Von der österreichischen Steiermark kommend beginnt unser Ausflug in das untere Sanntal in Cilli, slowenisch Celje (Autobahnabfahrt Celje Center).
Vorbei an der üblichen Vorstadtarchitektur mit Einkaufszentren und Autohäusern geht es in das kleine Zentrum der Stadt. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass der deutsche Name „Zilli" und nicht „Tschilli" ausgesprochen wird, wie wir es schon öfters hörten.
Vor hundert Jahren wäre das kaum passiert, nicht weil das beliebte Gewürz in mitteleuropäischen Haushalten eher unbekannt war, sondern weil Cilli einer jener Brennpunkte des Kampfes der österreichischen Nationalitäten war, der auch in der überregionalen Presse Erwähnung fand. Die Auseinandersetzung um die Unterrichtssprache in der Unterstufe des hiesigen Gymnasiums brachte (vordergründig) sogar eine österreichische Regierung zu Fall.
Heute ist Cilli eine nettes steirisches Städtchen – und eine eigene „ask-enrico"-Geschichte wert. Das Attribut steirisch ist keine altösterreichische nostalgische Anmaßung. Die untersteirischen Slowenen fühlen und bezeichnen sich selbstverständlich auch als Steirer, Štajerci. Sie haben eine ebenso ausgeprägte Landesidentität wie die österreichischen. Und die Skepsis der Untersteirer gegenüber Laibach kann mit den Vorbehalten der österreichischen Provinz gegen Wien durchaus mithalten.
Die Altstadt von Cilli liegt rechts der Straße, dem eleganten Bahnhof der Südbahnlinie Wien – Triest gegenüber. Dieser kann ebensowenig wie die Post seine k.u.k. Herkunft verleugnen. Vertrautes, wohin man blickt – bis auf eines: das ehemalige Deutsche Haus, heute Celjski dom. Die erste Assoziation ist hier Disneyland und nicht Altösterreich. In der aufgeladenen nationalen Stimmung der Vorkriegszeit sahen die deutschsprachigen Cillier das freilich anders: „Vor uns steht das Kleinod der Cillier, das mit einem stattlichen Turm geschmückte Deutsche Haus, ein bewundernswerter Prachtbau mit vornehm eingerichteten Gesellschafts- und Fremdenzimmern und einer guten Gastwirtschaft. Kein Deutscher, der nach Cilli kommt, darf es versäumen, das Deutsche Haus aufzusuchen."
Heute darf man das getrost tun. Das Gegenstück zum Deutschen Haus, das ehemalige Slowenische Volkshaus und jetzige Rathaus, steht am Trg Celjskih knezov, also am Platz der Grafen von Cilli. Es macht in seinem Neorenaissance-Gepräge einen weit freundlicheren Eindruck und dort gibt es auch ein nettes stylisches Kaffeehaus. Serviert wird, wie wohl vor hundert Jahren auch, Meinl-Kaffee. Die netten Cafés sind in der letzten Zeit in Cilli nur so aus dem Boden geschossen. Vielleicht liegt es daran, dass die meisten Gassen und Plätze der Altstadt saniert wurden. Es ist chillig oder, konservativer ausgedrückt, gemütlich und anheimelnd, einen Kaffee (italienischer Güte) oder einen Špricar in der Herrengasse (Gosposka ulica) oder am Hauptplatz (Glavni trg) zu trinken.
Die Geschichte geht weiter im Buch "Unterwegs in Altösterreich. Kakanische Reisen von Siebenbürgen bis Triest"
www.verlag-berger.at
Text: Josef Wallner
Fotos: Norbert Eisner