war. Berliner Brauer veränderten später die Rezeptur und stellten ein Weißbier her, das urkundlich 1680 (nach späterer Quelle 1642) erstmals erwähnt wurde. Bald entwickelte sich das Bier zum Lieblingsgetränk der Berliner. Um 1800, als Bier nach der Pilsner Brauart noch unbekannt war, gab es in Berlin rund 700 Weißbierlokale.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts soll der Berliner Brauer Josty dem Bier Kräuter beigegeben haben, vornehmlich Waldmeister, später setzte sich die Zugabe von Himbeer- und Waldmeister-Sirup zur Berliner Weißen durch, beides wird erst im Glas gemischt (rot oder grün) und mit Strohhalm serviert.
Ab den 1990er Jahren gibt es auch fertig gemischte Varianten und auch die Angebote der Mischungen nahmen weiter zu. Auch heute gibt es noch einige Varianten und auch immer wieder neue Cocktail-Mischungen. Wer sich für diese Rezepte interessiert, kann hier einige Anregungen finden: www.berliner-kindl.de/Produkte/Berliner-Kindl-Weisse/SommerCocktails
Mehr über Bier in Deutschland finden Sie hier www.brauer-bund.de/
AutorIn des Artikels: