Damit meine ich nicht das Klischee „vom süßen Wäschermädel" und ähnliches, sondern die köstlichen süßen Speisen, die an ganz besonderen Orten (bekannt oder nicht so bekannt) serviert und käuflich erstanden werden können.
Wer liebt sie nicht, die kleinen schokoladigen Pralinen, den Apfelstrudel, die Sachertorte, Topfenstrudel, Palatschinken, Guglhupf, Kaiserschmarren und all die wunderbaren Geschichten, die mit diesen Köstlichkeiten verbunden sind. Ich mag sie alle. (Leider sieht man mir das auch an – aber das nur so nebenbei)
Daher lag es nahe der Einladung vom Club Tourismus zu folgen und sich mit Fremdenführer Wolfgang Auinger auf eine Tour durch das süße Wien zu begeben. Ich liebe ja diese Themenführungen, bei denen Geschichte und Geschichteln erzählt werden.
Treffpunkt war am Stephansplatz und trotz Corona und einem kalten Wind traf sich eine große Gruppe, um den Worten des Meisters zu lauschen und sich an seine Fersen zu heften.
Eine kurze Einleitung und schon ging es los: wir stehen vor dem Haus, in dem Franz Georg Kolschitzky gelebt hat und gestorben ist (in Wien ist das Sterben immer auch wichtig). Kolschitzky?
Ja, genau – der mit dem Kaffee und dem ersten Kaffeehaus usw. Wahrscheinlich bin ich an dem Haus schon oft vorbei gelaufen, aber erst heute nehme ich es so richtig wahr und Wolfgang erzählt schon von den richtigen und falschen Geschichten über den Kaffee und auch über die Kipferl.
Weiter geht es zum k.k. Hofzuckerbäcker Heiner, wo wir mehr über die Hoflieferanten im Allgemeinen und die Hofzuckerbäcker im Besonderen erfahren. Unsere ehemaligen Royals scheinen ja durchaus Leckermäulchen gewesen zu sein, denn Hofzuckerbäcker gab es einige in Wien (wie z.B. Demel und Gerstner) und natürlich in Bad Ischl der Zauner.
Der Rundgang führt uns als nächstes bei einem Manner-Shop vorbei und natürlich weiß Wolfgang über die berühmte Schnitte einiges zu berichten. Man sieht das kleine eckige Ding gleich mit ganz anderen Augen, wenn man deren Einzigartigkeit so richtig vor Augen geführt bekommt. Eine Kostprobe darf natürlich auch nicht fehlen und wie heißt es doch so schön: Manner mag man eben. Sogar in Hollywood.
Wir sind aber schon am Weg zu einer weiteren Berühmtheit: zur Aida. Zu dieser Konditorei habe ich ja eine besondere Beziehung – immerhin ist ihre Produktionsstätte in meinem Heimatbezirk, in Floridsdorf.
Mein besonderer Liebling ist die Cremeschnitte, die hier besonders fein schmeckt. Nicht zu süß und auch nicht zu geil (fett), mit einem wunderbaren Zuckerguss, einfach richtig. Empfehlenswert ist auch der sogenannte Cremeschnittenbruch, den es im Verkauf bei der Produktion gibt. So genannt werden die Reste, die beim Zuschneiden der wunderschönen Schnitten entstehen. Köstlich, allerdings mit zwei Nachteilen behaftet: man muss schon zeitig in der Früh kommen, um noch welchen zu bekommen und er wird (soweit ich weiß) nur kiloweise abgegeben. Da leuchtet das Hüftgold doch schon von weitem auf …
Von Wolfgang habe ich dann noch einiges mehr über meine „Lieblingskonditorei" erfahren: So galt sie lange Zeit als die Konditorei des kleinen Mannes und war mit ihren Preisen verantwortlich, dass es sich auch der „kleine" Mann leisten konnte ins Café zu gehen. Ok, die Zutaten waren nicht ganz so hochwertig wie beim k.k. Zuckerbäcker und die Portionen waren kleiner, aber was macht das schon. Außerdem schmeckt mir auch die Sachertorte bei der Aida um einiges besser als im Sacher: schokoladener und nicht so schrecklich trocken wie das „Original". Die Aida Torte kann man auch ohne Schlagobers essen.
