Seit dem ersten Ausprobieren eines E-Bikes gehöre ich wieder zu den überzeugten Radfahrern. Daher war ich gerne bei unserer Runde durch den Böhmerwald mit dabei.
Nun ja, wer auf die Unterstützung des „E“s verzichtet, verbrennt natürlich mehr Kalorien, aber gerade wenn es bergauf bergab geht, finde ich es schon wunderbar ein bisschen Unterstützung beim „Treten“ zu haben. Daher habe ich mich schon sehr gefreut, dass ich mich auf einen E-Esel schwingen konnte.
Wir starten mit unserer Tour in Kvilda, wo bereits die netten Menschen vom Fahrrad-Verleih und unser Führer auf uns warten. Nach einer kurzen Einschulung und dem Einstellen der Fahrräder unserer Größen entsprechend, geht es los.
Es ist wunderbares Wetter, die Sonne scheint, es ist nicht zu kalt und nicht zu warm – einfach optimal. Auf einem wunderbar ausgebauten Weg starten wir zur Quelle der Moldau.
Erinnerungen an den Eisernen Vorhang
Am Weg dorthin kommen wir noch an den Resten des Eisernen Vorhangs vorbei, der einst Tschechien und die westlichen Länder trennte. Heute ist es beinahe unvorstellbar, dass man dieses Gebiet in vergangenen Zeiten nicht einmal betreten durfte, geschweige denn einfach einmal zum Nachbarn über die Grenze fahren konnte.
Ob alle wissen, was diese riesigen Metallobjekte bedeuten? Ich hoffe es. Gut, dass es solche Mahnungen gibt, damit wir unsere neuen Freiheiten auch weiterhin schätzen und nicht als selbstverständlich erachten.
Die Moldau Quelle
Eigentlich ist sie ein bisschen unscheinbar – ok, Quellen sind nun einmal nicht größer. Aber ohne Guide und ohne das Wissen, dass hier die Moldau auf mich wartet, wäre ich wahrscheinlich vorbeigerauscht.
So aber machen wir einen kurzen Stopp, bewundern den Ursprung des Flusses und hören, dass es eigentlich zwei Quellen gibt. Der, tschechisch Vltava genannte Fluss, gilt mit seiner 430 Kilometer Länge als längster Fluss Tschechiens und ist ein wichtiger Nebenfluss der Elbe. Als Hauptquellfluss gilt jene Quelle, vor der wir geradestehen: die Warme Moldau, die hier in der Nähe von Kvilda im Böhmerwald entspringt.
Die Kalte Moldau entspringt in der Nähe von Haidmühle im Bayrischen Wald. Am Moor Mrtvý luh südlich von Chlum, einem Ortsteil von Volary treffen sich dann beide Flüsse.
Bučina
Wir aber schwingen uns wieder auf unsere Drahtesel und radeln weiter zum Dorf Bučina. Dieses wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gegründet. Zu Beginn des 20. Jahrhundert lebten in dem Dorf, dessen Name sich von dem deutschen Wort Buche ableitet, 392 Deutsch und nur 4 Tschechen, es gab sogar eine Gesamtschule und eine Sparkasse.
Nach dem Münchner Abkommen wurden Bučina oder Buchwald 1938 dem Deutschen Reich zugeschlagen, kam aber nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zur Tschechoslowakei zurück, worauf die deutschen Bewohner vertrieben wurden. Das Gebiet wurde entlang der Grenze zur militärischen Sperrzone erklärt, die man nicht betreten durfte, die Häuser verfielen. 1956 wurde das Dorf dem Erdboden gleichgemacht. Nur die Pešl-Hütte blieb, die eine Zeitlang als Kaserne Verwendung fand und eine Kapelle.
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs kamen immer mehr Wanderer in die Gegend, die Nationalparke Böhmerwald und Bayrischer Wald waren entstanden, 1991 wurde der Grenzübergang wieder eröffnet, Busse fahren von der deutschen und der tschechischen Seite in die Nähe des Dorfes, von dem allerdings nichts mehr „übrig“ blieb.
2003 wurden die Ruinen der ehemaligen Pešl-Hütte abgerissen und an der selben Stelle das Hotel Alpská vyhlídka erbaut. Heute genießt man die wunderbare Aussicht auf die Alpen bei Kuchen und Kaffee.
Auch hier erinnert ein letzter Teil des Eisernen Vorhangs an frühere Zeiten.
Der Grenzübergang
Wir machen noch einen kleinen Abstecher zur Grenze mit Deutschland, bewundern den Grenzstein und fahren schwungvoll nach Kvilda zurück.
Ein halbtägiger Ausflug, der neben ein bisschen sportlicher Betätigung auch in die Natur geführt hat (Nationalpark Šumava) und uns auch wieder an unsere Geschichte erinnert hat.
Wir retournieren die Fahrradhelme und unsere Räder und begeben uns zum Mittagessen ins Restaurant des Kvilda Hotels, um Hunger und Durst loszuwerden. Was uns bei einer Leberknödelsuppe, gefüllten Erdäpfelpuffern mit Selchfleisch und Sauerkraut und Livanzen auch ausgezeichnet gelingt.
Hier findet ihr noch unsere Strecke: mehr darüber auch hier
Wer seinen eigenen Weg zusammenstellen möchte, findet hier vielleicht das Richtige:
https://www.komoot.de/guide/692/radtouren-im-boehmerwald
Die Tour erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung von Czech Tourism Wien