Auf einer Messe kam ich einmal in den Genuss, ein rohes Stück Wolfsbarsch von Fonda probieren zu dürfen und war – obwohl ich kein Freund von rohem Fisch bin – begeistert.
Jetzt ist es mir endlich gelungen, die Fischfarm auch zu besuchen. Und ich war gleich noch einmal begeistert.
Wer mich kennt weiß, dass ich die Begeisterung für Sushi und Co. nicht teile. Kalter toter Fisch, noch dazu mit kaltem Reis hat mein Herz und meinen Gaumen eigentlich noch nicht so richtig begeistert. Beides ist mir gekocht und gegrillt oder gebraten lieber. Aber meine Slowenien-Reisen haben dazu beigetragen, dass ich die Möglichkeiten zumindest schon ein bisschen differenziell betrachte.
Eine erste Geschmacks-Überraschung hatte ich beim Besuch im Restaurant Pikol bei Nova Gorica. Als ich zuerst von Ceviche hörte, war ich nicht begeistert. Aber es schmeckte einfach köstlich: Der Wolfsbarsch wurde vor unseren Augen zerteilt, mit Limone und Salz und Pfeffer gewürzt, Granatapfelkerne, ein bisschen Rucola – ein Traum.
Wenig später gab es dann auf einer Reisemesse neben dem hervorragenden Přsut von Komel auch einen rohen Wolfsbarsch von Fonda zu verkosten. Ebenfalls einmalig. Damals habe ich zum ersten Mal von Fonda und der Fischfarm gehört und wollte daher auch die Farm einmal besuchen.
Jetzt endlich war es so weit.
Ein Besuch bei Fonda
Eigentlich interessierte mich anfangs nur wie die Fische gehalten werden und vielleicht noch, was man beim Fischkauf und beim Verarbeiten berücksichtigen sollte. Aber Fonda ist viel mehr. Es ist nicht nur ein – über die Webseite von Slowenien buchbares, einzigartiges Erlebnis, es ist mehr.
Wer in den Genuss einer Führung mit Irena Fonda kommt, steht einfach in ihrem Bann. Wenn sie von ihrer Familie erzählt, von ihren Ideen, wieso sie eigentlich zum Fische züchten gekommen sind und was sie noch alles vorhaben. Man hängt einfach nur an ihren Lippen und bewundert diese Frau, die anscheinend nie aufgibt. Egal, welche Hindernisse sich in den Weg stellen.
Die Fonda Family
Irena Fonda und auch ihr Bruder sind am Meer und im Meer aufgewachsen. Bereits ihr Vater war, ebenso wie seine beiden Kinder, Biologe und begeisterter Taucher. Eigentlich stammt die Idee der Fischzucht von ihm, wobei er anfangs keine Fischzucht im Sinne hatte.
Bei seinen Tauchgängen beobachtete er, wie die Diversität im Meer immer weiter zurückging. Bald werden keine Fische mehr zu sehen sein, fürchtete er und ortete die Probleme nicht nur in der Überfischung, sondern auch vor Ort. Strände für die Touristen, das Abernten und Vernichten von Seegras, Yachthäfen, all das führte dazu, dass immer weniger Platz für die Lebewesen des Meeres vorhanden war. Wo sollten sie laichen? Wo sollten sich die Kleinen vor den Großen verstecken, um nicht gefressen zu werden? Warum sollten größere Fische sich in die Nähe des Ufers bewegen, wenn hier für sie nichts mehr zu „holen“ war. Der natürliche Lebensraum für die Meeresbewohner wurde immer kleiner.
Doch Ugo Fonda hatte eine Idee: Man könnte ihnen doch ein Heim „bauen“ einen Ort zum Verstecken, zum Brüten, um die Vegetation wieder zu unterstützen und kleine und große Bewohner wieder anzulocken. Ohne kommerzielle Absicht – einfach um dem Meer und seinen Bewohnern etwas Gutes zu tun und einen Ausgleich für die Eingriffe des Menschen zu schaffen.
Also suchte er für sein Vorhaben um eine Genehmigung an, denn so „mir nix dir nix“ kann man nicht einfach im Meer bauen. Kein kommerzieller Hintergrund? So etwas wurde noch nie gemacht? Die Antwort der Behörden war einfach: „Abgelehnt“.
Doch in der Fonda Familie wurde weiter getüfftelt und schließlich war die Idee des „Fischgartens“ geboren. Auch die Netze, die in das Wasser eingebracht werden, würden Muscheln, Pflanzen und kleines Getier anziehen. Vielleicht konnte man so einmal beginnen.
Wobei Fischzucht klingt in den Ohren eines Meeresbiologen zuerst einmal schrecklich. Nach Antibiotika, nach Wasserverschmutzung, nach schlechten Haltungsbedingungen für die Fische.
