Der Fichten-, Tannen- und Buchenurwald bei Lunz am See – das Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassnigtal ist das erste Unesco-Weltnaturerbe Österreichs. Im Haus der Wildnis kann man es jetzt mit den Augen eines Habichtskauzes erleben.
2017 wurde der Urwald Rothwald und damit das Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal als größter Fichten-Tannen-Buchen-Urwald des Alpenbogens von der Unesco zum Weltnaturerbe erklärt und schützen mit strengsten Naturschutzbestimmungen das Ökosystem der uralten und mächtigen Buchen und ein Gebiet, das seit Millionen von Jahren, - seit der letzten Eiszeit – unverändert und von Menschen Hand unberührt geblieben ist.
Doch nicht nur mit der Pandemie ist das Interesse der Menschen an der unberührten Natur gestiegen. Wir alle wollen Natur genießen, in der Natur entspannen und diese auch genauer kennen lernen. Zu viele Besucher und Massentourismus würden aber diesen Urwald zerstören und das sensible Ökosystem destabilisieren. Daher dürfen nur wenige Besucher mit speziellen Guides pro Jahr das Gebiet auf einigen wenigen Routen durchstreifen. Diese Führungen sind oft auf Jahre hindurch ausgebucht. Ihr wollt den Urwald trotzdem kennen lernen? Kein Problem: denn am 22.Mai 2021 hat das Haus der Wildnis im Ortszentrum von Lunz am See eröffnet und bietet uns nun tiefe Blicke und neue Erkenntnisse zu Fauna und Flora.
Gleich beim Eingang kann man Hirsch und Co. erleben, wie sie durch den Urwald streifen. Auf der Videowall fliegt ein Käutzchen (oder ist es ein Uhu?) über unsere Köpfe hinweg. Eine Wildkatze streift durch das Unterholz und schnuppert hier und dort und auch ein Fuchs kreuzt unseren Weg. Die Tiere reagieren auf die Besucher - bewegen sich diese oder sind sie zu laut, verschwinden auch die Tiere des Waldes.
Überrascht halte ich kurz inne, um aber dann sofort ins Untergeschoss zu starten. Immerhin wurde mir versprochen, dass ich mich mit einer Virtual Reality Brille in den Urwald hinein begeben kann. Und schon sehe ich die Brillen. Schnell desinfiziert, aufgesetzt, die Größe gerichtet und schon geht es los.
Hui, schnell wie der Wind fliege ich über Wiesen und zwischen Bäumen durch. Sehe gerade noch, alte abgebrochene Äste und einen entwurzelten Baumstamm und schon geht es wieder über eine Wiese dahin. Es ist doch nicht so schlecht, dass es eine Möglichkeit zu Anhalten gibt: bei dem schnellen Flug und wenn man dann auch noch rechts und links schaut, kann einem schon mal schwindlig werden.
Nach diesem ersten Besuch schaue ich mich weiter um. Interaktive Tafeln laden dazu ein, die Geschichte von Lunz zu erkunden, zwei Aquarien zeigen die Unterwasserwelt des Sees von heute und vor vielen Jahren.
Mich zieht es ins Kino. Dort läuft gerade ein Film über den Wasser Cluster Lunz am See, der mich mit den Lebewesen und der Umgebung unter Wasser bekannt macht.
Hier soll aber auch nicht verschwiegen werden, dass Lunz am See als Kältepol Österreichs, ja Europas gilt: immerhin wurden am Grünloch – einer Doline am Dürrenstein-Plateau – am 19.2.1932 -52,6°C gemessen. Auch in jüngster Zeit ist es hier manchmal „saukalt": die -47,1°C am 25.12.2003 beweisen es.
Ich stapfe weiter in den nächsten Raum: Hier machen mich kleine Gucklöcher mit allerlei Bewohnern des Waldbodens bekannt. Faszinierend schauen sie schon aus, aber ich wende mich lieber der nächsten Attraktion zu und schau mir an, was um und in einem alten Baumstamm so alles lebt. Zuerst dachte ich schon, dass die Tiere leben – leider nein. Aber immerhin kann man sie dadurch ganz genau anschauen: die verschiedenen Schlangen, Kröten, Käfer – man muss ganz genau schauen, um alles zu entdecken. Ein wenig versteckt in einer Ecke lugt auch ein besonderer Liebling von mir zwischen den Blättern hervor: ein Feuersalamander.
Die Videowall zeigt in der Zwischenzeit den Urwald während der verschiedenen Jahreszeiten. Der Bach gluckert vor sich hin, um im Sommer dann auszutrocknen und mit dem Regen und dem Schnee dann wieder Wasser zu führen. Irgendwie ist es still, aber doch nicht – wie eben in einem richtigen Wald, durch den man alleine geht: Vögel zwitschern, der Wind rauscht durch die Blätter der Baume – es ist eine Stille voller Leben. Ein guter Ort zum Entspannen und die wunderschönen Bilder zu genießen.
Auf meinem Weg zurück, finde ich noch ein „Tablett" mit verschiedenen Fragen zum Wald und zur Wildnis. Das muss ich auch noch ausprobieren. Kaum auf die Frage gedrückt, erscheint vor mir auf der Glaswand schon der Experte, der mir die Frage beantwortet. Puh, fast hat er mich ein wenig erschreckt.
Ihr seht also, im Haus der Wildnis ist jede Menge los und die obige Auswahl sind nur jene Stationen, die mich bei meinem Besuch am meisten beeindruckt haben. Es gibt aber noch jede Menge mehr in der Ausstellung zu entdecken, aber schließlich will ich nicht alles verraten.
Das Haus der Wildnis ist also ein echter Tipp für einen schönen Tagesausflug. Wer durch den Besuch der Ausstellung so richtig hungrig geworden ist, kann sich dann bei einem Kaffee oder Kakao, Mehlspeisen oder etwas Deftigeren in der ebenfalls bereits geöffneten Gastronomie stärken.
Vielleicht habt ihr aber etwas länger Zeit. In Lunz am See gäbe es noch einiges zu entdecken und zu erkunden: Bootfahren am See oder Schwimmen, eine Aufführung auf der Seebühne besuchen, wandern gehen und die 10 Schätze der Natur entdecken und noch einiges mehr.
Darüber findet ihr hier mehr auf askEnrico.
Das Haus der Wildnis hat von Mittwoch bis Montag von 9:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Am Dienstag ist Ruhetag. Parkplätze gibt es direkte vor dem Haus.
Haus der Wildnis
Unesco Weltnaturerbe-Zentrum
3293 Lunz am See, Kirchenplatz 5
Tel: +43 7486 21122
Email:
www.haus-der-wildnis.at
Noch ein paar Eindrücke ...
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