Gleich danach stehen wir am Graben vor einem Geschäft, in das ich – Vorurteil – zugegebener Maßen nie hineingegangen wäre. Zu Retro für mich war die Auslagengestaltung, die ich auch auf die Frische der Produkte übertragen hatte.
Aber weit gefehlt: Wolfgang hat eine Kostprobe der kleinen, handgefertigten köstlichen Pralinen mit dabei und so stehen wir vor der Auslage, genießen die kleinen Verführer und plötzlich sehe ich auch die Verpackungen mit ganz anderen Augen. Altmann & Kühne heißt dieser Treffpunkt für Liebhaber, so es vielleicht auch einer von euch aufsuchen möchte. Verpackung und deren Innenleben eignen sich auch hervorragend als Geschenk für alle Lebenslagen.
Ein kleiner Schwenk in die Dorotheergasse und wir stehen vor einem der berühmtesten Kaffeehäuser in Wien: dem Hawelka. Berühmt durch seine Besitzer und durch die Buchteln der Frau Hawelka, aber auch durch ein Lied von Georg Danzer. Das Hawelka steht wohl (neben dem Café Central, vor dem sich im Moment immer Touristenschlangen bilden, um es zu besuchen) in jedem Reiseführer von Wien.
In dieser Institution trafen sich früher Künstler und Politiker, Reiche und Arme. Auch über dieses Café und seine Besitzer kann Wolfgang natürlich auch wieder einiges erzählen.
Später kommen wir beim „Schwarzen Kameel" vorbei, wenn auch nur auf seiner Rückseite in der Naglergasse. Das zweite „e" in Kameel ist kein Rechtschreibfehler, sondern der Name des ersten Besitzers und daher richtig geschrieben. Hier trifft sich – nicht nur im Sommer – die Hautevolee von Wien, die Reichen und die Schönen, meines Erachtens aber weniger auf Kaffee und Kuchen, sondern eher auf ein Glaserl Sekt, Champagner oder Wein.
Noch ein kurzer Besuch der Ferstel-Passage, wo wir über die Auswahl der Schokolade-Boutique Xocolat staunen, vorbei am Café Central und dem Café Bräunerhof (ebenfalls eine „Institution" in Wien) und schon sind wir im Café Restaurant Frauenhuber in der Himmelpfortgasse angelangt, in dem wir unseren Rundgang bei einem Café und einem ausgezeichneten Apfelstrudel beschließen.
Ich bewundere nicht nur die Jugendstilfenster, sondern auch den Ober, der ein Wiener Original zu sein scheint. „Granteln" inklusive, wo findet man das sonst noch in Wien?
Das Frauenhuber ist immerhin das älteste Wiener Café, das seit seiner Gründung durchgehend geöffnet hatte und die Gründung ist schon eine ganze Weile her, wie man an der Tafel, die beim Eingang hängt, lesen kann:
1788 gründete hier der Leibkoch der Kaiserin Maria Theresia Franz Jahn ein Nobelrestaurant, eine sogenannte Traiteurie, wo berühmte Konzerte stattfanden. Wolfgang Amadeus Mozart führte hier 1788 ein Pastorale von Händel und Ludwig van Beethoven 1979 ein Quintett für vier Bläser und Pianoforte auf.
Es war ein gelungener Rundgang mit einem würdigen Abschluss.
Nachwandern empfohlen oder – noch besser – gleich eine Führung bei Wolfgang Auinger buchen: https://www.reisegourmet.at/shop.html
Hier finden auch all jene eine kulinarische Alternative, die es lieber etwas Würziger und weniger Süß haben.