Das alles sollte es bei Fonda eben nicht werden: Keine Antiobiotika, weniger Fische in den Netzen, gutes Futter, langsames, natürliches Wachstum, keine abnormale Hochzüchtung. Und all das ist es schließlich geworden: Doch bald drohte das Projekt zu scheitern: Der Wolfsbarsch aus ihrer Zucht war viel teurer als die herkömmlichen Zuchtbarsche und der Konsument konnte kaum einen frischen Fisch von einem zu Alten erkennen, geschweige auf Qualität Wert legen. Und das Image von Zuchtfischen – siehe oben.
Irena über die Gründung:
Was tun? Schließlich entschlossen sich Irena und ihr Bruder Lean, die inzwischen in das Unternehmen eingestiegen waren und vorantrieben, sich ein Beispiel an den Winzern zu nehmen. Diese verkauften nicht nur ihren Wein, sondern auch seine Geschichte, machten ihn zur Marke – und genau das sollte hier auch geschehen. Um zu verdeutlichen, wie ernst sie ihre Fische und ihr Geschäft nahmen, wurde es der Fonda Wolfsbarsch aus Piran.
Und aus der Fischzucht – oder dem Fischgarten – wie es Irena lieber nennt, entwickelten sich – wie von ihrem Vater vorhergesehen, jede Menge andere Aktivitäten.
Heute kann man sich nicht nur mit Irena oder ihren Bruder den Fischgarten und die Muschelzucht ansehen und mehr über deren Aufzucht und die Familie erfahren, sondern es gibt eine ganze Menge andere Projekte.
Irena hat auch eine Kochschule eingerichtet, bei der man nicht nur lernt, wie man erkennt ob der Fisch nun frisch ist oder nicht (wobei der frischeste Fisch gar nicht der Beste ist), sondern auch wie man ihn richtig filetiert und köstlich zubereitet.
Nach der Besichtigung des Fischgartens bekommt man nicht nur ein vorzügliches Glas eines Malvasias oder einen Saft angeboten, sondern kann sich auch gleich von der Qualität des Fonda Wolfbarsches überzeugen.
You(r)Sea
Und schließlich ist da noch ein weiteres Herzensprojekt von Irena, das jetzt in eine weitere Phase eintritt: You(r)Sea. Es ist ein Institut, dessen Namen bereits klar machen soll, worum es geht: Um unser Meer, um die Adria. YouSea hat es sich zur Aufgabe gemacht, für die Erhaltung der marinen Artenvielfalt einzutreten und mit der Errichtung der Meeresoase Piran, ein Pilotmodul für die Meeresforschung zu etablieren, das zeigen soll, wie man diese wieder zurückbringen kann.
Damit ist zwar das Hauptprojekt umschrieben, aber noch nicht alle Aufgaben. Man hat sich auch auf die Fahnen geschrieben, vor allem Kinder zu Botschaftern des Meeres auszubilden. Schulen können sich für den Titel als „blaue Klasse“ bewerben, erhalten dann jede Menge Infomaterial und – das Wichtigste – setzten sich mit der Vielfalt und der Schönheit des Meeres auseinander, die es zu bewahren gilt. Viele wissen gar nicht was uns verloren geht oder schon gegangen ist.
Irena über die "blauen Schulen":
Und wenn ich mich an meine Adriaurlaube der Kindheit zurückerinnere, wie viele Muscheln da an den Strand gespült waren, wie viele Fische man in Ufernähe beim Schnorcheln gesehen hat und wie das jetzt aussieht, muss ich Irena Recht geben.
Wir haben ein Problem, wir müssen dieses lösen und vielleicht ist die Meeresoase Piran wenn schon nicht die Lösung, aber doch ein erster Schritt, mit dem man zeigen kann, was wir verlieren könnten. Kinder dafür zu sensibilisieren ist ein guter Weg und noch mehr hat es mich gefreut, dass die erste Klasse die eine „blaue Klasse“ wurde aus Österreich stammte, aus Velden.
Irena über ihr Projekt:
Wenn ihr mehr über You(r)Sea wissen wollt, euch der Familie anschließen oder nur simple ein wenig spenden möchtet (jeder Euro ist willkommen), dann besucht https://www.yoursea.org/yousea. Allein schon wegen der fantastischen Fotos der Meeresbewohner lohnt sich ein Klick auf die Seite.
Aber auch der Verhaltenskodex oder besser die Tipps, um unser Meer und unsere Umwelt lebenswert zu erhalten, sollten ein Ansporn sein.
Die Besichtigung
Doch nun zurück zu unserem Besuch. Nach einer kurzen Einführung über die Familie und wie es zur Fischzucht überhaupt gekommen ist, steigen wir ins Boot um zu den Netzen zu gelangen. Sportliche können dies übrigens auch mit dem Kajak oder SUP machen, was Irena auch aus Umweltschutzgründen noch lieber sieht.
Bei den Netzen erzählt sie uns dann, wie sehr ihren Fischen der Klimawandel und damit auch ihr zu schaffen macht. Nicht nur, dass sich das Meer immer stärker erwärmt, was natürlich schlecht für die Fische im allgemeinen ist, aber auch besonders für ihre Fische im Netz, da diese ja nicht in eine größere Tiefe ausweichen können. Und diese Tatsache bedeutet Stress für die Tiere. Doch noch gefährlicher für das Wohl der Tiere sind die schnellen Temperaturänderungen.
Inzwischen haben diese bereits mitgekriegt, dass sich ihnen ein Boot genähert hat und die neugierigsten (oder die hungrigsten) schwimmen bereits knapp unter der Oberfläche ihre Kreise. Ein Boot? Das könnte Futter bedeuten. Und so ist es auch. Kaum wirft Irena eine Handvoll Futter ins Wasser beginnt es im Netz zu brodeln.
Ein Barsch aus ihrer Zucht muss mindestens 3 Jahre wachsen, bis er eine Größe erreicht hat, die in den Verkauf gelangen kann. Als sie anfangs versuchten ihre Fische zu verkaufen, reichte der angebotene Abnahmepreis nicht einmal für das Fischfutter über die drei Jahre aus.
Als sich dann immer mehr Menschen für die Zucht interessierten und sie einen Preis für die Führungen festlegen mussten, spielte auch dieser Gesichtspunkt eine große Rolle. Daher ist es auch heute noch so, dass mit dem Eintrittspreis ein Sack Fischfutter finanziert werden kann.
Es ist schön hier in der Bucht mitten im Landschaftspark der Salinen von Sečovlje. Neben den verschiedenen Netzen fällt uns noch ein Haus und ein Wohnwagen auf, die im Meer zu schwimmen scheinen. Es sind die Unterkünfte für die Betreuer der Fische, die immer in der Nähe der Zucht sind, Füttern, Netze reparieren und reinigen müssen und manchmal auch in der Nacht darüber wachen müssen, dass alles seine Ordnung hat. Also bleiben sie in der Nähe der Fische und sofort zur Stelle zu sein, wenn sie gebraucht werden. Und waren sie früher nur im Wohnwagen untergebracht, gibt es nun schon ein kleines Holzhäuschen das eine bequemere Unterkunft bietet, während im Wohnwagen allerlei nützliche Gegenstände untergebracht werden.
Wir kehren nun wieder ans Ufer zurück, bewundern das Modell, das nur zur Meeresoase Piran werden soll und freuen uns auf die Kostprobe des Wolfsbarsches aus Piran
Verkostung
Und schon werden sie serviert, die wunderbaren Happen des Piraner Wolfsbarsch mit einer Prise Fleur de Sel (natürlich auch aus Piran) und einen Tropfen istrischen Olivenöls. Dazu noch ein Gläschen Malvasier und ich könnte hier ewig sitzen bleiben und aufs Meer schauen. Langsam nähern sich auch die Katzen der Familie und versuchen mit uns Freundschaft für einen kleinen Happen Fisch zu schließen. Auch sie wissen was gut ist. Auch die geräucherte Variante ist einfach köstlich.
Wir genießen und diskutieren noch eine Weile mit Irena über das Meer, das Klima, sanften Tourismus und alles Mögliche weiter. Es ist immer wieder toll, solche Menschen, ihren Enthusiasmus und ihr Engagement kennen zu lernen.
Kommt vorbei, genießt den Fisch, fragt in Restaurants und Geschäften danach und lebt ein bisschen wie in You(r)Sea beschrieben. Es ist unser Meer, unser aller ….
Eine Führung im Fischgarten kann man ebenso wie die Kochschule über die Seite von Fonda direkt buchen: https://www.fonda.si/en/visits/ oder aber über die Seite von Portorož, da der Event auch als eines der unvergesslichen Erlebnisse Sloweniens gilt: https://www.portoroz.si/en/plan-your-stay/adventures/4677-nepozabni-dan-v-ribogojnici-fonda
Die Kochworkshops können hier über die Website von Fonda gebucht werden: https://www.fonda.si/en/cuisine/cooking-workshops/cooking-workshops/cooking-workshops
Fonda Fischfarm
6320 Portorož, Seča 142
Tel: +386 5 6779 044
Mobil: +386 51 605 605
Email:
www.fonda.si
Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung des Slowenischen Tourismusbüro Wien